ARCH ENEMY, ELUVEITIE, AMORPHIS und GATECREEPER - Stuttgart
14.11.2025 | 14:4610.10.2025, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
Ein Tourauftakt nach Maß?!
Es ist gerade einmal ein Jahr her, als ARCH ENEMY gemeinsam mit IN FLAMES und SOILWORK hierzulande auf Tour war. Seinerzeit konnten in Stuttgart an gleicher Stelle über 6.000 Gäste begrüßt werden. So ist es nicht ganz so verwunderlich, dass für die Show am heutigen Abend nur 3.000 Tickets abgesetzt werden können. Zudem waren mit DISTURBED und PARKWAY DRIVE innerhalb weniger Wochen ebenfalls zwei metallische Schwergewichte zu Gast in Stuttgart und eine weitere genreähnliche Großveranstaltung, gibt der Geldbeutel bei den meisten Metalheads wohl einfach nicht mehr her. Zudem an diesem Wochenende noch die "Wasen" am Laufen ist. Denkbar ungünstig sind somit die Voraussetzungen für ein volles Haus, zudem die Hanns-Martin-Schleyer-Halle im Idealfall über eine Maximalkapazität von 15.500 Steh- und Sitzplätzen verfügt. Aufgrund des auftretenden Vierer-Packages ist der Showbeginn recht früh auf 18 Uhr angesetzt und wegen des benachbarten Volksfestes ist eine zeitige Anreise mehr als empfehlenswert.
Pünktlich um 18 Uhr eröffnet GATECREEPER aus Tucson, Arizona den Reigen. Die Band steht für rüden Death Metal und überfordert die meisten der Anwesenden. Recht spärlich sind die Reaktionen des Publikums und ein Großteil der Anwesenden lässt das dargebotene Lärmgewitter regungslos über sich ergehen. Ohne großes Spektakel präsentiert sich das Quintett und verzichtet auf große Ansagen. Egal wieviel Mühe sich GATECREEPER gibt, in der halbleeren Halle mag nicht wirklich so richtig Stimmung aufkommen. Mich persönlich spricht das Material ebenfalls nicht an, da ich die eine oder andere Melodie in den Kompositionen vermisse. Haken dran und die Vorfreude auf das noch folgende Line-Up steigt.
Setliste: Dead Star; Ruthless; A Chilling Aura; Caught In The Treads; The Black Curtain; From The Ashes; Mistaken For Dead; Flesh Habit; Sick Of Being Sober; Flamethrower
In der kurzen Umbaupause müssen einige Fotografenkollegen und ich überraschend feststellen, dass AMORPHIS schon als nächste Band folgt. Schade, ich hätte die Finnen eigentlich als klaren Co-Headliner gesehen, egal. Mit der aktuellen Scheibe "Borderland" hat AMORPHIS erneut zum großen Wurf ausgeholt, und auch gleich mit der ersten Singleauskopplung 'Bones' beginnt der knapp einstündige Siegeszug. Frontmann Tomi Joutsen zeigt sich gewohnt souverän. Der charismatische Sänger schafft es innerhalb kürzester Zeit, das Publikum auf seine Seite zu ziehen und mit der gesangstechnischen Mixtur von cleanem Gesang und derben Grows eine magisch düstere Atmosphäre aufzubauen.
Das Fehlen des etatmäßigen Bassisten Olli-Pekka Laine aus familiären Gründen fällt nicht weiter ins Gewicht und wurde mit Ersatzmann Victor Brandt kompensiert. Die Songauswahl ist auch nicht von schlechten Eltern und neben dem bereits erwähnten Ohrwurm 'Bones', findet mit 'Dancing Shadow' noch ein weiteres neues Stück ins Programm. Der Rest ist eine Best-Of-Zusammenstellung und enthält auch meine Lieblingsstücke 'Silver Bride', 'House Of Sleep' und 'The Bee'. Nach der kurzweiligen Vorstellung bekommt AMORPHIS den verdienten Applaus und es bleibt zu hoffen, dass noch eine eigene Headliner-Tour im kommenden Jahr folgen wird.
