WARFIELD: Interview mit der Band
01.04.2025 | 20:39Neben den Vereinigten Staaten gilt fraglos Deutschland als Nährboden für lupenreinen, konsequenten Thrash Metal. Das liegt allerdings nicht nur an den Teutonic-Four-Veteranen, sondern auch an aufstrebenden Jungspunden, zu denen auch die Männer von WARFIELD zählen. "Wrecking Command" sorgte 2018 schon für Achtungserfolge und nun steht mit "With The Old Breed" der nächste Rundumschlag in den Startlöchern. Wir sprachen mit der Band – Dome (Schlagzeug), Jojo (Shouts und Bass) und Matze (Klampfe) – über Brüder im Metal-Zirkus, die maßgebliche Entwicklung der letzten Jahre, die Abscheulichkeiten der Kriegsführung und die großen Fußstapfen, in die das Trio treten möchte.
Hallo Jungs, wie geht es euch? Wie ist die Lage bei WARFIELD?
Dome: Hallo Marcel. Danke, dass du dir die Zeit dafür nimmst! Uns geht's bestens, danke der Nachfrage. Insbesondere auch, weil unser zweites Album nach langem Warten endlich in den Startlöchern steht. Die letzten Monate und gerade die letzten Wochen waren sehr intensiv und natürlich damit verbunden, das Album bestmöglich zu promoten. Wir können es kaum erwarten und freuen uns riesig auf den Release!
Seit eurem "Wrecking Command"-Debüt sind einige Jahre ins Land gezogen. Mögt ihr mir ein kleines Update geben, was in den knapp sieben Jahren passiert ist?
Dome: Das ist schon eine wahnsinnig lange Zeit, das stimmt. Nach dem Debütalbum waren wir alle mit unseren jeweiligen beruflichen Abschlüssen beschäftigt und hatten einige private Herausforderungen zu bewältigen. Zu Beginn der Pandemie waren die neuen Songs aber tatsächlich schon weitestgehend geschrieben und aufnahmebereit. Wir nutzten die Zeit im Rahmen der Möglichkeiten, um uns mit dem Pre-Recording auseinanderzusetzen. Anfang 2023 gingen wir dann ins Studio. Durch das Label-Signing musste man natürlich noch viel Organisatorisches klären und auch für Albumplanung und Videodrehs ging noch Zeit ins Land. Vielleicht hat es diese Zeitspanne auch einfach gebraucht, um bestmöglich aufgestellt zu sein. Für die weiteren Alben sollte es dann aber eine deutlich kürzere Überbrückungszeit werden, haha.
Ihr seid gleich mit eurem zweiten, neuen Album bei Napalm Records gelandet. Wie kam das zustande und welche Möglichkeiten ermöglichen sich dadurch für euch?
Matze: Wir hatten, nachdem unser neues Album fertig aus dem Mix kam, natürlich bei verschiedenen Labels angefragt, bei denen wir uns sicher waren, dass wir dort gut aufgehoben sein könnten. Seb von Napalm Records hat sich dann durch unseren Pitch gehört, der wohl auch beim Rest des Teams sehr gut ankam. Wir sind froh, dass sie das Potenzial in uns sehen und uns diese Chance geben! Der Deal gibt uns natürlich die Möglichkeit, unsere Musik einem breiteren Publikum anzubieten. Außerdem konnten wir dadurch auch District 19 Bookings auf uns aufmerksam machen, wodurch wir nun die Möglichkeit haben, mehr nationale als auch internationale Shows zu spielen. Ein Stein stieß sozusagen den nächsten an. Besonders hervorzuheben ist aber auch Mitch von MBC Bookings, der uns bereits lange zuvor supportet hat und ohne den sich verschiedene Gelegenheiten nicht ergeben hätten.
Auf mich wirkt "With The Old Breed" noch wesentlich zielstrebiger und bissiger als "Wrecking Command". Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten zum neuen Rundumschlag herangetreten?
