AMORPHIS und SOILWORK - Leipzig
03.02.2019 | 14:3619.01.2019, Hellraiser
Ein fulminanter Auftakt in das Konzertjahr 2019!
Mit einem tollen Konzertpaket steht im Hellraiser Leipzig das erste Konzerthighlight des neuen Jahres an. AMORPHIS und SOILWORK sind zwei hochkarätige Bands, die an diesem Abend auf der Bühne stehen. Die anderen beiden Formationen sind natürlich auch nicht zu verachten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Veranstaltung seit längerer Zeit komplett ausverkauft ist. Mit 18:15 Uhr ist der Beginn durchaus sportlich und die Schlange vor dem Eingang ist kurz nach sechs immer noch sehr beachtlich. Obwohl es am Einlass recht flott zugeht.
Dummerweise hält sich die deutsche Death-Doom-Band NAILED TO OBSCURITY nicht an den Plan und fängt bereits an. Damit verpassen zahlreiche Besucher den Anfang der Jungs. Endlich drinnen angekommen, gibt es an der Garderobe die nächste Warteschlange. So heißt es Geduld haben und ehe man mit dem ersten Kaltgetränk der Band lauschen kann, ist diese bereits bei über der Hälfte ihrer Spielzeit angekommen. Die Jungs stellen natürlich Songs aus ihrem neuen Album "Black Frost" vor und ernten damit ordentlich Applaus. Kurz darauf folgt auch schon das obligatorische Bandfoto mit einer tosenden Masse im Hintergrund. Eine gelungene Show und wenn die Band mal wieder in der Gegend ist, dann sollte man sich das nicht entgehen lassen.
Schon jetzt merkt man, dass es heute im Saal richtig voll wird und jede Bewegung gut überlegt und geplant sein will. Ist ab und an nervig. Dafür ist die Stimmung im Publikum wirklich super. Selbiges geht auch sofort mit, als die ukrainische Band JINJER vor die Menge tritt. War die die Band in der Vergangenheit musikalisch und auch optisch mehr im Hardcore zu Hause, so geht es nun mehr Richtung ARCH ENEMY. Tatiana, die Frontfrau der Band, ist heute eher klassisch schwarz gekleidet und hat die Meute vor ihr gut im Griff. Los geht es mit 'Words Of Wisdom'. Auf der Bühne ist es recht dunkel, so dass man nicht wirklich viel von den Musikern sieht. Dabei brauchen die sich nun wirklich nicht zu verstecken. Vielleicht sind sie ja auch einfach nur kamerascheu. Während die Madame den Besuchern ihre garstigen Growls um die Ohren ballert, sind die Jungs an ihren Instrumenten voll bei der Sache. So ist das Ganze eine schicke Angelegenheit. Der Wechsel zwischen den Growls und dem klaren Gesang ist gut arrangiert und passt toll zusammen. Mit ihrem gelungenen Auftritt, der mit 'Sit Stay Roll Over' sein Ende findet, haben die Musiker heute sicherlich einige neue Fans dazu gewonnen. Somit gibt es ordentlich Applaus am Schluss.
Setliste: Words Of Wisdom; Ape; I Speak Astronomy; Dreadful Moments; Teacher, Teacher!; Who Is Gonna Be The One; Pisces; Perennial; Sit Stay Roll Over
Stimmungstechnisch sind das also die besten Voraussetzungen für den nächsten Gig. Wobei SOILWORK das auch alleine hinbekommen hätte. Als der Umbau auf der Bühne abgeschlossen ist, werden im Publikum die Rufe nach der Band lauter, und als dann endlich das Licht und die Pausenmusik ausgehen, ist der Jubel für die Schweden unheimlich laut. Die lassen sich auch nicht lange bitten und entern mächtig energiegeladen die Bühnenbretter. Los geht es mit dem epischen 'Arrival' vom neuen Album. Die Menge ist sofort dabei und bereits jetzt spürt man, dass das Konzert einfach nur genial werden muss. Auf beiden Seiten herrscht eine Euphorie und gute Stimmung, wie man es von Beginn an nicht immer hat. Frontmann "Speed" Strid versprüht eine wahnsinnige Energie und reißt allein schon die Fans mit. Die bedanken sich mit viel Beifall für den gelungenen Einstand. Im Anschluss geht es einige Jahre zurück, denn es erklingt 'The Crestfallen'. Melodic-Death-Metal in Reinkultur zaubern die Schweden heute Abend auf die Bühne und jeder Handgriff sitzt perfekt. Da ist es eine wahre Freude, den Jungs bei der "Arbeit" zuzusehen.
