VERTILIZAR: Interview mit Thomas und Oliver

18.02.2024 | 14:16

Von Landmaschinen zum Alternative Metal? Das klappt im Falle von VERTILIZAR ziemlich gut, denn das Debütalbum der Jungs aus Österreich strotzt vor Vitalität, Emotionen und Angriffslust. Wir sprachen mit Drummer Thomas und Sänger Oliver über "Leave It All Behind", die musikalischen Einflüsse, über Dinge, die die Band zurücklassen würde, "The Voice Of Germany" und blicken in eine verheißungsvolle Zukunft für die Jungs - und hört in den Song 'Stand As One' rein, ein Monster!

Thomas, wie geht es euch? Wie ist die Stimmung im VERTILIZAR-Lager?
Thomas: Ich freue mich, dass ich heute mit dir ein paar Wörter wechseln darf. Die Stimmung ist super, der Release ist bereits über die Bühne gegangen und viel positives Feedback erreicht uns beinahe stündlich. Das ist natürlich eine starke Motivation für das kommende Wochenende, wo wir in Wien und Wels unsere Release-Shows feiern werden.

Da es sicherlich noch den einen oder anderen da draußen gibt, der euch noch nicht kennt: Stell euch und die wichtigsten Stationen ab Gründung Ende 2017 kurz vor und erklär mir gerne, was genau VERTILIZAR bedeutet.
Thomas: Sehr gerne. Ja, VERTILIZAR besteht aus Olli, Lukas, Florian und meiner Wenigkeit, Thomas. Wir ordnen unsere Musik in die Alternative-Metal-Schublade ein und experimentieren immer wieder mal gerne mit ein paar stilistischen Einflüssen des Post Grunges und auch dem Metalcore. Wie du schon richtig sagst, fing alles im Dezember 2017 an, wo Olli und ich zum Projekt von Florian und unserem damaligen Bassisten, Simon, hinzukamen. Wir starteten dann sehr schnell mit der Umsetzung verschiedenster Ideen und veröffentlichten seither zwei EPs und mehrere Singles.
Wir hatten uns in den letzten Jahren eine treue Fangemeinschaft aufbauen können, worauf wir sehr stolz sind. Wir bekommen viel Unterstützung aus diesem Kreis und es ist sehr schön zu sehen, dass der Kreis größer und größer wird. Seit Anfang 2023 haben wir mit FFS Boo-Kings & Management einen starken Partner für uns gewinnen können. Neben Künstlern wie Seiler & Speer, Autumn Bride und vielen weiteren, dürfen auch wir uns dazuzählen und können uns auf eine sehr spannende Zukunft einstellen. Seit dem 9.Februar ist nun unser erstes Album "Leave It All Behind" auf dem Markt und wir können damit ein neues Kapitel von VERTILIZAR aufschlagen.
Zum Namen VERTILIZAR kamen wir, da Florian und Simon zum damaligen Zeitpunkt in einer Landmaschinenfabrik tätig waren und der Produktname einer Landmaschine (Düngemaschine) lieferte schlussendlich die Inspiration für den Bandnamen.

Hört man in euer Album einmal rein, kommen nostalgische STAIND-, SEETHER- und BREAKING BENJAMIN-Vibes hoch, ihr haltet die Alternative-Metal-Fahne in die Höhe. Welche Bands haben euch beeinflusst und wie weit seid ihr in der Nostalgie der 2000er-Jahre verstrickt?
Thomas: Ha ja, das stimmt. Wir haben uns von einigen Bands aus unserer Jugend inspirieren lassen. Diese haben uns geprägt und auch geformt und zu dem gemacht die wir heute sind. Die oben genannten Bands stimmen zu 100% überein. Bands wie KORN, DISTURBED, etwas LIMP BIZKIT zählen auch noch dazu aber auch neue Einflüsse wie BAD OMENS, MOTIONLESS IN WHITE etc. prägen unseren Sound und machen ihn zu unseren eigenen Sound.