Dome: Ja, genau so soll es auch rüberkommen. Zunächst wollten wir am Sound feilen. "Wrecking Command" klingt exakt, wie das erste Album einer Band zu klingen hat: Oldschool, roh und aggressiv. Aber insgesamt fehlte es ein wenig an Durchschlagskraft. Bei "With The Old Breed" war es unser Hauptziel, einen breiteren und wuchtigeren Mix zu schaffen und gleichzeitig die Aggressivität und Energie des Debüts zu bewahren, ohne das Album überproduziert klingen zu lassen. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Album, das wie jedes andere klingt. Und das hat Phil (Hillen, SU2 Studio) perfekt umgesetzt bekommen! Textlich haben die Songs mehr Tiefe, der Fokus liegt klar auf dem Innenleben der Soldaten und den Auswirkungen ihrer Erfahrungen. Zudem haben wir ein paar neue Elemente wie zum Beispiel Gang-Shouts eingebaut. Das Songwriting ist klarer ausgearbeitet und bietet allgemein mehr Raum für Variationen.Einflüsse der Teutonic Four liegen klar auf der Hand, doch auch starke Bay-Area-Vibes und so manche OVERKILL-Schwingungen sind definitiv nicht zu leugnen. Welche Szene-Legenden und Klassiker-Alben haben euch wohl am meisten beeinflusst oder gibt es gar Einflüsse, an die man zunächst gar nicht denkt?
Jojo: In der Tat sind wir sehr von den großen deutschen Thrash-Bands von früher geprägt, und auch die Bay Area hat gerade mit Bands wie EXODUS, TESTAMENT, etc. tiefe Spuren in unserem Sound hinterlassen. Ich denke, als einen der größten direkten Einflüsse kann man definitiv SLAYER nennen. Dabei würde ich mich gar nicht auf ein spezifisches Album festlegen wollen, denn eine "Hell Awaits" klingt anders als eine "Reign In Blood" – und dennoch sind wir durch beide Alben geprägt. Grundsätzlich haben wir nicht das eine Album, bei dem wir sagen: "Genau so wollen wir klingen." Wir wollen so viel wie möglich in uns aufsaugen und daraus etwas Eigenes kreieren. Einflüsse, an die man nicht direkt denkt? Da würde ich mal die ganzen Punk-Sachen nennen, die wir alle unglaublich gerne hören, egal ob MISFITS, BUZZCOCKS, COCK SPARRER oder PETER AND THE TEST TUBE BABIES!
Ihr verfolgt mit der neuen Platte alle Abscheulichkeiten des Krieges. Ob Vietnamkrieg oder die beiden Weltkriege, ist diese Thematik eurer Meinung nach aktueller denn je?
Matze: Durch die Präsenz in den Medien und der örtlichen Nähe wirkt die Thematik natürlich sehr aktuell und greifbar. Aber Kriege hat es schon immer gegeben und auch vorher sind auf grausame und unnötige Weise Soldaten und Zivilisten gestorben. Das darf man nicht vergessen. Wir behandeln in unserer Musik eher das grundlegende Problem. Man sollte trotz der Umstände versuchen, nicht noch zusätzlichen Hass zu schüren.
Insbesondere 'Lament Of The White Realm' und 'Soul Conqueror' sind unheimlich gute Songs mit sehr gewichtigem Inhalt. Was ist für euch das vielleicht auch Faszinierende am Ersten Weltkrieg bzw. am Vietnamkrieg gewesen?
Dome: Als ich von der Operation Wandering Soul hörte, wusste ich sofort, dass das ein potenzielles Songthema ist, welches auf dem neuen Album behandelt werden könnte. Es ist auf jeden Fall erstaunlich zu betrachten, welche Methoden der psychologischen Kriegsführung da angewandt wurden und welches Ziel damit erreicht werden sollte. Auch solche Vorkommnisse wie Fragging, also das gezielte Töten von Angehörigen der eigenen Truppe, wovon unser Song 'Fragmentation' handelt, und was auch im Vietnamkrieg seine Hochphase hatte, machen diesen Krieg außergewöhnlich.Jojo: Am Ersten Weltkrieg faszinieren mich vor allem die unvorstellbaren Herausforderungen, vor die die Menschen dieser Zeit gestellt wurden. Der technische Fortschritt, der statt für mehr Frieden zu sorgen dafür genutzt wurde, Gaskriege zu führen oder – wie in unserem Song 'Lament Of The White Realm' thematisiert – Grabenkämpfe in den vereisten Alpen auszutragen. Manchmal muss man wirklich einen Moment innehalten und sich vor Augen führen, was die Soldaten dort erleiden mussten. Natürlich wurde dies im Zweiten Weltkrieg nicht besser, ganz im Gegenteil. Über diese Schicksale wollen wir berichten und ihnen Gehör verschaffen.
Wofür steht 'GASP'?
