VULTURE: Interview mit Stefan Castevet
09.04.2024 | 14:29Ein kurzer, netter Plausch mit VULTURE geht eigentlich immer. Die Geschwindigkeitsfanatiker haben mit "Sentinels" eine neue Scheibe am Start, die allerlei Besonderheiten und Kostbarkeiten für alle Speed- und Thrash-Metal-Fans innehat. Zahlreiche Querverweise, Tribute und ein Artwork zum Fingerschnalzen. Und wenn man dann noch die Weiterentwicklung seit "Dealin' Death" betrachtet, dann gibt es allerlei Fragen, mit denen wir Stefan Castevet, Gitarrist der Jungs, löchern können, nicht wahr? Gesagt, getan.
Stefan, ein neues Album steht an, das lassen wir uns nicht nehmen und löchern dich ein wenig mit unseren Fragen. Danke, dass du Rede und Antwort stehst. Bevor es ans Eingemachte geht, wie geht es der VULTURE-Bande, wie ist die Stimmung?
Hey Marcel! Uns geht’s gut, wir sind voller Vorfreude. Endlich geht’s in die heiße Phase und wir können zeigen, woran wir in den letzten Jahren gearbeitet haben!
"Dealin' Death" ist knappe drei Jahre alt – diesmal hat es ein klein wenig länger als üblich bei euch gedauert. Was ist in den Jahren bei VULTURE passiert? Könnt ihr mir ein kleines Update geben?
Wir haben uns einfach mehr Zeit gelassen. Nachdem die "Ghastly Waves" so ein verkopfter Ausreißer war, haben wir bei "Dealin' Death" total drauf geachtet, vorsichtiger zu sein. Vielleicht waren wir da sogar ein bisschen gehemmt. Wir haben uns dann gesagt, klar, ein Album ist immer eine Momentaufnahme, aber lass uns gucken, dass die nächste Momentaufnahme kompromissloser und vor allem zu 100% das ist, was wir wollen! Deswegen haben wir uns hingesetzt und Demos aufgenommen, gemixt, manche sogar mastern lassen, um die Sachen in Ruhe immer wieder hören zu können, um dann auch mal nach einem Jahr zu sagen: "Ne, das ist es noch nicht!" Das hat unfassbar viel Spaß gemacht und jetzt halten wir das Produkt, das daraus entstanden ist, endlich in den Händen.
"Sentinels" steht in den Startlöchern und ich konnte vorab reinhören. Geiles Teil! Macht von vorne bis hinten Spaß! Doch was genau bewacht ihr, wenn man den Titel wörtlich nehmen darf?
Darf man, muss man aber nicht, haha! Uns war ein catchy Titel wichtig. Diesem Mittelalter-Charme, der auch dem Wort "Sentinels" für uns so ein bisschen anhaftet, sind wir in den letzten Jahren einfach total verfallen. Wenn man jetzt da was reininterpretieren will, dann bewachen wir vielleicht den Sound für den wir stehen, den man ja schon auch als sehr puristisch bezeichnen kann.
Auf eurem nunmehr vierten Langdreher habt ihr auch zugleich das stärkste Artwork kredenzt. Sanduhr mit Blut, Schachbrett mit Blut, Messer mit Blut – hat das Cover eine bestimmte Geschichte oder Bedeutung zu den einzelnen Tracks auf "Sentinels"?
Im letzten Verse des Titeltracks, der auch der letzte Verse des Albums ist, beschreibt Andreas quasi wie unser gesichtsloses Maskottchen sein Gegenüber mit einem letzten Zug schachmatt setzt. Das hatten wir für eine grandiose Cover-Idee gehalten. Ein paar Anspielungen, wie z.B. die berittenen Leichen aus 'Unhallowed & Forgotten', ein paar Gargoyles oder die Schwertkämpfer aus 'Draw Your Blades' sind ebenfalls drin versteckt. Ne richtig runde Sache! Wir sind happy!
"Dealin' Death" hat mir schon extrem gut gefallen, doch auf "Sentinels" seid ihr noch etwas konsequenter und bissiger am Start. Worin liegen eurer Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen Album Nummer drei und vier?
Wir trauen uns mehr, ohne dabei total zu verkopfen. Das tut einfach total gut! Schön, wenn das auch rüberkommt. Ich habe das Gefühl, wir haben noch nie mehr wie "Wir" geklungen als auf "Sentinels". Wir schaffen es diesmal total gut, klassischen Heavy Metal mit seinen Melodien und seiner straighten Art mit dem klassischen Thrash/Speed-Sound zu vereinen, ohne dass das irgendwie gewollt klingt. Dabei versuchen wir aber natürlich auch deutlich zu machen, dass wir technisch anspruchsvoll und auch in der Lage sind, Songs zu schreiben, die weit über Verse-Chorus-Verse-Chorus hinausgehen. Das ist uns bislang vorher nur mit sehr viel mehr Aufwand und hier und da auch unnatürlich gelungen, denke ich.
