Vorschau: With Full Force 2009

12.06.2009 | 15:28

Sonnenschein, ein kühles Bier, und dazu die passende Mucke. So stellt sich ein Metaller den perfekten Sommer vor. Und zu jedem Sommer gehören die passenden Festivals. Zwar sind schon einige feine Happenings gerockt worden, doch den einzig wahren Startschuss zur Open-Air-Hartwurst-Saison gibt es traditionell mit dem With Full Force.



Anfang Juli werden sich wieder Metaller, Punks und Hardcore-Freaks die Klinke in die Hand geben – gemeinsam feiert es sich eben doch am besten. Dennoch ist dieser Zustand bisher einzigartig in der deutschen Festivallandschaft. Darauf sind auch die Veranstalter stolz wie Oskar: "Gleichzeitig sind wir aber auch dankbar für die Umstände, die das ermöglichten. Wir haben damals zumindest in Deutschland neues Terrain betreten und niemals geglaubt, dass es so lang existiert und so groß wird. Vom Experiment zum Lebenswerk!", meint Sven Borges, einer der drei Gründer des With Full Force.

Doch wie schafft man es, über fünfzehn Jahre zu bestehen? Gerade in der heutigen Zeit, wo jedes Jahr neue Festivals aus dem Boden gestampft werden und die Konkurrenz somit stetig wächst? Borges kennt die Antwort: "Wir selbst sind Fans dieser Musikstile, darüber hinaus als Veranstalter in kleinen Clubs tief in der regionalen Hartmusik-Szene verwurzelt. Somit wissen wir, worauf es ankommt. Es ist ein Festival von Fans für Fans. Es geht drei Tage und Nächte auf drei Bühnen die Post ab. Daneben gibt es noch ein entsprechendes Rahmenprogramm. Eine Vielzahl an Händlern bietet fanorientierte Waren an - ein reichhaltiges und vergleichsweise preiswertes Angebot an Speisen und Getränken ist selbstverständlich."




Natürlich macht auch die Teuerungsrate nicht vor dem With Full Force halt. "Wir sind bemüht, den Eintrittspreis möglichst gering zu halten. Bei der allgemeinen Preisentwicklung haben wir mit 80 Euro für über 60 Bands ein gutes Verhältnis. All das macht das Festival für die Gäste zum wichtigen Event an sich. Man schätzt die außergewöhnliche Stimmung, die auf dem Gelände herrscht. Es kommt nicht allein auf die 'großen' Bandnamen an, die Mischung und die Atmosphäre sind Grund genug, zum WFF zu fahren. Es ist eine große Party, Headbanger, Straight-Edger, Skinheads (keine Nazis!) und Punks feiern gemeinsam ihren Event auf dem härtesten Acker Deutschlands."

Sorgen über jene ungewollte Gäste macht sich Borges nicht. Leider kamen in der Vergangenheit des Öfteren einige Besucher des rechten Spektrums. Doch die Verantwortlich haben nicht lange gefackelt und dem kleinen Spuk ein Ende gesetzt. Auch mit dem Erscheinen von DER W sieht Borges keine Probleme: "Wir und auch DER W distanzieren uns ausdrücklich von der rechten Szene. Seit Jahren praktizieren wir das immer erfolgreicher. Dabei werden wir z.B. von der Antifa unterstützt. Dass sich doch ein paar schwarze (braune) Schafe zu uns verirren, lässt sich nicht verhindern. Doch wenn diese sich als solche irgendwie zu erkennen geben, gibt's Hausverbot und gegebenenfalls Strafanzeige."

Gut so! Auch wenn das Festival in erster Linie für die Fans veranstaltet wird, so kann man sich als Organisator doch durch solch ein Ereignis auch den einen oder anderen Traum erfüllen. Borges sieht das genauso und ist wahnsinnig stolz, in diesem Jahr SOCIAL DISTORTION und DOWN nach Roitzschjora holen zu können. Dennoch liegen seine Wurzeln eigentlich woanders: "Ich für meinen Teil bin ein open-minded Altmetaller! Meine Kollegen sind dafür eher im Hardcore- und Punkbereich zu Hause, somit ergänzen wir uns bestens." Daher freut er sich besonders auf Acts wie CARCASS, ASPHYX, AMON AMARTH und MY DYING BRIDE.

Doch in erster Linie soll den Wünschen der Fans entsprochen werden. So gab es wie jedes Jahr nach dem WFF 2008 auch wieder eine Umfrageaktion, bei der die Besucher ihre Wunschbands auflisten konnten. "Tausende machen davon Gebrauch. Das Ergebnis ist sozusagen die Vorlage für unsere Bookingarbeit. Leider lässt sich vieles aus anderen Gründen nicht verwirklichen" Was sicherlich oftmals an den gestiegenen Gagen vereinzelter Mega-Acts liegt. Daher ist auch ein Comeback von IRON MAIDEN in Roitzschjora nicht in Aussicht. "Sicherlich ist sie eine der wichtigsten Metalbands, dafür aber auch entsprechend teuer. Sie zu bekommen, ist hauptsächlich eine Frage des Preises. Da gibt's auch ebenbürtige Bands, die weitaus günstiger zu haben sind", entkräftet Borges das Gerücht, dass die NWOBHM-Legende noch in diesem Jahr eine Rückkehr auf den härtesten Acker Deutschlands feiert.

Doch neben all der positiven Energie, die solch ein Event ausstrahlt, gibt es aber auch Probleme. Glücklicherweise aber nicht mehr mit den umliegenden Gemeinden, wie Borges erzählt: "Am Anfang waren sie nur ablehnend bis feindselig, doch mittlerweile hat man sich mit uns arrangiert und akzeptiert das Festival, nicht zuletzt als Wirtschaftsfaktor." Die größten internen Probleme liegen laut Borges in der Wasserversorgung. "Wir haben nur eine 10cm-Leitung Trinkwasser zur Verfügung. Es gibt schon Pumpwerke, Zwischenspeicher usw., doch gibt es auch da Grenzen, so dass man doch mitunter etwas warten muss bzw. lange Wege in Kauf nehmen muss."

Experimente machen andere – warum viel ändern, wenn die Fans zufrieden sind. Alle Fans des Metalmarktes werden  dagegen leicht enttäuscht sein, denn in seiner jetzigen Form wird es ihn nicht wieder geben. Borges begründet den Schritt folgendermaßen: "Wir verzichten auf den Metal Markt, da das immer weniger angenommen wurde und zu Unzufriedenheit bei den Händlern führte. Dafür gibt es aber diesmal im Skateforce eine amtliche Rampe: 12m x 10m."

Ein Ende der Erfolgsgeschichte With Full Force ist also nicht in Sicht. Doch irgendwann ist auch ein weiträumiger Flugplatz an seinen Grenzen angekommen. Mit 26.000 Besuchern im Jahre 2008 ist man jedoch bald am Limit. "Die Grenze ist bei ca. 30.000 erreicht. Aufstockungen müssten dann langfristig geplant werden, da dann derzeit landwirtschaftlich genutzte Flächen benötigt werden. Doch denken wir, dass der Platz so für unsere Dimensionen ausreicht."

Das ist schön zu hören, denn das With Full Force ist ein einzigartiges Event in einer einzigartigen Umgebung. Direkt an einem See gelegen, kann hier jeder Metaller zeigen, ob Duschen bei dreißig Grad im Schatten wirklich kein Metal ist.

Wir sehen uns in Roitzschjora, denn eins hat sich seit der ersten Ausgabe nicht verändert: Es geht um die harte Wurst. See you WITH FULL FORCE!

Redakteur:
Enrico Ahlig

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