UNEXPECT: Interview mit Syriak

23.12.2011 | 10:47

Mit "Fables Of The Sleeples Empire" haben UNEXPECT ein extravagantes Progmetal-Album auf den Markt gebracht, das nicht nur auf unseren Seiten in höchsten Tönen gelobt wird. Zeit also mit Syriak (Gitarre/Gesang) über Musik und die Welt des musizierens zu philosophieren.

Hi Syriak, wie geht‘ s dir?

Mir geht es sehr gut, vielen Dank! Es könnte nicht besser gehen, denn wir sind gerade für das Beste Rock/Metal-Album des Jahres beim GAMIQ nominiert worden, das ist der unabhängige Musikaward hier in Quebec. Das ist eine tolle Auszeichnung, für die wir sehr dankbar sind.

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album "Fables Of The Sleeples Empire" ! Es ist absolut verrückt und wunderschön zur gleichen Zeit. Was denkst du persönlich über das Album?

Es ist totaler Müll. ;-) Haha...nein, nicht wirklich...Nun, wir sind sehr froh, dass das Album so gut aufgenommen wurde und solch tolle Kritiken aus der ganzen Welt erhält! Wir haben an der Veröffentlichung sehr hart gearbeitet und es scheint, als ob wir mit einer hohen Anzahl an Belobigungen belohnt werden! Ich bin sehr stolz auf "Fables Of The Sleeples Empire" und ich denke, dass wir in die Richtung eines balancierteren und fokussierteren Ergebnisses gewachsen sind.

Wie schafft ihr es solch ein progressiv-komplexes Album zu schreiben? Und kannst du den Songwritingprozess erläutern, wenn ihr einen UNEXPECT-Song schreibt? Was sind deine Einflüsse, auch hinsichtlich der Texte?

Da UNEXPECT ein gemeinschaftliches Projekt ist, haben alle die Möglichkeit sich einzubringen, wenn es ans Komponieren geht, also ist es ganz natürlich, dass die Melange aus so willensstarken Individuen in etwas völlig außergewöhnlichem resultiert. Meistens ist es so, dass ein Bandmitglied mit einer Idee für eine Struktur oder die Instrumentierung kommt, an der wir dann gemeinsam weiterarbeiten und unsere persönliche Note hinzufügen. Wir komponieren auch oft für die Instrumente der Anderen, das stellt uns vor Ziele und Herausforderungen, auf die wir hart hinarbeiten müssen. Wenn du nur für dein Instrument komponierst, gibt es natürliche und instinktive Barrieren, die nicht für jemanden existieren, der das Instrument nicht spielt. Aber insgesamt gibt es kein einheitliches Rezept für unseren Schaffungsprozess, er ist ziemlich unterschiedlich für jeden Song. Es ist wichtig anzumerken, dass wir alle aktiv an diesem Prozess partizipieren.
Was die Einflüsse bezüglich des Schreibens von Texten betrifft: Ich denke, ich habe konkret keine speziellen Einflüsse, aber ich versetze mich beim Schreiben in einen anderen Bewusstseinszustand, in dem Bilder und Gedanken frei fließen können, ohne von der Vernunft eingeschränkt zu werden.  Es gibt also manchmal eine Art kontrollierten Automatismus, kontrolliert in der Weise, dass ich mir ein Thema gebe und damit versuche kreativ umzugehen. Anschließend überarbeite ich alles und wähle noch vorsichtiger meine Worte und rekonstruiere dann das ganze Geflecht. Ich fange gerne mit einem sehr konkretem/sozialem Thema an und transformiere sie in poetische Folgen von Bildern und surrealen Metaphern. Ich muss zugeben, dass es für viele Leser ziemlich schwer ist meine tiefsten Gefühle zu verstehen, jedoch war es noch nie mein Hauptziel total klar und direkt zu sein. Ich liebe es, dass sich auf diese Wiese viele Menschen unterschiedliche Interpretationen meiner Texte machen und ihren eigenen Instinkten folgen können.

Was unterscheidet "Fables Of The Sleeples Empire" zum vorherigen Release "In A Flesh Aquarium"?

Es war definitiv der nächste logische Schritt in die Richtung, in die wir bisher gehen. Ohne den Wahnsinn runter zu reden, glaube ich, dass wir es geschafft haben, das kontrollierte Chaos etwas stabiler und raffinierter zu machen, so kann das Album etwas einfacher den Zugang ermöglichen, obwohl es immer noch sehr detailliert ist und wahrscheinlich mehr [kompositorische - JE] Schichtungen aufweist als zuvor. Es ist lediglich alles fokussierter und wir lassen uns einige Themen länger spielen, jeder kann sie länger genießen, als auf den extrem scharfen abgedrehten Pattern, die wir auf "In A Flesh Aquarium" hatten. Wo ich das gerade gesagt habe: Das ist genau das, was wir zu der Zeit wollten, aber jetzt wollten wir etwas anderes probieren und das ist nun was natürlich aus uns herauskam.

