Von der Rebellion zur Fachtagung - Heavy Metal als Forschungsgegenstand

12.05.2010 | 12:13

Die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig lädt Fans und Analytiker Anfang Juni dazu ein, sich im Rahmen einer Fachtagung mit der geliebten Hartwurstkultur auseinanderzusetzen.

 

An einem belanglosen Sonntagabend landet in meinem E-Mailpostfach ein Link zum "Fachportal für die Geisteswissenschaften clio-online" und dem Onlinefachmagazin "H-Soz-u-Kult". Der Absender der Mail ist eine Freundin, die sich gerade mit ihrer Promotion im Fach Geschichte herumquält.
"Was habe ich damit zu tun", denke ich und schnuppere im fachwissenschaftlichen Magazin herum. Siehe da, ich werde schlau! Da findet sich doch tatsächlich der Hinweis auf eine wissenschaftliche Fachtagung über Heavy Metal.


Dass Metal und der zugehörige Lifestyle zuweilen Gegenstand wissenschaftlicher Forschung sind, wissen feinsinnige Fans spätestens seit der Buchveröffentlichung "Heavy Metal – Kunst, Kommerz, Ketzerei" von Bettina Roccers volkskundlicher Dissertation an der Universität Regensburg aus dem Jahre 1996.
Offenbar hat sich das Thema Metal als wissenschaftlicher Forschungsgegenstand in Regensburg festgesetzt, denn einer der Organisatoren der in Rede stehenden Fachtagung "Metal Matters – Heavy Metal als Kultur und Welt", die vom 03.06. bis 05.06.2010 an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig stattfindet, ist Dr. Herbert Schwaab, Medienwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Regensburg. Zusammengetan hat er sich nunmehr mit Prof. Dr. Rolf F. Nohr, der im Fachgebiet Medienästhetik und Medienkultur an der HBK in Braunschweig  forscht.

Für ihre Tagung haben Nohr und Schwaab rund zwanzig Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz requiriert, die in zahlreichen Vorträgen verschiedene Aspekte des Phänomens Heavy Metal beleuchten.
Im Tagungsprogramm finden sich so bemerkenswerte Veranstaltungstitel wie "'Kutte & Co' – Zur textilen SchriftBildlichkeit des Heavy Metal" oder auch "Luftgitarrenspielen. Die Geburt der Musik aus dem Geist der Resonanz".
Das klingt zwar schon ziemlich abstrakt, in der Gegensätzlichkeit der wissenschaftlich formulierten Thematik zum amüsanten Forschungsgegenstand des Luftgitarrespiels dürfte aber auch der Reiz der Veranstaltung liegen.
"Der Teufel und das Teuflische in der Metalszene" ist darüber hinaus ebenso Thema wie "mediale Bilder archaischer Männlichkeit im Black Metal" oder "Der Heavy Metal und seine Infrastruktur unter besonderer Berücksichtigung des Ruhrgebietes".

Wer angesichts solcher Themen nun glaubt, auf der Tagung seien nur Theoretiker erwünscht, die Musik und Szene durch die analytische Brille betrachten, der irrt gewaltig. Im Organisationsteam der Tagung sind ausreichend Studentinnen und Studenten vertreten, die selbst Teil der Szene sind. Stefanie Krause gehört dazu, die seit ihrer Kindheit mit der Metalszene verwachsen ist und für das Rahmenprogramm eine Ausstellung mit Texten und Photos zu den Fans der Szene vorbereitet.    
"Neben den vielen theoretischen Vorträgen der Tagung würde ich sehr gerne auf den Menschen aufmerksam machen, der die Metalszene prägt und lebt und ohne den die Szene schließlich gar nicht existieren würde", beschreibt sie ihre Motivation.

In diesem Sinne sind die Menschen der Szene denn auch ausdrücklich auf der Tagung erwünscht. Wer mehr wissen will und eine Anmeldung ins Auge fasst, muss nicht erst ins Fachportal  für Geisteswissenschaften eintauchen. Die Homepage der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste gibt einen umfassenden Überblick:

Hochschule für Bildende Künste

Metal Matters

Anmeldungen unter info@metal-matters.de

 

Redakteur:
Erika Becker
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