AC/DC - Köln

07.07.2015 | 12:20

19.06.2015, Jahnwiesen

Ohne Worte! AC/DC!

Der Big Boss des Hardrocks, der Meister aller Rockklassen, der einzig wahre Rockgigant AC/DC geht auf große Welttournee und hat den neuen Gassenhauer "Rock Or Bust" mit im Gepäck. Und auch Deutschland darf sich glücklich schätzen, dass die Rockdinos noch einmal in die Bundesrepublik marschieren. Nürnberg, Dresden, Hockenheim und München wurden bereits dem Erdboden gleich gemacht, nun kommt auch die schöne Rheinstadt Köln in den Genuss. Doch bevor es losgeht, traut der Schreiber dieser Zeilen einige Stunden lang seinen Augen nicht. Doch dazu später mehr.

Zunächst muss dieser irgendwie zu den Jahnwiesen am Rhein Energie Stadion kommen, was in Anbetracht der minütlich fahrenden S-Bahnen auch kein großes Problem darstellen sollte, nicht wahr? Denkste! S-Bahnen pickepacke voll, auf den Straßen geht gar nichts mehr, sodass nur der lange Fußmarsch den AC/DC-Jünger zum Gottesdienst bringen konnte. Dabei sollte Wettergott Petrus nicht seinen besten Tag haben, wechseln sich lediglich bedeckter Himmel, Fisselregen und dicke Wassertropfen doch gegenseitig ab.

Und mit Blick auf das Heimstadion des 1. FC Kölns bietet sich einem ein gigantisches Bild, das mit jedem weiteren Schritt noch weiter an Ausmaß gewinnt. Vor der Jahnwiese stehen rechts und links unzählige Fress- und Bierbuden, Merchandise-Stände und feierwütige Menschen in Hülle und Fülle, na, das kann ja spaßig werden. Nicht weniger als 80.000 Rocker und Rockerinnen haben sich für heute angemeldet. In Anbetracht dieses Fassungsvermögens verwundert es jedoch keinen, dass aus dem heutigen AC/DC-Konzert ein amtliches Festival geworden ist. Der Platz auf der Jahnwiese ist beachtlich, die Anzahl der Verköstigungsmöglichkeiten, wie schon geschildert, zahlreich, die Lage der Dixis sehr günstig und der Boden trotz des miserablen Wetters nicht der Schlechteste. Sicherlich muss man einige Meter zum eigentlichen Ort des Geschehens wandern und nicht Wenige kommen aufgrund der Straßensituation wirklich kurz vor knapp erst an, doch nachdem nun jeder sein kühles Blondes in den Händen hält, noch einmal auf dem stillen Örtchen war und sich erfreuen konnte, dass bei fucking 80.000 Menschen die komplette Organisation nicht den Bach runter ging, sondern, im Gegenteil, sehr gute Arbeit geleistet hat, kann die Party nun endlich um 20:40 Uhr losgehen.

Wer das Angebot, bereits zur Mittagszeit an die Bühne stürmen zu dürfen, angenommen hat, durfte bereits in den Genuss des Blues Boogie Rocks der Münchener THE WHISKEY FOUNDATION sowie VINTAGE TROUBLE, einer weiteren Blues-Rock-Truppe, diesmal jedoch aus den Staaten, kommen. Ohne großartig jemandem weh zu tun, haben beide Bands ihre Aufgabe als Anheizer mit Bravour erledigt. Speziell VINTAGE TROUBLE hatte sehr viel Groove und Funk im Blut und konnte zumindest für kurze Zeit Petrus den Garaus machen. Doch genug der langen (Vor)Worte, kommen wir endlich zum eigentlichen Höhepunkt des heutigen Abends: AC/DC!

