TRIPTYKON: Interview mit Tom Warrior

21.03.2010 | 15:24

Tom Warrior führt mit seiner neuen Band TRIPTYKON das Erbe CELTIC FROSTs bestmöglich weiter. Tiefschwarze, emotional fesselnde Musik bietet "Eparistera Daimones". Wir sprachen mit Tom Warrior, der sich als sympathischer und redegewandter Typ entpuppt.

Dennoch merkt man, dass das Thema CELTIC FROST und die eigene Vergangenheit immer noch in Tom brodeln. Mehr als einmal geht es auch um die bösen Geister der Vergangenheit, aber mehr als an der Oberfläche zu kratzen, wagt der Schreiber aus Respekt und Höflichkeit nicht. Begonnen wird aber ganz unspektakulär mit dem Feedback zu "Eparistera Daimones" aus der POWERMETAL.de-Redaktion und dem dritten Platz im Soundcheck. "Aus künstlerischer Sicht muss ich natürlich sagen, dass mir solche Ergebnisse egal sind." beginnt Tom. "Auf der anderen Seite bin ich natürlich nicht so sehr in meinem eigenen Ego versunken, dass ich glaube, alles, was ich erreicht habe, kommt von mir. Sich professioneller Musiker nennen zu können, hat man halt auch immer den Fans oder auch den Journalisten zu verdanken, die das, was wir machen, gut finden und unterstützen. Ich kann Leute, die sich so in ihrem Ego suhlen auch nicht leiden. Ein bisschen Demut sollte man schon immer noch zeigen." Dies war auch eines der Hauptkriterien, nach denen sich Tom seine neue Band zusammengestellt hat. "Ich wollte professionelle Musiker, mit denen ich aber auch befreundet sein kann bzw. bereits bin. So ist Vanja (b. - PK) schon seit Jahren meine beste Freundin und ich wollte schon länger mit ihr Musik machen. Und V. Santura (gt., DARK FORTRESS - PK) war ja schon zuletzt bei CELTIC FROST auf Tour dabei. Wir haben uns dort angefreundet und ich wusste genau, worauf ich mich da einlasse. Er ist nicht nur eine tolle Persönlichkeit, sondern auch einer der besten Musiker, mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Er hatte uns ja auf der Tour, die er mit CELTIC FROST gespielt hat, so sehr beeindruckt, dass wir ihn schon da mit an Bord holen wollten. Das ist dann nicht mehr geschehen und so habe ich das dann mit TRIPTYKON nachgeholt." schwärmt Tom von seinem Gitarristen in höchsten Tönen. "Die einzige Person, die ich vorher nicht gekannt habe, war unser Drummer Norman (Lonhard, FEAR MY THOUGHTS - PK). Ihn hat mir meine Managerin empfohlen, die exakt weiß, was für Menschen ich um mich brauche. Ich habe dann mit ihm telefoniert, wir haben uns zu einer Session verabredet und mir war nach ein paar Minuten klar, dass er der richtige Mann für TRIPTYKON ist."


