MORNIR: Interview mit Axel, Heinrich, Maxi, Clemens und Etienne
05.03.2016 | 10:13Am 10.03.2016 startet im Münchner Club 8below die von POWERMETAL.de präsentierte PAGAN METAL NIGHT. Vier Bands der härteren Gangart haben sich hier zusammengefunden, um den Club ordentlich zum Beben zu bringen. Neben der Symphonic-Metal-Band WELICORUSS aus Nowosibirsk, der Pagancore-Band NARSIL und den Extreme-Metallern SAECULUM OBSCURUM ist die aus Freising stammende fünfköpfige Pagan-Metalband MORNIR mit von der Partie, die das Event federführend organisiert. Das ist Anlass genug für uns, sich die Truppe einmal näher anzusehen.
Wir danken Valkyrian Photography für die Fotos zu diesem Interview.
Bitte stellt euch einmal vor! Wer sind die Mitglieder von MORNIR? Welche musikalische Vorgeschichte bringt Ihr mit? Wie kam es zur Gründung der Band?
Axel (Gesang, Gitarre): Ich habe schon recht lange zuvor Gitarre gespielt. MORNIR war aber meine erste Band. Hier habe ich auch angefangen zu singen. Die Gitarre habe ich erst später, als Adrian uns verlassen musste, wieder in die Hand genommen. Ich war kein Gründungsmitglied, bin aber seit dem ersten Konzert dabei. Wie ich zur Band gekommen bin? Die Geschichte mit dem Gewürzregal glaubt ohnehin keiner, es ist aber die Wahrheit!
Heinrich (Backing Vocals): Die Gründung der Band war eigentlich recht klassisch: Adrian (unser ehemaliger Gitarrist, der immer noch für unser Artwork verantwortlich ist) hat in einem Internetforum nach gleichgesinnten Musikern für eine Pagan-Metal-Band gesucht und so sind wir in Kontakt gekommen. Vorher war ich noch in einer anderen Band, aber das war nicht so ganz mein Stil.
Maxi (Gitarre, Technik & Recording): Gitarre spiele ich seit meinem sechsten Lebensjahr, das hat ganz klassisch in der Musikschule angefangen. Da ich durch meine Eltern schon früh in die Hard-Rock-Ecke gelockt wurde, habe ich mich mit ca. 15 Jahren auf die Suche nach einer Band gemacht. Nach gut zwei Jahren hat mich der Schlagzeuger dieses Projekts dann zu einer der ersten MORNIR-Proben eingeladen, seitdem sind sie mich nicht mehr los! Ich denke allerdings, Axels Gewürzregalgeschichte ist durchaus eine Erzählung wert! Der Weltoffenheit unseres damaligen Gitarristen Adrian haben wir es zu verdanken, dass er Axel in einem Supermarkt am Gewürzregal angesprochen hat. Lange Haare und ein Bandshirt waren Grund genug für Adrian, einen Fremden zu fragen, ob er Lust hat, in einer Metalband zu singen. Musikalisch bin ich natürlich vor allem im Metal zuhause, allerdings haben es härtere elektronische Sounds auch in meine diversen Playlists geschafft.
Clemens (Geige, Gitarre): Ich habe mit 7 meine erste Geige bekommen. Mein Opa war Geigensammler und so ging das Ganze auch an mir nicht vorbei. Unterricht hatte ich dann einige Jahre bis mir das Abitur die Zeit dazu nahm. Seitdem bin ich froh, dass ich durch die Band noch etwas habe, was mich zum Üben motiviert und mich nicht einrosten lässt. Nebenher spiele ich ab und an noch in kleineren Orchestern. E-Gitarre wollte ich schon lange lernen. Ich hatte ein bis zwei Jahre "Unterricht" bei einem guten Freund. Ich hoffe, meine Gitarrenfähigkeit in der Band noch ausbauen zu können. Im Metal fühle ich mich schon seit meinem elften Lebensjahr beheimatet. Ich wurde damals stark von meiner großen Grufti-Schwester beeinflusst, wofür ich immer noch sehr dankbar bin.