Matze: Gute Frage, denn tatsächlich ist der Titel doppeldeutig: Das Verb "gasp" bedeutet keuchen und nach Luft schnappen, was sinnbildlich für die Qualen der Soldaten während der Gaskriege steht. Gleichzeitig stehen die Anfangsbuchstaben für "Gather At Sufferings Peak", was ich auch in den jeweiligen Refrains singe. Das Szenario, bei dem die Kameraden im Graben stehen, während ein Gasangriff erfolgt, wird hierbei als höchste Form des Leids beschrieben. Ein schweres und emotionales Thema, an das sich die Songstruktur bewusst anpasst.
Ihr habt einen meiner liebsten NUCLEAR ASSAULT-Tracks für den Bonus gecovert. Ist 'F# (Wake Up)' demnach als Weckruf zu verstehen?
Dome: Dann haben wir da bei dir ja voll ins Schwarze getroffen, haha! Und genau so ist es! Wir finden, dass es auch textlich ziemlich gut zu den gesellschaftskritischen Songs des Albums passt. Zudem geht es in dem Song darum, keine Angst vor Risiken zu haben. Das passt perfekt zu unserer aktuellen Band-Situation: Wir wollen mit dem neuen Album Chancen ergreifen, neue Türen aufstoßen und bei möglichst vielen Moshern auf den Radar kommen – deshalb: Wake Up!!
Ihr wart mit EXODUS und TANKARD auf Tour. Was habt ihr von diesen Tourneen jeweils mitnehmen können?
Matze: Eine Tour war's nicht, sondern einzelne Shows. Aber selbst da lässt man sich natürlich inspirieren. Solche Erinnerungen sind Gold wert. Bei TANKARD und EXODUS sind zudem alle auf dem Boden geblieben, das lässt einen auch begreifen, dass man selbst vielleicht mehr schaffen kann, als man ursprünglich dachte. Gleichzeitig sieht man, wie professionell und reibungslos die Abläufe sowohl auf als auch hinter der Bühne stattfinden und wo man sich noch verbessern muss.
Sind spezielle Gigs zur aktuellen Platte in Planung? Was wird nach dem Release Anfang April bei euch anstehen?
Dome: Bisher sind schon ein paar Gigs bestätigt, die könnt ihr gerne auf unserer Website nachlesen. Unter anderem die Release Show, bei der wir eine Vielzahl der Songs das erste Mal live spielen werden. Natürlich wollen wir das neue Album auch in so viele Länder bringen wie möglich. Eine Support-Tour im Nightliner wäre ein absoluter Jugendtraum, der in Erfüllung ginge. Sobald es da konkreter wird, lassen wir es euch umgehend wissen!
Viele Bands haben es vorgemacht: PANTERA, KISSIN' DYNAMITE, AC/DC, VAN HALEN, SEPULTURA, GOJIRA und und und – wie ist es denn für euch, wenn Brüder gemeinsam in einer Band spielen?
Matze: Wir hatten als Brüder schon immer ein prima Verhältnis und gefühlt alles zusammengemacht, man versteht sich blind. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch mal hitzig werden kann. Aber auch das hat uns bisher immer nur weitergebracht.
Dome: Jojo kenne ich seit der Grundschule und Matze auch nicht grade viel kürzer, also sind wir sowieso alle irgendwie Brüder im Geiste. Dieses jahrelange Miteinander bringt natürlich viele Vorteile im täglichen Austausch mit sich. Wir haben leider einen starken Drang zum Perfektionismus, welcher bei uns intern auch eine gewisse Rolle einnimmt. Das kann schon manchmal ziemlich anstrengend sein. Und bei manchen Themen schaffen wir es daraus minuten- oder sogar stundenlange Diskussionsrunden zu eröffnen, haha. Diese laufen aber sehr ausgeglichen ab und jeder Vorschlag wird berücksichtigt.
Jungs, damit wäre ich soweit durch und danke euch vielmals für Rede und Antwort. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute mit der neuen Dampfwalze. Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Dome: Vielen Dank für die Fragen zum neuen Album, hat uns sehr gefreut! Ich hoffe, euch hat das Interview gefallen und wir konnten euer Interesse für unser neues Album wecken. Wenn ihr auf intensiven und energiegeladenen Thrash steht, solltet ihr unbedingt reinhören! Hoffentlich sieht man sich mal bei der ein oder anderen Show von uns. Thrash 'Till Death!
Fotocredits: Selina Damer
- Redakteur:
- Marcel Rapp