VIRGIN STEELE: Interview mit David de Feis

01.01.1970 | 01:00

VIRGIN STEELE sind seit 20 Jahren eine feste Institution in Sachen epischer Heavy Metal. Als Dank an die Fans sind vor kurzem "The Book Of Burning" und die Best Of "Hymns To Victory" erschienen. Dies war für mich Grund genug mit Mastermind David de Feis über die letzten 20 Jahre zu sprechen und einen kleinen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Let's go.

Peter:
Hallo David. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für powermetal.de nimmst. Steigen wir gleich ein mit den beiden neuen Releases. Sind das Eure Geschenke an die Fans?

David:
Ja, auf jeden Fall. Es ist so was wie der Blick in die Vergangenheit und das Aufzeigen der Gegenwart. Zudem haben wir uns bemüht es auch für die Hardcorefans interessant zu gestalten, indem wir die alten Songs überarbeitet und einige neue dazu gepackt haben.

Peter:
Und die neuen Songs sind komplett neu oder sind sie Überbleibsel aus vergangenen Recordingsessions?

David:
Teils, teils. Einige sind komplett neu geschrieben im vergangenen Sommer wie "Rain Of Fire" oder "The Final Days". Andere sind stellenweise noch von 1985 wie z.B. "Hot & Wild", die wir dann im Sommer noch mal überarbeitet haben.

Peter:
Über Deine Zwistigkeiten mit Jack Starr (Gründungsmitglied von VS, der die ersten beiden Alben nicht zur Veröffentlichung freigibt und zudem David wg. dem Release von "Book Of Burning" Geldmacherei vorwirft– d. Verf.) kann man in jedem anderem Magazin eine Menge lesen. Gibt es dem noch was hinzuzufügen?

David:
Nein, eigentlich nicht. Da ist alles gesagt und ich habe auch eigentlich keine große Lust mehr darüber zu reden.

Peter:
Denk ich mir. Lassen wir das weg.

David:
Oh, vielen Dank. (lacht)

Peter:
Wie steht es denn mit einem richtigen neuen Album?

David:
Na ja, ich bin immer dabei Songs zu schreiben. Stelle dann Songs zusammen, um zu sehen, ob sie zusammen auf ein Album passen usw. Und mit der Zeit kommen da natürlich viele Ideen und Songs bei raus. Evtl. höre ich schon Ende Januar oder Anfang Februar auf Songs zu schreiben und gehe wieder ins Studio, um dann ein paar Tapes zusammenzustellen. Wir haben zur Zeit keine Eile, um ein neues Album aufzunehmen.
Zudem gibt es noch ein paar andere Pläne wie eine weitere Metal-Oper, ein Livealbum, eine DVD, vielleicht auch Livealbum und DVD als Package.

Peter:
Ich wollte sowieso Fragen, ob Du daran denkst die Opern auch in der klassischen Variante zu veröffentlichen. Sprich mit Orchester etc. Wie sieht es da dann auch mit der kommenden Oper aus? Oder wird sie dann wieder als normales VS-Album veröffentlicht?

David:
Es wird wohl wieder ein VS-Album, denn die Umsetzung von "HEL" z.B. im Studio mit Orchester und klassischen Sängern und Sängerinnen wäre extrem teuer. Ich habe diese Idee natürlich im Hinterkopf, aber es im Augenblick einfach noch nicht möglich. Wenn der Zeitpunkt kommt, werden wir sicher wieder miteinander sprechen. (lacht.)

Peter:
Gut. Haken wir die Zukunft ab und wagen einen Blick in die Vergangenheit. Wenn Du Dir die letzten zwanzig Jahre ansiehst, hast Du dann Deine Ziele erreicht?

David:
Hm, ich habe wirklich viele Ziele erreicht. Die Umsetzung der "Marriage"-Trilogie z.B. Oder das Aufführen der "Atreus"-Saga am Theater. Oder auch einfach nur live spielen zu können für unsere Fans. Diese habe ich alle erreicht und nun habe ich neue. Wie die DVD, das Livevideo usw.

Peter:
Und was war der wichtigste Moment für VIRGIN STEELE bzw. für Dich?

David:
Na ja, da gibt es eine ganze Menge wichtiger Momente. Die ersten Konzerte überhaupt in kleinen Clubs, dann die Zeit als wir das erste Mal in Europa waren. Da haben sich mir speziell die Headlinershows in Griechenland und in Deutschland eingeprägt. Aber auch ganz andere Momente, wie z.B. in Briefen oder in Foren zu lesen, dass Fans sagen, unsere Musik würde ihnen über schwere Momente hinweghelfen. So was berührt einen dann immer sehr und ist Antriebsfeder für die Zukunft. Das ist ein Grund, warum ich immer weiter Musik mache.

Peter:
Hast Du eigentlich einen speziellen Song oder ein spezielles Album, dass Dir mehr am Herzen liegt als die anderen? So wie die Fans immer sofort "Noble Savage" sagen.

David:
Ich mag sie alle aus ganz verschiedenen Gründen. Jeder Song ist ein Abbild aus meinem Leben zu dem jeweiligen Zeitpunkt und das hängt ihnen natürlich irgendwie an. Von daher möchte ich keinen Song hervorheben.

