THE GHOST INSIDE: Interview mit Jonathan Vigil
17.11.2014 | 10:09"Dear Youth" ist das vierte Album der Melodic Hardcore/Metalcore-Truppe THE GHOST INSIDE. Sänger Jonathan Vigil spricht mit uns über das neue Album, die Tour mit ASKING ALEXANDRIA und das Tourleben.
Sebastian Berning: Wie liefen die bisherigen Deutschland-Konzerte?
Jonathan Vigil: Heute (Köln, 18.10.2014 - Anm. d. Verf.) ist die dritte Show. Wir haben bisher in Berlin und München gespielt. Die Shows waren gut, obwohl das Publikum ein anderes als sonst ist. Es stehen immer viele junge Mädels in den ersten Reihen, die uns wohl gar nicht kennen. Aber es ist aufregend vor Leuten zu spielen, die einen gar nicht kennen. Unsere Fans sind etwas weiter hinten und moshen, haha!
Lass uns doch mal über euer neues Werk "Dear Youth" sprechen. Was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede zwischen diesem und den bisherigen Alben?
Was die Aufnahmen angeht, war dieses Album total anders als die anderen, weil wir nahezu non-stop auf Tour waren. Es gab nur wenig Zeit, um sich auf eine Sache zu konzentrieren. Wir schrieben etwas, gingen auf Tour, nahmen dann was auf und schrieben wieder neue Songs, bevor es wieder auf Tour ging. Von den Songs her wollten wir uns verbessern. Wir schreiben nun mal diese Art von Songs, versuchen die jedoch auf ein neues Level zu bringen. Jeremy von A DAY TO REMEMBER, Andrew Wade (ex-Sänger von COMEBACK KID - Anm. d. Verf.) und ich haben das Album produziert. Die beiden sind wirklich sehr begabte Leute!
Ich konnte das Album noch nicht so oft hören, was mir aber auffiel ist, dass die neuen Songs etwas melodischer sind ohne direkt poppig zu sein. Was waren eure Ziele beim Songwriting?
Wir wollten genau das! Wir wollten melodisch sein, aber gleichzeitig immer noch hart. Als Band wollen wir beide Elemente verbinden. Dabei behalten wir im Kopf, dass wir das Material live spielen werden und machen uns schon früh Gedanken, wie wir die Nummern auf den Shows umsetzen können. Daher gibt es auch keinen Song bei uns, den wir nicht live umsetzen könnten.
Dieses Mal habt ihr die clean Vocals wieder zurück genommen, die ihr auf "Get What You Give" eingeführt habt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Naja, wir haben ja schon noch ein paar Parts mit klarem Gesang. In der Tat gibt es aber keine wirklich großen Songteile damit. Die clean Vocals sind eher im Hintergrund und unterstreichen das Gebrüllte. Dadurch wird der Song an sich melodischer. Live könnte ich eh nicht beides gleichzeitig machen. Unser Bassist Jim singt auf den Shows, während ich schreie. Im Studio hingegen mache ich beides.
Nach dem konstant wachsendem Erfolg der letzten Alben, verspürt ihr irgendwelchen Druck beim Songwriting?
Irgendwo gibt es schon Druck. Wenn man ein Album schreibt, will man sich immer verbessern und will auch, dass die Kids die neuen Songs mögen. Man will halt Erfolg haben, darum gründet man eine Band. Wir schreiben allerdings keine Songs nur um Erfolg zu haben, sondern machen Musik, die wir als Band mögen. Man kann am Ende nur hoffen, dass auch die Fans mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Das Album heißt "Dear Youth". Was willst du der Jugend mitteilen?
Der Titel handelt davon, dass ich meine kompletten 20er Jahre auf Tour verbracht habe. Ich bin jetzt 30 und bin eigentlich nur "on the road". Ich lebe somit noch immer das gleiche Leben wie mit 20. Als ich 20 war, habe ich gedacht, dass ich so viel erreichen kann und es so viele Dinge gibt, die ich machen will. In den letzten Jahren hatte ich das Gefühl, dass ich feststecke und viele der Möglichkeiten, die ich hatte als ich jünger war, nicht mehr wahrnehmen kann. "Dear Youth" behandelt, dass viele der geschlossenen Türen sich vielleicht auch irgendwann wieder öffnen werden. Die Lyrics drehen sich also um das Thema des Erwachsenwerdens und wie man damit umgeht.
Wie du bereits sagtest, bist du eigentlich ständig auf Tour. Was vermisst du am meisten, wenn du unterwegs bist?