Etienne (Schlagzeug): Ich bin wohl einer dieser typischen Klischee-Drummer. Sobald ich etwas halten konnte, habe ich angefangen damit herumzutrommeln. Mit sechs Jahren haben mich meine Eltern dann zu so einer Art Schlagzeugvorkurs angemeldet. Mit acht hatte ich dann Einzelunterricht und habe dann auch endlich mein erstes Schlagzeug bekommen. Ich selbst bin kein Gründungsmitglied von MORNIR, kenne die Band aber trotzdem seit den Anfangstagen. Mein Vorgänger Benedikt und ich hatten nämlich denselben Schlagzeuglehrer. Ich habe dann auch mit ihm in einer anderen Band gespielt. Was wir gemacht haben, war allerdings rein trommlerischer Natur und wir traten eher auf historischen Festumzügen und so ähnlichen Veranstaltungen auf. Leider gibt es dieses Projekt nicht mehr. Zur harten Musik bin ich selbst nicht wirklich gekommen, sie war eher immer schon da. Mein Vater hat viel THE SWEET gehört (okay, nicht ganz so hart) und meine Mama ist ein Riesen-RAMMSTEIN-Fan und liebt MOTÖRHEAD und diesen ganzen Stuff. Mit neun oder zehn Jahren habe ich mich dann dem extremen Zeug zugewandt.
Was macht Ihr neben der Musik, also sozusagen im "bürgerlichen Beruf"?
Axel: Ich bin frisch gebackener Biologe, beim Einstieg in die Band war ich noch Student.
Heinrich: Studieren... und noch mehr Musik.
Maxi: Mein Studium in Karlsruhe frisst einen Großteil meiner Zeit, auch da ich für die Bandproben regelmäßig knappe vier Stunden nach Freising pendeln muss. Das nimmt man nur in Kauf, wenn es sich auch entsprechend lohnt - das ist mit den Jungs allerdings eigentlich immer der Fall.
Clemens: Auch ich bin noch immer an meinem Skandinavistik-Bachelor zu Gange. Vermutlich werde ich auch bald ein bis zwei Semester in Schweden verbringen. Das sind die Hürden, die eine Band aus Studenten zu meistern hat, aber ich bin mir sicher, wir bekommen das geregelt.
Etienne: Ich gehe noch zur Schule. 2017 sollte ich dann mein Abi haben. Ob danach eine Ausbildung oder doch ein Studium ansteht, ist noch offen. Ansonsten mache ich noch mehr Musik, in einer frischen Groove-Metal-Band.
Wie seid Ihr auf den Namen gekommen? Hat er eine Bedeutung?
Axel: Das darf gerne Heinrich beantworten!
Heinrich: Adrian hat damals ein altnordisches Wörterbuch nach allen möglichen Begriffen durchsucht, die wir uns für eine Pagan-Metal-Band vorstellen konnten und sie mir gezeigt. Da ist mir "Mǫrnir", aus welchem wir dann "Mornir" gemacht haben, ein Wort für "Schwert", sofort ins Auge gesprungen, weil es so einen schönen düsteren Klang hat. Böse Zungen behaupten ja, dass es da noch eine gewisse andere Bedeutung gibt...
Maxi: Hust, hust... "Pferdepenis"! Ähm, was?
Clemens: Psssssst, Maxi! Man muss dazu sagen, dass es auch noch die Bedeutung "Riese" hat.
Etienne: Über die weiteren Bedeutungen des Namens sollten wir besser nicht reden...
War von Anfang an klar, dass Ihr euch auf den Schwerpunkt Pagan, Death, Black, Folk festlegen wollt oder gab es so etwas wie eine Findungsdiskussion?
Axel: Der Anfang, auch wenn es mich da noch nicht gab, war mit Ausnahme des alten Songs 'Kalter Wind' meines Wissens nach sehr pagan-folkig, was man auch auf der Demo von 2013 noch stark hören kann. Wir wollten danach aber doch etwas härter und düsterer werden und nicht ganz so viel dudeln.
Heinrich: Eine Findungsdiskussion gab es nie, wir waren uns von Anfang an einig, dass es in die Pagan-Richtung gehen sollte. Da hörte es aber dann auch schon auf, ob es jetzt eher etwas im Stile von ELUVEITIE oder AMON AMARTH werden sollte, war uns zunächst noch egal. Vor allem bei unseren neuen Songs merkt man meiner Meinung nach, dass wir jetzt unseren eigenen Stil gefunden haben, der sich nicht zu 100% in eine Richtung einordnen lässt. Wie Axel schon gesagt hat, sind wir düsterer geworden, was aber nicht heißt, dass Melodien und Atmosphäre weniger wichtig sind. Daneben ist es uns auch sehr wichtig, in den Texten etwas Eigenes zu erschaffen, anstatt einfach nur eine weitere Band zu sein, die die ewig gleichen Geschichten erzählt.
