UNLEASHED: Interview mit Johnny Hedlund

02.11.2021 | 15:45

Drei Jahre nach "The Hunt For White Christ" steht ein neues Bollwerk aus dem Hause UNLEASHED in den Startlöchern und wartet nur darauf, der hungrigen Viking-Death-Metal-Meute zum Fraß vorgeworfen zu werden. Und um eines vorweg zu nehmen: "No Sign Of Life" knüppelt in bester Schwedenmanier erneut alles in Grund und Boden. Wir baten Frontmann Johnny Hedlund zum Gespräch und fanden Antworten auf die Fragen, was es mit diesem majestätischen Artwork, der Faszination über die Wikingerthematik, dem Appetizer 'The King Lost His Crown' und dem seit vielen Jahren fest bestehenden Line-up auf sich hat.

Hey Johnny, wie ist die Lage bei UNLEASHED?

Wir sind gesund und munter und haben alles im Griff. Ich freue mich jetzt schon auf die Veröffentlichung und die kommenden Shows, es ist viel zu lange her!

Drei Jahre hat "The Hunt For White Christ" nun auf dem Buckel? Was ist nach der Veröffentlichung bei euch so passiert?

Nun, abgesehen von dem offensichtlichen Kein-Festival-und-keine-Tour-Szenario haben wir wirklich hart an dem kreativen Prozess hinter dem neuen Album gearbeitet. Nun, das hätten wir auch getan, wenn die Pandemie die Welt nicht getroffen hätte. Aber vielleicht konnten wir jetzt die Zeit damit intensiver verbringen.

Mit "No Sign Of Life" steht nun euer 14. Studioalbum in den Startlöchern. Also hatte die Pandemie keine direkten Auswirkungen auf die Entstehung des Albums?

Nein, wie erwähnt haben wir alles wie früher gemacht. Der kreative Prozess hat ungefähr zwei Jahre gedauert und dann haben wir angefangen, Musik und Texte aufzunehmen usw. Die Dinge sind heutzutage sowieso so verdammt digital, dass wir uns nicht wirklich persönlich treffen müssen, um neue Musik und Texte zu erstellen. Einfach nur gegenseitig Dateien hin- und herschicken, das machen wir sowieso schon seit vielen Jahren. Hat trotz der Pandemie sehr gut funktioniert.

Wer gestaltete denn dieses superbe Artwork? Es springt einem förmlich ins Auge.

Pär Olofsson hat auch dieses Mal das Cover-Artwork übernommen. Ich denke, dies ist vielleicht unser bisher stärkstes. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es zeigt die Wüste der Sinai-Halbinsel, die der Ort ist, an dem die meisten Ereignisse auf diesem Album stattfinden, wo die Krieger Midgards die Armeen des Weißen Christus in die Wüste jagen. Und ja, es gibt natürlich eine Ähnlichkeit zwischen zum Beispiel dem "Hammer Batallion"-Cover und diesem, wenn man sich den Hammer vorne ansieht. Aber das geschieht mit Absicht. Wir wollten es so. Es ist unser Symbol und wir wollten, dass es diesmal ein wenig anders aussieht, aber dennoch ein wichtiger Teil des Covers bleibt. Genauso wie die Wüste, in der die Ereignisse stattfinden, und Odins Raben, die ebenfalls auf dem Artwork zu sehen sind.

Ich habe das Gefühl, einen leicht anderen Sound als auf dem Vorgängeralbum zu hören. Was hat es damit auf sich?

Unser Gitarrist Fredrik [Folkare – d. Red.] hat wieder aufgenommen und die Songs gemischt. In seinen eigenen Chrome Studios. Wir wollten wieder eine bessere Produktion als beim letzten Mal und es ist nicht so, dass die Dinge komplett anders sind, sondern sich in kleinen Details weiterentwickelt haben. Aber auch der Gesamtsound gefällt mir ein bisschen besser, es fühlt sich an, als wäre er etwas größer und voluminöser.

'The King Lost His Crown' ist ein hervorragender Appetizer für die darauffolgenden Abrissbirnen. Warum wurde es ausgerechnet der Opener?

Danke schön! Ich kann nicht sagen, dass dies der offensichtliche Opener war, es hätte auch durchaus ein anderer Song sein können. Aber da wir heutzutage mit einer Storyline arbeiten (aus der Welt von Odalheim), muss ich die Songs früh in einer geraden Linie halten, quasi Tag eins im kreativen Prozess. Andernfalls ist die Handlung der Songs nicht in der richtigen Reihenfolge.

Durch 'You Are The Warrior!' und 'Midgard Warriors For Life' wird das Wikingerelement am ehesten repräsentiert. Wie siehst du das?

