THE LOVECRAVE: Interview mit Francesca

25.06.2010 | 08:31

Nach einer längeren Pause erschien vor kurzem die zweite Platte der italienischen Gothic-Metal-Band THE LOVECRAVE. Grund für die lange Wartezeit war unter anderem, dass Sängerin Francesca Mutter geworden ist und pausierte. Wie ihr kleiner Sohn die Songs beeinflusste und warum es auf einer Pizza Gothic-Pilze geben kann, das verrät sie uns bei einem kleinen Plausch.

Swen:
Hi Francesca, willkommen bei Powermetal.de! Erzähle uns doch zu Beginn ein wenig über dich und deine Band.

Francesca:
Hallo Swen, toll, dass es mit einem Interview geklappt hat! Mein Name ist Francesca und ich bin die Sängerin der Band THE LOVECRAVE. Wir kommen aus Italien und einige von uns sind aus Mailand, andere kommen aus Venedig. Uns gibt es seit 2005 und wir sind sehr glücklich darüber, dass es noch so ist. Unser erstes Album "The Angel And The Rain" erregte mehr Aufsehen, als wir uns das selbst vorgestellt hatten. Das gab uns den Mut weiterzumachen, und ein weiteres Album zu schaffen, was mit "Soul Saliva" erschienen ist. Unser Stil ist eine Mischung aus Modern Rock, Gothic, Electro, Pop, Grunge. Lacht. Habe ich eine Musikrichtung ausgelassen?

Swen:
Wie seid ihr denn selbst mit dem Ergebnis "Soul Saliva" zufrieden und wie sind die Reaktionen darauf?

Francesca:
Wir sind alle richtig glücklich mit dem Resultat! Wir hätten ehrlich gesagt nicht gedacht, dass das so toll wird, wie es letztlich geworden ist. Das Ding ist nämlich, dass wir zirka 3.000 Euro ausgegeben haben, die Scheibe aber wie eine 100.000 Euro-Produktion klingt. Der Sound kann locker mit dem der großen Bands mithalten, die eben wesentlich mehr Geld ausgeben wie wir.
Die Reaktionen darauf sind bis jetzt großartig und wir haben festgestellt, dass die Kritiker sehr professionell und sachlich mit unserem Werk umgegangen sind. Die meisten gaben uns eine gute bis sehr gute Bewertung, was schon fast unheimlich ist...

Swen:
Wie lange habt ihr an "Soul Saliva" gearbeitet? Ich hatte gelesen, dass du Mutter geworden bist. Hast du während der Schwangerschaft an Songs gebastelt?

Francesca:
Ein großer Teil der Arbeit ist die Vorproduktion, beispielsweise Arrangements ausarbeiten. Damit beschäftigte ich mich während der Schwangerschaft und das nahm auch ungefähr 10 Monate in Anspruch. Dazu nahm ich einige Gesangslinien auf. Das war gar nicht so leicht mit dem dicken Bauch und kurzem Atem! Alle Gesangspassagen waren fertig, als mein Baby im Hintergrund schrie... Es war wirklich eine lustige und abenteuerliche Zeit.

Swen:
Du sagtest ja bereits, dass du in deiner Schwangerschaft viele Dinge für die neuen Songs erledigt hast. Wie sieht es in Sachen Songwriting aus - schreibst du ebenfalls alle Texte selber?

Francesca:
Normalerweise ist das Tanks (Gitarrist und Produzent der Band) und meine Aufgabe. In der Vergangenheit schrieben wir alle Songs gemeinsam. Bei "Soul Saliva" gab es eine größere Zusammenarbeit. So schrieb der Produzent Max Cassan gemeinsam mit uns einige Songs und auch unser Basser Simon steuerte Ideen für mehrere Stücke bei. Das war natürlich großartig für uns, denn mehrere Köpfe sind besser als nur zwei.

Swen:
Hatte die Tatsache, dass du jetzt Mutter eines Sohnes bist, Einfluss auf die Texte?