Der Kollege Dahl hatte ja in seinem Review zu "Verkligheten" die tolle Symbiose aus dem typischen Bandsound und den 70er-Rock-Flair gelobt. Und in der Tat, er hat absolut Recht! Live kommt das genauso hervorragend zur Geltung wie auf der Platte. Das flotte 'Full Moon Shoals' begeistert die Masse, die den Song genauso frenetisch abfeiert wie die Bandklassiker. Das ist auch nicht immer der Fall, dass das neue Material gleich so gut angenommen wird wie das altbewährte. Doch darüber braucht sich die Band zumindest bei den Leipzigern keine Sorgen machen, denn die saugen jeden Song in sich auf, egal ob neu oder alt. Was für ein Fest! 'Like The Average Stalker' oder 'Bastard Chain' haben jetzt auch schon knapp zwanzig Jahre auf dem Buckel. Um sich Gedanken über das Alter zu machen, bleibt aber keine Zeit. Es ist ja auch viel schöner, sich zur Musik zu bewegen, als daran zu denken, dass morgen die Knochen wehtun werden. Die Wirklichkeit schlägt eben erst morgen wieder zu, "Verkligheten" (zu Deutsch: Wirklichkeit) tut es jetzt. 'The Nurting Glance' oder 'Witan' kommen wunderbar bei den Fans an und die feiern ihre Helden ordentlich ab. Viel zu schnell ist die Spielzeit vorüber, als sich der Sänger mit 'Stabbing The Drama' von seinen Anhängern in Leipzig verabschiedet. Diese bedanken sich noch einmal mit tosendem Applaus und fordern eine Zugabe, doch dies ist heute leider nicht drin. Dennoch sieht man rundherum zufriedene und begeisterte Anhänger, die sich über dieses Konzert noch lange freuen werden. Ob das AMORPHIS noch toppen kann?
Setliste: Arrival; The Crestfallen; Nerve; Full Monn Shoals; Death In General; Like The Average Stalker; The Akuma Afterglow; Drowning With Silence; The Phantom; The Nurturing Glance; Bastard Chain; As We Speak; Living Infinite II; Stålfågel; Witan; Stabbing The Drama
Um gemeinerweise die Spannung zu nehmen: Ja, AMORPHIS kann das. Natürlich auf ihre Art und Weise. Die Band erscheint nach kurzer Umbaupause gut gelaunt. Die Fans sind noch in bester Feierlaune und begrüßen die Finnen mit einem ordentlichen Applaus. 'The Bee' vom aktuellen Album "Queen Of Time" (VÖ: Mai 2018) summt sich als erstes in die Ohren der Anwesenden, die nun dicht gedrängt in dem völlig überfüllten Hellraiser eine gute Zeit mit ihren Idolen haben. Auch Sänger Tomi Joutsen präsentiert sich gut gelaunt und wirkt an diesem Abend wesentlich gelöster, als es bei den letzteren Konzerten der Fall war. Zwar hat er sein markantes Mikrofon gegen ein normales eingetauscht, aber dafür zeigt er sich nicht so distanziert. Im Gegenteil. Er lässt seine mittlerweile wieder gewachsenen Haare kreisen und es ist einfach nur toll, den Musikern bei ihrer Show zuzusehen. Seiner Lederweste entledigt sich der Frontmann recht schnell. Scheint doch recht warm auf der Bühne zu sein. Es dauert auch nicht lange, bis mit 'Sky Is Mine' eines der älteren Stücke erklingt und die Besucher davon total begeistert sind. Doch auch die ausgewählten Tracks vom aktuellen Werk finden sehr guten Anklang im Publikum. Sei es das etwas ruhigere 'Wrong Direction' oder das epische 'Heart Of A Giant', sie stehen im Stimmungsbarometer den anderen Songs in Nichts nach.
Als zu 'Black Winter Day' der Sänger seine fiesen Growls in die Menge schreit und damit das vorerst letzte Lied erklingt, schauen viele verwundert, denn gefühlt hat die Band doch gerade erst angefangen! So ist das eben, wenn ein Konzert richtig gut funktioniert, dann ist die Zeit weg wie nix. Mit einem "Dankeschön!" des Sängers und lautstarkem Beifall verschwinden die Musiker kurz nach hinten. Natürlich wird ein Nachschlag gefordert und allzu lange lässt sich AMORHIS auch nicht bitten. Weiter geht es mit 'Death Of A King' und die Stimmung ist sofort wieder da. Die Haare fliegen vor und auf der Bühne, wie es sich gehört. So schön der Song 'House Of Sleep' auch ist, so schwingt auch die Wehmut mit, denn es ist damit das Ende des Gigs besiegelt. Doch die Menge gibt noch einmal alles und verdrängt diese Tatsache. Am Schluss gibt es noch einmal richtig viel Beifall für AMORPHIS, die an diesem Abend voll und ganz überzeugen konnten. Während sich die Musiker von ihrem Publikum verabschieden, gibt es als Einspieler 'Vaivaistalossa' von ELÄKELÄSET, zu dem lauthals mitgesungen wird.
Setliste: The Bee; The Golden Elk; Sky Is Mine; Sacrifice; Message In The Amber; Silver Bride; Bad Blood; Wrong Direction; Daughter Of Hate; Heart Of The Giant; Hopeless Days; Black Winter Day; Zugaben: Death Of A King; House of Sleep
Langsam lichten sich die Reihen im Hellraiser. Während sich nun wieder die Schlange an der Garderobe vergrößert, ist es sinnvoller bei einem weiteren Kaltgetränk ein wenig zu warten, bis sich das Ganze etwas aufgelöst hat. Schön, dass man hier nicht gleich raus gekehrt wird, wie es bei anderen Veranstaltungen mittlerweile an der Tagesordnung ist. Die durchweg begeisterten Gesichter sprechen für einen mehr als gelungenen Abend. Das Konzertjahr 2019 konnte nicht besser beginnen!
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- Redakteur:
- Swen Reuter