WIZARD: Interview mit Snoppi

15.09.2013 | 17:02

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind… und WIZARD. Im perfekten Zwei-Jahres-Rhythmus erscheint neue Heavy-Metal-Kost aus Bocholt. Mit "Trail Of Death" gibt es musikalisches Altbewährtes und lyrisch einen etwas ernsteren Anstrich. Warum Gevatter Tod seinen Weg auf das Album gefunden hat, es bei WIZARD stets demokratisch abläuft und die Jungs binnen kürzester Zeit zwei Mal durch Deutschland touren, könnt ihr hier in unserem Gespräch mit WIZARD-Drummer Snoppi nachlesen.

Tach Snoppi. Schön, dass es mit dem Interview geklappt hat. Wie sieht es denn zu Zeit bei euch aus? Alles im Lot im WIZARD-Camp?

Ja, tach auch! Wir kommen gerade alle aus dem Urlaub, daher ist es noch ein bisschen chaotisch hier, aber es wird sich alles ordnen. Erst mal wieder ein bisschen die Songs üben, es geht ja bald wieder mit live spielen los.

 

"Trail Of Death", euer nunmehr zehntes Album, steht in den Startlöchern. Seid ihr noch genauso aufgeregt wie zu euren Anfangstagen oder schleicht sich allmählich Gelassenheit ein? Seid ihr mit dem Endprodukt vollends zufrieden?

Also so aufgeregt wie zu "Son Of Darkness"-Zeiten sind wir natürlich nicht mehr. Allerdings ist so ein Release natürlich immer etwas Besonderes. Zum einen hören sich die Songs nach dem Mischen und Mastern immer ganz anders an, als man sie noch im Ohr vom Proberaum hat. Also meist hören sie sich wesentlich besser an, hahaha. Und dann sind wir natürlich auch immer gespannt, wie die Scheibe denn bei den Fans ankommt. Es freut uns jeder positive Kommentar, den man irgendwo liest. Natürlich gibt’s auch immer die negativen, aber damit muss man halt immer auch leben. Also Gelassenheit sieht anders aus, aber wir werden jetzt auch nicht hysterisch. Mit dem Endprodukt sind wir sehr zufrieden. Es gibt zwar immer Sachen, die man im Nachhinein bemängelt, weil man sie verpennt hat, aber das ist normal. Würde man alles bereinigen, würde man wahrscheinlich noch ein Jahr länger brauchen. Achim Köhler hat wieder einen fantastischen Job gemacht, der Sound ist absolut geil.

 

Wie kam es im Vorfeld, dass du das Songwriting für das neue Album übernahmst? Wer war vorher dafür zuständig und wie lief der Textentstehungsprozess bei euch ab?

Also so wirklich "zuständig" ist für die Texte niemand. Jeder (aus der Band) kann kommen und einen Text schreiben, wenn er Bock darauf hat. Bis jetzt hat sich halt immer Volker um dieses Thema gekümmert. Sei es alleine oder zusammen mit Autoren wie Williams oder Wiesler (oder auch Hohlbein). Dieses Mal wollte ich gerne etwas schreiben, mir juckte es schon seit einigen Jahren in den Fingern. Ich habe also einfach das "Konzept" vorgestellt und wir dachten, dass das ganz gut zu WIZARD passen würde, auch wenn es jetzt nicht so ganz in die Fantasy-Schiene passt, und auch nicht so ganz in die nordische Mythologie. Aber man muss ja auch immer ein kleines bisschen offen für Veränderungen oder Neuerungen sein (nicht viel, aber etwas schon). Die einzelnen Texte sind dann relativ schnell entstanden. Allerdings habe ich nicht zu allen Songs den Text gemacht. Zwei stammen z.B. noch aus der Zusammenarbeit von Volker mit Hohlbein. Da geht es um die Chronik der Unsterblichen mit Andrej Delaney ('Angel Of The Dark' und 'Death Cannot Embrace Me'). Passt vom Thema her aber auch sehr gut.