Francesca:
Lacht. Vielleicht eher paar Schreie in den Stücken, die ich ihm zu verdanken habe …
Nein aber mal im Ernst. Natürlich hatte diese große Veränderung in meinem Leben einen starken Einfluss auf meine Texte. Sie sind nicht mehr so stark auf mich selbst bezogen, beziehungsweise haben sie nicht mehr so einen egoistischen Charakter, wie in der Vergangenheit. Es geht mehr um Themen, die jeden betreffen, wie Rebellion oder der Kampf für das eigene Glück und Wege, wie das zu bewerkstelligen ist. Die Songs verbreiten weniger schlechte Stimmungen, sondern vielmehr positive Energie.

Swen:
Du hast wieder das Artwork der CD kreiert. Arbeitest du als Grafik-Designerin?

Francesca:
Ja, das ist mein Beruf. Ich habe eine kleine Design-Firma und arbeite beispielsweise viel für andere Bands und designe deren Artwork oder Webseiten.

Swen:
Auf dem CD-Cover sieht man eine Frau und im Hintergrund ein Baby. Besteht da ein Zusammenhang mit deinem Leben?

Francesca:
Ja, das Cover beinhaltet viele Symbole, die mir in meinem Leben wichtig sind: Das Baby zeigt meinen Sohn Leonardo und er steht für das Leben und die Zukunft. Der Panzer symbolisiert meinen Lebensgefährten Tank und zusammen mit dem Dom von Mailand stehen beide für Heimat. Die Regentropfen im "3D-Charakter" zeigen mich und meinen Musik-Charakter. Weiterhin ist ein Totenkopf abgebildet. Er steht für den Tod und erinnert uns immer daran, dass wir auch durch schlechte Zeiten gegangen sind.

Swen:
Hast du auf “Soul Saliva” einen Lieblingssong?

Francesca:
Ja, eigentlich sind es zwei: 'Outsider', weil ich der Meinung bin, dass es der beste Song in Sachen Songwriting und Gestaltung ist und 'Leos`s Lullaby', weil er meinem Sohn gewidmet ist.

Swen:
Mir gefällt 'Tru Blood' am Besten. Ich finde er hat einen leichten Punk-Touch. Stehst du auch auf Punk?

Francesca:
Na klar mag ich Punk! Zwar nicht unbedingt die extremen Bands, aber ich bin ein riesiger Fan der RAMONES. Ich finde, dass Punk-Rock eine unglaubliche Energie versprüht, die so kein anderer Musikstil erschaffen kann.

Swen:
Bei 'Outsider' gefällt mir vor allem das das coole Gitarrenspiel, was ich in anderen Songs ein wenig vermisst habe. Warum ist das der einzige Track in dieser Art?

Francesca:
Ja, da hast du recht, es ist der einzige Song in dieser Form. Die Sache ist aber, dass wir im Vorfeld nichts planen. Jedes Lied ist so arrangiert, wie es uns gerade gefällt. Wir überlegen da nicht viel, ob da nun noch eine Gitarre rein muss oder nicht. Wenn wir der Meinung sind es passt, dann passt es eben! Tank ist ein fantastischer Gitarrist, wahrscheinlich der Beste in Italien. Es kann eigentlich viel besser spielen, als es bei THE LOVECRAVE zu hören ist. Wir sind eine Band, die gern einen kompakten und in sich geschlossenen Sound anbieten möchte. Zu viele Solos würden das aber zerstören. Aber da die Reaktionen auf dieses Stück so toll sind, werden wir wohl zukünftig darüber nachdenken müssen, ob wir das nicht doch vermehrt machen.

Swen:
Wieso habt ihr gerade 'Thriller' von MICHAEL JACKSON gecovert?

