WAKE, THE: Interview mit Kaj Michelsson

01.01.1970 | 01:00

Mit “Ode To My Misery” haben THE WAKE kürzlich ein sehr gutes melodisches Death-Metal-Album auf den Markt gebracht, dass sich Hörer von DARK TRANQUILLITY, IN FLAMES und CHILDREN OF BODOM auf den Weihnachts-Wunschzettel schreiben sollten. Aus gegebenem Anlass setzten wir uns einmal mit Frontmann Kaj Michelsson in Verbindung und sprachen über die Band, die Zukunftsaussichten und die finnische Szene allgemein. Aber lest selbst, was der sympathische Sänger zu sagen hat:


Björn:
Hallo, alles klar bei Euch?

Kaj:
Ja, alles klar hier, wir warten alle nur auf das Weihnachtsfest.

Björn:
Ich möchte mich zuerst mal dafür entschuldigen, dass wir das Interview nun schon öfter verschieben mussten. Ich hoffe mal, es ist kein Problem, dass wir einen knappen Monat nach Release Eures aktuellen Albums miteinander reden!

Kaj:
Kein Problem, es besteht keinen Grund zur Eile. Das Album ist ja noch nicht sooo alt. Es ist noch immer sehr frisch.

Björn:
Dann bin ich ja beruhigt. OK, THE WAKE sind eine neue Band in der Metal-Welt, vielleicht kannst Du mir die Band zunächst einmal vorstellen?

Kaj:
Natürlich. Da wäre zum einen Sakari Lempinen, der Kopf der Band und gleichzeitig Gitarrist. Jani Luttinen bedient dasselbe Instrument aber ihm fehlt das Gehirn, haha. Hinterm Schlagzeug sitzt Wellu Helenius, ein exzellenter Drummer wie ich finde. Und dann bin da noch ich, Kaj Michelsson, und spiele den dreckigen Bass und steuere die Growls bei.

Björn:
Ihr lebt in Finnland. Von wo genau kommt ihr da her?

Kaj:
Wir leben im Süden von Finnland, in einer kleinen Stadt namens Karjaa. Hier wohnen ungefähr 9.000 Menschen. Bis nach Helsinki sind es 85km und bis Turku 100km.

Björn:
Kannst Du mir einige andere Bands nennen, die aus dieser Gegend stammen?

Kaj:
Nun, die Szene in Karjaa ist sehr klein, daher gibt es hier nicht so viele Bands. WASARA aus Karjaa/Lohja ist eine relativ bekannte Band in Finnland. Es ist Metal mit finnischen Texten und klingt so ähnlich wie RAMMSTEIN.

Björn:
Ihr habt Eure band THE WAKE getauft. Gibt es hierfür einen speziellen Anlass?

Kaj:
Nun, nachdem wir einige Zeit darüber nachgedacht haben, stellten wir fest, dass man sich diesen Namen leicht merken kann, es klingt ein wenig kommerzieller und ist zudem einfach auszusprechen. Es spiegelt unsere Musik auch besser als unser alter Name BLEEDING HARMONY.

Björn:
Was kannst Du mir denn über die Anfangstage von THE WAKE/BLEEDING HARMONY erzählen?

Kaj:
Die Band wurden von den beiden Lempinen-Brüdern Sakari und Harri (der erste Drummer) gegründet. Beide waren musikalisch sehr begabt und wollten Metal spielen. Später haben sie dann Lauri Helenius (Wellu`s Bruder) der Band als Gitarrist beizutreten während sie mich von einer anderen Band aus Karjaa, THE BLEED; kannten und ebenfalls fragten. Nach einer Weile fand Lauri das ganze langweilig und Harri trat der Armee bei, also mussten wir zwei neue Leute suchen. Das waren dann Wellu und Jani, zwei Volltreffer.

Björn:
Später habt Ihr dann bei Spikefarm Records, dem Sub-Label des größten finnischen Metal-Labels, unterschrieben. Was war die erste Reaktion auf diesen Deal?

