TO/DIE/FOR: Interview mit Jape

26.10.2006 | 10:39

Immer mehr neue Gothic-Rock-Bands ströhmen in Finnland an die Spitze der Charts, das meiste davon Eintagsfliegen. TO/DIE/FOR gehören nicht zu den Newcomern, sie gibt es schon einige Jährchen mehr und noch immer sind sie der Stilrichtung des Gothic Rocks treu geblieben, wie das neue Album "Wounds Wide Open" beweist. Sänger Jape stand per Mail Rede und Antwort.

Ricarda:
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Seid ihr zufrieden?

Jape:
Danke. Ja, wir sind zufrieden, aber natürlich denke ich auch "Das und das hätte besser sein können". Aber das ist jedes Mal so, nachdem ein Album aufgenommen worden ist. Ich finde, es ist das beste TO/DIE/FOR-Album bis jetzt.

Ricarda:
Welche Reaktionen habt ihr bisher von Fans und Medien auf "Wounds Wide Open" bekommen?

Jape:
Die Journalisten in Finnland mögen es nicht so sehr. TO/DIE/FOR war nie wirklich "gewollt" in Finnland. Aber Reviews aus anderen Ländern waren bisher viel besser. Die alten TO/DIE/FOR-Fans lieben das Album. Mal schauen, wie sehr sie es dann auch auf der Tour mögen werden.

Ricarda:
Ich bin sicher, du hast oft die Vergleiche zwischen TO/DIE/FOR und Bands wie HIM oder SENTENCED gehört. Was denkst du darüber?

Jape:
Wir haben diese Vergleiche mittlerweile so oft gehört, dass wir uns einfach nichts mehr dabei denken. Wir kümmern uns einen Scheißdreck um solche Vergleiche, wir sind TO/DIE/FOR.

Ricarda:
Kannst du ein wenig mehr über die Aufnahmen zu dem neuen Album erzählen?

Jape:
Wir habe drei Studios genutzt. Drums, Gitarren und Bass wurden mit Samu Oittinen aufgenommen. Der Rest der Instrumente und der Gesang wurde dann mit J.J.Nippala in den Sonicmage Studios aufgenommen. J.J.Nippala ist auch der Produzent von "Wounds Wide Open" und ein Freund obendrein. Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir etwa zwei Monate im Studio, aber natürlich gab es in dieser Zeit auch einige faule Tage.

Ricarda:
Auf "Wounds Wide Open" verwendet ihr bombastischere Elemente als zuvor. War dies eine bewusste Entscheidung oder eher ein "glücklicher Unfall"?

Jape:
Wir denken nie sehr viel darüber nach, was wir im Studio aufnehmen wollen. Solche Dinge sind jedes Mal eher "glückliche Unfälle". Ich wollte einfach einige andere Keyboard-Sounds und so verwenden. Wir haben bisher nie so ein Chor-Zeug verwendet, und es war interessant, es jetzt zu tun. Ich denke, das nächste Album wird soooo wichtig für die Band werden, dass wir ein paar andere Änderungen vornehmen werden und uns wirklich Gedanken machen werden, was wir eigentlich machen wollen... vielleicht zumindest, haha.

Ricarda:
Ich persönlich finde das Cover von "Wounds Wide Open" sehr schön. Wer hat das Design gemacht?

Jape:
Nun, Vesa Ranta hat das Cover-Artwork entworfen, und er hat auch unsere Promo-Bilder gemacht. Für alle, die ihn nicht kennen: Er ist ("war", nachdem sich die Band ja bekanntlich aufgelöst hat - Anm. d. Red.) der Schlagzeuger von SENTENCED. Ein großartiger Mann!

Ricarda:
Was bedeutet euer Bandname? Wie habt ihr ihn ausgewählt?

Jape:
Das kann man nicht wirklich kurz erklären. Er passt einfach sehr gut zu unseren Texten und zu unserer Musik. Jeder hat etwas, für das er sterben würde!? Ich zumindest.

Ricarda:
Kannst du den Albumtitel "Wounds Wide Open" etwas näher erklären?

Jape:
Wir machen alle oft und viele Fehler. Und bevor die Wunden heilen können, machen wir neue Fehler. Das heißt also, dass die Wunden immer offen sein werden, weil sie nicht genügend Zeit haben zu heilen. Wir sind einfach dumme Menschen, die ihr Leben mit ihren Lifestyle zerstören.

Ricarda:
Ihr habt auch weibliche Unterstützung auf dem Album bei Liedern wie zum Beispiel 'Liquid Lies'. Wem gehört diese schöne Stimme?

Jape:
Katja Vauhkonen. Sie singt in einer Band mit dem Namen TEARGOD und ist eine Freundin von uns. Ich denke, dass wir ihre Stimme auch in Zukunft verwenden werden.

Ricarda:
Ihr habt 'Like Never Before' in Finnland als Single veröfentlicht. Warum gerade diesen Song?

