WAR MACHINE: Interview mit Joe DiTaranto

16.10.2006 | 14:27

WARMACHINE
Durchstarten mit Verzögerung

Seit Mitte des Jahres 2003 war Gitarrist, Sänger und Komponist Joe DiTaranto dabei, das erst vor wenigen Monaten über Nightmare Records in den US of A veröffentlichte Debüt "The Beginning Of The End" aufzunehmen. Scheinbar war der von der Band geplante Zeitrahmen nicht einzuhalten. Woran auch immer es gelegen haben mag, Tatsache ist, dass die Songs sehr wohl bis zum Jahresende 2003 fertig gestellt waren und kurze Zeit später auch produziert und abgemischt waren. Joe war so freundlich und gab bereitwillig Auskunft zum aktuellen Stand der Dinge.

Walter:
Trotz einiger recht euphorischer Reviews und dem Anschein, dass ihr vor fast drei Jahren drauf und dran wart, so richtig loszulegen, hat es offenbar nicht sein sollen. Hier in Europa werden wohl viele Fans den Eindruck gewinnen, es bei WARMACHINE mit einem Newcomer zu tun zu haben. Doch dem ist nicht so, wie man weiß.

Joe:
Keinesfalls, denn ich bin schon sehr lange als Musiker aktiv. Eigentlich begann alles damit, dass ich in meiner Highschool-Zeit, im Alter von 13 oder 14 Jahren mit einigen Kumpels anfing, gemeinsam zu musizieren. Die Faszination war gegeben und ich wusste, dass mich dies auch weiterhin verfolgen würde. Klar hat man über lange Jahre mit verschiedenen Musikern zusammen unterschiedliche Erfahrungen machen können, aber ich kann mit Sicherheit behaupten, dass die derzeitige Besetzung von WARMACHINE das wohl fähigste Line-up darstellt, mit dem ich jemals zusammenarbeiten konnte. Mit John Salerno habe ich einen kongenialen Gitarrenpartner in der Band und die Rhythmusabteilung Alberto Capuzano (b.) und Mark Harding (dr.) verfügt über den nötigen Punch. Auf der CD sind logischerweise die Musiker, die damals noch mit von der Partie waren, aufgelistet, aber weder Andrew Zenti (dr.) noch Andrea Zanini (b.) teilten meine Intention von WARMACHINE und waren nicht mehr mit dem nötigen Feuereifer bei der Sache, weshalb ich mich in der ersten Hälfte des Jahres 2004 zunächst einmal auf die Suche nach Musikern begeben musste. Bei einer solchen Aktion kann man sehr schnell feststellen, wie schnell so ein Jahr vergeht, denn das derzeitige Line-up konnte erst gegen Ende des letzten Jahres vorgestellt werden. Wie schon erwähnt, ich bin sehr froh, in diesen Musikern fähige Kerle getroffen zu haben und hoffe, dass dieses Line-up längerfristig zusammen bleiben wird. Ich denke auch, dass sich meine Stimme im Laufe der Jahre ganz gut entwickelt hat, weshalb WARMACHINE heutzutage wohl in ihrer stärksten Form agieren können. Um jemanden, der noch nie von uns gehört hat, über WARMACHINE zu informieren, würde ich sagen, wir klingen ein wenig wie eine Mischung aus IRON MAIDEN und MEGADETH.

Walter:
Kann man gelten lassen, allerdings würde ich eure Einflüsse, die man dem Album zwar durchaus auch anhören kann, nicht ausschließlich auf diese beiden Truppe reduzieren.

Joe:
Der Vergleich war ja auch lediglich als grober Anhaltspunkt gedacht. Dazu müssen als Einfluss auf unseren Sound auch noch Bands wie QUEEN, BOSTON, RUSH, CARCASS und EXTREME genannt werden. Ich hoffe, ich konnte jetzt alle "Extremitäten" musikalischer Herkunft abdecken.

Walter:
Jau, jetzt hätten wir dieses Thema durch. Wie seid ihr denn mit der Entwicklung von WARMACHINRE bislang zufrieden?

