ZANDELLE: Interview mit George Tsalikis

28.11.2006 | 17:43

Im Jahre 1996 beschloss der zu diesem Zeitpunkt eben bei GOTHIC KNIGHTS ausgestiegene Sänger George Tsalikis eine neue Band ins Leben zu rufen. Inspiriert durch epische US-Metal-Formationen wie WARLORD, startete George mit nachhaltiger Hingabe sein Unterfangen. Aber auch die NWOBHM war deutlich als Einfluss zu vernehmen, als ZANDELLE, wie sich das Unternehmen fortan nannte, zum ersten Mal mit einer selbstbetitelten EP im selben Jahr in Erscheinung traten. Zwei Jahre später durfte man abermals Songs von ZANDELLE lauschen, und zwar auf "Shadows Of Reality", dem ersten vollständigen Longplayer der Truppe. Durch gute Kontakte kam man mit LMP in Verbindung und dieses deutsche Label war es auch, das 2002 "Twilight On Humanity" veröffentlichte. Obwohl vier Jahre lang nahezu Funkstille geherrscht hat, existieren ZANDELLE noch immer und beweisen mit ihrem aktuellen Silberling "Vengeance Rising", dass es die Band trotz aller internen Probleme problemlos geschafft hat, feine Songs zu komponieren.
George war so frei uns über den aktuellen Status der Band und über einige wichtige Hintergründe zum neuen Album zu informieren.

Walter:
Anstelle des großen Durchbruches war nach eurer letzten Veröffentlichung leider kaum etwas von ZANDELLE zu vernehmen. Lediglich von Problemen mit der Besetzung der Band haben wir mitbekommen. Doch diese sollten nun endlich ad acta gelegt sein und ihr seid in alter Frische und vor allem mit einem neuen und starken Album wieder am Start.
Was genau ist denn in den letzten Jahren geschehen?

George:
Das mit dem neuen Album macht uns allesamt sehr glücklich. Allerdings haben sich unsere Line-up-Probleme leider noch nicht ganz erledigt. Es scheint unheimlich schwierig zu sein, geeignete und vor allem professionell arbeitende Musiker zu finden. Ich startete ZANDELLE vor zehn Jahren mehr oder weniger als Solo-Projekt mit Hilfe von Gitarrist Kirk Passamonti und Drummer Amit Lahav. Wir begannen einige Songs, die ich geschrieben hatte, aufzunehmen und eben jene erschienen dann als Debüt-EP von ZANDELLE. Schon damals hatte ich zum ersten Mal Schwierigkeiten mit dem Line-Up, denn Amit war zwar auf dem Album zu hören, stieg jedoch schon nach der ersten gemeinsamen Show wieder aus. Da er sich auf sein Medizinstudium konzentrieren wollte, hatte er keinerlei Ambitionen auch weiterhin professionell Musik zu machen. In John Lasanta fanden wir recht schnell Ersatz und durch den Einstieg von Anthony Maglio an der Gitarre war ZANDELLE zu einem Quartett und gleichzeitig zu einer Band gewachsen. Danach mussten wir Kirk durch Joe Hartoularos ersetzen und in dieser Besetzung machten wir uns 1998 daran "Shadows Of Reality" aufzunehmen.
Im Jahr darauf wurde dann John durch Bob Delmini ersetzt und wir machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Bassisten. Doch auch Joe kehrte uns den Rücken zu, um ebenfalls sein Studium voranzutreiben und wir mussten kurzfristig TW Durfy als Ersatzmann rekrutieren. Allerdings hielt es Joe ohne Musik doch nicht aus und kehrte als Bassist in den Schoß der Band zurück. Für die Aufnahmen von "Twilight On Humanity" stand er uns jedoch leider nicht zur Verfügung, aber wir konnten das Album dennoch problemlos einspielen und hatten noch dazu zum ersten Mal ein Label im Hintergrund, das uns unterstützte. Nach der Veröffentlichung im Jahre 2002 stieg Joe dann fix bei uns als Basser ein und schon bald machten wir uns daran abermals neue Songs zu schreiben. Doch schon zu diesem Zeitpunkt traten interne Probleme mit TW auf, weshalb unser Drummer ZANDELLE verließ. Mit Joe "Jofu" Cardillo konnte dieser Posten jedoch recht schnell wieder besetzt werden und die Aufnahmen von "Vengeance Rising" konnten beginnen. Leider hielt es TW dann gar nicht mehr bei uns aus und kurzfristig und nur für die Aufnahmen kam Paul LaPlaca zu uns, der sich jedoch von Anfang an nur um die Aufnahmen kümmern wollte, da er ein Solo-Projekt am Laufen hat, das er nicht aufgeben wollte.
Leider zieht sich dieses leidige Problem mit der Besetzung wie ein roter Faden durch all die Jahre der Existenz dieser Band, aber ich selbst werde ZANDELLE so lange es mir möglich ist am Leben halten, egal mit wem!