Beide Songs sind fester Bestandteil der Rahmenhandlung, haben also ihre festen Rollen. Aber bei 'You Are The Warrior' geht es darum, all unseren Kriegern da draußen etwas Hoffnung und Mut zu geben. Wenn es nach Süden geht und das Leben hart ist, musst du aufstehen und kämpfen, genau wie deine Vorfahren. Ihr seid Krieger, vergesst das nie! 'Midgard Warriors For Life' hat einen ähnlichen Inhalt, erinnert aber daran, dass wir für die Unterdrückten kämpfen, das ist das, was wir sind. Wir kämpfen für diejenigen, die nicht für sich selbst kämpfen können. Und es ist nicht etwas, was wir für einen Monat oder so tun, sondern ein Leben lang!

Mit 'Here At The End Of The World' beendet ihr das Album auf eine sehr geschmackvolle Art und Weise. Wie stellst du dir denn persönlich das Ende der Welt vor?

Ich weiß nicht, wie das Ende der Welt aussehen wird. Ich glaube nicht, dass wir das so schnell herausfinden werden. Die Welt und Mutter Natur sind viel stärker, als wir uns vorstellen können. Sie wird noch lange, nachdem wir weg sind, fortbestehen, so viel steht fest!

Die Wikingerthematik lässt euch nicht los – Gott sei Dank! Worin liegen denn für dich und euch die faszinierenden Elemente dieses Konzepts, dieser Geschichte?

Die Lebensweise eines Wikingers der Vergangenheit ist ebenso faszinierend wie das Nachdenken über das Leben der Wikinger in der Gegenwart. Die Eigenschaften eines Wikingers sind normalerweise die eines echten Kriegers. Ein Mensch, der für seine Familie und Verwandtschaft, seine Freunde kämpft und auch die Axt für die Unterdrückten in die Hand nimmt. Der Held in jeder Geschichte ist ein Krieger, der den Kampf des Lebens und für das ultimative Gute oder das ultimative Beste und Starke in einer bestimmten Situation kämpft. Ein Wikinger wird niemals aufgeben, es sei denn, es ist für seinen Zweck nützlich. Die Faszination liegt meiner Meinung nach darin, dass die Vergangenheit der Wikingergeschichten leicht in die Gegenwart und dann in die Zukunft übertragen werden kann. Tatsächlich schreibe ich gerade ein Buch über das Thema und hoffe, dass ich es dieses Mal auch tatsächlich fertigstellen kann. Die Natur und die Art und Weise, sich ihr entsprechend zu verhalten und sich in der Welt richtig zu positionieren, ist ein großer Teil des Wikingerlebens und wird immer bis zum Tod präsent sein.

Wie denkst du über "The Hunt For White Christ" und den Vergleich mit dem neuen Album? Gibt es große Unterschiede deiner Meinung nach?

Ich glaube nicht, dass es zu viele große Unterschiede gibt. Und das aus gutem Grund. Wir versuchen immer, den Viking-Death-Metal-Stil weiterzuentwickeln, aber auch bei den Wurzeln zu bleiben. Dies ist für uns von größter Bedeutung und wir werden uns sozusagen nie vom Wind ändern lassen. Daher werden die möglichen Änderungen auf einem neuen UNLEASHED-Album nicht wesentlich, sondern eher klein sein. Aber die wird es geben!

Was passiert nach der Veröffentlichung am 12. November?

Wir hoffen, dass die verdammte Pandemie jetzt größtenteils vorbei ist. Unsere erste Show ist jetzt das Eindhoven Metal Meeting im Dezember in den Niederlanden. Dann hoffen wir natürlich auch, dass es einfach weitergeht, und drücken die Daumen, dass es so sein wird...

27 Jahre kann UNLEASHED nun auf ein bestehendes, festes Line-up blicken. Verrate mir einmal wie es eine Band in dieser Zeit schafft, seine Mitglieder nicht wie Unterwäsche zu wechseln, sondern solch eine Beständigkeit an den Tag zu legen.

Nun, wir haben 1989 angefangen Musik zu machen und ich glaube, Fredrik kam 1996/97 dazu. Ich denke, um ein dauerhaftes Line-up zu haben, muss man zu Beginn der Band ein paar Dinge im Griff haben und das Fundament muss eine verdammt gute Freundschaft sein. Die Mitglieder müssen sich vom ersten Tag an darauf einigen, welche Musik und Texte erstellt und veröffentlicht werden sollen. Sie müssen sich darauf einigen, wer was macht, damit es keine One-Man-Show wird. Alle Bandmitglieder müssen helfen, sonst wird die Arbeitsbelastung unwirklich. Es ist auch hilfreich, ein Dokument oder etwas zu haben, das sagt, in welche Richtung es in Bezug auf viele Dinge, wie Merch, Manager, Agentur usw. geht. Oder sie werden für immer und ewig darüber streiten.

Johnny, vielen Dank für deine Worte und Zeit! Wir drücken euch natürlich nicht nur für "No Sign Of Life", sondern auch die kommenden Dates die Daumen. Was möchtest du euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Vielen Dank für dieses Interview! Hoffen wir, dass die Tourneen und Festivals jetzt beginnen können, UNLEASHED freut sich darauf, euch alle wiederzusehen! Hail Odin!

Redakteur:
Marcel Rapp

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