THE PRIVATEER: Interview mit Christian Spöri
10.08.2017 | 11:21Erst bringt ALESTORM eine neue Platte heraus, dann kommt der fünfte "Fluch der Karibik"-Teil in die Kinos. Da passt es wie die Faust aufs Bullauge, dass die einheimischen Freibeuter von THE PRIVATEER uns auch mit einem neuen, tollen Konzeptalbum beglücken. Dass die Jungs darüber hinaus jedoch mit den trinkfesten Vorreitern des Scottish Pirate Metals zu tun haben, wissen Fans bereits seit Jahren. Wir sprachen mit Freibeuter-Gitarrist Christian über die Vergleiche, das neue Konzept und den erst kürzlich vollzogenen Labelwechsel.
Ahoi Christian. Es freut mich ungemein, dass wir ein wenig ins Gespräch kommen. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie geht es euch? Wie ist die Lage im THE PRIVATEER-Bandcamp?
Ahoi Marcel, uns geht es sehr gut, danke der Nachfrage! Im Lager von THE PRIVATEER ist die Stimmung ausgelassen und wir freuen uns schon total, unsere neue Scheibe endlich auf euch loszulassen! [Inzwischen am 28.07. erschienen - Anm. d. Red.]
Seit "Monolith" sind einige Jahre verstrichen. Berichtet mir doch einmal, was sich seitdem bei euch so ergeben hat und wie es mit THE PRIVATEER weiter voranging.
Seit unserer zweiten Platte hat sich für uns einiges geändert. Neben einem Labelwechsel und größeren Konzerten im In- und Ausland haben wir intensiv am Nachfolger von "Monolith" gearbeitet. Bisher haben wir noch in kein Album so viel Zeit und Aufwand investiert wie in "The Goldsteen Lay" und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Auch in der Besetzung gab es am Bass einige Wechsel. Aber zum Glück wurden wir in unserer Stammhafenspelunke fündig und haben mit Balon Laser einen neuen Deckschrubber an Bord holen können.
Was ich an euch immer klasse fand, dass ihr euch von anderen Bands dieser "Pirate Metal"-Sparte positiv abgrenzen konntet. Klassischer Heavy Metal ist scheinbar nach wie vor bei euch dick auf der Piratenflagge zu sehen. Hat sich diesbezüglich bei eurem nunmehr dritten Album etwas geändert?
Nein, nicht wirklich. Wir haben noch nie versucht, einer der großen Pirate-Metal-Bands wie ALESTORM oder SWASHBUCKLE nachzueifern. Textlich und konzeptuell greifen wir natürlich ebenfalls die Piratenthematik auf, behandeln diese aber ernsthafter und bewegen uns musikalisch, wie du schon gesagt hast, eher im Bereich des Heavy-, Folk- und Melodic Death Metals.
"The Goldsteen Lay" heißt das gute Album - worum geht es im Groben? Steckt ein besonderes Konzept hinter der Platte?
"The Goldsteen Lay" erzählt die Geschichte einer Entdeckercrew, die sich in die Weiten der Weltmeere wagt, um einen Ort zu entdecken, um den sich zahlreiche Mythen ranken. Allerdings ist dieser Ort auf keiner Karte verzeichnet und die Crew muss sich auf vage Beschreibungen in alten Logbüchern verlassen. Euphorisch und voller Hoffnung machen sie sich auf den Weg, doch was sie am Ziel ihrer Reise vorfinden, entspricht ihren Erwartungen in keiner Weise. Mehr wollen wir an dieser Stelle noch nicht verraten, lasst euch überraschen!
Meiner Meinung nach sind 'Where Fables Are Made ' sowie das abschließende 'The Island, It's Calling' die beiden Herzstücke des Albums. Das Album beginnt bockstark und endet sehr atmosphärisch - welche Songs ragen eurer Meinung nach zusätzlich heraus?
Diese beiden Songs unterstreichen musikalisch genau das, was auch in den Texten erzählt wird. Die Story des Konzeptalbums beginnt sehr euphorisch, die Crew ist in Aufbruchsstimmung. Das spiegelt sich im Stil des ersten Songs 'Where Fables Are Made' natürlich auch wider. Er ist ein klassischer Heavy-Metal-Song, der mit einer treibenden Rhythmik und epischem Refrain dem Hörer vermitteln soll, wo die Reise hingeht. Gegen Ende des Albums nimmt die Geschichte keinen guten Lauf, die Stimmung wird düsterer und der Melodic-Death-Metal-Anteil wird höher. 'The Island, It's Calling' schließt das Album entsprechend atmosphärisch ab und übergibt das Schicksal der Crew den Weiten der See.
Jeder Song stellt für sich genommen einen Eckpfeiler der Geschichte dar, weswegen kein Lied wirklich hervorzuheben ist. Auch in der Band hat jeder einen anderen Favoriten, der sich auch gerne mal ändert; wie die Stimmung im Verlauf des Albums.
Bei "The Goldsteen Lay" handelt es sich um unser erstes Konzeptalbum und deshalb war es uns dieses Mal besonders wichtig, dass das Album wie aus einem Guss klingt. Sowohl textlich als auch musikalisch zieht sich ein roter Faden durch das Album und die Songs knüpfen atmosphärisch aneinander an. Gleichzeitig sollen die einzelnen Songs ins Ohr gehen und auch für sich alleine stehen können.
Ich hatte damals die Ehre, euer erstes Demo für unser Magazin rezensieren zu dürfen. Wie hat sich die Herangehensweise an neue Musik seit 2010 geändert?
Bei unseren ersten Songs waren wir uns noch nicht klar, in welche Richtung wir mit THE PRIVATEER gehen wollen. Nachdem dann nach einiger Zeit eine Geige die Musik ergänzte, kamen auch die Folk-Elemente dazu und es kristallisierte sich immer mehr unser charakteristischer Sound heraus. Die Songs wurden anfangs auch von verschiedenen Leuten aus der Band komponiert und klangen deshalb teilweise recht unterschiedlich. Mittlerweile werden 90% unserer Songs von unserem Gitarristen Christian komponiert, wodurch der Sound einen roten Faden bekommen hat.
Für unser neues Album "The Goldsteen Lay" haben wir uns besonders viel Zeit genommen und eine aufwändige Vorproduktion gemacht, um zusammen als Band an den Details und Feinheiten zu arbeiten. Wir als Band sind deshalb sehr zufrieden mit dem Ergebnis und sind gespannt, wie das Album ankommen wird.
Ihr seid bekanntlich nun bei NoiseArt Records unter Vertrag - was ändert sich dadurch für euch? Inwiefern macht sich der Wechsel von Trollzorn zu NoiseArt bemerkbar?
Die Zusammenarbeit mit Trollzorn war für uns eine große Bereicherung und Erfahrung. Für das neue Album haben wir, neben Trollzorn, von weiteren Labels Angebote bekommen. Darunter waren auch NoiseArt Records, die wir bereits bei einem Konzert auf dem Out&Loud-Festival kennen gelernt haben. Auch von befreundeten Bands haben wir nur Gutes über sie gehört und darum war für uns klar, dass wir dort unser Kreuz setzen würden.
Lieber Christian, vielen Dank für das Interview!
- Redakteur:
- Marcel Rapp