Francesca:
Ich hörte das Lied damals ungefähr anderthalb Jahre im Fernsehen und irgendwann fing ich an, ständig mitzusingen. Ich dachte es wäre cool, diesen Song zu covern und schlug es den Jungs vor. Tank hatte die Riffs in ein paar Tagen schnell zusammen und fertig war das Cover. Zu schade, dass MICHAEL JACKSON verstorben ist, wir waren wirklich geschockt und fühlten uns schlecht, dass wir dieses Lied gecovert haben. Aber im Nachhinein denke ich, dass es eine gute Hommage an ihn ist.

Swen:
Du singst ausschließlich in englischer Sprache. Warum eigentlich? Ich finde, dass gerade Italienisch gut zum Metal passt.

Francesca:
Naja, ich habe ungefähr 10 Jahre lang italienisch gesungen. Mir gefiel es, doch in Englisch - finde ich - klingt es einfach besser. Wer weiß, vielleicht machen wir irgendwann mal wieder einen Song in italienischer Sprache...

Swen:
Ihr seid vor kurzem in Leipzig beim Wave-Gotik-Treffen aufgetreten. Ich fand den Gig übrigens recht gut. Siehst du dich mehr in der Welt des Metals oder des Gothic zu Hause?

Francesca:
Oh vielen Dank, freut mich, wenn es dir gefallen hat! Natürlich bin ich mehr der Metal-Fan, aber ich finde für mich persönlich ebenso zahlreiche Inspirationen in der Gothic-Szene. Manche Dinge sind in beiden Szenen ein wenig langweilig. Da möchte ich manchmal einfach mehr und sage: "Hey, lasst und doch mal versuchen einiges anders zu machen!" Ich bin mir zwar nicht sicher, ob wir das können, doch wir sollten es zumindest versuchen. Diesen Anspruch, den ich da an unsere Band habe, sehe ich aber bei vielen anderen nicht.

Swen:
Noch einmal zurück nach Leipzig. Habt ihr bei bei eurem Besuch auch ein wenig von der Stadt gesehen?

Francesca:
Ja, das haben wir! Ich mag die Stadt sehr. Ich weiß zwar nicht warum, aber jedes Mal, wenn wir hier sind, sind wir glücklich und haben eine Menge Spaß! Warum das gerade hier so ist, kann ich dir nicht sagen, scheinbar ist irgendwas in dieser Stadt...

Swen:
Hattet ihr noch mehr Auftritte in Deutschland?

Francesca:
Ja, wir haben gerade eine kleine Tour gemacht und werden wahrscheinlich im Herbst noch auf einigen Festivals spielen.

Swen:
Wie sieht die Zukunft von THE LOVECRAVE aus - gibt es schon konkrete Pläne oder Wünsche?

Francesca:
Das erste was wir machen müssen, ist ein Video drehen. Wir hatten schon einmal damit begonnen, jedoch wieder abgebrochen. Dabei hatten wir doch so eine klasse Idee: Unser Drummer Bob bekommt Make-Up ins Gesicht und einen Rock. Damit lassen wir ihn dann hier in Mailand über die "Viale Zara" laufen, wo die ganzen Prostituierten stehen. Haha.
Nein, Spaß beiseite: Unser großer Wunsch ist es, in den USA spielen zu können. Drück uns die Daumen!

Swen:
Nun sind wir fast am Ende und wenn wir schon mal Fachleute in Sachen Pizza da haben, eine extrem wichtige Frage: Wenn THE LOVECRAVE eine Pizza wäre, was für einen Belag hätte sie?

Francesca:
Lacht. Oh man, was ist denn das für eine Frage? Wir sind ohne Zweifel definitiv eine Pizza "Capricciosa" ! Also von allem etwas ist drauf. Etwas Carciofini-Rock, ein wenig Oliven-Metal, dazu ein paar Gothic-Pilze, ein bisschen Electro-Mozzarella und einen Schuss Grunge-Olivenöl. Und zu guter Letzt: A fucking bit of hated Peperoni-Pop! Haha.

Swen:
Na wenn das mal keine grandiose Antwort ist! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

Francesca:
Klar doch, mache ich ja gern. Viele Grüße aus Mailand an die Leser von Powermetal.de. Rock on!

Redakteur:
Swen Reuter

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