Walter:
Zum Glück hatten diese Probleme keinerlei Einfluss auf die Qualität der Songs und in der Zwischenzeit dürfen wir bereits das vierte Album von ZANDELLE hören. Wie würdest du denn die musikalische Entwicklung der Band beschreiben?

George:
Ich spüre, dass sich ZANDELLE gut entwickelt haben und dass dieser Prozess noch lang nicht beendet ist. Wir haben damals mit schwer traditionell tönendem Metal begonnen und konnten im Laufe der Zeit unseren Sound wesentlich mannigfaltiger gestalten. Vor allem an den Instrumenten sind wir wesentlich stärker geworden und auch das Songwriting geht uns nunmehr viel leichter von der Hand. Unsere Songs sind komplexer und abwechslungsreicher geworden, so dass wir heutzutage eine hoffentlich für alle Fans interessante Mischung aus traditionellem Metal, Power und Progressive Metal von uns zu geben im Stande sind.

Walter:
Das lässt sich an Hand der Alben nachvollziehen. Mir persönlich fällt zudem auf, dass ZANDELLE vor allem seit Anthony mit von der Partie ist, melodiöser geworden sind.
Ist er verantwortlich für diese Veränderungen bei ZANDELLE?

George:
Nicht alleine. Anthony ist zwar im Moment der einzige Gitarrist bei uns, jedoch nicht alleine verantwortlich für sämtliche Gitarrenparts und Riffs. Das Beste an dieser Band ist, dass mittlerweile nur noch Mutiinstrumentalisten in der Band sind und deshalb das Songwriting sehr einfach zu handhaben ist. Du hast aber sehr wohl recht, dass unsere Musik auf "Vengeance Rising" wesentlich melodiöser gestaltet ist als in der Vergangenheit.

Walter:
Wie läuft die Entstehung von neuen Songs denn generell bei euch ab? Eher altmodisch im Proberaum, oder seid ihr eine jener Bands, die sich nur für eventuelle Tourneen treffen und Songideen an sich via Internet kreuz und quer schicken?

George:
Wir proben noch und das in regelmäßigen Abständen. Mindestens einmal die Woche treffen wir uns im Proberaum um an Songideen zu feilen oder Songs auszutüfteln. Auch wenn diese Vorgehensweise vielleicht als altmodisch angesehen wird, für mich bleibt diese Art der internen Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil um eine Band musikalisch, vor allem aber zwischenmenschlich, nach vorne zu treiben und das ist mindestens genauso wichtig.

Walter:
Und wie entstehen die Songs dabei?

George:
Das ist unterschiedlich. Ein Bandmitglied kommt mit einer Idee an und alle anderen bringen ihren Beiträge hinzu, so dass zumeist ein Song im Kollektiv entsteht. Meistens existiert ein Thema, das es in Folge weiter zu bearbeiten gilt. Erst wenn die Musik fertig ist, beginne ich Texte zu schreiben und Gesangsmelodien zu komponieren. Nur ganz selten läuft es anders, denn es ist wesentlich schwieriger einen Song rund um eine Gesangsmelodie zu schreinern. Deshalb werden die Texte auch erst zum Schluss zu einem Song hinzugefügt.

Walter:
Eben jene Texte waren für mich schon immer ein sehr interessanter Aspekt bei ZANDELLE. Die Hintergründe mancher Songs basieren offenbar auf historischen Ereignissen und heben sich somit mit von der Masse ab.

George:
Danke für dieses Kompliment. Ich versuche mit jedem meiner Texte eine zur Musik passende Geschichte zu erzählen, denn Musik soll ja auch unterhalten. Egal, wie ernst das eigentliche Thema auch ist, durch den Song soll der Zuhörer das besungene Ereignis miterleben können. Wir versuchen unsere Fans in die jeweilige Epoche oder zu jenem Ereignis versetzen zu können. Wir entführen die Fans gewissermaßen auf eine kurzweilige Reise.

Walter:
Wohin entführen uns ZANDELLE mit "Vengeance Rising"?

George:
'Blood Red Shores', der Opener, beschreibt die Invasion in der Normandie aus der Sicht eines Soldaten. 'Dragon's Hoard' ist ein eher typischer Fantasy-Text und handelt von einem Drachen, der immer wieder aus seinem Tiefschlaf gerissen wird und das Land in Angst und Schrecken versetzt. 'Invitation' ist eine Art musikalische Einladung für den Rest der Scheibe. 'Queen Anne's Revenge' handelt von Seeräubern und hat eher historischen Hintergrund, während 'The Final Hour' eine fiktive Geschichte vom Ende der Welt darstellt. 'The Beowulf Trilogy'('Awakening', 'Vengeance Rising', 'Ancient Tale Of Valor') stammt aus der nordischen Mythologie und handelt von Beowulf und seinem endlosen Kampf mit Grendel. 'Cry For Vengeance' ist meine persönliche Abrechnung mit den Verbrechen des 11.Septembers 2001. Und der Abschluss in Form von 'Necromancer' ist nochmals eine Science-Fiction-Geschichte, die von einem Soldaten handelt, der sich in geheimer Mission auf die Suche nach einer neu entwickelten Waffengattung begeben muss.