Man vermisst natürlich seine Familie und Freunde. Wenn man auf Tour ist, verändert sich das Leben zu Hause nicht wirklich. Trotzdem machen deine Freunde einen Abschluss oder heiraten. Dein eigenes Leben entwickelt sich nicht wirklich weiter, ihres hingegen schon. Darüber habe ich auch auf unserem zweiten Album "Returners" geschrieben. Man ist auf Tour, kommt zurück und vieles ist anders und doch wieder nicht. Durch iMessage und so ist es hingegen leichter in Kontakt zu bleiben.
Was sind deine liebsten Orte in Europa? Habt ihr überhaupt Zeit für Sightseeing oder müsst ihr den ganzen Tag an der Halle sein und Promo-Kram erledigen?
Wir laufen gerne durch die Städte. Ich bin aber schon lange nicht mehr wirklich durch Köln gelaufen. Ich erinner mich noch an unser erstes Mal in Köln. Wir gingen zum Dom, was wirklich super war. Mein liebster Ort in Europa sind wohl die Pariser Katakomben, wo die Wälle voller Schädel und Knochen sind. ich finde es toll mir die Architektur anzusehen. Die Mauer da (zeigt auf die Ziegelmauer der Halle - Anm. d. Verf.) ist vielleicht älter als die USA. Wenn Zeit da ist, nutzen wir diese und laufen durch die Städte. Heute bin ich leider nicht vor 3 Uhr aufgewacht und ich konnte nicht rumlaufen, haha.
Wie legt ihr eigentlich eure Setlists fest? Immerhin habt ihr drei sehr beliebte Alben und ein Neues erscheint bald.
Oh, das ist hart! Besonders bei Shows wie auf dieser Tour, wo man nur 30 Minuten Zeit hat. Es gibt Fans, die mögen unseren alten Kram mehr als den Neuen und dann gibt es Fans, die eigentlich nur die neueren Songs kennen. Dann sind da sicherlich noch viele Leute, die nie von uns gehört haben und man möchte diese überzeugen. Daher nehmen wir Nummern, die wir selbst gerne live spielen, die aber auch auf den Shows immer gut ankommen. Das ist irgendwie ein Vorteil von dieses 30-Minuten-Sets, weil man eigentlich nur die bekannten Songs spielt. Auf den Headlinershows können wir mehr variieren und bekannte und unbekanntere Nummern spielen.
Für die "Punk Goes 90's"-Compilation habt ihr 'Southtown' von P.O.D. gecovert. Warum habt ihr diese Nummer gewählt?
Man hat uns eine Liste mit Songs gegeben, die wir hätten covern können. Zu der Zeit als das Angebot kam, haben einige von uns viel P.O.D. gehört. Bei vielen Bands auf der Liste hatten wir nicht das Gefühl, dass wir den Song richtig rüber bringen können. Daher war P.O.D. eine gute Wahl, da es unserem Sound auch irgendwo ähnelt.
Man hat euch eine Liste gegeben? Ich dachte immer, dass sich die Bands bei den "Punk Goes..."-Compilations ihre Cover selber aussuchen können.
Ja, es gibt eine Liste mit Vorschlägen wie NIRVANA, BUSH oder anderen bekannten 90's Bands. Aber man kann sich auch selber einen Song aussuchen, der nicht vorgeschlagen wurde.
Unabhängig von irgendwelchen Themen, gibt es andere Songs, die ihr gerne mal covern würdet?
Ich fände es richtig cool mal eine Cover-EP mit etwa vier Songs zu machen. Man muss dafür nur die anderen überzeugen. Wir haben alle unterschiedliche Geschmäcker, vielleicht wäre daher eine fünf Songs umfassende EP besser, wo sich jedes Mitglied einen Song zum Covern aussucht.
So, jetzt kommt schon die letzte Frage. Eure ersten beiden Alben, "Fury And The Fallen Ones" und "Returners", sind nur noch schwer zu bekommen. Bei Amazon oder eBay gehen die Platten manchmal für 60 Euro weg. Plant ihr da Re-Releases?
Unser altes Label Mediaskare legt die Alben nicht mehr auf seit wir bei Epitaph unter Vertrag sind. Das macht halt keinen Sinn, weil sie mit den Alben noch immer Geld machen könnten. Die Fans wollen sie ja anscheinend. Das ist auch blöd für uns, weil wir wollen, dass die Leute die Alben haben können, wenn sie wollen. Aber 60 Euro ist halt viel zu viel für eine CD. Es ist cool, dass die Leute unser altes Zeug haben wollen und dafür bereit sind so viel Geld auszugeben. Als wir Mediaskare verlassen haben, hatten wir nicht das beste Verhältnis zu ihnen und sie haben aufgehört die Alben zu produzieren. Wir haben nicht die Rechte an den Songs und können somit auch nichts dran ändern. Hoffentlich ändert sich die Situation eines Tages!
- Redakteur:
- Sebastian Berning