TIME RIFT: Interview mit Justin Kaye

14.01.2025 | 15:27

Alte Helden und neues Equipment: das Power-Trio der Stunde!

Eine Überraschung unter den Januar-Veröffentlichungen ist ohne Zweifel das neue Album von TIME RIFT. Mit neuer Sängerin ausgestattet, hofft das US-amerikanische Trio, demnächst in Europa durchstarten zu können. Justin Kaye erzählt uns alles Wissenswerte zu "In Flight".


Herzlichen Glückwunsch zu einem starken Ergebnis in unserem Januar-Soundcheck (Wir wollen an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten - NM)! Wie kommt eure neue Platte bisher bei der Presse an?

Vielen Dank - es ist sehr spannend, im Januar-Soundcheck dabei zu sein. Bis jetzt haben wir eine großartige Resonanz auf "In Flight". Wir haben eine Menge Arbeit in die Songs und das Gesamtkonzept gesteckt, daher ist es schön, Lob dafür zu bekommen.

Ich nehme an, viele unserer Leser kannten TIME RIFT bisher nicht. Würdest du die Band und ihren Hintergrund kurz vorstellen?

Für die Leser, die TIME RIFT noch nicht kennen, ich bin Justin. Ich habe die Band mit gegründet und bin der Gitarrist/"Bandvater" in der Gruppe. Terrica Catwood ist unsere außergewöhnliche Schlagzeugerin. Sie ist seit 2017 in der Gruppe. Domino Monet ist die Sängerin und Frontfrau der Band - sie ist seit 2023 dabei. Wir alle drei bilden TIME RIFT und live haben wir einen Freund, der am Bass einspringt. Die Band existiert zwar schon länger, unser Debüt "Eternal Rock" kam allerdings erst 2020 über Dying Victims raus.

Du musstest ein neues Line-up aufstellen, nachdem deine beiden Ex-DOOMSOWER-Bandkollegen TIME RIFT verlassen haben. War dir gleich klar, wonach du suchen musstest?

Auf jeden Fall: Hingabe, Talent und Ehrgeiz. Nicht, dass es meinen Ex-Bandkollegen daran gemangelt hätte, ich wollte einfach MEHR. Wir drei sind jetzt alle auf dem gleichen Level.

Die Produktion von "In Flight" hat einen schönen Retro-Touch, besonders der Gitarrensound. Welches Equipment habt ihr verwendet, damit es so organisch klingt?

Danke, obwohl ich nicht absichtlich nach einem "Retro"-Sound gesucht habe. Wir haben auf eine "traditionelle" Art und Weise aufgenommen. Wir haben die verschiedenen Räume genutzt, um den Sound zu entwickeln, und verschiedene Mikrofonpositionen, um ihn einzufangen. Ich muss allerdings sagen, dass ich übermäßig bearbeiteten bzw. "digital" klingenden Rock nicht ausstehen kann. Es gibt nichts Besseres, als einen Verstärker direkt anzuschließen und ihn aufzudrehen.
 Auf dem Album habe ich eine ganze Reihe verschiedener Verstärker und Gitarren verwendet. Damit wollte ich einen abwechslungsreichen Sound schaffen, der vielleicht ein bisschen "retro" ist, aber auch nicht stagniert. Mein Einfluss war die Lektüre der Liner Notes zu einem PAT TRAVERS-Album. Er hat ALLES aufgelistet, was er benutzt hat. Von Effektpedalen über Kabel bis hin zu Saiten. Rudolf Schenker hat das auf dem letzten SCORPIONS-Album auch gemacht, also dachte ich: Warum nicht? Ich habe verschiedene Marshall-Topteile, meinen Traynor aus den 1970ern und einen alten japanischen Elk-Verstärker zusammen mit verschiedenen Lautsprecherboxen verwendet. Mein Favorit war eine alte Ampeg V4-Box. Als Gitarren habe ich meine Gibson Flying V, Gibson Les Paul, Greco Les Paul, BC Rich Mockinbird und eine Fender Strat verwendet. Keines dieser Instrumente ist vintage. Nichts ist falsch an moderner Ausrüstung! Das Schlagzeug wurde in einer ehemaligen Kirche aufgenommen, so dass der akustische Klang wirklich fantastisch ist. Unser Tontechniker, Brian Vierra, hat die Sounds hervorragend eingefangen.

Was das Songwriting betrifft, schreibst du das gesamte Material oder bringen auch Terrica und Domino viele Ideen ein?

Ich habe mir alle Riffs ausgedacht, aber Terrica - die sich auch mit der Gitarre auskennt - hat viel dazu beigetragen. Sie und ich haben das Album ab Anfang 2023 geschrieben. Wir begannen mit den Aufnahmen und dann stieg unser Sänger/Bassist aus. Domino Monet kam hinzu als das Album bereits gut gereift war, hatte aber dennoch ihren Input. Ich würde sagen, dass 99% aller Gesangslinien und Melodien von ihr stammen - ich habe mir ein paar Zeilen ausgedacht, aber dafür kann ich nicht viel Lob einheimsen. Brian Vierra half bei der Produktion des Albums, indem er gute Vorschläge für Pausen, Erweiterungen usw. zu den Songs beisteuerte. Aber wie gesagt: Riffs kommen von mir und dann feilen Terrica und ich am Gesamtsound.