Nichtsdestotrotz ist Tom natürlich der musikalische Kopf der Band. "Ja, ich bin bei TRIPTYKON der Hauptsongwriter, so wie ich auch schon bei CELTIC FROST 90% des Materials geschrieben habe. Nachdem Ende von CELTIC FROST ging es mir ja auch darum, meine musikalische Vision weiter zu verwirklichen. Dafür brauche ich Leute, um mich herum, auf die ich mich verlassen kann und bei denen ihr Ego nicht an erster Stelle steht, so wie es bei CELTIC FROST zuletzt der Fall war. Und genau diese Leute habe ich gefunden." Und auch wenn Tom der Kopf ist, ist der Rest der Band alles andere als austauschbar. "Im Augenblick kann TRIPTYKON für mich nur so funktionieren. Es macht unheimlichen Spaß in dieser Zusammensetzung und das ist etwas, was ich bei CELTIC FROST in den letzten Jahren so nicht mehr erlebt habe. Ich möchte auch nicht, dass meine Band nur ein Geschäftsprojekt ist, sondern ich suche - auch aufgrund meiner Erfahrungen in der Jugend - immer nach echten Freunden. Entsprechend habe ich vom ersten Tag an gesagt, dass TRIPTYKON eine echte Band sind und kein Tom-Warrior-Soloprojekt." Dies hat auch Auswirkungen auf den Einfluss der anderen Mitglieder in der Band. "Auch wenn ich die meisten Songs schreibe, steht das Songwriting ja auch allen Bandmitglieder offen." gibt Tom zu Protokoll. "Und V. Santura hat auch schon zwei Songs ('In Shrouds Decayed' & 'Descendant' - PK) mit mir geschrieben und das kann in Zukunft auch durchaus noch mehr werden. Natürlich habe ich auch eine bestimmte Vorstellung davon wie ein TRIPTYKON-Song zu klingen hat, aber wenn einer der drei mit einer Idee kommt, die da reinpasst, bin ich der erste, der sagt, dass wir das reinnehmen."

Die stilistische Einordnung dessen, was da aus den Boxen strömt, ist immer sehr schwierig. Ja, der Black und Death Metal zählen CELTIC FROST und Toms Musik ganz oft als Einfluss, dennoch verströmt sie immer eine ganz einzigartige Stimmung. "Für den Einfluss, den meine Musik auf andere hat, kann ich ja eigentlich nichts." gibt sich Tom bescheiden. "Aber es ist wohl so, dass ich einen sehr individuellen Stil habe. Das hat sicher damit zu tun, wie ich gelernt habe Gitarre zu spielen. Ich hatte nie Unterricht und habe mir alles selbst beigebracht. Und was ich immer konnte, war Emotionen - meist ziemlich negative Emotionen - in die Musik einfließen zu lassen. Ich spiele also ganz anders als die meisten Death-Metal-Gitarristen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich gerne so spielen könnn würde wie es da einige tun." Am besten beschreibt man die Musik vielleicht mit morbiden Gemälden, die da auf einen zurollen. Eine Beschreibung, die Tom sehr gut gefällt. "Ich bin sehr froh, dass du die Musik so wahrnimmst, denn das entspricht genau meiner Vorstellung von Musik. Das Visuelle, also das sich in mir etwas abspielt, ist für mich unglaublich wichtig. Ich habe für das neue Album auch Linernotes zu jedem Song geschrieben, die erzählen, woher der Song kommt und was dahinter steckt. Aber natürlich muss man diese nicht lesen, denn jeder kann seine eigenen Bilder haben, die genau so richtig sind, wie meine eigenen."

Ein Künstler, der diese Musik perfekt in Bilder kleider kann, ist H. R. Giger, der auch das Artwork für "Eparistera Daimones" geliefert hat. "Schon zu Beginn meiner Karriere war Giger ein extrem großer Einfluss auf mich. Eigentlich genauso groß wie BLACK SABBATH oder VENOM. Er ist auch heute noch in meinen Augen ein absolutes Genie und egal wie hart ich arbeite, ich werde nie an ihn heran kommen." Das Verhältnis zu Giger geht aber weit über Bewunderung heraus. "Er ist mittlerweile einer meiner engsten Freunde. Ich sehe ihn und seine Frau eigentlich jede Woche und ich bin ihnen unendlich viel schuldig. Er und seine Frau waren wie niemand sonst für mich da, als CELTIC FROST auseinander gebrochen sind. Sie waren echte Stützen und haben mich auch ermutigt, weiterzumachen. Dazu gehörte auch, dass er mir die Rechte gegeben hat, seine Bilder für das Cover jetzt zu verwenden. Die Wichtigkeit von Giger in meinem Leben, auf meinem Pfad kann man gar nicht überbewerten." Natürlich ist die Nutzung eines Giger-Covers auch ein Querverweis auf "To Mega Therion", das CELTIC FROST-Album, welches ebenfalls von Giger verziert wurde. "Wir waren damals noch mit HELLHAMMER völlige Nobodys und waren fasziniert von seiner Arbeit und haben ihn dann gebeten, mit uns zu arbeiten. Wir waren total erstaunt, als er zugesagt hat. Er war dann eine Art Mentor für uns und das ist heute - wenn auch in einer völlig anderen Umgebung - schon ähnlich, von daher ist da schon eine Symbolik dabei. Zumal ich ja "To Mega Therion" damals auch ganz alleine gemacht habe und das Album in einer besonderen Situation entstanden ist." erzählt Tom.

