VOODOO KISS: Interview mit Achim und Gerrit

12.08.2024 | 20:26

Sie sind zurück! Was ursprünglich lediglich Projektcharakter besaß, bekam schon beim Debüt immer mehr Hand und Fuß und nun sind Summer-Breeze-Veranstalter Achim Ostertag und Ausnahmesänger Gerrit Mutz wieder mit VOODOO KISS am Start. Hinter ihrem zweiten Album verbirgt sich eine mehr als coole Geschichte. Doch die beiden haben auch einiges aus Brasilien, ihrer Historie und über ihre Bandzukunft zu berichten. Lest selbst!

Hallo ihr beiden. Achim, vielen lieben Dank, dass du dir inmitten der heißen Phase für das Summer Breeze einmal mehr Zeit für mich nimmst. Wie geht es dir? Wie laufen die Planungen zwecks Festivals und VOODOO KISS?
Achim: Mach ich natürlich gerne. Mir geht es gut, die Vorbereitungen sowohl fürs Festival also auch der Release des Albums laufen auf Hochtouren. Besonders freuen wir uns in diesem Jahr mit dem Summer Breeze schon im April "Sold Out" melden zu können.

Bereits zum letzten VOODOO KISS-Album vor zwei Jahren sprachen wir miteinander. Damals hast du prophezeit, dass es durchaus passieren könne, dass VOODOO KISS noch einmal ins Studio geht. Und nun ist es passiert – hat es beim ersten Mal so viel Spaß gemacht?
Achim: Definitiv, es hat direkt wieder richtig Spaß gemacht und auch die Konzerte haben Lust auf mehr gemacht, da konnten wir dann nicht so einfach wieder aufhören. Außerdem ist es ein schöner Ausgleich zu all dem, was man so um die Ohren hat.

"Feel The Curse" heißt der neue Langdreher, auf den ich persönlich sehr gespannt bin. Mit welcher Zielsetzung seid ihr diesmal an die Arbeiten herangegangen? War es für dich nun einfacher, hinter dem Drumkit wieder Platz zu nehmen?
Achim: Als wir nach Brasilien eingeladen wurden, es aber hieß wir sollten 45 min spielen, war klar, dass wir noch drei, vier Songs liefern mussten. Einen Song, der es zeitlich aber nicht mehr aufs erste Album geschafft hatte, hatten wir schon fertig. Zusätzlich haben wir angefangen ganz neue bzw. in Teilen auch alte Sachen auszuprobieren.

Auf dem "Voodoo Kiss"-Album waren Songs, die allesamt schon in den 1990er Jahren entstanden sind. War es komisch oder durchaus bekannt, dass ihr euch an komplett neues Material gesetzt habt für die zweite Scheibe?
Achim: Wir hatten uns zuerst an weiteren alten Songs versucht, mit dem Unterschied, dass Gerrit und Steffi dieses Mal komplett frei den Gesangspart inkl. Texte dazu machen sollten. Der erste komplett neue Song war dann der Titeltrack "Feel The Curse", was dann schon ein sehr cooles Gefühl war, einen komplett neuen Song erarbeitet zu haben. Und so entstanden also einige neue Songs und zum Teil arbeiteten wir mit Songs die zumindest musikalisch etwas älter sind. Den Song 'Lords Of Darkness' haben wir dann so richtig als Band im Proberaum komplett fertig geschrieben. Die Grundidee stammte auch aus einem älteren Voodoo Kiss Song, woraus dann aber zu fünft ein fast komplett neuer Song entstand. Hier hat man dann auch richtig gemerkt, dass die Chemie bei uns stimmt.

Worin unterscheiden sich in diesem Zusammenhang die beiden Alben musikalisch deiner Meinung nach voneinander?
Achim: Auf dem ersten Album haben wir fast ausschließlich ganz alte Songs etwas neu arrangiert, textlich entsprechend verbessert, aber im Grunde genommen die alten Songs nachgespielt. Beim neuen Album entstand dann ein Mix aus späteren Voodoo Kiss Songs mit ganz neuen Ideen, aber eben gesanglich komplett von Steffi und Gerrit umgesetzt, so dass man vielleicht musikalisch noch die Wurzeln erkennen könnte, aber im Grunde genommen sind es alles neue Songs.