Peter:
Und wie sieht es mit Live-Gigs aus? Ist da einer bei, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

David:
Mir sind noch ganz viele in Erinnerung. Viele Gigs in Deutschland waren klasse. Griechenland, Spanien, überall hatten wir sehr außergewöhnliche Konzerte an die ich gerne zurückdenke. Weil die Performance stimmte. Weil die Zuschauer toll waren oder oder oder.

Peter:
In wie weit inspirieren Dich Touren durch andere Länder? Oder trennst Du da zwischen Tour und Songwritingprozeß?

David:
Natürlich wird man auf Tour auch inspiriert. Durch andere Kulturen und Menschen, die man trifft. Aber ich schreibe nicht viele Songs auf Tour, die dann direkt davon beeinflusst sind. Es ist eher so, dass ich mit sonstigen Dingen beschäftigt bin. Mich für die Shows fit zu halten, Interviews geben usw. Ich bin unterwegs auch ein völlig anderer Mensch, als wenn ich im Studio bin. Auf Tour passe ich viel mehr auf mich auf. Auf meinen Körper, meine Stimme. Im Studio trinke ich viel mehr, grübel viel mehr etc. Deswegen kann ich auf Tour auch nicht wirklich Songs schreiben.

Peter:
Wenn man sich die History von VIRGIN STEELE anschaut, stellt man fest, dass außer Edward Pursino (g.) und Dir kein Bandmitglied wirklich lange dabei bleibt. Dadurch hat es öfter mal den Anschein, dass VIRGIN STEELE gar keine 'echte' Band mit vier/fünf konstanten Musikern ist. Ist es so schwierig mit euch zu arbeiten?

David:
Was ist schon eine richtige Band? Es ist nicht so, dass da ein Haufen Jungs zusammen hängen und alles zusammen machen. Zusammen an Songs arbeiten, gemeinsam feiern und schlafen. Meistens sind es doch ein oder zwei Leute, die mehr tun als der Rest.
Bei uns ist es so, dass ich Edward seit den Anfangstagen kenne und wir gemeinsam Musik machen. Und Frank Gilchriest (dr.) ist ja nun auch schon seit 1994 dabei und in alle wichtigen Entscheidungen mit einbezogen.
Die anderen Wechsel liegen einfach daran, dass die Musiker nicht das notwendige Feuer hatten, um bei VIRGIN STEELE zu bleiben. Aber für VIRGIN STEELE sind dieses Verlangen und dieses Feuer einfach notwendig. Wer auch immer die Band verlassen musste, war einfach ausgebrannt und ist alt geworden.

Peter:
Und woher nimmst Du seit 20 Jahren dieses Feuer?

David:
Es wurde mir in die Wiege gelegt. Es ist ein echtes Geschenk der Götter und es hat mich noch nicht verlassen. Musik ist der Hauptbestandteil meines Lebens. Ich bin einfach so, da muss ich nicht dran arbeiten.

Peter:
Ihr habt eine Menge Bands des 90er 'True-Metal-Revivals' beeinflusst. Was denkst Du über Bands wie HAMMERFALL, RHAPSODY etc.?

David:
Es ist schön zu sehen und zu wissen, dass es Bands gibt, die von einem selbst beeinflusst wurden. Und da sind ja einige großartige Bands dabei, so dass wir uns da nur glücklich schätzen können, sie beeinflusst zu haben.

Peter:
Kennst Du eigentlich EXXPLORER und deren Album "Symphonies Of Steel" von 1984?

David:
Nein, kenne ich nicht. Aber guter Albumtitel. (lacht) (er spielt auf den gleichnamigen VS-Song an – d. Verf.)

Peter:
Oh. Das ist ein echter Klassiker und ich hab immer gedacht, dass VIRGIN STEELE von ihnen beeinflusst worden sind.

David:
Wir wurden in erster Linie von QUEEN, BLACK SABBATH und natürlich LED ZEPPELIN beeinflusst. Für mich waren es in erster Linie aber QUEEN.

Peter:
Und was hörst Du Dir heute so an?

David:
Oh, ich bin offen für alles. Ich mag alte Scheiben genauso wie moderne Sachen. TYPE O NEGATIVE mag ich z.B. sehr gerne. CREED sind wirklich sehr gut. Es gibt da viele gute Sachen. (hoffentlich wird dem guten David jetzt nicht Verrat an der 'Szene' vorgeworfen ;-) – d. Verf.)

Peter:
Die Fans müssen sich aber keine Sorgen machen, dass VIRGIN STEELE irgendwann mal beeinflusst werden von den genannten Bands, oder?

David:
Nein, das wird es natürlich nicht geben. Aber wir es tun würden, dann wäre es immer noch im VS-Stil. Anfang der 90er mochte ich die GUNS 'N' ROSES sehr gern und da haben wir auch Songs gemacht, die in die Richtung gingen und immer noch nach VS klangen. (dies könnte aber auch erklären, warum "Life Among The Ruins" das schwächste VS-Album ist – d. Verf.) Aber in erster Linie geht es darum Stimmungen und Gefühle auszudrücken und das kann ich nur auf meinen Weg. Auf meine Art & Weise.

Peter:
Das dürfte alle Fans beruhigen und ist auch ein gutes Schlusswort. Vielen Dank David für das Interview.

David:
Ich bedanke mich. Wir sehen uns hoffentlich auf Tour.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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