Jape:
Nun ja, auf dem Album gibt es viele Songs, die Singles sein könnten. Ich wollte, dass es 'Liquid Lies' wird, jemand anderes wollte 'Wicked Circle'. Wir wollten uns nicht darüber streiten, und unsere Plattenfirma schlug schließlich 'Like Never Before' vor und wir meinten "Ok". Eigentlich ist es für uns ziemlich egal, welcher Song ausgekoppelt wird, weil wir sowieso keine Band sind, die im Radio gespielt wird. Also müssen wir uns um den Scheiß eigentlich auch keine Gedanken machen.

Ricarda:
Wie läuft das Songwriting bei TO/DIE/FOR ab?

Jape:
Ich schreibe noch immer die meisten der TO/DIE/FOR-Lieder. Meistens schreibe ich sie daheim auf der Akustikgitarre oder am Keyboard. Dann spiele ich den Jungs meine Melodien vor, manchmal mache ich auch ein paar Riffs und ich mache die meisten Keyboard-Parts. Danach macht jeder der Jungs eigentlich seinen Teil. Wir müssen uns nicht über die Musik streiten, wir denken alle gleich, was die Musik von TO/DIE/FOR betrifft. Auf "Wounds Wide Open" habe ich nur vier Texte geschrieben, der Rest stammt von Joonas.

Ricarda:
Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Jape:
Meine Texte handeln immer vom wirklichen Leben. Ich kann nicht über irgendwelche ausgedachten Sachen schreiben, denn ich brauche immer eine reale Bedeutung in meinen Texten. Joonas schreibt mehr über so Fantasy-Zeug. Ich weiß gar nicht, ob in seinen Texten Realität vorhanden ist, haha.

Ricarda:
Inspiriert dich auch die Natur?

Jape:
Auf alle Fälle! Aber das merkst du meistens gar nicht, wenn du die Songs schreibst. Aber wenn wir dann in L.A. oder Mexico City sind, dann ist es einfach zu verstehen, warum wir in Skandinavien solche Musik machen, und die anderen es nicht können.

Ricarda:
Über welches Thema würdest du nie einen Song schreiben?

Jape:
Ich glaube, ich würde nie einen Song über Politik schreiben. Vielleicht könnte ich darüber in einer etwas abgewandelten Form schreiben, aber nicht direkt. Politik gehört nicht in den Rock 'n' Roll.

Ricarda:
Magst du es lieber im Studio zu arbeiten oder live zu spielen?

Jape:
Ich hasse es, Zeit im Studio zu verbringen! Ich liebe es auf Tour zu sein, das ist das Salz unseres Lebens. Wenn wir nicht touren könnten, wären wir alle sehr, sehr depressiv.

Ricarda:
Was macht ihr Jungs so, wenn ihr gerade nicht aufnehmt oder auf Tour seid? Habt ihr auch "normale" Jobs?

Jape:
Nein, haben wir nicht, haha. Wir stecken all unsere Energien in TO/DIE/FOR. Wenn ich Freizeit habe, dann spiele ich Gitarre, schaue mir Dokumentationen im Fernsehen an, gehe fischen oder verreise. Wir verbringen auch sehr viel Freizeit als Band gemeinsan. Ich habe keine anderen Freunde.

Ricarda:
Wie unterscheidet sich TO/DIE/FOR von den anderen Bands des Genres?

Jape:
Nun ja, du wirst TO/DIE/FOR sofort an meiner Gesangsstimme erkennen, haha. Und wenn Leute musikalisch und offen für alles sind, werden sie merken, dass wir viele Dinge anders machen. Wir sind die beste melancholische Rock-Band der Welt! Und wir sind einfach verrückte Motherfuckers mit Herzen voller Liebe, haha.

Ricarda:
Wie wichtig, denkst du, ist Image in der Metal-Szene?

Jape:
Ich persönlich bin überhaupt kein Metal-Fan. Es ist allerdings sehr lustig zu sehen, wie böse manche Jungs auf den Bildern ausschauen, und in der Realität rennen sie davon, sobald sie schief angeschaut werden, haha. Die meisten von ihnen sind keine "bad guys". Aber Image ist trotzdem immer irgendwie wichtig.

Ricarda:
Ihr kommt bald für ein paar Gigs nach Deutschland. Was können die Fans erwarten?

Jape:
Eine großartige Show natürlich! Neues Material, aber auch ältere Songs. Wir werden für euch alle unser Bestes geben. Und Aftershow-Parties gibt es jeden Abend, haha. Kommt vorbei!

Ricarda:
Wie stellst du dir die Zukunft für TO/DIE/FOR vor?

Jape:
Ich denke, wir werden bald einen neuen Plattenvertrag unterschreiben. Allerdings ist das noch nicht sicher. Unser Vertrag mit Spinefarm ist mit diesem Album beendet, und ich denke, wir sollten nach einem frischen Wind für uns suchen. Natürlich möchten wir weitere Alben und Touren machen. Wir wollen größer und größer werden!

Ricarda:
Vielen Dank für das Interview.

Jape:
Ich danke dir!

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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