 

Ihr kehrt der beliebten nordischen Mythologie ein wenig den Rücken und schwimmt in neuen Gewässern. Warum hast du dich ausgerechnet für das Thema "Tod" entschieden? Und welche thematischen Facetten des "Todes" kann man auf "Trails Of Death" wahrnehmen?

Nee, wir haben uns da nicht entfernt. Wir sind ja keine Band, die nur über nordische Mythologie schreibt. Von neun Alben gibt es gerade mal zwei über dieses Thema. Es ist halt Volkers Religion, (gerade vor ein paar Wochen hat er seine Frau im Glauben von Asatru geheiratet) über die er ein paar Texte gemacht hat.

Das Thema "Tod" liegt mir seit einigen Jahren am Herzen. Je älter ich werde, desto mehr muss ich darüber nachdenken. Das kommt in bestimmten Momenten ganz automatisch, ich kann da nichts dran ändern. Und dann ist da natürlich die spannende Frage, was danach denn kommt. Und das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Thematisch geht es um verschiedene Arten, wie man zu Tode kommen kann. 'Angel Of Death' handelt von Zeth, einem Minenarbeiter, der verschüttet wird und langsam verhungern/verdursten muss. Den Text habe ich geschrieben, als die Minenarbeiter in Südamerika gerettet wurden durch diese enge Röhre. Ein anderer Text geht über eine tödliche Krankheit, die man plötzlich diagnostiziert bekommt ('Creeping Death'). Ein anderer über einen Soldaten, der total irre geworden alles ermordet, was er vor die Flinte kriegt, es aber selber nicht verarbeiten kann ('War Butcher'). 'Electrocution' handelt von einem angeblichen Mörder, der auf den elektrischen Stuhl soll (und kommt). Auch religiös angehauchte Texte kommen vor, wie z.B. 'Post Mortem Vivere', welcher sich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigt.

Auf jeden Fall interessanter Background. Musikalisch hingegen fällt mir der Einsatz von dezenten Keyboardarrangements auf. In deinen eigenen Worten: Gibt es sonst irgendwelche Neuerungen auf "Trail Of Death" oder bleibt ihr eurer gewohnten Linie treu?

Wir hatten schon immer dezente Keyboardeinsätze auf unseren Platten. Das ist also nix Neues. Dass es so geballte Arrangements wie bei 'Angel Of The Dark' gibt, ist natürlich nicht ganz so selbstverständlich. Bisher hatten wir solche Sachen eher immer als Bonustracks auf den Alben. Allerdings finde ich, dass wir z.B. mit 'Death Cannot Embrace Me' oder 'One For All' schon Songs mit dabei haben, die eigentlich nicht so ganz WIZARD-typisch sind. Aber trotzdem finde ich diese wirklich gut und bin froh, dass wir sie auf dem Album haben. "Typisch" kann ja jeder, wir sind halt für alle Richtungen offen, die uns allen fünf gefällt. Das ist völlig demokratisch bei uns, hahaha.

 

Was anderes hätte ich auch nicht erwartet. Speziell gefallen mir das anmutige 'Angel Of The Dark', das etwas schnellere 'Black Death'  und 'Death Cannot Embrace Me' ziemlich gut. Besonders 'Black Death' und 'Creeping Death' könnten zukünftig ihren Weg in eure Live-Setlisten finden oder? Welche Stücke haben eurer Meinung nach noch einen hervorstechenden Charakter und warum?

Da hat jeder seine eigenen Favoriten. Meine sind 'War Butcher', 'Angel Of Death' und 'Black Death'. Aber auch andere wie 'Death Cannot Embrace Me' oder 'One For All' finde ich absolut geil. Live werden wir eher 'Creeping Death', 'Black Death' und 'War Butcher' spielen. Bin mal gespannt, wie sie ankommen.