Joe:
Ich denke, wir habe es geschafft, in den letzten Jahren unseren eigenen Stil zu entwickeln, und das ist doch als recht guter Erfolg zu betrachten. Sicher hätte sich ohne die Umbesetzungen einiges anders ergeben können und WARMACHINE wären eventuell bereits wesentlich bekannter, aber im Endeffekt bin ich dennoch recht zufrieden und vor allem sehr zuversichtlich für zukünftige Aktivitäten. In unserer Jugend waren wir eher darauf aus, unsere Songs sehr Thrash-Metal-mäßig zu komponieren, doch mittlerweile ist uns eigentlich nicht mehr wichtig, wie unsere Songs stilistisch einzuordnen sind, sondern lediglich, dass die Songs als Gesamtheit gelungen sind. Ich denke, auf die Songs des Albums können wir in der Tat stolz sein, denn es ist uns gelungen, geniale Riffs mit eingängigen Melodien zu kombinieren und darauf kommt es ja schließlich an.

Walter:
So ist es. Ich kann mir vorstellen, dass eben jene Attribute, die Songs auch von der Bühne aus präsentiert zu wahren Leckerbissen machen. Wie sieht es mit euren Erfahrungen an der "Live-Front" aus?

Joe:
Wir haben hier bei uns in der Umgebung schon eine Menge Shows absolviert, wobei das Highlight bisher mit Sicherheit ein Auftritt im Vorprogramm von HELLOWEEN in Toronto gewesen ist. Obwohl stilistisch nicht unbedingt passend, sind wir wirklich gut angekommen und die Stimmung ist während unseres Auftritts von Song zu Song besser geworden. Einmal hatten wir die Ehre als Opener für CRYPTOPSY zu spielen. Damals waren wir auf das Schlimmste vorbereitet, denn wir nahmen an, dass sich die "Metal-Extremisten" unter den Fans mit unseren Melodien nicht unbedingt anfreunden könnten, doch genau das Gegenteil war der Fall. Eben deshalb bin ich der Meinung, dass der Stil nebensächlich ist und der Song als solcher immer gut ankommt, wenn er ein guter ist.

Walter:
Wird wohl so sein. Auffällig an "The Beginning Of The End" ist auch die üppige Gästeliste. Sind denn diese Herrschaften allesamt aus eurem Bekanntenkreis oder wurden sie bloß kurzfristig angeheuert?

Joe:
Dave Ellefson kennen wir schon länger, denn er hat ja auch schon auf unseren Demos ausgeholfen. Was Harry Hess (HAREM SCAREM), Darren Smith (ex-HAREM SCAREM) und Ralph Santolla betrifft, muss erwähnt werden, dass unser Produzententeam Murray Daigle und Sean Gregory den Kontakt hergestellt habt. Die beiden Herren sind ja von ihrer Band EMERALD RAIN her bekannt und haben uns zu diesen Gästen verholfen. Alle involvierten Musiker waren sofort bereit, mitzuwirken und man kann sich vorstellen, dass eine wahrlich gute Stimmung im Studio geherrscht hat.

Walter:
Kam es auf ähnliche Weise auch zum Kontrakt mit Nightmare Records?

Joe:
Lance King von Nightmare Records hatte mich schon vor einigen Jahren kontaktiert, um mir mitzuteilen, dass er WARMACHINE gerne unter Vertrag haben würde. Deshalb sind wir auch in Kontakt geblieben und als wir mit "The Beginning Of The End" fertig waren, bedurfte es nur noch einer kurzen Information. Der Rest ist quasi bereits wieder Geschichte, obwohl einige Monate so gut wie gar nichts passiert ist.

Walter:
Wird es denn auch die Möglichkeit geben, die Scheibe in Europa direkt zu erhalten?

Joe:
Ich denke schon, denn Lance arbeitet im Moment hart daran, einen vernünftigen Lizenzvertrag zu erhalten. Einen Veröffentlichungstermin gibt es zwar bislang noch nicht, doch wir sind alle sehr zuversichtlich, dass man Veröffentlichungen von Nightmare Records in Bälde auch in Europa ohne den Importweg erhalten wird können. Wer nicht so lange warten will oder kann, hat ja ohnehin die Chance, das Album über das Label direkt zu ordern.

Walter:
Bleibt nur zu hoffen, dass es WARMACHINE nicht noch einmal unnötig viel Zeit kostet bis man auch in Europa in den CD-Regalen vorhanden sein wird. Anderes Thema: Die Texte. Besteht eigentlich irgendein inhaltlicher Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs?

