VOYAGER: Interview mit Danny Estrin
01.12.2011 | 19:44Mit "The Meaning Of I" hat der australische Insider-Tipp VOYAGER in unserem November-Soundcheck mächtig abgeräumt. Wir sprachen mit Sänger & Songwriter Danny Estrin, der vor knapp 20 Jahren von Deutschland aus nach Down Under umgesiedelt ist.
Danny, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album "The Meaning Of I", welches im November-Soundcheck bei POWERMETAL.de auf einem hervorragenden 2. Platz landet und dabei 5x die Note 9.0 einsackt. Wie sind denn die Reaktionen auf das Album bisher ausgefallen?
Die Reaktionen sind bis jetzt einfach umwerfend. Man glaubt fast, wir hätten ein fantastisches Album vollbracht, haha. Freut mich riesig, dass auch in Deutschland das Album so gut ankommt!
Wenn ich das Album mit dem Vorgänger "I Am The reVolution" vergleiche, würde ich behaupten, dass die Musik noch vielschichtiger und gleichzeitig harmonischer und kompakter geworden ist. Eine Art Hit wie 'Stare Into The Night' gab es zumindest zuvor noch nicht. War das etwas, was ihr erreichen wolltet und welchen Einfluss hat euer neuer Gitarrist Scott dabei?
Ich meine, es war eine natürliche Evolution. Ich bin immer noch der Hauptsongwriter und für die meisten Melodien verantwortlich, aber dieses mal war alles wesentlich kollaborativer. Scott hat auch ein paar klasse Riffs beigetragen, so z. B. in 'Are You Shaded?'. 'Stare Into The Night' hatte, um ganz ehrlich zu sein, die Wurzeln fest in meinem elektronischen Seitenprojekt, welches ich irgenwann einmal richtig auf die Beine bringen werde, und eines Tages dachte ich: Hey, das klingt doch bestimmt als Metalsong ganz gut. Deiner Meinung nach hatte ich wohl Recht.
Der Titel "The Meaning Of I", das Verwenden von verschiedenen Versionen des Wortes "Ich" als Songnummern, die reflektierenden Texte und die Danksagung im Booklet zeigen, dass es sich hier für dich um ein sehr persönliches Album handelt. Was kannst und magst du unseren Lesern davon erzählen?
Es geht um die emotionale Achterbahn, welche das Leben manchmal einem vorsetzt. Das Album ist gewissermaßen eine Reflektion des unglaublichen Schmerzes, der Desillusion und der 'großen' Fragen: Wer bin ich, was mache ich hier? Das mag für viele wie egozentrisches Gesäusel klingen, aber ich bekomme viele e-Mails von Fans, denen unsere Musik durch schlimme Zeiten geholfen hat. Das macht mich sehr glücklich.
'Iron Dream' ist Peter Steele gewidmet. Welche Bedeutung hatten TYPE O NEGATIVE, CARNIVORE und Peter Steele persönlich für dich?
CARNIVORE hatte wenig Bedeutung, aber TYPE O NEGATIVE und Peter Steele waren für mich Meilensteine und gewissermassen Idole. Seitdem ich 'October Rust' hörte, war meine Stilrichtung stark beeinflusst. Dass der Mann so früh gestorben ist, finde ich unglaublich traurig, und da wollte ich seine Essenz in einem Song festhalten. Viele Fans meinen, der Song 'Iron Dream' ist keine Kopie von Type O, ist aber dem Stil der Band und des 'Vibes' treu geblieben. Das freut mich immer zu hören.
Mit Daniel Tompkins (TESSERACT) und DC Cooper (ROYAL HUNT) habt ihr auch zwei bekannte Stimmen für das Album gewinnen können. Wie ist die Zusammenarbeit mit den beiden zustande gekommen?
Scott, unser neuer Gitarrist, hat ein Projekt mit Dan namens ABSENT HEARTS und als ich Dans Stimme hörte, wollte ich ihn unbedingt für das Album haben. Seine Parts in 'The Pensive Disarray' bereiten mir Gänsehaut.