Kaj:
Es war fantastisch. Nachdem wir zwei Demos gemacht hatten und schon mehrere Jahre versucht hatten, einen Deal an Land zu ziehen, fühlte es sich sehr gut an. Spikefarm ist ein großes aber auch gutes Label, da es den Kontakt zu seinen Artisten pflegt.

Björn:
Vor einigen Wochen habt Ihr dann Eure erste Full-Length-CD „Ode To My Misery“ herausgebracht. Wie sind die bisherigen Presse-Reaktionen hierauf? Seid Ihr zufrieden damit?

Kaj:
Die Reaktionen der Presse waren recht bunt. Manche sagen, dass es sehr frisch, innovativ und aufregend klingt, andere wiederum meinen „das haben wir alles schon mal gehört“ und mögen es nicht. Und dann gibt es noch die Stimmen, die behaupten, wir würden CHILDREN OF BODOM oder IN FLAMES kopieren, was total absurd ist. Wir unterscheiden uns sowohl im Stil als auch im Sound von ihnen.

Björn:
Warum habt Ihr so einen depressiven Titel für das Album ausgewählt? Meiner Meinung nach klingt die Musik nämlich um einiges optimistischer als es der Titel suggeriert.

Kaj:
Die Texte und auch die Leads sind sehr melancholisch. Die Songs mögen zwar recht happy, schnell und optimistisch klingen, aber die Texte und der Sound sind es nicht. Daher haben wir es „Ode To My Misery“ genannt, um die damit verbundenen Emotionen wiederzuspiegeln.

Björn:
Denkst Du, es ist nur ein Klischee, dass Leute aus Finnland an starken Depressionen leiden? Wie geht`s Dir in dieser Hinsicht?

Kaj:
Tatsächlich leiden viele Finnen an Depressionen. Ich weiß nicht ob es am kalten Winter oder am verregneten Frühling liegt. Finnen begehen die meisten Selbstmorde in der ganzen Welt.
Ich selber würde nicht sagen, dass ich depressiv bin. Ich bin eine sehr glückliche Person, die sich durch die Musik von sämtlichen Lasten befreit.

Björn:
Und woher bekommst Du Inspiration für die Texte?

Kaj:
Ich schreibe die meisten Texte, wenn ich einen Kater habe. Ich werde sehr kreativ, wenn ich mit einem Hangover zu kämpfehn habe.

Björn:
Ich vermute mal, dass es derzeit schon sehr kalt in Finnland ist. Hat die Kälte des Winters ebenfalls einen Einfluss auf Eure Musik?

Kaj:
Ja, sogar einen großen. Kalt, regnerisch, windig, dunkel. Diese Adjektive beschreiben den finnischen Winter/Frühling sehr gut. Und genau zu dieser Zeit schreibe ich auch die meisten Texte. Andererseits ist es auch sehr gut, vier verschiedne Jahreszeiten zu haben, aber ich konzentriere mich mehr auf die traurigeren Zeiten.

Björn:
Ich persönlich finde aber nicht, dass Ihr wie eine finnische Band klingt, sondern einen ordentlichen schwedischen Einfluss mit Euch bringt. Ich habe Euch zum Beispiel mit DARK TRANQUILLITY verglichen. Stimmst Du darin überein? Oder wie würdest Du Eure Musik charakterisieren?

Kaj:
Ich würde es finnisch-schwedischen Melodic Death Metal mit einigen Einflüssen aus dem amerikanischen Death Metal nennen. Viele Leute sagen wir klingen wie DARK TRANQUILLITY. Oder mit anderen Worten „Sie hören dort auf wo DARK TRANQUILLITY 1998 aufgehört haben. Ich denke mal, dann ist da auch etwas Wahres dran. Aber ich glaube, es ist mehr THE WAKE als DARK TRANQUILLITY.

Björn:
Was sind denn Deine Einflüsse im metallischen Bereich?