Walter:
Sehr abwechslungsreich. Was inspiriert einen Musiker zu solchen Texten?

George:
Ich lese sehr gerne und bevorzuge dabei Fantasy-Geschichten jeder Art. Aber auch Bücher mit historischem Hintergrund inspirieren mich sehr. Ich versuche immer wieder meine Texte so zu gestalten, dass auch verschiedene Themen in einem Text untergebracht werden könnten.

Walter:
Steht das Cover in einem direkten Zusammenhang dazu?

George:
Ja, es zeigt den Kampf zwischen Beowulf und Grendel, den wir ja in unserer Trilogie besingen. Das Cover stammt von Marc Sasso, der die letzten beiden DIO-Cover entworfen hat.

Walter:
Anderes Thema. In eurer, trotz aller Probleme, bereits zehnjährigen Existenz hattet ihr die Ehre mit unterschiedlichen Bands zu spielen. Was waren denn eure Highlights diesbezüglich bisher?

George:
Obwohl wir wirklich schon sehr oft mit verschiedenen Bands spielen konnten, waren die Höhepunkte bisher sicherlich unsere Festival-Auftritte. Wir hatten schon die Ehre auf dem "Milwaukee Metalfest", den "Classic Metal Festivals" in Ohio und Chicago, sowie auf dem "PowerMad"-Festival in Baltimore spielen zu dürfen. Jedes dieser Festivals ist ein Erlebnis für sich und man kann diese Events den Fans nur dringend empfehlen. Ansonsten waren die Highlights mit Sicherheit unsere Gigs im Vorprogramm von RAVEN, U.D.O., SYPHMONY X und SAVATAGE.

Walter:
Werden denn im Anschluss an die Veröffentlichung von "Vengeance Rising" weitere Gigs folgen, oder eventuell gar eine Tournee?

George:
Sobald wir ein stabiles Line-Up haben, werden wir alles versuchen um für dieses Album auch Auftritte zu erlangen. Natürlich würden wir liebend gerne auch wieder auf den einschlägigen Festivals hier in den Staaten auftreten, aber in erster Linie träumen wir davon bei euch in Europa gastieren zu können. Diese Möglichkeit besteht nämlich durchaus, auch wenn noch keinerlei Vereinbarungen getroffen werden konnten.

Walter:
Das wird wohl nicht zuletzt von LMP, eurem Label, abhängen, ob der nötige Support zu erhalten sein wird.

George:
Davon kann man ausgehen. LMP war mit Sicherheit das Beste, was uns passieren konnte. Wir haben noch nicht einmal von der Existenz dieses Labels gewusst, ehe uns Martin Brandt vom "Heavy"-Magazin zum ersten Mal in die Arme gelaufen ist. Im Laufe der Zeit sind wir zu Freunden geworden und er war es auch, der uns mit LMP in Verbindung gebracht hat. Der Rest ist diesbezüglich Geschichte.

Walter:
Dadurch ist der Bezug zu Deutschland hergestellt. Erwartet ihr dort auch euren größten Zuspruch und die besten Verkaufszahlen?

George:
Obwohl wir natürlich gerne auf der ganzen Welt unsere Fans haben möchten, wird sich der Verkauf wohl in erster Linie auf Mitteleuropa beschränken. Für Japan hätte ich zwar auch ein gutes Gefühl, aber ich weiß nicht, ob "Vengeance Rising" dort überhaupt offiziell erscheinen wird. Es wäre eine feine Sache, wenn es klappen würde. Aber man wird sehen, wo ZANDELLE gefragt sein werden.

Walter:
Wird schon schief gehen. An der Qualität der Songs sollte es nicht scheitern, denn diese ist im Laufe der Jahre kontinuierlich besser geworden. Was darf der geneigte Fan, wo auch immer dieser beheimatet sein mag, als nächstes von ZANDELLE erwarten?

George:
Wir haben im Moment zwei Optionen über die wir nachdenken. Entweder wir steigern uns abermals ins Songwriting hinein um schon demnächst mit neuem Stoff am Start zu sein, oder aber wir nehmen einige alte Songs in neuer Form auf um unseren Fans die Möglichkeit zu geben unsere älteren, in Eigenregie veröffentlichten Werke, zumindest teilweise kennen zu lernen. Im Moment diskutieren wir beide Möglichkeiten, haben uns aber noch nicht entschieden. Aber was auch immer wir tun werden, wir bedanken uns bei unseren Fans für die jahrelange Unterstützung. Ohne Euch wären wir nichts!
To all of you... TRUE METAL FOREVER!!!

Redakteur:
Walter Scheurer

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