TURISAS: Interview mit Jussi Wickström

12.11.2007 | 12:54

Lange ist es her, als das TURISAS-Debüt "Battle Metal" das Licht der Welt erblickte, nicht so lange schaut es da mit dem Nachfolger "The Vangarian Way" aus, ein ebenfalls bombastisches und herrlich eingängiges Werk mit vielen Stilrichtungen. Ebenso vielfältig ist die Truppe selbst, also Grund genug, sich über Wikinger, Alben und die Kalevala zu unterhalten.

Lars:
Hi Jussi, warum habt ihr euch für euer neues Album "The Vangarian Way" entschieden, über Händler und Bodyguards in Konstantinopel zu singen? Sonderlich ruhmreich hört sich das nicht an.

Jussi:
Wir haben sie gewählt, weil sie ein interessantes Thema bilden, eher die Reise von Skandinavien bis nach Südostasien, als die Tätigkeit in Konstantinopel.

Lars:
In eurer Musik lässt sich ein noch größerer Anteil von Power Metal feststellen als noch beim Vorgänger. Warum?

Jussi:
Schwer zu sagen, wir haben uns weiter entwickelt, anstatt einen festen Weg zu gehen, die Entwicklung zu der melodischeren Spielrichtung kam von ganz allein, wir machen, was wir machen können. Wenn wir die Riffs machen, und es kommt etwas wie Power Metal raus, dann ist das einfach so. Wie sich das weiterentwickelt, wird man erst sehen, wenn wir die nächste Scheibe rausbringen.

Lars:
Wieso dauerte es eigentlich so lange mit dem Nachfolger zu "Battle Metal"?

Jussi:
Hauptsächlich weil wir eine Menge Zeit in die Nachforschung bei unseren Konzeptalben stecken. Wir geben uns wirklich Mühe, das ganze so historisch korrekt wie nur irgend möglich zu machen. Desweiteren sind wir auch nicht besonders schnell bei unserem Songwriting. (lacht) Wir wollen nicht einfach schnell ein Album machen. Nach dem ersten Album wollten wir so viele Shows machen wie nur irgend möglich, bevor wir eine neue Scheibe beginnen.

Lars:
Ihr wart ja ziemlich hoch in den finnischen Charts vertreten. Gab es da irgendwie besonders viel Aufmerksamkeit durch die finnischen Medien?

Jussi:
Ja, wir waren acht Wochen in den Charts. Die Medien in Finnland waren begeistert, es gab viele gute Kritiken wie etwa zehn von zehn Punkten. Wir waren sogar in den Nachrichten, im Rahmen zur Berichterstattung zum Tuskafestival, und Matthias, unser Hauptsänger, war in den Hauptnachrichten von Finnland.

Lars:
Euren Musikstil kann man zurecht als ungewöhnlich bezeichnen. Wie kamt ihr dazu?

Jussi:
Als wir aufwuchsen, war Black Metal grad das nächste große Ding, und wir haben viel davon gehört, und wir wollten noch ein paar große Melodien dabei haben, einen Unterschied zu den anderen Bands, also mischten wir es mit den Elementen, die wir gerade in unsere Musik haben.

Lars:
Was gab es denn noch für Einflüsse, außer dem Black Metal?

Jussi:
Schwer zu sagen, wir sind sechs verschieden Typen, mit sechs verschieden Musikvorlieben, unser Akkordeonspieler hört hauptsächlich Jazz und Ethnomusik, ein paar hören hauptsächlich Metal, alle zusammen viel Rock und Metal, und so gibt es eine große Bandbreite an Einflüssen, die man so gar nicht nennen könnte. Und natürlich Filmmusik.

Lars:
Bist du zufrieden mit dem Album?

Jussi:
Ja, es ist richtig gut, alles ist so, wie es sein sollte. Auch bei den Orchesterteilen waren wir sehr genau, es musste so sein, wie wir es sagten, und so kam es auch raus.

Lars:
Die Instrumente bei euern Liveshows, sind die eigentlich wirklich eingestöpselt?

