UNEVEN STRUCTURE: Interview mit Aurélien Pereira und Igor Omodei
05.04.2012 | 17:06Hi Aurélien und Igor! Wie lief die Show, hat sie euch gefallen?
Aurélien:
Willst du das wirklich wissen? Willst du die Wahrheit?
Ja, unbedingt!
Na gut: Der Anfang hat total abgeschissen, denn der Sound war sehr schlecht auf der Bühne. Es ist nicht der Fehler des Tontechnikers, ich denke, es liegt eher an dem Equipment, welches sehr schrottig und alt ist und an der Akustik des Raumes. Aber ich denke, wir haben es trotzdem ganz gut hinbekommen.
Habt ihr schon mal in Hamburg gespielt oder wart ihr schon mal generell in der Stadt?
Aurélien:
Nein, es ist das erste Mal für uns in Hamburg und persönlich war ich auch noch nie in Deutschland bis auf Karlsruhe. Aber es ist eine ziemliche coole Stadt!
Und werdet ihr euch noch etwas umsehen können in Hamburg?
Igor:
Ja, etwas ist mit LONG DISTANCE CALLING zusammen geplant, die kommen hier aus der Gegend [Münster].
Aurélien:
Ich hätte mir gewünscht dafür etwas mehr Zeit zu haben vor dem Gig, aber dazu kam es leider nicht, schade.
Wie läuft die Tour bis jetzt? Haben sich eure Erwartungen erfüllt oder wurden sie sogar übertroffen?
Aurélien:
Ich kann es nicht wirklich sagen. Das Line Up ist ziemlich eigenartig, denn die Bands sind sehr unterschiedlich, wenn du sie untereinander vergleichst. Aber es ist eigentlich sehr cool und originell solch ein Line Up zu haben. Ich mag alle Leute sehr gerne, es sind sehr nette Leute, mit denen man gut abhängen kann. Ich persönlich habe eine sehr gute Zeit, deshalb würde ich sagen, dass meine Erwartungen bisher erfüllt wurden.
Igor:
Ja, das sehe ich auch so. Es gibt viele Sachen, die ich gerade dazu lerne, denn es ist unsere erste große Europa-Tour. Wir lernen, wir haben Spaß und haben eine gute Zeit.
Ist diese Tour eure erste größere?
Aurélien:
Das hängt davon ab, was du "große Tour" nennst. Wie viele Daten braucht es dafür? Wir haben eine Tour mit TESSERACT gemacht, die zwei Wochen, mit acht oder neun Daten ging. Aber ich denke nicht, dass man das als größere Tour bezeichnen kann, denn es war nur in den UK. Diese Tour jetzt geht durch ganz Europa, außer Spanien und Frankreich. Also für uns ist es die zweite Tour und die erste große Tour, ja.
Ich habe mir schon vorgestellt, dass ihr nicht genug Zeit haben werdet, um das gesamte Album zu spielen. Dennoch ist das Album wie ein einzig großes Stück aufgenommen und es macht auch total Sinn so. Wie entscheidet ihr euch, welcher Song gespielt werden soll und welcher nicht?
Igor:
Im Grunde genommen schauen wir meistens wie viel Zeit wir haben und dann schneiden wir das Album zum Ende hin ab. Heute haben wir die ersten sechs Tracks gespielt, denn wir hatten 30 Minuten Zeit, worüber wir sehr glücklich sind, denn es klingt nicht schlecht dadurch und endet korrekt. Wir spielen so viel wir können vom Album von vorne bis hinten und wenn wir noch mehr Zeit haben, spielen wir was von unserer EP ["8"].
Wie waren die Reaktionen bisher auf "Februus"?
Aurélien:
Die waren unglaublich! Wir hatten so viel positive Rückmeldungen und wenig negative. Ich bin darüber eigentlich ein bisschen traurig, denn ich liebe negatives Feedback, die sind immer so lustig zu lesen und bringen mich immer zum Lachen. Also ja, ich bin etwas traurig, dass die Leute es so gut finden - Nein, ich mache nur Witze! Es ist absolut großartig und fantastisch.
Und arbeitet ihr bereits an einem neuen Album?
Aurélien:
Wir arbeiten mehr oder weniger an neuen Songs, neuen Ideen und versuchen ein Konzept zu finden, es in Musik zu nieder zu schreiben und vielleicht irgendwann anzufangen, Texte zu schreiben. Wir haben aber noch nicht wirklich etwas Konkretes.
Igor:
Wir haben einen Haufen Ideen, insbesondere für das Konzept, wir haben auch ein paar musikalische Richtungen…
Aurélien:
Einige Ideen stehen also und wir müssen jetzt von dort weiterarbeiten.
Arbeitet ihr auch während einer Tour an neuen Songs oder nur zu Hause im Proberaum?