 

Anfang des Jahres wart ihr mit GRAVE DIGGER, MAJESTY und GUN BARREL auf der "German Metal Attack" und werdet in den kommenden Monaten zusätzlich mit PARAGON (aber ohne MAJESTY) unter selbigem Banner durch die Lande ziehen. Wird sich dieses Konzept in den kommenden Jahren verfestigen? Welche Eindrücke und Impressionen habt ihr von dieser Tour mit ins Studio genommen, um an "Trail Of Death" zu arbeiten?

Also ins Studio ist davon überhaupt nix gekommen, das ist ein komplett separater Prozess. Ich denke, dass Chris (GRAVE DIGGER) schon noch mehr unter dem Banner "German Metal Attack" machen wird. Allerdings wahrscheinlich nicht mit uns, da es ja langweilig wäre, immer die gleichen Bands zu nehmen. Aber mal gucken, vielleicht geht ja doch noch irgendwann mal was. Ist auf jeden Fall eine sehr schöne Sache.

 

Das stimmt. Hat es Gründe, warum das Package nur bei vier deutschen Dates Halt macht? Speziell das Ruhrgebiet hätte euch sicherlich gern gesehen.

Es handelt sich ja um den zweiten Teil der "German Metal Attack". Den Hauptteil haben wir ja schon im Winter mit siebzehn Konzerten abgeklappert. Wobei der Ruhrpott jetzt vielleicht etwas zu kurz gekommen ist (Köln war wohl das nächste dran). Osnabrück ist ja jetzt auch nicht soooo weit vom Pott. Aber das bestimmen natürlich nicht wir, sondern die Tourveranstalter und GRAVE DIGGER.

Es ist schon erstaunlich, dass ihr im Zwei-Jahres-Rhythmus Alben veröffentlicht. Wird 2015 wieder etwas Neues kommen oder war diese Regelmäßigkeit bisher lediglich großer Zufall? Es entsteht bei euch aber kein Stress, wenn es mal länger als 24 Monate dauern sollte, oder?

Wir machen uns da überhaupt keinen Stress. Wir würden auch gerne noch öfters Alben rausbringen, aber irgendwie brauchen wir immer so lange, hahaha. Dass es immer alle zwei Jahre ein Album gibt, ist wirklich Zufall und nicht geplant. Wenn es also mal drei Jahre oder nur eins dauern sollte, wäre das auch kein Beinbruch. Aber ist doch andererseits auch schön, wenn man sich mal auf was verlassen kann, oder? ;-)

 

Gerade in der heutigen Veröffentlichungszeit. Was steht denn eigentlich nach der baldigen zweiten "German Metal Attack"-Hälfte an? Kehrt ihr in euer privates Berufsleben zurück oder steht irgendetwas Besonderes zum 25. Bandgeburtstag an? Habt ihr da schon irgendwelche Pläne?

Ja, klar gehen wir ganz normal arbeiten. Irgendwie muss ja Kohle reinkommen, hahaha. Für einen hauptberuflichen Metaller reicht es bei uns leider nicht, aber das ist völlig ok, wer kann das schon? Ach ja, nächstes Jahr haben wir 25-jähriges Bestehen (im gleichen Lineup). Das ist schon ziemlich rührend. Geplant ist noch nichts, aber wir werden uns bestimmt noch was überlegen. Mal gucken...

 

Ich bin gespannt. Dann wäre ich mit meinen Fragen auch am Ende und mag mich noch einmal vielmals bei euch für das Interview bedanken. Die obligatorischen letzten Worte an Fans und Leser gehören euch. Viel Erfolg mit der Platte und Spaß auf der leider viel zu kurzen Tour.

Ja, dir auch ganz herzlichen Dank für das Interview. Vielleicht sehen wir dich oder einen der Leser ja auf der Tour, es wäre uns eine Ehre!

 

Darauf komme ich sehr gerne zurück, danke!

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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