TRICKY LOBSTERS: Interview mit Jörg Peters

22.11.2006 | 19:40

Nicht umsonst haben die TRICKY LOBSTERS den letzten "Wacken Metal Battle" gewonnen: Ihr Arschtritt-Rock-'n'-Roll haucht selbst betagten müden Knochen neues Leben ein. Das Rostocker Quartett, bestehend aus Grauper (v., g.), Aggi (g.), Jörg Peters (b.) und Rajko "Thunder" Döring (dr.) hat das rotzige Feeling quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Und so verwundert es nicht, dass das 32-minütige "Untouched" trotz (oder gerade) wegen seiner Kürze eine coole Partystimmung verbreitet. Bassist Jörg Peters war so nett sich meinen Fragen zu stellen. Und bei den Antworten regiert, ähnlich wie auf dem Album, die selbe Devise: In der Kürze liegt die Würze! Ein Bier aufgemacht und hinein ins Vergnügen.

Tolga:
Woher stammt denn euer Name TRICKY LOBSTERS? Hat es irgendeinen Sinn bzw. hat euch eine gewisse Begebenheit dazu veranlasst, gerade diesen Namen zu wählen?

Jörg:
Jede Band braucht einen Namen. Das ist der tiefere Sinn. Und nein, keine Begebenheit. Tricky passt aber ziemlich gut auf mehr oder minder ausgeprägte Macken der einzelnen Bandmates.

Tolga:
Wie war es denn 2005 auf dem "Wacken Metal Battle" zu spielen?

Jörg:
In Rostock war's zuerst ziemlich strange, da bei dem ganzen Metal zuwenig gerockt wurde. Beim Semifinale in Hamburg war's schon besser. Wir erklärten uns für "Very Metal" und haben einfach mal beinharte Metaller zum Tanzen animiert. Hat schon Spaß gemacht. Viele nette Leute, gute Bands, cooler Sound, genug Bier, im Anschluss ein Deal... gerne wieder!

Tolga:
Wieso hat es zehn Jahre gedauert, bis ihr auf dem besagten "Metal Battle" mit Abandon Records einen Deal eingetütet habt?

Jörg:
Abandon Records gibt's ja erst seit 2006. Da mussten wir halt warten, bis sie soweit waren. Spaß beiseite, wir haben es nicht wirklich forciert einen Deal an Land zu ziehen. Abandon kamen auf uns zu mit einem fairen Angebot und bekanntlich liegen solche Dinger nicht auf der Straße, da haben wir halt zugeschlagen. Bis jetzt läuft auch alles super.

Tolga:
Ihr hattet ja auch laut der Labelinfo ein Angebot von Warner Music. Wieso habt ihr euch für Abandon Records entschieden und wie zufrieden seid ihr bisher mit der Zusammenarbeit?

Jörg:
Dass bei Warner darüber diskutiert wurde, uns zu signen, heißt noch nicht, dass sie uns ein Angebot gemacht hätten.
Unterm Strich sind wir froh, dass wir jetzt bei Abandon sind. Die Leute dort glauben an uns und haben Vertrauen in uns. Niemand sagt uns, dass wir 20.000 Einheiten verkaufen müssen, um an Bord zu bleiben. Überleg doch mal, wie groß wäre unsere Chance, bei Warner als Chefsache zu gelten? Bei Abandon kein Problem, die "Untouched" ist jetzt raus, die nächste Scheibe in der Mache. Für Abandon sind wir demnach wichtig, sie nehmen uns ernst. Inwieweit die gemeinsame Arbeit auch profitabel ist, steht eh auf einem anderen Blatt.

Tolga:
Eure musikalischen Wurzeln sind ja weit gesteckt und umfassen Acts wie AC/DC, KISS, THIN LIZZY, RAMONES und MOTÖRHEAD. Gibt es noch andere, unter Umständen auch neuere Bands, die euren Sound maßgeblich beeinflusst haben?

Jörg:
Klar, die Skandinavier, und ein, zwei Kanadier. Aber die haben die gleichen Vorbilder. Daher hinkt auch der viel zitierte Vergleich mit denen im Sinne von: Wir sind Deutschlands Antwort auf GLUECIFER etc.
Aber jeder von uns hat noch so eigene Faves, die nicht unbedingt mit dem Geschmack der anderen korrespondieren, so als eine Art Ausgleichsport. Aber das alles aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Egal was du hörst, wenn es dich irgendwie berührt, hast du bald etwas davon auch in deiner Musik.

Tolga:
Kennt ihr die V8WANKERS aus Frankfurt? Und wenn ja, kann man behaupten, dass ihr Rostocks Antwort auf die V8WANKERS seid?