Setliste: Bones; The Moon; Silver Bride; Wrong Direction; Dancing Shadow; Death Of A King; Black Winter Day; House Of Sleep; The Bee
Mit ELUVEITIE erwartet uns ein weiterer Hochkaräter. Schon 2022 sind die Schweizer gemeinsam mit AMORPHIS auf Tour gewesen und es zeigte sich schon damals, dass die Kombi musikalisch gut zusammenpasst. Der dargebotene Folk-Metal findet auch im Publikum guten Anklang, neben der klassischen Instrumentierung, kommt auch Dudelsack, keltische Harfe und Violine zum Einsatz. Im Mittelpunkt des Geschehens steht neben Hauptsänger Chrigel auch die für den weiblichen Gesangspart zuständige Fabienne Erni. So langsam kommt auch das Publikum in Bewegung und tanzt ausgelassen zu den Stücken. Zu meinen Highlights gehört 'Call Of The Mountains' und 'Inis Mona'.
Setliste: Ategnatos; Deathwalker; Prodigal Ones; Exile Of The Gods; Rose For Epona; Premonition; Ambiramus; Call Of The Mountains; King; Inis Mona
Gegen 21:20 Uhr erklingt das Intro, mit einem lauten Knall fällt der Vorhang, Frontfrau Alissa White-Gluz sprintet auf die Bühne und wird mit tosendem Applaus empfangen. Schnell wird klar, warum ARCH ENEMY der Headliner des heutigen Abends ist. Kein Vergleich zum Auftritt im letzten Jahr, als sich die Sängerin etwas zugeknöpfter zeigte und sich während den ersten Songs überwiegend im hinteren Bereich der Bühne aufhielt. Das erste Stück 'Deceiver, Deceiver' kommt brachial aus den Boxen, auch wenn der Gesang zu Beginn ein wenig untergeht. Das Problem wird allerdings in kürzester Zeit von der Soundcrew gelöst und der Sound präsentiert sich in den kommenden hundert Minuten klar und dynamisch. Das Bühnenbild zeigt das Cover des aktuellen Werks "Blood Dynasty". Passend zum Motto der Tour ist das Bühnenlicht meist in rot gehalten, wie auch schon in den Vorjahren werden immer wieder unterstützend Projektionen eingespielt.
ARCH ENEMY agiert gewohnt souverän, im Vordergrund steht immer wieder das Gitarrenduo Amott/Concepcion, das sich packende Gitarrenduelle liefert, während Bassist Sharlee D'Angelo und Drummer Daniel Erlandsson für den nötigen Druck sorgen. Einmal mehr zeigt Alissa White-Gluz, dass sie zur Speerspitze der weiblichen Shouter im Metal zählt. Jeder Growl, jeder Scream der zierlichen Dame sitzt haargenau, fast schon unmenschlich. Überhaupt ist die Band perfekt aufeinander abgestimmt, fast schon zu perfekt. Es handelt sich heute zwar um den Auftakt der Europatour, doch wurde bereits im April/Mai dieses Jahres schon Nordamerika intensiv mit dem neuen Songmaterial betourt.
Die Setliste lässt für mich keine Wünsche offen. Neben den Pflichtnummern 'War Eternal', 'Deceiver, Deceiver', 'The Eagle Flies Alone' oder 'Nemesis', reiht sich das neue Material von "Blood Dynasty" wie etwa 'Dream Stealer', 'Illuminate The Path' oder 'Liars & Thieves' nahtlos ein. Schade ist eigentlich nur, dass so wenige Zuschauer den Weg nach Stuttgart gefunden haben, sonst hätte dieser Tourauftakt etwas Magisches werden können. ARCH ENEMY hat dennoch eine bärenstarke Show abgeliefert, so dass keiner der Fans sein Kommen bereut haben dürfte.
Setliste: Deceiver, Deceiver; Ravenous; Dream Stealer; Blood Dynasty; War Eternal; My Apocalypse; Illuminate The Path; Liars & Thieves; The Eagle Flies Alone; First Day in Hell/Saturnine; Sunset Over The Empire; No Gods No Masters; Avalanche; Snowbound; Nemesis
Text und Photo Credit: Frank Hameister
- Redakteur:
- Frank Hameister