Ähnlich symbolisch wie das Artwork fällt auch der Albumtitel "Eparistera Daimones" aus, der so viel bedeutet wie "zu meiner linken die Dämonen". "Das ist natürlich ein Statement, dass sich an meine ehemaligen Kollegen bei CELTIC FROST richtet, aber auch ein Kommentar zum Benehmen der Menschheit auf unserem Planeten und zu guter letzt ist es eine Hommage an Aleister Crowley, der ja auch immer wieder bei CELTIC FROST Thema war." Textlich geht es dabei aber noch persönlicher zu als in der Vergangenheit. "Ich verarbeite hier natürlich das Ende von CELTIC FROST und den unendlichen Hass auf die Person, die zu dem Ende der Band geführt hat. Und da meine Musik aus meinen Emotionen kommt, hat sich das hier natürlich Bahn gebrochen." gibt Tom offen zu. "Mein Beruf bedeutet ja auch, dass ich meine Emotionen offen lege. Je radikaler meine Emotionen sind, desto leichter ist es natürlich, Songs zu schreiben. Wenn du nix erlebst, wonach sollst du dann greifen? Aber, wenn du solche Dinge erlebst - und bei CELTIC FROST waren es Jahre, wo im Hintergrund die Hölle geherrscht hat - dann gibt es Wogen von Frustration und Wut und Schmerz, die verarbeitet werden müssen." Diese Verarbeitung läuft aber durchaus symbolisch. "Ich habe schon versucht, das eher poetisch zu verarbeiten und jetzt nicht nur Flüche zu benutzen. So bediene ich mich auch vielen - zum Teil religiösen - Bildern, um meine Gefühle auszudrücken. Da möchte man schon einen gewissen künstlerischen Anspruch erfüllen. Aber ich denke, es ist nicht so symbolisch, dass man es nicht merkt. Der Hass ist stellenweise schon noch sehr plakativ."


Und auch, wenn diese Erlebnisse jetzt verarbeitet sind und in der neuen Band Harmonie herrscht, muss sich der Fan keine Sorge um die Qualität der Musik in der Zukunft machen. "Ja, jetzt, wo alles in Ordnung ist, wird das nächste Album langweilig" lacht Tom. "Aber im ernst, in meinem Leben ist so viel passiert, dass ich noch ganz viele Alben damit füllen könnte. Aber du hast natürlich Recht, dass ein Musiker immer sehr abhängig von seiner Stimmung und seiner Umgebung ist. Es kann jederzeit eine Schreibblockade kommen. Ich hatte ja auch schon eine Zeit, wo ich eine echte Katastrophe abgeliefert habe (gemeint ist das 88er-Album "Cold Lake" -  PK). Ich hoffe natürlich , dass so etwas nicht mehr passiert und dass ich dann lieber mal eine Pause mache, statt noch mal so etwas abzuliefern." Da würde wohl auch die neue Band revoltieren. "Ich denke schon, dass die Band dann sagen würde, dass das Mist ist, was ich da mache. Denn das definiert Freunde ja. Wenn einem die Person und die Musik egal ist, hält man die Klappe. Aber ein echter Freund sagt einem auch mal etwas, was einem weh tut."

Redakteur:
Peter Kubaschk
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