Kaj:
Alter und neuer (Melodic) Death. Gute Musik gibt Dir immer irgendeine Form von Inspiration.

Björn:
Welche Musik hörst Du abseits der Band?

Kaj:
Ich muss gestehen, ich höre mehr kommerzielle Musik und weniger `True Metal´. Alte und neue DARK TRANQUILLITY, alte IN FLAMES, KILLSWITCH ENGAGE, EDGE OF SANITY, CHILDREN OF BODOM - es sind zu viele, um sie einzeln zu benennen. Ich habe Hunderte CD`s und ich mag sie alle.

Björn:
In Finnland ist Metal ja allgemein sehr populär. Bands wie NIGHTWISH, STRATOVARIUS oder CHILDREN OF BODOM entern die ersten Plätze in den Charts. Habt Ihr auf mit THE WAKE auch schon solche Erfolge verbuchen können?

Kaj:
Ich würde mal sagen, wir stecken noch in den Anfängen im Moment. Unser Debüt ist gerade erst in die Läden gekommen und wir warten noch immer auf die Reaktionen der Leute. Wir hoffen, dass wir eines Tages so groß sein können wie z.B. CHILDREN OF BODOM aber wir sind bisher nur eine kleine und bescheidene Band.

Björn:
Habt Ihr denn schon einige Live-Gigs spielen können?

Kaj:
Wir hatten sowohl größere als auch kleinere Konzerte in diesem Jahr. Live-Präsenz ist sehr wichtig und wir geben auf der Bühne immer unser Bestes. Wir trinken nur wenige Biere vor einem Gig weil wir den Zuschauern auch etwas für ihr Geld bieten wollen

Björn:
Wird es auch einige Konzerte in Deutschland bzw. dem restlichen Europa geben oder konzentriert Ihr Euch erst einmal auf Euer eigenes Land?

Kaj:
Es hat bereits einige Gespräche gegeben, in denen über eine eventuelle Europa-Tour mit einigen anderen finnischen bands geredet wurde. Wir werden sehen, was geschieht. Ich möchte aber noch nichts verraten, bevor irgendetwas dingfest ist. Ich hoffe aber, es wird klappen. Es wäre toll, wenn wir in Deutschland spielen könnten.

Björn:
Obwohl Eure Platte erst wenige Wochen alt ist würde mich interessieren ob Ihr schon an neuem Material arbeitet:

Kaj:
Ja, wir sind eine sehr produktive Band und komponieren jederzeit neues Material. Ich garantiere, dass da ein Haufen guter Stoff kommen wird. Im Moment proben wir aber zum größten Teil für unsere anstehenden Shows.

Björn:
Und wann können wir neuen Stoff erwarten?

Kaj:
Es ist noch zu früh, um darüber zu reden. Ich hoffe, wir können im kommenden Frühling wieder ins Studio gehen, falls wir bis dahin superbes Material zusammengetragen haben. Wir werden sehen...

Björn:
Was sind die nächsten Schritte auf der Karriereleiter von THE WAKE?

Kaj:
Eine Menge Auftritte, hoffe ich. Hoffentlich mögen die Leute unsere Musik und kaufen unsere CD. Am meisten würde uns aber ein Fortschritt in der nationalen Szene freuen.

Björn:
Alles klar, dann wollen wir mal das Beste hoffen. Bevor wir nun zum Ende kommen, hast Du noch einmal die Möglichkeit, Deine Worte an unsere Leser zu richten, falls Du noch etwas zu sagen hast:

Kaj:
Viele Grüße! Stay Metal and Bang your Head!!!

Björn:
Dann möchte ich mich für dieses Interview bedanken, ich hoffe es hat Dir gefallen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns schon demnächst auf Tour wiedersehen würden. Bis dahin, alles Gute!

Kaj:
Vielen Dank, es hat Spaß gemacht, Dir zu antworten. Stay heavy und have fun!

Redakteur:
Björn Backes

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