UNEARTH: Interview mit Buzz McGrath

18.11.2006 | 15:55

Bei UNEARTH ist die Zeit des Auf-Nummer-Sicher-Gehens endgültig vorbei. Statt weiterhin mit melodischem Metalcore auf sich aufmerksam zu machen und damit den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, hat man sich im Lager der Jungs aus Massachusetts dazu entschlossen, die metallische Komponente der Musik fortan zur Priorität avancieren zu lassen, was auf der aktuellen Scheibe sofort im besten bisherigen Bandalbum resultierte. Welche Vorzüge die Band neben "III - In The Eyes Of Fire" noch vorweisen kann, verriet mir Gitarrist Buzz McGrath.


Björn:
Hallo Buz, schön dich zu sprechen.

Buz:
Die Freude ist ganz auf meiner Seite.

Björn:
Buz, ich bin einer von denjenigen, die nicht so ganz von euren ersten Werken überzeugt waren, doch dies hat sich mit dem neuen Album komplett geändert. Es hat sich einiges getan, nicht wahr?

Buz:
Nun, wir sind etwas alter, noch fetter und ein Stückchen fauler geworden – und außerdem hat sich unsere Musik in eine metallischere Richtung entwickelt. Mich freut es, wenn wir in dir einen neuen Fan gefunden haben. Vielen Dank!

Björn:
Oh, nichts zu danken. Ihr seid eine der Bands, die bei der Mitbegründung der Metalcore-Szene tatkräftig mitgeholfen haben und wegen der konstanten Tourneen auch an der Spitze geblieben sind. Wie kommt es dann, dass ihr diese deutliche Metal-Schlagseite in eurer Musik aufgenommen habt?

Buz:
Wir haben uns sicher nicht hingesetzt und die Songs mit eben diesem Ziel ausgearbeitet. Wir fühlten uns dieses Mal einfach mehr vom Metal inspiriert... cool!

Björn:
Viele Metalcore-Bands mögen es ja außerdem nicht, in dieses Genre hineingepresst zu werden. Was ist so falsch an diesem Begriff?

Buz:
Mich stört das eigentlich nicht wirklich. Es ist einfach nur ein sehr anschaulicher Begriff, wenn man die Kombination aus Hardcore und Metal beschreiben muss. Ich halte es aber für möglich, dass einige Bands deshalb nichts damit zu tun haben wollen, weil sie befürchten, die Szene wird in nächster Zeit wieder den Bach heruntergehen, so dass sie schon auf der Suche nach den neuesten Trends sind.

Björn:
Ihr fühlt euch allerdings dieser Szene noch hundertprozentig zugehörig?

Buz:
Ja klar, obwohl unser neuer Stoff eher metallisch ist. Ich denke, dass wir diese Metalcore-Seite immer mit uns tragen werden.

Björn:
Dann kommen wir zurück zum neuen Album. Es ist tatsächlich purer Metal, der mich manchmal an die alten Sachen von ANTHRAX erinnert hat, allerdings mit einem moderneren und melodischeren Sound. Glaubst du, dass Bands wie ANTHRAX, EXODUS oder METALLICA heute auch so klingen würden, wenn sie heute gegründet worden wären?

Buz:
Es ist zweifellos so, dass diese Bands ihre Musik um die Einflüsse aus Musik und anderen Events dieser Zeit gestrickt haben. Warum also nicht?

Björn:
Für euch sind sie daher sicherlich auch ein wichtiger Einfluss, nicht wahr?

Buz:
Dieser Stoff bildet das Herz unserer Inspiration. Diese Bands waren die Könige, als wir zum ersten Mal mit Metal Kontakt hatten. Deswegen haben sie tief in uns drin auch immer einen besonderen Platz.

Björn:
Wie sieht es hinsichtlich der Einflüsse mit KILLSWITCH ENGAGE und Co. aus?

Buz:
Ja, die gehören auch dazu. KILLSWITCH ENGAGE gehören derzeit zu meinen Lieblingsbands.

Björn:
Nochmal zur neuen Scheibe: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass die neuen Songs eingängiger sind als alles Vorherige. Wie siehst du das?

Buz:
Es gibt reihenweise eingängige Momente auf diesem Album, doch ich denke, dass die Brutalität im direkten Vergleich mit den Melodien überwiegt. Meiner Meinung hatte unser letztes Album diesbezüglich mehr zu bieten.