Igor:
Wir fahren in diesem Ding [zeigt auf einen alten Van], wir haben gerade mal Platz für unsere Füße. Wir können also nicht mit unseren Gitarren arbeiten und es ist zudem verdammt langsam! Deshalb kommen wir auch immer zu spät und haben kaum Zeit irgendwas anderes zu machen außer Soundcheck, Essen, Duschen und spielen.
Aurélien:
...Und Scheißen! Wir schreiben in unseren Köpfen, wir denken die ganze Zeit an Riffs, aber das Beste ist, dass wir immer wieder alles vergessen. Immer wenn jemand ein tolles Riff hat heißt es dann immer kurz darauf - "Scheiße, ich kann mich nicht mehr daran erinnern!". Ich versuche manchmal etwas zu schreiben, während des Soundchecks, da habe ich meine Gitarre mit und habe oft nichts zu tun, weshalb ich dort versuche neues Material zu schreiben. Aber es ist sehr frustrierend, da wir nichts zum Aufnehmen haben.
Vielleicht braucht ihr auch so ein tolles Aufnahmegerät wie ich es habe?
Aurélien:
Ja, aber wir sind arme Schweine, wir können uns sowas nicht leisten [lacht] !
Was passiert im Moment in der französischen (Prog)-Metal-Szene? Gibt es viel Bewegung, gibt es viele Veränderungen? Könnt ihr einige interessante, innovative Bands zum auschecken nennen?
Aurélien:
Nein, ich kann dir leider keine Bands nennen. Ich bin total nutzlos, wenn es zum Metal kommt und insbesondere französischem Metal, denn ich höre überhaupt kein Metal.
Echt? Was hörst du denn?
Aurélien:
Elektronische Musik mag ich am meisten.
[Igor dreht sich angewidert ab]
Aurélien:
Was denn?!
Igor:
Kennst du OUTCAST? Eine Proggie/Metal/Technical/Brutal/Alles-Band. Sie haben ein Album vor drei Wochen veröffentlicht und ich bin nicht sehr vertraut mit dem Genre, aber sie haben mich total überwältigt! Es ist so gut gemacht, frisch und groovig.
Aurélien:
Ich mag Das Cover!
Igor:
Ja, also OUTCAST und ich glaube, dass war es auch schon.
Aurélien:
Vielleicht geht auch mehr ab, aber wir passen nicht genug auf.
UNEVEN STRUCTURE werden häufig mit Bands wie MESHUGGAH verglichen oder generell dem Djent zugewiesen. Was denkt ihr davon? Und was sind eure Einflüsse?
Aurélien:
Ich weiß nicht, ich denke eigentlich gar nichts darüber. Menschen machen letztendlich, was sie wollen und wenn sie uns mit Djent oder MESHUGGAH vergleichen wollen, sollen sie das machen - natürlich haben wir den MESHUGGAH-Einfluss, ich denke, das ist unser Haupteinfluss, aber uns mit Djent-Bands zu vergleichen... Ich weiß nicht, ich bin nicht ganz sicher damit.
Igor:
Ja, es ist an den Leuten, wo sie uns einordnen. Aber ich persönlich mache mir keine Gedanken darum.
Aurélien:
Labelt uns als "Colourful Metal" - keine Ahnung, es kümmert mich nicht, es interessiert mich nicht... Ja, das wäre echt sehr cool!
Was war deine persönliche Motivation mit Gitarre spielen anzufangen und Musik zu kreieren?
Aurélien:
Geld!
Nicht wirklich oder?
Nein, nicht wirklich! Ich denke, dass sollte die letzte Motivation sein. Als ich die Gitarre wählte, dachte ich, es wäre etwas Anderes und ich kann meine eigenen Songs schreiben. Ich denke, es kam ganz natürlich, ohne Hintergedanken.
Igor:
Bei mir war es mein Vater. Er spielt Gitarre und Orgel und ich fing an, ihm zuzuhören, als ich ganz klein war, so drei oder vier Jahre alt, ich kann mich kaum noch dran erinnern. Aber in einer Art und Weise hatte es eine Auswirkung auf mich. Dann ging es immer so weiter: Größere Saiten, mehr Saiten…
Aurélien:
Mehr Distortion, mehr Groove, mehr Polyrhythmik...
Und habt ihr eine Art musikalische Ausbildung?
Aurélien:
Wir sind Vollidioten wenn es um Musiktheorie geht!
Igor:
Das gilt für mich auch. Mein Vater hat mir drei oder vier Akkorde beigebracht und das war's. Den Rest habe ich mir selbst beigebracht.
Jetzt habt ihr ja Bergfest - die Tour ist zur Hälfte durch. Habt ihr bereits weitere Tourpläne?
Aurélien:
Anschließend steht eine Woche schlafen an, denn das ist wirklich, was uns am meisten fehlt: Unser Bett.
Igor:
Dann kommen noch drei Shows Frankreich.
Aurélien:
Und einige Festivalpläne gibt es auch schon, die können wir aber noch nicht verraten.
Dann Danke für eure Zeit und macht weiter so!
- Redakteur:
- Jakob Ehmke