Da du im Studio sowohl Gitarre als auch Bass spielst (nehme ich an), willst du in Zukunft beim Trio bleiben? Gigs zu spielen wäre sicher einfacher, wenn man einen festen Bassisten hätte, oder?

Ich habe auf dem Album nur Gitarre gespielt. Unser Tontechniker hat die Bassarbeit gemacht (Bass-Parts schreiben und aufnehmen). Live haben wir einen Freund, der als semi-permanenter Bassist einspringt. So kann Domino Monet die beste Frontfrau aller Zeiten sein (ich bin jeden Abend von ihrer Leistung überwältigt).

Hat der Deal mit Dying Victims euch geholfen, einen Fuß in die Tür der deutschen/europäischen Metalszene zu bekommen?

Ich hoffe es sehr! Unser Ziel ist es, eher früher als später rüberzufliegen und in Europa zu spielen. Sagt euren Freunden Bescheid!

TIME RIFT wird manchmal als Teil der "New Wave Of Traditional Heavy Metal" angesehen. Würdest du das bejahen?

Das würde ich nicht, denn ich sehe uns nicht als Heavy Metal oder etwas "Traditionelles". Musikalisch bin ich von allem beeinflusst von Rory Gallagher und BLACK SABBATH bis hin zu Wasserfällen und Bäumen. Aber ich kann nicht mit Leuten streiten, die unsere Musik mögen und ihre eigene Meinung dazu haben. Mein Ziel ist es, dass die Leute uns zuhören, unsere Songs im Kopf haben und headbangen und tanzen. Es ist mir egal, wie du uns nennst, Hauptsache du hast uns auf dem Schirm!

Gibt es bestimmte Bands oder Künstler, die einen Einfluss auf euch hatten? Welche Zutaten für den TIME RIFT-Sound kannst du zurückverfolgen?

Die Liste der Einflüsse ist riesig - wir stehen alle auf sehr ähnliche und doch sehr unterschiedliche Musikgenres. Bei "In Flight" ging es mir persönlich mehr darum, ein Gefühl und eine Stimmung zu erzeugen, als so etwas wie ein JUDAS PRIEST-Riff. Wenn ich bestimmte Bands nennen müsste, dann würde ich MC5, LED ZEPPELIN und die SCORPIONS nennen. Ich glaube aber nicht, dass wir irgendeinen Sound absichtlich übernehmen. Dieses Album ist mehr von der Natur als vom Menschen beeinflusst. Ich gebe dir ein lustiges Beispiel: Eines Tages sagte Terrica zu mir: "Hey, schau dir mal diesen EDDIE MONEY-Song an. Wäre doch lustig, so etwas auszuprobieren." Und ich denke: "Eddie Money? Two tickets to paradise?" Niemals! Dann habe ich mir den Song und den Rest seines Debütalbums angehört und war überwältigt, wie einfach und doch dynamisch das alles war. Also arbeiteten wir ein Riff und einen Schlagzeugbeat aus und schufen einen der Songs auf dem Album. Ihr müsst raten, welcher es ist!

Würdest du angesichts der verrückten politischen Lage in den Vereinigten Staaten gerne in eine andere Zeit reisen? Was wäre dein Lieblingsjahrzehnt?

Ich denke, die ganze Welt ist verrückt, was die Politik angeht. Es gibt rechtsextreme Idioten in Deutschland, Frankreich und Österreich ... Diktatoren in anderen Ländern ... und dann scheinen wir in Amerika seit 2016 nur noch dumme alte Trottel zu wählen. Es gibt buchstäblich Leute, die denken, Frauen seien minderwertig, Schwule hätten keine Rechte und People of Color sollten "dorthin zurückgehen, wo sie herkommen". Was für ein Haufen Schwachsinn. Ich habe viele Menschen aus vielen verschiedenen Ländern kennengelernt und wir sind alle gleich. Wir alle brauchen Liebe, Essen, Unterkunft und etwas zum Tanzen. Seid gut zueinander und liebt euren Nächsten. Das ist nicht schwer. Politisch gesehen gibt es für mich also kein Lieblingsjahrzehnt. Musikalisch definitiv die 70er Jahre. Stell dir mal vor, Rory Gallagher, THIN LIZZY, Mahogany Rush und QUEEN bei einem einzigen Konzert zu sehen? Oder SABBATH auf ihrer "Sabotage"-Tour zu sehen? Oder noch besser - die letzte LED ZEPPELIN-Tour in Amerika war die ERSTE US-Tour von JUDAS PRIEST. Das ist ein Zeitsprung, den ich gerne machen würde!

 Noch einmal vielen Dank für eure Zeit und eure Unterstützung!

 

Photo-Credit: Band

Redakteur:
Nils Macher

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