THE RED PAINTINGS: Interview mit Trash McSweeney

15.12.2013 | 22:14

"Wir wollen nicht nur Musik machen, wir wollen den Menschen etwas von Wert mitgeben." - Trash McSweeney beweist mit THE RED PAINTINGS, das Musik mehr als nur Unterhaltung sein kann, ohne dabei die Unterhaltsamkeit zu verlieren.

THE RED PAINTINGS ist mehr als eine Band, ist mehr als Musik. Das ganze Konzept kommt aus dem Kopf von Trash McSweeney. Einer der heute leider so selten gewordenen Künstler, die wirklich noch eine Vision haben, die nicht nur die Musik beinhaltet, sondern Kunst als Ganzes sehen und dabei auch noch etwas zu sagen haben.

Manche Interviews dauern 20 Minuten und am Ende hat man eine halbe Seite mit berichtenswerten Worten vom Musiker. Mit Trash McSweeney ist es das komplette Gegenteil,  begonnen mit der mehr als fünfjährigen Entstehungsgeschichte des Mammutwerkes "The Revolution Is Never Coming". "Ja, die ersten Ideen für einige Songs wie 'Walls' oder 'Streets Fell Into My Window' wurden ja bereits auf EPs irgendwann in 2005/2006 veröffentlicht und sind vielleicht so etwas wie die Wurzeln des Albums. Wirklich angefangen habe ich dann im Jahr 2008. Und es war wirklich ein Albtraum, denn ich habe mit einem 45-köpfigen Orchester und einem 30-köpfigen Chor gearbeitet und wollte natürlich, dass man dann beim Endergebnis all die verschiedenen Elemente auch auf dem Album hört. Ich habe dann also das Album mischen lassen und wusste, wenn es ein guter Mix ist, würde ich das körperlich spüren. Und so bin ich danach dann ins Flugzeug zurück nach Australien gesprungen, habe mir den neuen Mix angehört und habe tatsächlich echte Magenschmerzen bekommen. Da wusste ich natürlich sofort, dass ich diesen Mix nicht verwenden konnte. Das ging dann acht Mal so und ich hatte schon ein wenig die Hoffnung verloren. Beim neunten Mal aber habe ich das Album im Flugzeug gehört und war einfach zufrieden. Ich wusste sofort, dass ich jetzt mit "The Revolution Is Never Coming" abschließen konnte und kaum war ich zu Hause habe ich angefangen das nächste Album zu schreiben, das jetzt bereits fertig ist. "The Revolutions Is Never Coming" ist jetzt aus meinem System heraus und ich kann mich auf andere Dinge konzentrieren."


Diese Zeit hat natürlich Spuren hinterlassen bei McSweeney. "Ja, vom finanziellen Aspekt abgesehen, hat sich auch einfach mein Blick auf die Musikindustrie geändert. Mir wurde immer bewusster, dass es in der Musikindustrie nicht hauptsächlich um Kunst geht, sondern das man Entscheidungen aus wirtschaftlichen Gründen treffen muss. Bevor ich auch nur eine Show auf der Tour mit MINDLESS SELF INDULGENCE gespielt habe, hatte ich schon 10.000 Dollar verloren, da sind noch keine Flüge und nichts mit dabei. Um alles muss man sich Gedanken machen, zumal ich ja auch möchte, dass meine Musiker etwas Ordentliches zu Essen bekommen und irgendwo vernünftig schlafen können. Das nimmt für mich ein wenig die Magie der Live-Situation, aber das ist nun einmal das, womit man kämpfen muss, wenn man Musik macht, Platten veröffentlicht und auf Tourneen geht. Es passt nicht wirklich in mein Bild von Kunst, aber anders geht es leider nicht."