Nanu? Ein deutscher Titel in der Trackliste? Wie kam es denn zu 'Der Tod trägt schwarzes Leder'? Welche Geschichte steckt dahinter?
Ein Freund von mir hat einen Bildband, in dem viele der großartigen Giallo-Filmcover präsentiert werden. Da bin ich beim Blättern auf den Titel gestoßen und habe gedacht: "Wenn das mal kein VULTURE-Songtitel ist!" Ist dann ein Instrumental geworden. Auf Deutsch singen, kann ich mir für VULTURE gar nicht vorstellen. Musikalisch klingt das für mich wirklich wie ein Intro zu einem Giallo, mit der naiven Melodie am Anfang. Find ich richtig gut. Wie so 'ne kleine Hommage.
'Oathbreakers' ist im Gegensatz zum virtuosen Rest sehr geradlinig. Eine Hommage an den puren Heavy Metal der 1980er Jahre?
Jein. In erster Linie wollten wir mit dem Song unseren Hut vor den Leuten "unter uns" ziehen, die sich getraut haben, alles auf eine Karte zu setzen und ihrer Heavy-Leidenschaft auch beruflich nachzugehen. Da denke ich an Label-Menschen, unseren Produzenten Marco, Photographen usw. Diesen Mut hatten wir nie. In zweiter Instanz geht es aber auch darum, den Wegbereitern unseres Genres zu huldigen. Nach wie vor sind wir fasziniert von dieser Umbruchphase zwischen Proto- und Speed/Thrash. Was muss passieren, dass man auf einmal ein Album schreibt wie "Hell Awaits"?
Gute Frage. 'Realm Of The Impaler' beeindruckt und macht Lust, die Luftgitarre zu schwingen. Textlich geht es um Vlad, den Pfähler. Was macht ihn so besonders für euch? Wer war Vlad III.?
Wir fanden die Idee gut, den Kollegen nicht als Dracula, sondern eben als Menschen in einem Song zu "besingen". Dabei geht’s uns aber nicht darum, da historisch gelangweilt draufzugucken, sondern den Finger auf dieses Mystische zu legen, das quasi alles gespeist hat, was dann daraus geworden ist. His name a curse, his tongue a whip!
Eine weitere Hommage gibt es mit 'Unhallowed & Forgotten' an die "Blind Dead"-Filmreihe. Welche Filmreihe würde euch darüber hinaus reizen, einmal den einen oder anderen Song über sie zu schreiben?
Puh, so ad hoc kann ich dir das gar nicht beantworten. Mir fällt nichts ein. Kommt aber bestimmt. Vielleicht mal was Lovecraft-iges?
Ich muss sagen, dass ich als Kind großer Fans der Serie "Gargoyles" war. Aber der gleichnamige Track auf "Sentinels" hat sicherlich nichts mit meiner nostalgischen Reise in meine Kindheit zu tun, oder?
Nein, haha! Vor dieser Frage hatte ich ein bisschen Angst.
Haha. Die Platte wird am 12. April veröffentlicht. Was hält 2024 für VULTURE danach noch bereit? Was ist geplant und wie verbringt ihr die Festivalzeit im Sommer?
Wenn alles gut geht, fliegen wir im Sommer für eine zweiwöchige Tour nach Südamerika. Die killt dann aber auch so ziemlich alle Urlaubstage, die das Jahr so innehält. Wir promoten das Album dann in Europa so gut es geht und nehmen so viele Weekender mit, wie es zeitlich geht! Wir freuen uns auf zweimal Schweden, Portugal und paar richtig coole Deutschland-Shows!
Euch gibt es nächstes Jahr schon zehn Jahre – die Zeit rast. Habt ihr etwas Spezielles, Besonderes geplant oder nehmt ihr die Feste, wie sie fallen?
Wie sie fallen! Eins nach dem anderen! Aber auf ne große Party hätte ich wirklich Lust!
Stefan, die Platte bockt ohne Ende. Ich wünsche euch nur das Allerbeste mit "Sentinels". Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Danke dir, Marcel! Wir freuen uns dieses Jahr in viele bekannte und viele neue Gesichter zu gucken. Holt euch die Scheibe!
Fotocredits by Evil Live Photography
- Redakteur:
- Marcel Rapp