Oliver, du warst bei "The Voice Of Germany" – wie kam es denn dazu und weshalb hast du dich für einen Song von AMY MCDONALD ('This Is The Live') entschieden?
Oliver: Es war gerade Ende 2020. Mitten in der Pandemie. Ich dachte mir, keine Auftritte, kein Kontakt zu anderen. Wie kann man die Zeit sinnvoll und lustig nutzen. Wir haben während der Pandemie unter anderem unser Album geschrieben und ich habe mich zum Spaß bei The Voice angemeldet, ohne mir jetzt groß darüber Gedanken zu machen. Man musste sich dort mit Vorstellvideos online anmelden. Hier hatte ich unter anderem unsere eigene Coverversion von "This Is The Life" eingereicht. Diese Version hat der Produktion so gut gefallen, dass sie mich mit dieser Nummer direkt zu den Blind Audition eingeladen haben. Kurzum, war eine tolle Erfahrung. Ich habe einige sehr starke Musiker getroffen und bin nach wie vor mit ihnen befreundet.

Wie schon gesagt heißt euer neues Album "Leave It All Behind", was mir sehr gut gefällt. Doch was genau wollt ihr dem Titel nach hinter euch lassen?
Thomas: Hier geht es nicht darum, was wir hinter uns lassen wollen, sondern vielmehr geht es im ganzen Album darum, dass wir unseren Hörern etwas geben möchten, wo sie sich in jeder Lebenssituation genau das rausnehmen können, was sie gerade benötigen, bzw. wollen. Wir haben in diesem Album verschiedenste Themen aufgegriffen und haben unsere Gedanken und Ideen dazu reingepackt.
Gewisse Titel dieses Albums befassen sich mit Situationen, welche uns alle treffen können. Andere wiederum geben Anlass dazu, gemeinsam anzupacken und mit gebündelten Kräften etwas zu verändern. Der gemeinsame Konsens, welcher sich durch alle Songs zieht, ist ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Bevölkerung – "Schauen wir aufeinander, haben wir Verständnis für das Gegenüber, Gutes ist stärker als Böses und du kannst alles erreichen, was du willst".

Verfolgt die Platte ein übergeordnetes Thema oder einen konzeptionellen roten Faden, der sich durch den einen oder anderen Song schlängelt?
Thomas: Die letzten Jahre haben der ganzen Menschheit einiges abverlangt. Ein Skandal jagte den nächsten, die Armen wurden ärmer und die Reichen immer reicher. Eine gesellschaftliche Spaltung, wie sie unsere Generation bisher noch nicht kannte, vorangetrieben durch verschiedenste Medien und politischer Propaganda. Genau hier kommt unser Album ins Spiel und soll beim Verarbeiten dieser schwierigen Themen unterstützen. Jeder Mensch hat in diesen Zeiten seine eigenen Erfahrungen gemacht, so wie auch wir diese machen mussten. Wir spielen uns hier sicherlich nicht als Moralapostel auf, sondern möchten vielmehr unsere Gedanken mit den Hörern teilen und Motivation geben, um gemeinsam wieder Großes zu erreichen.

Das Artwork hat etwas ziemlich Faszinierendes an sich. Was genau sagt es aus, was will es vermitteln und wie steht es in Verbindung zu den einzelnen Songs auf "Leave It All Behind"?
Thomas: In puncto Artwork war relativ schnell klar, dass Thomas Gasperlmair aka. APLACEFORTOM, die Illustration übernimmt. Tom wurde bereits zweimal von Lürzers Archive unter den "Best 200 Illustrators" weltweit gelistet und hat auch für Bands und Labels wie IMPLORE, ELDER, HECKSPOILER, Warner Music und Sony Artworks kreiert. Er ist also bestens in der Szene vernetzt und wir sind große Fans seiner Arbeit. Tom hat von uns im Vorfeld die Songs + Lyrics bekommen, um sich mal musikalisch ein Bild zu machen. Im Anschluss haben wir dann gemeinsam ein Konzept erarbeitet. Key Elemente waren hier die Tür und der Schlüssel bzw. das Schlüsselloch, worauf sich der Albumtitel "Leave It All Behind" stützt. Lass die Vergangenheit hinter dir, eine Tür schließt sich, eine andere geht auf - so in der Richtung.