DC Cooper war schon lange ein Idol, seit den "Paradox"-Tagen. Ich wusste nicht, ob die Kollaboration funktionieren würde, aber ich glaube, auf 'Fire Of The Times' passt es wirkluch gut, zumal unsere Stimmen so unglaublich verschieden sind. DC war ursprünglich von der ganzen Idee nicht super begeistert, aber als ich ihm das Album schickte und sein Sohn ständig im Auto den Song 'Lost' spielen wollte, hat er richtig Bock bekommen.
Ihr geht jetzt mit CHILDREN OF BODOM in Australien auf Tour. Das passt jetzt auf den ersten Blick nicht besonders gut zusammen. Ist es für euch mit diesem eigenständigen Sound eher leichter oder eher schwerer eine passende Tor zu finden?
Ich sitze momentan gerade in Melbourne, vor unserer nächsten Show mit CHILDREN OF BODOM. Tja, es ist teilweise schwer, den hartgesottenen CHILDREN OF BODOM-Fans zu imponieren, aber wir schaffen es, peux a peux. In unserer Heimatstadt war das Publikum geteilt, aber spätestens bei unserem Medley, in dem wir 'Scatman' spielen, war auch die 'Mundwinkel runter'-Sparte des Publikums bekehrt. Wir haben einfach zu viel Spass auf der Bühne. Ich glaube deshalb war unsere letzte Tour mit ALESTORM so erfolgreich. Keytar-Duett gefällig? Haha.
Wie hoch stehen denn die Chancen, dass ihr auch mal wieder in Europa tourt? Das letzte Mal ist ja schon einige Jahre her. Besteht da Interesse seitens der Booker und ist das für euch überhaupt halbwegs rentabel?
Es besteht momentan sehr viel Interesse und wir möchten unbedingt zurückkommen. Hoffentlich eine größere Tournee durch ein paar Länder. Also, Daumen drücken für 2012!
In Deutschland seit ihr immer noch ein Insider-Tipp für alle, die einen offenen Musikgeschmack haben und es mögen, wenn eine Band nicht wie 637 Doppelgänger klingt. Wie ist denn euer Status in deiner Wahlheimat Australien?
Wir hatten in Deutschland auf "uniVers" gemischte Reaktionen. Jetzt fühle ich aber, dass das deutsche Publikum uns verstanden hat. In Australien waren wir eigentlich schon immer ganz gut drauf und haben schon seit ein paar Jahren einen ziemlich coolen Status. Ich wünsche mir, dass wir das Flaggschiff für australischen Melodic Metal werden, auch für Außenstehende.
Mit Sensory Records habt ihr mal wieder ein neues Label. Die Vorgänger DVS, Dockyard 1 & Locomotive sind alle nicht mehr im Geschäft. Macht dir das mit Blick auf Musikszene Sorge oder hattet ihr bislang einfach Pech bei der Auswahl eurer Partner?
Sorge nicht, aber ich werde von Tag zu Tag zynischer. Wir wurden dermaßen abgezockt, dass einem manchmal jeglicher Spass vergeht. Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass Bands sehr viel eigenständig machen, z. B. Online Downloads von der eigenen Webseite, damit nicht alle Zügel in einer Hand liegen. Mit Sensory haben wir eine ganz gute Wahl getroffen. Wir haben sogar schon eine Zahlung bekommen. Das erste Mal nach zehn Jahren!
Okay, das war es jetzt von meiner Seite. Wenn du noch etwas loswerden willst, was die Leser von POWERMETAL.de wissen sollten, ist dies deine Gelegenheit.
Ich wollte allen Lesern danken, und alle dazu auffordern, die Band direkt zu unterstützen und das Album von der Webseite zu kaufen, und zwar als online Download. Man bekommt das Booklet als pdf und die mp3s in hoher Qualität.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk