V8 WANKERS: Interview mit Lutz Vegas, Vulcanus, Schmuddel, Jojo

16.03.2005 | 16:06

Die V8WANKERS aus dem hessischen Offenbach, die mit ihrem dritten Longplayer "The Demon Tweak" eine saustarke Schweinerock-Scheibe am Start haben, sind nicht nur ein musikalischer Arschtritt, sondern auch schwerstens tätowiert und obendrein richtig angenehme und auskunftsfreudige Gesprächspartner. Bis auf Basser Rico, der leicht verspätet anreiste, standen mir alle V8WANKERS im Vorfeld eines Konzertes in Kiel Rede und Antwort. Sänger "Lutz Vegas" hat aber schon die Rolle des Sprachrohrs innerhalb der Band inne. Aber auch die Gitarristen "Schmuddel" und "Vulcanus", sowie Neu-Drummer "Jojo" waren bei leckerem Holsten-Bierchen sehr umgänglich. Das Interview fand VOR dem Konzert statt, und wer konnte zu dem Zeitpunkt schon wissen, dass Stunden später der Gig auf Grund eines auf das Mischpult kotzenden "Fans" (!) nach wenigen Minuten – und damit viel zu früh – ein jähes Ende fand...


Martin:
Beschreibt doch bitte mal euren Sound bzw. stellt euch kurz vor. Es soll ja noch Rocker geben, die euch (noch) nicht kennen...

Lutz:
Ja, uns gibt es seit dem Jahr 2000, wir haben jetzt die dritte Scheibe am Start und spielen im weitesten Sinne traditionellen Rock der Sorte AC/DC und MOTÖRHEAD mit "modernen" Anleihen von Bands wie GLUECIFER. Man kann Speedrock dazu sagen, aber im Prinzip kann man es nennen, wie man will...

Martin:
Eure neue Platte "The Demon Tweak" gefällt mir sehr gut. Ich muss aber zu meiner Schande eingestehen, dass ich eure ersten beiden Scheiben noch gar nicht kenne. Wie sieht's aus, seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis? Klingt das neue Werk so, wie ihr es euch vorgestellt habt?

Lutz:
Dann kannst du gleich nach Hause gehen... (lacht). Da du ja die ersten Scheiben NICHT kennst [ja, ist ja gut, Anm. d. Verf.], wirst du den Entwicklungsprozess, den wir durchlaufen haben, nicht erkennen können. Die neue Scheibe ist auf jeden Fall mehr metallisch ausgefallen, was ja eure Leser von Powermetal.de durchaus ansprechen dürfte. Während unser Debüt noch sehr punklastig war, wurde die zweite Platte schon eher rockig und jetzt haben wir – auch durch unseren Produzenten Uwe Lulis [REBELLION, ex-GRAVE DIGGER] – ein wenig mehr Metal im Sound.

Vulcanus:
Ja, auf jeden Fall klingen wir jetzt metallischer... (lacht)

Martin:
Gute Überleitung. Wie kam der Kontakt zum Uwe zustande?

Lutz:
Er hat uns entdeckt, als wir eines Samstags auf dem Flohmarkt gespielt haben (lacht). Nein, er kommt aus der gleichen Stadt wie wir, bzw. hat in Frankfurt ein Studio und produziert dort. Unser zweiter Gitarrist "Schmuddel" war zudem jahrelang Backliner für ihn. Man kennt sich halt, und konkret wurde es, als unser Debüt für den Re-Release in seinem Studio remastered wurde. Wir bekamen das Angebot mit ihm die neue Platte zu machen, und das war es dann.

Martin:
Beim Blick auf euren Live-Kalender fällt sofort auf, das ihr recht viel unterwegs seid. Und auch jetzt im Vorfeld der Veröffentlichung von "The Demon Tweak" gibt es eine ganze Reihe von Gigs. Ihr spielt gerne live, oder?

Vulcanus:
Ja, klar! In den letzten knapp zwei Jahren haben wir so um die 180 Konzerte gespielt. Und das in der ganzen Republik und zum Teil auch im Ausland. Wir waren schon in Belgien, Holland, Portugal etc.

Lutz:
Da du ja nur die aktuelle Scheibe kennst [Ja... ist ja gut! Anm. d. Verf.], und so auch nur die aktuellen Termine, sei dir gesagt, dass wir schon als Tour-Support von ROSE TATTOO unterwegs waren, oder mit MOTÖRHEAD in Kroatien, oder auch auf der Hauptbühne beim Bizarre-Festival vor TURBONEGRO zu Gange waren. Das sind schon so die echten Highlights für uns. Auch GLUECIFER und SEEED haben wir schon "begleitet"... oder umgekehrt. (lacht)

Martin:
Wie war es denn beispielsweise mit Lemmy zu touren?

Lutz:
Das war ein großes Motorrad-Festival, und MOTÖRHEAD waren schon ziemlich abgeschottet. Ganz anders war es mit ROSE TATTOO, zu denen wir schnell auch ein persönliches Verhältnis aufbauen konnten. Mit denen waren wir jetzt schon dreimal unterwegs. Man hat abends einen getrunken und so.

Martin:
Mit wem würdet ihr denn in Zukunft gerne mal losziehen?

Lutz:
Ja, AC/DC wären schon geil. Oder auch TWISTED SISTER, mit denen wir ja schon in Wacken auf dem selben Festival gespielt haben. Unser Management arbeitet dran. Auch SAXON würde ich mir persönlich wünschen. Es gibt da also noch einige "Bollwerke", die noch fallen müssen... (lacht)

Martin:
Ja, eure größten Einflüsse sind unverkennbar die bereits erwähnten MOTÖRHEAD, ROSE TATTOO und AC/DC. Welche Einflüsse habt ihr darüber hinaus?

