ALICE COOPER/THE TRACEELORDS - Essen

16.06.2004 | 12:49

11.06.2004, Grugahalle

Genau 22 Monate sind vergangen, seit Vincent Furnier alias ALICE COOPER zum letzten Mal in der Essener Grugahalle gastierte und eines der besten Livekonzerte, an denen ich je teilhaben durfte, darbot. Mit seinem neuen Album "The Eyes Of Alice Cooper" im Gepäck, machte sich der König des Schockrocks nun ein weiteres Mal auf Hallentournee durch Europa, suchte sich dabei aber einen denkbar ungünstigen Zeitraum aus, da die Festivalsaison generell ein ziemlicher Hallenfeger ist und die Konzerte zu dieser Zeit meistens recht spärlich besucht werden. Eine entsprechend teure Eintrittskarte dürfte schlussendlich einen zusätzlichen Ausschlag dafür gegeben haben, dass ALICE COOPER an diesem Abend auch nur vor schätzungsweise 2000 Anwesenden auftreten musste, was angesichts seiner Stellung im Rockbusiness sicherlich eine ziemliche Enttäuschung ist.

Wie auch immer, bevor die meist älteren Jahrgänge in den Genuss des Headliners kommen durften, spielten erst einmal THE TRACELORDS auf und schafften es auf verblüffende Art und Weise, das Publikum sehr schnell auf ihre Seite zu ziehen, es zum Mitsingen und Klatschen zu animieren und letztendlich lautstarken Applaus zu spendieren. Der rotzige Glam Rock der Deutschen war anscheinend genau das, was die Menge an diesem Abend brauchte und als die sehr agile Band nach einer knappen Dreiviertelstunde von der Bühne gehen musste, wurden sogar erste Zugabenrufe laut. Diesem Wunsch durfte die Band leider nicht nachgehen, konnte aber trotzdem aufgrund solch erstklassiger Songs wie 'Sex, Money, Rock & Roll' und einer absolut überzeugenden Performance durch die Bank überzeugen. Bitte ganz schnell wiederkommen!

Gut 25 Minuten später gingen die Lichter dann wieder aus und ALICE COOPER stieg über den Laufsteg seiner Showbühne auf eben jene herunter, wo seine erneut sehr junge Band ihm ein ordentliches Fundament aufbaute. Mit 'No More Mr. Nice Guy' und 'Billion Dollar Babies' legte der Altmeister dann auch recht spektakulär los und hatte die Zuschauer ganz schnell und ohne große Probleme auf seiner Seite. Wie gehabt wedelte COOPER mit einem Stock herum, spießte auf einem Säbel einen ganzen Haufen ALICE COOPER-Dollarnoten auf und verteilte diese ans Publikum. Danach musste die Show erst einmal zurücktreten und Alice konzentrierte sich einzig und allein auf seinen Gesang, wanderte dabei immer wieder von einer Ecke der Bühne zur anderen und spielte einen ganzen Haufen Songs, die man selten in der Setlist erblicken durfte, oder eben Nummern des neuen Albums. Leider flachte die Stimmung dabei ein bisschen ab, da die Fans mit diesen Kompositionen wohl doch nicht so vertraut waren, wie Alice sich dies vielleicht im Voraus erhofft hatte. Bei `I'm Eighteen´ und `Only Women Bleed´ ging die Stimmung dann aber wieder ganz schnell nach oben, was sicherlich auch daran lag, dass auf der Bühne wieder einiges passierte. Eine hübsche Blondine fegte wie besessen über die Bühne, machte einige Radschläge und legte sich dann mit einer Gang (bestehend aus unprofessionellen Roadies) an. Alice hingegen räkelte sich mit einer Schlange, bemerkte die Dame erst später und schlitzte ihr schließlich mit seinem Säbel die Kehle dermaßen auf, dass eine zwei Meter hohe Fontäne aus Blut nach oben spritzte. Viel mehr wurde rein showtechnisch dann nicht mehr geboten und wenige Minuten später, genauer gesagt nach 75 Minuten kam dann auch schon `School's Out´ zum Zuge, welches den regulären Teil des Gigs beendete.

Natürlich kam die Band noch einmal zurück auf die Bühne und läutete den kurzen Zugabenteil mit dem starken `Brutal Planet´ ein, bei dem sich der Backgroundsänger jedoch ein wenig verhaspelte und den Chorus etwas versaute. Noch schlimmer wurde dies bei `Poison´, dem COOPER-Hit schlechthin, bei dem die Backingvocals dermaßen hoch waren, dass einem die Ohren zu pfeifen begannen. Schade um diesen Song, der ansonsten (genauso wie `School's Out´) von allen mitgesungen wurde. Mit `Under My Wheels´ verabschiedete sich die Band dann endgültig, was viele Fans jedoch noch nicht so ganz wahrhaben wollten. Und doch ging um kurz von 23 Uhr wieder das Hallenlicht an und die Zuschauer verließen mit leicht hängenden Köpfen die Halle.
Leicht enttäuscht machte auch ich mich zurück auf den Heimweg und legte mir noch einmal die "Brutal Planet"-Scheibe ein, meiner Meinung nach das beste und vor allem meist unterschätzte Werk des Herrn Furnier. Meiner Meinung nach waren ALICE COOPER auf der letzten Tour um einiges besser, wobei ich nicht behaupten möchte, dass das Konzert schlecht gewesen wäre. Mir persönlich fehlten nur solch geile Songs wie `Sanctuary´, `Feed My Frankenstein´, 'House Of Fire' etc. und vor allem die großartige Show, die es heute nur in einer Light-Version gab.
Insider behaupten, dies sei die letzte Tour der ALICE COOPER-Band gewesen, was ich aber nicht hoffen will, denn wenn, dann sollte man sich schon anständig und mit einem letzten opulenten Showfeuerwerk verabschieden... eben genau so, wie es im Jahre 2002 geboten wurde.

Redakteur:
Björn Backes

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