Dennoch unterscheidet sich der Ansatz von THE RED PAINTINGS ganz entschieden von so ziemlich jeder anderen Band. Auch und vor allem live. Während Kostümierungen nicht gänzlich etwas Neues sind, werden bei einem Konzert der Band auch immer lokaler Künstler aufgerufen während des Konzerts zu malen, es werden (auch menschliche) Leinwände aufgestellt und die Künstler sind aufgerufen, ihre Gefühle während der Show auf die Leinwand zu bringen. Zudem ändern sich Outfits und Bühnenbild von Tour zu Tour. "Ich habe Visual Arts studiert und dabei hat mich der Dadaismus sehr inspiriert und als ich dann THE RED PAINTINGS gegründet habe, wollte ich etwas erschaffen, das dem nahe kommt. Ich habe den Ansatz geliebt, dass sich viele verschiedene Künstler von unterschiedlichen Kunstformen in Häusern getroffen haben, um dort miteinander zu arbeiten. Deshalb war es mein Ziel bei einer Show von THE RED PAINTINGS mehr als nur Musik zu machen. Wenn möglich haben wir immer unterschiedliche Bühnenbilder, die Interpretationen der Musik sind, tragen Kostüme und haben eben auch lokale Künstler auf und vor der Bühne, die malen oder was auch immer sie tun, während wir spielen. Sehr schnell hat es sich ergeben, dass sich Fans von uns angeboten haben, uns mit den Bühnenbildern und mit den Outfits zu unterstützen. Jetzt lebe ich in meinem Haus in Australien mit einigen Fans zusammen, die mit mir die Kostüme und die Bühnenbilder entwerfen. So ist es möglich, dass wir die aufwändigen Shows für einen relativ günstige Preis hinbekommen."


Wie weit das führen kann, schildert das folgende Beispiel zum Release der 'Streets Fell Into My Window'-Single. "Der Song beginnt ja mit einem kleinen Ausschnitt aus "Alice im Wunderland", und so haben wir zum Release der Single in einigen Städten in Australien geheime Shows gespielt. Von einigen Punkten in der Stadt aus haben Fußspuren zu einer "Kaninchenhöhle" geführt, wo die Fans dann mit einem Codewort diese betreten durften und wir haben dann die Shows komplett in "Alice im Wunderland"-Kostümen gespielt und die Leute hatten die Zeit ihres Lebens. Viele Fans sind nachher zu uns gekommen und haben gesagt, dass sie es unglaublich finden, wie viel wir ihnen geben, wo sie doch nicht einmal Eintritt gezahlt haben. Und das ist für mich eine große Freude, aber auch eine große Motivation. Ich möchte nicht zu den Bands gehören, die lustlos live spielen, um ihren Drogenkonsum oder ihr großes Haus in Kalifornien zu finanzieren. Ich möchte unseren Fans wirklich etwas bieten, damit sie mit einem guten Gefühl nach Hause gehen."

Das bezieht sich aber nicht nur auf die Musik und die Ausstattung, denn die Texte von Trash sind politisch, sozialkritisch und haben deutliche Aussagen mit ebenso deutlichen Standpunkten. "Ja, "The Revolution Is Never Coming" ist ein sehr politisches Album, das davon handelt, dass der Mensch sein Handeln und Denken ändern muss. Uns wird immer mehr das Denken abgenommen, immer mehr wird uns vorgekaut, und wer möchte, kann seinen Kopf einfach abschalten. Ich finde das erschreckend. Das nächste Album wird von Animal Rights handeln. Ich bin Veganer, bin überzeugter Tierschützer und ich finde, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit verdient. Es gibt so viel, was man tun kann. Es gibt eine amerikanische Tierrechtlerin namens Shannon Keith, die mich sehr beeindruckt und inspiriert hat. Sie hat dafür gesorgt, dass einige der vielen, vielen Beagles, die an amerikanischen Universitäten zu kosmetischen Testzwecken ihr Leben lang in einen Käfig gesteckt werden, doch freigelassen werden. Einige Universitätsbosse wollten das nicht, weil es schlechte Presse geben könnte, aber einige andere haben ihr unter der Hand so 5-6 Beagles gegeben, denen sie so das Leben gerettet hat. Sie hat dann gefilmt, wie die Beagles das erste Mal echtes Gras betreten haben. Das war wirklich unglaublich. Und natürlich sterben immer noch hunderte von Beagles bei diesen sinnlosen Tests, aber sie hat nun schon einigen hundert das Leben gerettet und ich finde, das ist eine tolle Geschichte. Und wenn dank der Texte und der Musik von THE RED PAINTINGS jemand zum Vegetarier, Veganer oder Tierschützer wird oder auch einfach nur bewusster denkt, haben wir schon unglaublich viel erreicht. Und das ist letztendlich auch das Ziel von THE RED PAINTINGS: Wir wollen nicht nur Musik machen, wir wollen den Menschen etwas von Wert mitgeben."

Die Tour im Februar solltet ihr unbedingt besuchen!

Redakteur:
Peter Kubaschk
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