Lutz:
Also wir sagen immer unsere Bandbreite geht von SLAYER bis zu den STRAY CATS, was ja eigentlich alles aussagt. Vom extremen Metal bis zum Rockabilly, sage ich mal, geht alles. Wir haben da eine große Schnittmenge.

Martin:
Was fahrt ihr für Autos?

Lutz:
Ja, da du ja die erste Platte nicht kennst [Jaaaa... Anm. d. Verf.; das Cover kenne ich aber und daher auch die Frage], sei dir gesagt, das ich immer noch den 1970er Oldsmobile 442 habe. Wir haben noch einen Chevy Caprice und einen Buick, aber auch "normale Autos" in der Band... (lacht)

Martin:
Gut, lassen wir mal die V8-Motoren und kommen wieder zur Musik. War der Schritt mit der neuen Platte "metallischer" zu werden, ein bewusster, um mehr Leute anzusprechen?

Lutz:
Ja, sehr bewusst! Auf jeden Fall, denn anfangs sind wir durch diese ganzen Bands aus Skandinavien und die Rock'n'Roll-Welle ein wenig mit in den Sog gerissen worden. Man wird schnell mit in eine Schublade gesteckt, wo man eigentlich gar nicht hingehört. Für den reinen Rock-Sektor gibt es außer für die drei großen Bands gar keinen richtigen Markt. Für aufstrebende Bands ist es daher schwierig eine eigene Identität zu entwickeln. Man muss sich daher erstmal quasi in Randgruppen "einordnen", um überhaupt eine Chance zu haben. Daher ist die neue Platte "The Demon Tweak" schon bewusst so ausgefallen, um unsere Richtung klar anzuzeigen.

Martin:
Aber die Biker-Szene ist schon auch eine Zielgruppe von euch, oder?

Lutz:
Klar! Die sind mir mit ihrer ehrlichen Art und Vorliebe für Rock schon lieber als teilweise die verwöhnen Punk-Rock-Kids, die mit 200 Euro Taschengeld die Anarchie ausrufen.

Schmuddel:
Wir sind ja alle auch keine achtzehn mehr... (lacht)

Martin:
Wo fühlt ihr euch denn wohler: Auf den großen Bühnen, wo ihr unter Umständen nicht nur vor eigenen Fans spielt, oder in den kleinen, aber feinen Clubs vor eigenen Fans?

Vulcanus:
Wir sind da flexibel. Die großen Bühnen und Festivals sind natürlich auch persönliche Highlights, aber in den kleinen Clubs spürt man natürlich den Schweiß und das Blut (lacht). Oder die Backline fällt mal um...

Martin:
Nochmal zu "The Demon Tweak": Mein Favorit ist ganz klar der Hammersong 'Acceleration Nation'. Was sind eure Favoriten?

Vulcanus:
Das ist echt witzig, denn jeder hat bisher einen anderen Lieblingssong (lacht). Bei mir sind es 'Road To Ruin', 'Bad Ass Boys' und 'San Fransisco'. Und die restlichen auch...

Lutz:
Ich finde die ganze Platte geil! Komplett! Jeder Song! (lacht) Ja, 'Road To Ruin' auf jeden Fall, weil er den Metal-Charakter der Platte ganz klar nach außen zeigt. Schon alleine die Doublebass macht das klar. Eben ein reiner Metal-Song. Und auch 'San Fransisco', der so einen leichten Disco-Charakter hat, und eigentlich ungewöhnlich für uns ist, aber darum mag ich den Song.

Schmuddel:
'We Give Rock A Bad Name', weil er sehr rockig ist. Eigentlich alle diese Mid-Tempo-Rocknummern. Auch 'San Fransisco' ist bei mir weit vorne. Als alter Punkrocker mag ich natürlich auch alle schnellen Nummern. Überhaupt höre ich die Platte gerne, was ja als Mucker nicht selbstverständlich ist, denn viele sagen sich: So, die Platte ist fertig - das war's und ab in den Schrank.

Jojo:
Auch ganz klar, der Knaller ist 'Road To Ruin'. Weil er so melancholisch ist... (lacht)

Martin:
Und dann natürlich noch die Standardfrage: Wie schreibt ihr Songs?

Vulcanus:
Oje... also es kommt schon vor, das wir auf Tour beim Soundcheck mal das eine oder andere Riff ausprobieren und so. Allerdings kommt es auch vor, dass wir eine geile Idee hinterher im Proberaum einfach nicht mehr zusammenkriegen (lacht). Wie war das noch? Leider weg...

Schmuddel:
Im Prinzip ist es so, das beispielsweise der Vulcanus mit einem Riff ankommt. Da arbeiten wir von den Gitarren her sehr gut zusammen. Ich arbeite dann darauf zu, denn mit zwei Gitarren das gleiche zu spielen, ist ja langweilig. Wir haben da eine ganz gute Arbeitsweise für uns herausgefunden. Auch Lutz kommt mit fertigen Ideen in den Proberaum, wie zum Beispiel bei 'San Fransisco', da war klar vorgeben, wie es klingen sollte. Wir mussten dann quasi nur die Teile zusammensetzen.

Martin:
Vielen Dank soweit! Gibt es abschließend noch irgendetwas, das ihr unbedingt in Richtung unserer Leser loswerden möchtet?

Lutz:
Klar, kauft die Platte! (lacht) Nicht runterladen! Und: Hell Yeah!!! (lachen)

Redakteur:
Martin Stark

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