Björn:
Bands wie KILLSWITCH ENGAGE schreiben zudem vorrangig Songs, die vom Publikum bei Konzerten mitgesungen werden können. Habt ihr beim Komponieren jemals über diesen Effekt nachgedacht? Wäre dies ein erstrebenswertes Ziel für UNEARTH?

Buz:
Natürlich ist es ein großartiges Gefühl, wenn die Kids dich beim Singen begleiten. Manchmal strecken wir solche Parts live bewusst in die Länge, damit sich erst das volle Potenzial der jeweiligen Stelle offenbaren kann.

Björn:
Die eben bereits von dir genannte Brutalität möchte ich übrigens noch einmal unterschreiben. Die Platte erwischt einen mitten im Gesicht, und nicht selten bekommt man das Gefühl, als würde hier auch eine Menge Hass und Bitterkeit mitschwingen. Was kannst du mir über das Feeling innerhalb der Songs erzählen?

Buz:
Ich beziehe mich mal auf die Texte, in denen es um sehr viele verschiedene Themen geht. Manche sind ziemlich wütend, andere wiederum beschäftigen sich mit persönlichen Inhalten. Rein auf die Musik bezogen wollte wir das brutalste, aggressivste und heftigste Album überhaupt einspielen.

Björn:
Eine möglichst ausgewogene Mischung aus brutalen und melodischen Sounds – würdest du sagen, dies ist die Hintergrundidee von Metalcore?

Buz:
Ich empfinde Metalcore als Metal-Musik mit der Lebenseinstellung des Hardcore und ethische Arbeit.

Björn:
Ihr habt in den letzten Jahren vermehrt Re-Releases und Raritätenplatten auf den Markt gebracht. Doch eure Fans forderten langsam auch mal wieder neuen Stoff ein. Fühltet ihr euch davon unter Druck gesetzt?

Buz:
Wir haben uns in der Tat für dieses Album enorm unter Druck gesetzt. Außerdem hatten wir ja auch nur eingeschränkt Zeit zur Verfügung, was die Sache nicht weniger stressig machte. Letztendlich brauchten wir eine Scheibe, die sowohl uns als auch die Fans glücklich macht.

Björn:
Zu denen ich ja jetzt auch gehöre. Ich muss ehrlich sagen, das mir die ersten UNEARTH-Alben bei weitem nicht so viel Energie gegeben haben wie die letzten Werke von KILLSWITCH ENGAGE oder MENDEED, aber genau dieser Aspekt hat sich schlagartig verändert. Das neue Album ist voll gepackt mit coolen Hymnen und beinhaltet im Grunde genommen alles, was ich von solch einem Silberling auch erwarte. Würdest du unterstreichen, dass ihr seit dem letzten Album einen riesigen Schritt nach vorne gemacht habt?

Buz:
Nun, es ist so, dass unsere letzte Platte bereits zwei Jahre zurückliegt und ein großer Teil von "The Oncoming Storm" noch viel älter war; ich glaube manche Songs wurden schon 2002 geschrieben. Mit unserem neuen Schlagzeuger Mike hatten wir zudem noch jemanden mit an Bord, der völlig frische Vibes in die Musik hineingebracht hat.

Björn:
Und wie schaut's jetzt nach dem Release dieses superstarken Albums aus? Glaubst du, ihr könnt diese Scheibe noch einmal übertreffen?

Buz:
Natürlich! Wir würden doch jeden verarschen, wenn wir nicht selber jedes Mal das Beste aus uns herausholen.

Björn:
Wie könnte eine solche Verbesserung denn deiner Meinung nach aussehen?

Buz:
Ich bin mir nicht wirklich sicher. Es würde aber sicher nicht schaden, wenn wir hier und dort noch ein paar Soli platzieren könnten.

Björn:
Und welche Ziele verfolgt ihr demnach für die nächsten Jahre?

Buz:
Erstmal wollen wir einfach nur vor so vielen Leuten wie eben möglich auftreten, Party machen und eine gute Zeit verbringen.

Björn:
Wie sieht es mit Germany aus?

Buz:
Wir werden im November mit HATEBREED bei euch touren.

Björn:
Und wann gibt es die erste richtige Headliner-Tour?

Buz:
Wir planen so etwas für den kommenden Frühling, wollen uns aber nicht absolut festlegen.

Björn:
Gibt es dem noch etwas hinzu zu fügen?

Buz:
Kauft unser neues Album "III - In The Eyes Of Fire".

Redakteur:
Björn Backes

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