Maxi: In unseren Anfängen waren teils noch recht mittelalterlich anmutende Melodien zu hören, die mittlerweile durch die härteren Riffs verdrängt wurden. Gerade durch den Wechsel unseres damaligen Schlagzeugers zu Etienne hat sich der Black-Metal-Einfluss verstärkt, da das ja gewissermaßen sein Steckenpferd ist.
Clemens: Ich glaube, das kann ich auch so unterschreiben. Die leichte Stiländerung kann man auch daran sehen, dass ich mittlerweile in wenigen Songs von der "dudelnden" Geige auf Gitarre umsteige. Ich will aber trotzdem unbedingt weiterhin geile Geigenmelodien spielen. Ich mag Gedudel. (grinst)
Habt Ihr euch denn bisher an bereits bekannten Bands orientiert? Welche Bands würdet Ihr als Eure musikalischen Einflüsse nennen?
Axel: Wenn jetzt einer ENSIFERUM sagt... Am Anfang orientiert man sich doch immer irgendwo. Ich behaupte im Nachhinein, dass zum Start "Slania" [zweites Album der Pagan-Metal-Band ELUVEITIE - Anm. d. Red.] sicher ein wichtiges Album für die Band war. Auch jetzt blitzt sicher ab und zu etwas auf, wenn meistens auch eher unbewusst. Für mich persönlich waren wohl AGALLOCH, (G)EIS(T), NACHTMYSTIUM, INSOMNIUM, KATAKLYSM und PENDULUM wichtige Einflüsse.
Heinrich: Das Witzige ist, dass Du die Bands, die uns allen gefallen, vermutlich an einer Hand abzählen kannst, weswegen eine Orientierung an bestimmten Bands gar nicht wirklich möglich war. Für mich persönlich kann ich sagen, dass die Einflüsse für das Songwriting auch weit über die Grenzen des Metal hinausgehen. Da ist von BEHEMOTH bis LINDSEY STIRLING alles dabei.
Clemens: Das macht auch immer die langen Autofahrten zu einem Erlebnis. Als drei wichtige Bands, die uns denke ich allen gefallen, würde ich AMON AMARTH, ELUVEITIE und EQUILIBRIUM zählen. Andererseits haben wir nie versucht eine dieser Bands nachzuahmen.
Etienne: Also wirklich bewusst orientiere ich mich nirgends. Es ist vielmehr so, dass ich immer wieder feststelle, was mich beeinflusst hat, wenn ich mal wieder irgendein Album anhöre. Da sitze ich dann so da und höre zu und plötzlich fällt mir auf: "Hey, so etwas in der Art spiele ich ja bei dem und dem Song..." Ich bin selbst immer wieder überrascht, was mich so beeinflusst. Am meisten auf mich abgefärbt hat aber wohl Alsvartr von HELRUNAR [Drummer der Band - Anm. d. Red.]. Ansonsten sehe ich oft starke Parallelen zu Joey Jordison, was aber bei MORNIR nicht wirklich rauskommt... eher bei meinem Nebenprojekt.
Ist es nicht eine Kunst, bei so vielen regelmäßig neu gegründeten Bands auf dem Metalmarkt seinen Stil und seinen Platz zu finden? Wie macht Ihr es?
Axel: Ja, das stimmt sicherlich. Man hat manchmal das Gefühl, es gäbe mehr Leute, die in Bands spielen, als Leute, die gerne auf Konzerte der Szene gehen. Ich glaube, wir haben einen charakteristischen MORNIR-Sound erreicht, ohne dabei zu eintönig zu klingen. Zugegeben, welche Band behauptet das nicht von sich? Wir versuchen, diesen Platz aber nicht mit gekauften Likes in gewissen sozialen Netzwerken oder ähnlich schäbigen Schritten zu forcieren, sondern möglichst unabhängig unseren Weg zu gehen. Wir machen einfach verdammt gerne Musik und wenn es am Ende nicht nur uns gefällt, freut uns das natürlich auch irgendwo. Dass wir nicht mit dem Anspruch an die Sache rangehen dürfen, das große Geld machen zu wollen oder unglaublich berühmt zu werden, ist denke ich, jedem von uns klar. Das schafft auch eine gewisse Unbeschwertheit, die für Kreativität und künstlerische Freiheit sehr wichtig ist.