Hand aufs Herz – hatte VOODOO KISS für dich und Gerrit vor zwei Jahren eher Projektcharakter, dass ihr die Geschichte der 1990er Jahre zu Ende bringen wolltet? Oder gab es schon damals das Gefühl einer richtigen Band mit Probe und allem drum und dran, das sich nun mit dem neuen Album nur noch weiter verfestigen konnte?
Gerrit: Nun ja, das Ganze war zuerst definitiv nur als vorübergehendes Projekt geplant und eigentlich war nicht einmal ein zweites Album angedacht, aber wie das halt so ist wenn einem was Spaß macht und die Ideen nur so hin und herfliegen: Man macht halt doch weiter und schaut wie lange es sich trägt und Laune macht! Ich war noch nie ein Freund von dem dämlichen Spruch "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist!". Nein, man soll aufhören, wenn es keinen Spaß mehr macht. Denn nur darum geht es beim Musik machen.

Wenn ich mir die Trackliste anschaue, hat das Ganze einen recht mystischen Flair – 'Angel Demon', 'Spellbound By Her Eyes', 'Kiss Or Kill'. Welche Mystik oder auch Geheimnis steckt hinter der Damenwelt? Gibt es ein übergeordnetes Konzept auf "Feel The Curse"?
Gerrit: Ja, es handelt sich um ein Konzeptalbum. Die grundlegende Inspiration für dieses Konzept habe ich vom fantastischen Cover-Artwork der ersten Platte genommen. Ich fand das Artwork von Sebastian Jerke mit all den Details einfach zu cool! Dort hatte Dr. Evil bereits ein Herz in der Hand, was mich zum Nachdenken über das "Warum" brachte. Und so habe ich mir eine Geschichte ausgedacht, um dies und noch viel mehr zu erklären:

Da er aufgrund seines schlechten Grundcharakters recht einsam ist, möchte sich Dr. Evil eine Partnerin erschaffen (à la Frankensteins Braut). Zu diesem Zweck entführt er eine junge Frau und führt mit ihr ein Voodoo-Ritual durch, um ihr Leben, ihre Seele und ihr Herz auf sein zuvor lebloses Dämonenwesen zu übertragen ('Feel The Curse'). Das geht natürlich schief und die junge Frau überlebt den Eingriff nicht.

Obwohl die Dämonenfrau von diesem schwarzmagischen Ritus beseelt ist, hat sie überhaupt kein Herz in ihrer Seele ('Angel Demon'). Das bedeutet, dass sie eine ziemlich launische Zicke ist. Allerdings mit engelsgleichen Momenten, in denen sie so bezaubernd sein kann, dass Dr. Evil sich dennoch Hals über Kopf in sie verliebt ('Spellbound By Her Eyes').

Nun muss er darüber nachdenken, wie er seiner geliebten Kreatur ein Herz für ihre Seele besorgen kann und dafür muss er in das Reich der dunklen Herren vordringen und versuchen, dort ein unschuldiges Herz zu finden ('Dr. Evil'). Er schließt einen heiklen und gefährlichen Deal mit den dämonischen Mächten ('Lords Of Darkness') ab. Aber selbstredend geht weiterhin alles schief.

Er ist sich nicht sicher, ob das alles wirklich das ist, was er tun sollte, und denkt sogar darüber nach, seine "Herzensdame" besser zu töten, anstatt sie zu vollenden. Er entscheidet sich aber das Unmögliche zu versuchen ('Kiss Or Kill').

Am Ende bleibt er im Dämonenreich verloren zurück, weil die dunklen Mächte ihn verraten haben. Er findet davor aber noch eine Möglichkeit, das benötigte gute Herz aus dem dunklen Reich zu stehlen und seiner herbeigeeilten Katze Nine/9 zu übergeben. Diese ist seit Geburt telepathisch mit ihm verbunden, kommt ihm zu Hilfe und schleppt das benötigte Organ per Maultransport in die Menschenwelt, wo es zur Heilung und Vervollständigung der Kreatur verwendet wird ('On Wings Of Serpent Dreams').

Am Ende dieser Geschichte ist Dr. Evil in der Hölle gefangen, sein Geschöpf aber hat sich zu einer echten, schönen Frau aus Fleisch und Blut entwickelt, die ihr Herz am rechten Fleck hat. Leider hat er überhaupt nichts davon und ist ziemlich sauer darüber ('Dead Without A Grave'). Vielleicht kommt er bei der nächsten Platte noch einmal zurück und will schreckliche Rache dafür nehmen, dass seine Frau nun ein normales Leben mit einem anderen Mann führt und ihn völlig vergessen hat? Wir werden sehen...