Kannst du das Cover-Artwork von "Fables Of The Sleepless Empire" erläutern?

Ich liebte das bizarre und zugleich gelassene Gefühl, das ich von dem Bild bekam und das ist was uns überzeugte, dass dieses Bild "Fables Of The Sleepless Empire" repräsentieren soll. Die generelle Impression zeugt von Ruhe, dennoch kann man den Tumult und die organische Beschaffenheit des Charakters, der in dieser Zen-Ausgeglichenheit steht, fühlen. Chaos und Klarheit tanzen zusammen. Genau wie in unserer Musik. Das Cover wurde von einem sehr talentierten spanischen Künstler namens Mario Sanchez Nevado kreiert.

Die Musik von UNEXPECT ist voller Odd Times, unkonventionellen Harmonien und komplexen Strukturen. Haben die Bandmitglieder eine (klassische) musikalische Ausbildung genossen?

Ja, das stimmt für einige von uns. Exod (welcher nicht mehr in der Band ist, aber kompositorisch wie jedes andere Mitglied beteiligt war) und ich studierten zusammen Klavier an einer klassischen Musikschule als wir noch sehr jung waren und seitdem blieben wir auf dem gleichen musikalischen Weg. Ich hatte auch damals für kurze Zeit eine Jazz-Formation, in der ich Gitarre und Klavier spielte, Chaoth [Bass, JE] folgte auf dem Bass. Wir blieben dort nicht sehr lange, da man darauf fokussiert war, uns zu Interpreten und nicht zu Schöpfern zu machen. Borboën [Violine, JE] studierte Violine und Komposition in der Montreal’s Conservatory of Music, er interessiert sich also auch schon lange dafür. Alle anderen sind größtenteils Autodidakten. Leïlindel [Gesang, JE] zum Beispiel - neben ihrer unglaublichen Stimme und ihrem Naturtalent - studierte auch an der ADMMI, eine renommierte moderne Tanzschule in Montreal.

Was war deine persönliche Motivation mit Musik anzufangen?

Bei mir war es sehr willkürlich und ein purer Glücksfall. Meine Eltern schrieben mich in eine klassische Musikschule ein als ich sieben Jahre alt war, ich bin also früh in meinem Leben in das Musikmachen reingefallen. Ich danke ihnen sehr dafür! Ich lernte also Klavier bis ich Teenager wurde und mich anfing für die elektrische Gitarre zu interessieren. Da machte ich die Wende. Und später in meinem Leben übte ich wieder Klavier, welches meines Erachtens immer noch eines der unglaublichsten Instrumente ist.

Was machst du, wenn du nicht Musik machst oder hörst?

Ich liebe es so ziemlich jedes Buch zu lesen, von Frank Herbert zu Jack Kerouac, Bernard Werber, Lovecraft, der Dalaï Lama und so weiter. Ich war auch immer ein Videospieler von Herzen, weil ich in die Atari-Generation geboren wurde, großgezogen von Q-Bert und seinen Genossen. Abendessen mit Freunden machen und ergiebig Getränke teilen, viel Nachdenken, wenn möglich in einer natürlichen Umgebung. Und natürlich die Band managen und das tun, was ein Label üblicherweise macht, was die meiste Zeit in Anspruch nimmt.

Warum sind UNEXPECT immer noch unsigned? Was sind die Vor- und Nachteile daran?

Also, einer der Vorteile ist, dass man natürlich den größeren Teil des Kuchens bekommt, wenn man die Musik verkauft. Der Fakt, dass es weniger Mittelsleute zwischen der Band und den Fans gibt, macht es persönlicher und transparenter, wir wissen alles, was in unserem Namen passiert. Ich denke, dass es in Zukunft mehr Bands geben wird, die das gleiche machen, aber weil es noch ziemlich neu ist, können einige Distributoren etwas zu ausgelassen sein, mit einer unabhängigen Band zusammen zu arbeiten, aber das wird sich vielleicht ändern. Fakt ist, dass es einen Großteil der Zeit raubt, alles zu managen, was hart ist, da ich gerne mehr Zeit für die Musik haben würde, aber weil es unser erstes Release ist, haben wir viel dazu gelernt und falls wir uns entscheiden das selbe für das nächstes Album zu machen, wird alles einfacher werden.

Werden wir UNEXPECT demnächst in Deutschland sehen können?

Vielleicht 2012! Wir werden für das Hellfest in Frankreich kommen und wir versuchen einige andere Termine auf europäischen Raum auszuarbeiten während wir da sind. Wir können es kaum erwarten in die Städte zurückzukommen, die wir während der DREAM THEATER und OPETH-Tour 2009 besucht haben. Wir sehen uns da meine Freunde!

Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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