Joe:
Nein, keineswegs. Wir haben mit Konzeptgeschichten oder dergleichen nichts am Hut. Die Songs sind ja auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden und stehen allesamt für sich allein.

Walter:
Die Songs an sich wirken sehr persönlich, oder irre ich mich da?

Joe:
Ich bemühe mich, in erster Linie persönliche Lebenserfahrung in den Songs zu verarbeiten. Wenn es auch nicht immer meine eigene ist, so versuche ich dennoch, die Texte auf persönlicher Ebene zu halten. Ich habe mich immer schon mit jenen Themen beschäftigt, die ich im Leben auch zu bewältigen hatte, sei es nun das Leben an sich, der Tod oder eine Beziehungsahngelegenheit. Ich bin nicht unbedingt der begnadetste Geschichtenerzähler, deshalb wird man bei WARMACHINE auch keine Fantasy-Lyrics finden.

Walter:
Das Artwork konnte ich in keinerlei Zusammenhang zum Titel oder auch zum Bandnamen bringen. Was steckt denn dahinter?

Joe:
Es war so gedacht, dass unser Cover keinesfalls irgendwie typisch oder klischeehaft gestalt werden sollte. Die Künstlerin, die wir dafür beauftragt haben, eine Dame namens Lisa Tsotsos, hat unserer Meinung nach einen hervorragenden Job abgeliefert. Wir wollten von Anfang an vermeiden, dass Titel und Bandname zu sehr mit dem Cover korrelieren, um dadurch das Interesse der Fans zusätzlich zu wecken. Etwas Ungewöhnliches wird doch eher betrachtet, oder nicht? Zudem muss noch erwähnt werden, dass wir damit sehr bewusst vorgegangen sind, um die Leute zum Denken zu animieren und eben das scheint uns auch gelungen zu sein.

Walter:
Kann man denn schon bekannt geben, in welcher Region euer Album gut angekommen ist?

Joe:
Hier in Kanada scheint es so, als ob die Leute regelrecht darauf gewartet hätten. Immerhin konnten wir "The Beginning Of The End" in den Top 3 der Metal Charts positionieren, was ein wirklich großartiger Erfolg für eine Band von unserem Status ist. Auch in Australien und den USA läuft es ganz phantastisch für uns. Ich glaube aber auch, dass wir, unter der Voraussetzung, einen brauchbaren Lizenzdeal zu ergattern, auch in Japan und Europa Erfolge einheimsen werden. Vor allem in diesen Regionen hat der Heavy Metal einen wesentlich besseren Stellenwert als hier. Von daher bin ich sehr zuversichtlich.

Walter:
Der Charteinstieg in Kanada lässt offenbar auf eine recht aufstrebende kanadische Szene blicken. Wen - von den großen Namen einmal abgesehen - sollten wir uns denn merken?

Joe:
Ich denke, hier bewegt sich einiges innerhalb der Szene. Aufgrund der Größe unserer Heimat kann ich aber gerade einmal einen Überblick über die Region Toronto geben. Richtig am Durchstarten sind im Moment THREAT SIGNAL, GOAT HORN, ENDORPHINS, ASH LEE BLADE und BETRAYER. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die eine oder andere Band auch bei euch Erfolge verbuchen wird können.

Walter:
Warten wir's erst einmal ab. Zumindest THREAT SIGNAL, deren Debüt eben via NUCLEAR BLAST veröffentlicht wurde, sollten hier auf jeden Fall gut ankommen. Was aber werden wir von euch in Bälde erwarten dürfen?

Joe:
Zunächst versuchen wir, zumindest hier in Nordamerika eine vernünftige Tournee zusammenzustellen. Ob es zu euch nach Europa reicht, wage ich zwar vorerst noch zu bezweifeln, aber du kannst mir glauben, dass wir alles nur Erdenkliche unternehmen würden, um eines Tages auch zu euch zu kommen. Wenn dabei noch dazu ein Auftritt bei einem dieser gigantischen Metal-Festivals dabei wäre, würde sich ein Traum verwirklichen lassen!

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Redakteur:
Walter Scheurer

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