ACCEPT und PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS - Langen
20.11.2024 | 16:3607.11.2024, Neue Stadthalle
Teutonic Terror und walisische Entspanntheit in Langen.
ACCEPT macht im Rahmen der "Humanoid"-Tour am heutigen Abend Station in der Neuen Stadthalle in Langen. Die Tour liegt in den letzten Zügen und nach den neun Shows im deutschsprachigen Raum, folgt noch ein kurzer Abstecher nach Skandinavien, mit dem Finale am 30.11. in Stockholm. Auffällig ist, dass die Hallen gerade in Deutschland in den letzten Jahren immer kleiner werden. Der Markt schrumpft sich gesund könnte man meinen.
Aufgrund der Vielzahl an Touren in diesem Jahr, ist es aber auch nicht verwunderlich, dass die Besucherzahlen rückläufig sind. Woher sollen die Fans all die Kohle hernehmen? Dennoch haben sich etwa 1.400 Besucher eingefunden, um den Helden ihrer Jugend zu lauschen. Obwohl hier und da auch einige Kinder durch die Halle flitzen, dürfte der Altersdurchschnitt bei über 50 Jahren liegen.
Mit PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS hat ACCEPT einen hochwertigen Support-Act im Schlepptau und es wird sicherlich alles andere als leise heute Abend.
Der ehemalige MOTÖRHEAD-Gitarrist hat noch lange nicht genug und tourt nach dem Tod von Lemmy Kilmister und dem damit verbundenen Ende der Metal-Legende MOTÖRHEAD, seit 2016 mit seinen Söhnen unter dem Banner PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS durch die Welt. Unterstützt wird der walisische Familienbetrieb vom britischen Sänger Joel Peters, der seit 2021 dabei ist. Auf der aktuellen Tour muss zudem auch noch Schlagzeuger Dane Campbell kurzfristig und krankheitsbedingt durch einen jungen schwedischen Drummer ersetzt werden. Leider habe ich den Namen nicht verstanden, kein Wunder bei der Lautstärke. Pünktlich um 19.30 Uhr startet die Band druckvoll mit 'We're The Bastards'. Der Sound ist von Anbeginn gut und für einen Support-Act amtlich abgemischt. Im Vordergrund steht nicht Familienoberhaupt Phil Campbell, der gewohnt lässig und kaugummikauend seine Gitarre bearbeitet, sondern Sänger Joel Peters, der auch live mit seiner kraftvollen Stimme und einer enormen Bühnenpräsenz vollends überzeugt.
Breitbeinig steht der Barde auf dem Podest am Bühnenrand und gibt den Anheizer. Das nachfolgende 'Freak Show' macht den Einstieg ins Set perfekt. Natürlich dürfen auch die üblichen MOTÖRHEAD-Klassiker im Programm nicht fehlen. Dass man sich jedoch bei einer Spielzeit von knapp fünfundvierzig Minuten und insgesamt zehn Stücken gleich für die Hinzunahme von vier MOTÖRHEAD-Songs ('Going To Brazil', Born To Raise Hell', 'Ace Of Spades' und 'Killed By Death') entscheidet, wundert mich doch schon ein wenig. Ich persönlich hätte mir lieber noch 'Dark Days', 'Walking In Circles', 'Kings Of The Asylum' oder 'Into The Dark' gewünscht. Egal, dem Publikum gefällts und die anwesenden Jungspunde in der Halle, haben wenigstens noch einmal die Möglichkeit, die oben genannten Klassiker zumindest unter Beteiligung eines Originalmitglieds, live zu erleben. Ein gelungener kurzweiliger Auftritt.
Setliste: We're The Bastards; Freak Show; Going To Brazil; Schizophrenia; High Rule; Born To Raise Hell; Straight Up; Ace Of Spades; Strike The Match; Killed By Death
Nach einer relativ langen Umbaupause geht es um 21 Uhr mit ACCEPT weiter, wobei die Band die gleich mit zwei neuen Stücken ('The Reckoning' und 'Humanoid') loslegt. Wieder mit von der Partie ist Gitarrist Phil Shouse, der noch im Sommer bei den Festivalauftritten von Joel Hoekstra (ex-WHITESNAKE / ex-NIGHT RANGER) vertreten werden musste. Das Gitarren-Triple ist wiedervereint und harmoniert wie gewohnt bei 'Restless And Wild' und 'London Leatherboys'. Brüderlich werden die Solis aufgeteilt und es kommt nicht zu der befürchteten One-Man-Show von Wolf Hoffmann. Nachdem Ausstieg von Bassist Peter Baltes (2018) ist Wolf Hoffmann das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Da Hoffmann aber schon seit eh und je die Zügel der Band in der Hand hält, wird es sicherlich auch noch ein paar Jahre mit ACCEPT weitergehen. Neben den üblichen, gesetzten Songs wie 'Midnight Mover', 'Princess Of The Dawn', 'Balls To The Wall' oder 'Metal Heart', finden immerhin vier Songs vom aktuellen Album "Humanoid" den Weg ins abendliche Programm.
Insgesamt hat ACCEPT eine ausgewogene Setliste zusammengestellt, bei dem jeder auf seine Kosten kommen sollte. Als besonders gelungen finde ich das unter dem Namen 'Riff Orgy' betitelte Medley aus den Klassikern 'Demon's Night', 'Starlight', 'Losers And Winners' und 'Flash Rockin’ Man'. Sänger Mark Tornillo erledigt ebenfalls zuverlässig seinen Job, ist bestens bei Stimme und veredelt Stücke der Prä-Dirkschneider-Phase wie 'Shadow Soldiers','Teutonic Terror' oder 'Pandemic'. Lediglich den Stampfer 'Stampede' hätte ich mir noch gewünscht. Alles in allem liefert ACCEPT einen souveränen Auftritt ab und hat nichts an seiner Faszination verloren. Wie in alten Zeiten werden die Flying-V's im Gleichtakt geschwungen und die gesamte Bühne beackert. Hoch über dem Geschehen thront Drummer Christopher Williams mit seinem mächtigen Schlagzeug, während Frontmann Mark Tornillo über die gesamte Bühne fegt.
Nach gut neunzig Minuten endet das Spektakel wie gewohnt mit 'I'm A Rebel' und die Band wird unter lautem Applaus in den wohlverdienten Feierabend geschickt. Die heutige Show ist sicherlich nicht meine letzte gewesen. Seit 1984 verfolge ich mal mehr und mal weniger aktiv das Schaffen der Helden meiner Jugend und wurde bislang nur ganz selten enttäuscht. Die neuen Stücke von "Humanoid" überzeugen mich allerdings noch nicht gänzlich.
Setliste: The Reckoning; Humanoid; Restless And Wild; London Leatherboys; Straight Up Jack; Midnight Mover; Breaker; Dying Breed; Riff Orgy (Medley aus Demon's Night / Starlight / Losers And Winners / Flash Rockin' Man); Frankenstein; Shadow Soldiers; Princess Of The Dawn; Metal Heart; Teutonic Terror; Pandemic; Fast As A Shark; Balls To The Wall; I'm A Rebel
Text und Fotocredit: Frank Hameister
- Redakteur:
- Frank Hameister