Jussi:
Das fällt einigen Leuten immer schwer zu glauben, aber ja, sie sind eingestöpselt. Nur die Orchesterparts sind über Playback, zumindest bis jetzt. Wir haben ein Akkordeon, das spielt und eine Violine, die spielt. Und auch bei den Gesängen versuchen wir so viel wie möglich, live zu machen, so viel wie halt nur irgendwie geht.

Lars:
Da es über Internetrecherche schwer ist, etwas über den Namen Turisas herauszufinden, erzähl doch mal was darüber. Ich hatte gelesen, es handelt sich dabei um einen Gott?

Jussi:
Ja, der Name Turisas ist der eines Kriegsgottes, in der finnischen Mythologie, hauptsächlich in der Region Häme, in der wir leben. Es ist wirklich schwer, konkrete Informationen zu unserer finnischen Mythologie oder frühen Geschichte zu finden. Wir haben zwar viele Gemeinsamkeiten mit der skandinavischen Mythologie, aber dennoch nicht dieselbe.

Lars:
Gibt es Geschichten zu Turisas?

Jussi:
Nicht viele Menschen wissen etwas über Turisas, nicht mal mehr in Finnland. Man muss ziemlich tief graben, wenn man etwas finden will.

Lars:
Und wie seid ihr auf ihn gekommen? Einfach Namen gesucht?

Jussi:
Es gibt eine Liste von finnischen Göttern, geschrieben von einem Schwedenfinnen, bereits in den christlichen Jahrhunderten, und auf dieser Liste steht auch, was die Götter taten und wo man sie verehrte. Und da gab es einen Gott, der übersetzt "Gibt Sieg in der Schlacht" heißt, und wir haben ein bisschen nachgeforscht und fanden den Namen Turisas, und fanden der passte ganz gut zu uns.

Lars:
Woher kommt eigentlich eure Faszination zu Thema Wikinger?

Jussi:
Als wir anfingen, war unser Sänger Matthias sehr interessiert in Geschichte von verschieden Ären. Und die Wikingerära ist ein wirklich großer Teil der skandinavischen Geschichte, hauptsächlich, weil davor und danach nie wieder etwas so Großes und Interessantes passiert ist. Es fühlte sich einfach an wie ein interessantes Thema an. Und natürlich die Kalevala, die wir in der Schule lesen mussten, das kam dann von ganz allein hinzu.

Lars:
Habt ihr schon eine Idee fürs nächste Album?

Jussi:
Ja, eine Menge, wir überdenken sie gerade. Wir wollen damit natürlich nicht zu weit von den vorhergehenden Themen gehen, aber schon etwas Unterschiedliches machen. Wir wollen ja nicht immer dasselbe aufnehmen.

Lars:
Gäbe es eigentlich eine historische Person, die du gerne treffen möchtest?

Jussi:
Eine ganze Menge, natürlich, aber eine auswählen, das ist schwer. Eine mythologische Person aus der Kalevala natürlich, den Helden Väinämöinen, aber als reale Person, keine Ahnung, da gibt es zu viele.

Lars:
Was machst du eigentlich, wenn du nicht blutbeschmiert auf der Bühne stehst?

Jussi:
Ich lese sehr viel, so viel wie möglich. Allen voran natürlich über die Geschichte der Wikinger, viele Kriegsgeschichte und viele Bücher über chinesische Kriegsführung. "Art Of War" ist einer meiner Lieblinge.

Lars:
Welche Bücher würdest du jemanden empfehlen, der sich mehr mit euren Texten auseinandersetzen wollen würde?

Jussi:
Für das Album wäre empfehlenswert "The Viking Road To Byzantine", richtig schwer zu finden, ich weiß nur von einer einzigen Ausgabe in Finnland. Ein richtig gutes Buch, es gibt leider nicht viele gut recherchierte Bücher über das Thema. Und dann natürlich die Kalevala, immer ein gutes Buch.

Redakteur:
Lars Strutz

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