Spannende Geschichte, ich bin begeistert! Ihr habt die Scheibe, die im jaM'in Studio in Schwäbisch Gmünd aufgenommen wurde, auch selbst produziert. Welche Vorteile ergeben sich dadurch? Und läuft man nicht Gefahr, dass man zu subjektiv, zu nah an die Sache herantritt?
Achim: Dominik Bauer vom jaM'in Studio hat hier schon deutlich mehr gemacht, als uns nur aufzunehmen. Wir haben uns hier extrem wohlgefühlt und zusammen an den Songs gearbeitet. Vor allem hört man meiner Meinung nach beiden Alben an, dass alles live und die Instrumente zusammen eingespielt wurden. Sie klingen einfach lebendig. Und natürlich auch seine fantastische Arbeit beim Mixen hört man raus. Von daher war es jetzt nicht so, dass wir komplett auf uns allein gestellt waren.

Bist du eigentlich ein abergläubischer Mensch, Gerrit? Glaubst du persönlich an Flüche etc.?
Gerrit: Das hängt von meinen Launen und meiner Tagesform ab. Eigentlich bin ich ein recht rationaler und nicht sehr spiritueller Mensch. Allerdings habe ich halt doch eine überbordende Fantasie und kann mir so ziemlich alles vorstellen und ausmalen. Ich würde mich aber nicht als abergläubisch bezeichnen, eher als so ziemlich jedem Schwachsinn gegenüber aufgeschlossen, er sollte aber bewiesen werden können. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es sowas wie positive und negative Energien gibt, an Flüche speziell glaube ich aber nicht. Wobei, ich habe schon so einige Leute verflucht und nicht alle haben es unbeschadet überstanden, haha.

2023 war Brasilien angesagt – das Summer Breeze in Sao Paulo. Magst du einmal deine Eindrücke schildern? Was unterscheidet die Südamerikanische von der deutschen Variante?
Achim: Das war für uns als Band natürlich ein Highlight und ein "Once In A Lifetime"-Erlebnis. Alleine für eine Show ans andere Ende der Welt zu fliegen ist ein Abenteuer. Wir wurden dort extrem euphorisch empfangen, wurden auf dem Platz und teilweise in der Stadt erkannt und angesprochen, was komplett surreal war. Da das Summer Breeze in Sao Paulo mitten in der Stadt ist, unterscheiden sich die beiden Festivals grundsätzlich voneinander. Allerdings merkt man, dass beide Festivals der gleiche Spirit vereint und bei beiden Festivals das familiäre Feeling extrem wichtig ist.

Was unterscheidet deiner Meinung nach die Fans voneinander? Sind südamerikanische genauso metalverrückt?
Achim: Da sind die Brasilianer auf jeden Fall nochmals ne Schippe verrückter. Sao Paulo ist ja nicht umsonst die Metalhauptstadt der Welt. Generell wird hier alles nochmals einen Tick mehr abgefeiert.

Wie wird es nach der kommenden Summer-Breeze-Ausgabe mit VOODOO KISS weitergehen? Habt ihr so viel Blut geleckt, dass Möglichkeiten eines dritten Albums schon besprochen wurden?
Achim: Mal schauen, wir haben auf jeden Fall schon ein paar Konzerte für Ende 2024 und 2025 im Kalender. Und neue Songs zu machen ist auch definitiv das, was mit am meisten Spaß macht. Aber wir werden uns da keinen Druck machen. Es kommt, wie es kommt.

Euch ein großes Dankeschön für die Beantwortung meiner Fragen. Ich wünsche euch mit der diesjährigen Breeze-Ausgabe sowie VOODOO KISS nur das Beste. Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Achim: Vielen Dank an alle VOODOO KISS-Hörer und Supporter und auch an alle Summer Breeze Besucher! Wir freuen uns sehr, dass ihr uns jedes Jahr euer Vertrauen schenkt und sind sehr dankbar für ein ausverkauftes Festival!

Fotocredits: Alex Kühr

VOODOO KISS - Angel Demon



https://www.youtube.com/watch?v=y5O9zzh7EiU

Redakteur:
Marcel Rapp

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