Etienne: Was Axel sagt, stimmt auf jeden Fall. Ich bekomme immer wieder die Frage gestellt, ob wir denn auch Geld verdienen würden mit unserer Musik. Aber ich kann sicher sagen, dass ich aus jeder Band, in der ich aktiv bin, sofort aussteigen würde, sobald es darum geht, Geld zu verdienen. Das würde mich, denke ich, künstlerisch sehr einschränken, weil ich immer im Hinterkopf behalten müsste, ob das, was ich mache, den Massen gefällt. Und so will ich nicht Musik machen. Sobald ich Musik wegen des Geldes machen würde, wäre sie Arbeit für mich, also im Endeffekt eine Last, zu der ich mich zwingen muss. Musik ist für mich aber nicht nur eine Möglichkeit um mich selbst zu verwirklichen, sondern auch ein Rückzugsort. Eine Möglichkeit um mit der ganzen Scheiße, die passiert und auch mit mir selbst klarzukommen. Wenn die Musik für mich zur Pflicht würde, wäre sie kein Hilfsmittel mehr. Und nochmal zu der Geschichte mit den sozialen Netzwerken: Es ist mir letztens von einer weiteren Band zu Ohren gekommen, dass sie Likes gekauft haben. Warum zur Hölle machen Bands das?? Man lügt sich selber damit an. Ich könnte nicht damit klarkommen, dass ich jeden Tag daran erinnert werde, dass nicht meine Musik für Likes gesorgt hat, sondern Geld. Das grenzt an musikalische Prostitution. Wenn wir Likes bekommen, dann weil wir dafür gearbeitet haben, Konzerte gespielt haben, eine coole EP herausgebracht haben. Das sind die Dinge, mit denen man sich Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient und nicht Selbstbetrug.
Nun steht am 10. März im Münchner 8below ein größeres Konzert an, das Ihr gemeinsam mit der Symphonic-Metal-Band WELICORUSS und anderen lokalen Bands gestalten wollt. Was habt Ihr denn bisher grundsätzlich für Live-Erfahrungen und welche Erwartungen habt Ihr an den bevorstehenden Gig?
Axel: Wir waren bisher eigentlich nur in Bayern und Thüringen live unterwegs. Aber wir stehen seit Anfang 2012 einigermaßen regelmäßig auf Bühnen und haben großen Spaß daran, Konzerte zu spielen. Angefangen hat natürlich alles mit Jugendzentren, aber mittlerweile kommt uns auch der ein oder andere Club unter. Dieses Jahr verspricht bezüglich Konzerten jetzt schon sehr interessant für uns zu werden. Wir werden Ende Februar mit NACHTGESCHREI in Bamberg spielen und sind schon für das kultige Free & Easy im Juli im Backstage München an Bord. Wir konnten unsere EP letzten Mai schon im 8below u.a. zusammen mit NOTHGARD releasen. Wir mögen die Location sehr. Aber man muss natürlich auch sagen, dass München für Konzerte noch nie "a gmahde Wiesn" war und dass dieser Gig auf jeden Fall eine große Herausforderung für uns wird.
Etienne: Oh ja! Live zu spielen ist einfach der Wahnsinn! Ich liebe es, mir die anderen Bands anzusehen, dann selber auf der Bühne zu sein und nachher noch mit dem Publikum zu ratschen und das ein oder andere Bier zu trinken. Und ich denke, ich spreche auch für die anderen Bandmitglieder, wenn ich sage, dass ich etwas traurig bin, die nächsten zwei Gigs, also Bamberg und 8below nicht spielen zu können. Wir haben jedoch in Tobias von BREED OF SCORN würdige Vertretung gefunden.
Maxi: Da wir das Event zum Großteil selbst organisieren, haben wir dieses Mal natürlich noch die Herausforderung, am Ende des Tages die Verantwortung auch für die anderen Bands zu tragen. Aber so haben wir auch die Chance, einiges zu lernen und ein paar neue Leute kennen zu lernen!
Was sind Eure Ziele mit der Band?
Axel: Den Echo von Helene Fischer entgegen nehmen dürfen... Nein, wir möchten Musik schreiben und spielen, die uns gefällt und mit der wir uns identifizieren können. Natürlich wollen wir diese auch live aufführen dürfen und dabei ein bisschen rum kommen. Über den Tellerrand schauen hat noch niemandem geschadet. Wir sammeln noch Material, um hoffentlich nächstes Jahr auch ein Album aufnehmen zu können. Ansonsten müssen wir einfach schauen, was da noch auf uns zukommt und das Beste daraus machen.
Maxi: Mein eigenes Album im Laden kaufen können. Wenn ich in einen MediaMarkt reingehen kann und MORNIR im Regal finde, bin ich zufrieden und wir können aufhören.
Clemens: Axels Wort in Odins Ohr!
- Redakteur:
- Erika Becker