Mit dem Titeltrack ihres nunmehr 15. Studioalbums startete das Spektakel, das Zehntausende tosende Menschen in Ekstase brachte. Brian Johnson ist auch heute wieder gut bei Stimme, obwohl man ihm, wie auch der restlichen Meute, die Jahre durchaus anmerkt. Ein Feuerwerk zündet AC/DC heute nicht, aber unterhaltsam, nostalgisch und wunderbar anzuschauen ist das Konzert trotzdem. Angus stolziert ein ums andere Mal von links nach rechts, Neu-Alt-Drumtier Chris Slade verprügelt sein Schlagzeug wie zu besten "The Razor's Edge"-Zeiten und Cliff Williams ist eh die lässigste Sau auf dem Erdball. Wäre da noch Stevie Young, Malcolms und Angus' Neffe, zu erwähnen, der sich wunderbar ins Gefüge integriert, Malcolm zwar nicht vergessen lässt, aber einen guten Ersatz für ihn darstellt. So geht der Spaß mit 'Shoot To Thrill' und 'Hell Ain't A Bad Place To Be' weiter, ehe mit 'Back In Black' das erste Ass aus dem Ärmel geschüttelt wird. Klar, wer zu einem AC/DC-Konzert geht, will eben die alten Kamellen hören. [Was ist denn 'Hell Ain't A Bad Place To Be' dann? Antik? FJ]. Doch wenn sich dabei Jung und Alt, Männlein und Weiblein, Fremde und Bekannte in den Armel liegen, dann ist das einfach ein wunderbares Bild, das sich heute in der Rheinstadt bietet. Danach wäscht Brian mit 'Dirty Deeds Done Dirt Cheap' dreckige Wäsche, lässt sämtliche Kehlen mit "Thunder na-na-na-na-na Thunder" ölen, fährt mit dem 'Rock'n'Roll Train' zurück zu "Black Ice"-Zeiten, bis die Höllenglocken dieses unbeschreibliche Gefühl auf die Haut brennen. Ja, Leute, es macht Spaß, die alten Klassiker mit solch einer stattlichen Anzahl an Gleichgesinnten zu hören. Der Sound ist eine Wucht, die riesengroße Bühne macht einen tollen Eindruck und mit weiteren Brechern der Marke 'You Shook Me All Night Long', 'Sin City', 'Have A Drink On Me' und natürlich 'T.N.T.' kann diese Band einfach nichts verkehrt machen. Die Massenparty kennt kein Halten, das Wetter wird komplett ignoriert, sodass nicht Wenige in Regenjacken und umfunktionierten Müllbeuteln zu 'Whole Lotta Rosie' und 'Let There Be Rock' tanzen.

Danach packt Angus sein Können aus, demonstriert Köln ein etwas arg langes Solo, ehe es geradewegs auf die Schnellstraße zur Hölle geht. Es gibt einfach Stücke auf dieser Welt, die Jeder (!) kennt: Es ist meiner Ansicht nach nicht der beste AC/DC-Song, aber kaum ein anderes Stück hat solch eine Wirkungskraft wie 'Highway To Hell'. Das weiß auch die Band persönlich, die nochmal alle Register zieht und vor Feierabend 'For Those About To Rock (We Salute You)' in die Menge pfeffert. Es wird gegrölt, gefeiert, applaudiert und nochmals gegrölt. 80.000 Menschen salutieren vor AC/DC, vor dem vielleicht letzten AC/DC-Konzert, das einige Anwesende sehen werden, was das Besondere an diesem Abend noch mehr herauskitzelt.

Ich jedenfalls war von den Massen und der guten Organisation sehr beeindruckt und hätte nicht gedacht, dass 80.000 Menschen auf der Jahnwiese Platz finden. Doch wie immer wurde ich eines Besseren belehrt und bin froh, Teil dieses Abends gewesen zu sein. Der Rock'n'Roll-Komet ist in Köln eingeschlagen. For those about to rock, Marcel Rapp salutes you!

Setliste: Rock or Bust, Shoot to Thrill, Hell Ain't a Bad Place to Be, Back in Black, Play Ball, Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Thunderstruck, High Voltage, Rock 'n' Roll Train, Hells Bells, Baptism by Fire, You Shook Me All Night Long, Sin City, Shot Down in Flames, Have a Drink on Me, T.N.T., Whole Lotta Rosie, Let There Be Rock, Highway to Hell, For Those About to Rock (We Salute You)

Redakteur:
Marcel Rapp

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