Jörg:
Ich meine sie in Rostock mal gesehen zu haben, kann mich allerdings nicht genau dran erinnern. Ob wir die Antwort auf irgendjemand sind? Kann man so was überhaupt? V8WANKERS klingt für mich nicht nach einer Frage.

Tolga:
Ihr habt ja recht ungewöhnliche Songtitel. Was hat es denn mit 'Welcome To My Garden' und 'The King Can Do No Wrong' auf sich?

Jörg:
Gegenfrage: Was sind gewöhnliche Songtitel? Generell macht es keinen Sinn, Songtexte und Titel zu erklären, das nimmt einem doch den ganzen Spaß, oder? Aber eigentlich geht's immer um das Gleiche, wenn auch immer in einem anderen Gewand. Sex, Drugs, Rock 'n' Roll, Weltherrschaft, Liebe, Krieg, Religion usw. Alles je nach Stimmung mal zynisch, mal ernst, mal verhohnepiepelt. Immer schön subjektiv, wir sind doch nicht die "Tagesschau".

Tolga:
Der Albumtitel "Untouched" ist ja auch recht lustig, angesichts der Tatsache, dass ihr schon über zehn Jahre lärmt. Worauf bezieht er sich denn? Die "Jungfräulichkeit" von jedem Auftritt, die Einmaligkeit eines Debütalbums, der musikalische Background der Zuschauer, die euch live zum ersten Mal sehen?

Jörg:
Yep, stimmt fast alles. Für mich bedeutet es, dass unsere Beharrlichkeit, Zähigkeit sowie der Glaube in das, was wir tun, unberührt ist. Je älter du wirst, desto öfter hörst du, dass du ein teures "Hobby" hast, ob es sich rentiere, wann sich das denn auszahle, da muss doch langsam mal was reinkommen... Geht es darum beim Musik machen? Das mag für die Top40-Coverbands gelten, nicht für mich. Wenn ich Geld damit verdienen kann, werde ich es nicht ablehnen. Die Gitarre hänge ich allerdings aus anderen Gründen um!

Tolga:
Wie würdet ihr jemanden, der euch noch nie gehört hat, kurz euren Stil umschreiben?

Jörg:
Rock! Nasebreithau-und-Füßeplatttrampel-Rock!

Tolga:
Könnt ihr euch mit der Umschreibung "30% Bier, 70% Rock" anfreunden? Denn bei aller Klasse der Songs, hört es sich so an, als ob ihr an einem Samstag abend nach der "Sportschau" die Instrumente eingestöpselt habt, um das Album einzuspielen.

Jörg:
Das war auch nicht anders! Aber ich glaube, es war nach der "Tagesschau".

Tolga:
Euer Album ist mit 32 Minuten nicht unbedingt lang ausgefallen. Liegt für euch in der Kürze die Würze oder hattet ihr schlichtweg nicht genügende Songs, die dem TRYICKY LOBSTERS-Standard entsprachen?

Jörg:
Viele gute Scheiben sind nicht länger (z.B. SLAYERs "Reign in Blood", GLUECIFERs "Automatic Thrill"). Wir wollten einfach dazugehören.
Es sind elf Songs. Es wird nicht langweilig. Es besteht die große Chance, dass sich die Scheibe in einem Durchlauf angehört wird. Drei Argumente für 32 Minuten!

Tolga:
Wie sieht's denn an der Livefront aus? Ist eine kleine Tour geplant und ist mit euch auf dem einen oder anderen Festival zu rechnen?

Jörg:
Es wird Ende Februar eine kleine Tour mit unseren Labelmates KONGO SKULLS und MANDALA geben und das eine oder andere Festival wird nächstes Jahr auch mit auf'm Kalender stehen.

Tolga:
Kann man Egon Hoegen auf einer eurer kommenden Touren als Ansager sehen? Immerhin kann man ja seine Stimme "kaufen".

Jörg:
Wenn es den "7. Sinn" im Rock 'n' Roll geben sollte, lassen wir ihn durch die Musik sprechen und nicht durch Egon Hoegen.

Tolga:
Habt ihr noch ein paar letzte Worte an die Leser von POWERMETAL.de, außer dass sie eure CD kaufen und ein Konzert von euch besuchen sollen?

Jörg:
Lasst euch die CD zu Weihnachten schenken, dann braucht ihr sie nicht kopieren! Wisset: Am Ende des Tages ist immer noch Licht im Tunnel!

Wem jetzt förmlich der Bierduft in der Nase prickelt, kann gerne auf der Homepage in die Songs reinhören. Ansonsten ist noch zu vermelden, dass die Jungs emsig an einem "Untouched"-Nachfolger werkeln und nächstes Jahr im Februar deutsche Clubs beackern.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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