Ihr habt eure selbstbetitelte Debüt-EP im September 2018 veröffentlicht. Wie hat sich VERTILIZAR musikalisch seitdem entwickelt? Welche musikalischen Unterschiede gibt es zwischen der EP und dem vorliegenden Album?
Thomas: Genretechnisch haben wir mit den veröffentlichten EPs und Singles versucht, die Brücke zwischen Post Grunge und Alternative Metal zu schlagen. In das neue Album haben wir die Erfahrungen der letzten Jahre eingearbeitet und uns dazu entschlossen die Lücke zwischen Alternative Metal und Metalcore zu füllen. Eines stand für uns jedoch von Anfang an im Mittelpunkt – Musik zu produzieren, welche unsere Hörer in jeder Lebenslage mitten ins Herz trifft.

Vor allem 'W.A.T.B.Y – We Are The Broken Youth' gefällt mir extrem gut. Was genau sagt der Song aus? Weshalb sind wir die gebrochene Jugend?
Thomas: "Die gebrochene Jugend" ist bildlich gesprochen und steht für eine missverstandene Generation. Jede Generation hat ihre eigenen Probleme und genau darum geht's in diesem Song.

Die einen oder anderen Live-Termine stehen auch schon an – beispielsweise seid ihr mit TUXEDOO unterwegs. Was ist für dieses Jahr denn noch in Planung, wenn es um VERTILIZAR geht? Auf was können sich Freunde gepflegten Alternative Metals noch einstellen?
Thomas: Neben den zwei anstehenden Release-Shows und dem Konzert mit TUXEDOO im April sind einige Termine bereits fixiert.
Was wir schon verraten dürfen ist, dass wir heuer erstmals auf dem Nova Rock spielen dürfen. Auf dem Nova Rock performen zu dürfen bedeutet uns allen sehr viel und ist auch die Erfüllung einer unserer Kindheitsträume. Außerdem dürfen wir auch heuer wieder das Line Up des Area 53 schmücken und freuen uns schon auf die tolle Stimmung bei diesem außergewöhnlichen Festival. Weitere Termine werden wir immer wieder auf unseren Social-Media-Kanälen bekannt geben. Man darf auf jeden Fall gespannt sein.

Wie würdet ihr generell die österreichische Metal-Szene beschreiben? Wie läuft es eurer Meinung nach?
Thomas: Österreich hat hier einiges zu bieten. Immer wieder tauchen neue Bands auf und begeistern von Anfang an mit hervorragender Qualität und mächtiger Begeisterung. Es ist schön, wenn man auf Konzerten und Festivals immer wieder neue Gesichter kennenlernen darf und man sieht, wie die Musikszene lebt. Seit kurzem wurde das einzige (über UKW empfangbare) Rock/Metal-Radio in Österreich vergrößert und ist nun auch in mehreren Bundesländern über UKW empfangbar. Das gibt der österreichischen Metal-Szene natürlich gehörig Auftrieb.

Vielen Dank, dass ihr meinen Fragen Rede und Antwort standet. Euch alles erdenklich Gute mit der Platte. Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Thomas: Wir freuen uns, dass wir euch unser neues Album präsentieren dürfen und euch hoffentlich demnächst auf dem einen oder anderen Konzert antreffen. Ohne euch wäre Musik sinnlos.

Fotocredits: Patrick Eichmeir


Redakteur:
Marcel Rapp

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