ARCH ENEMY + BEHEMOTH - Frankfurt am Main

03.11.2022 | 21:51

26.10.2022, Jahrhunderthalle

Nach einem ermüdenden Bürotag entflammt uns zur Abendstunde die akustische Schlacht von ARCH ENEMY und BEHEMOTH.

Am letzten Mittwoch im Oktober pilgern Herr K. aus M. und ich mal wieder in die Frankfurter Jahrhunderthalle. Zwei namhafte Bands sind in der Stadt: die schwedische Melodic-Death-Metal-Formation ARCH ENEMY und die Blackened-Death-Akteure von BEHEMOTH aus Polen.

Mit im Tourbus sitzen außerdem CARCASS und UNTO OTHERS. Da der eigene Broterwerb uns allerdings bis in den späten Nachmittag an den Bürostuhl fesselt, verpassen wir die erste Band des Abends, und als wir die Jahrhunderthalle betreten, ist die Show von CARCASS bereits in den letzten Zügen. Der Ort des Geschehens ist bisher nur mäßig besucht, gleichwohl stößt der Auftritt von CARCASS auf durchaus reges Interesse. Ich habe allerdings den Eindruck, dass die meisten Fans noch im Fußwippermodus stecken und bisher nicht so richtig warm gelaufen sind.

Das ändert sich aber, als um kurz nach zwanzig Uhr der erste von den beiden Headlinern die Bühne erklimmt: BEHEMOTH. Das Spektakel beginnt zunächst hinter einem weißen Vorhang, der die Schatten der Musiker erkennen lässt. Dann folgt die Projektion eines angestrengt dreinblickenden, in eine Kapuze gehüllten, gequält singenden Schädels und mit 'Ora Pro Nobis Lucifer' beginnt die Show.

Die Musik von BEHEMOTH kommt direkt aus der Hölle. Messerscharf kreischen die Gitarren auf der Bühne und der auch live in eine Kapuze gehüllte Nergal schreit seine wütenden Phrasen ins Publikum. Als wir BEHEMOTH  zuletzt beim diesjährigen Wacken Open Air gesehen haben, musste die Band in der sommerlich milden Abendsonne performen – eher unpassend für die sehr atmosphärisch angelegte Darbietung. Und so gereicht es der Show doch sehr zum Vorteil, dass wir heute Abend ein Hallenkonzert genießen dürfen, bei dem die im wahrsten Sinne des Wortes heiße Feuershow der Finster-Metaller bestens zur Geltung kommt. Die Fans quittieren das wilde Geschehen auf der Bühne mit lautstarken "Behemoth"-Rufen. Der Fußwippermodus vom Anfang des Abends ist weitgehend überwunden.

Knapp 70 Minuten blasen die Polen ihre zermürbenden Songs in die Halle und nehmen dabei auch Bezug zur politischen Weltlage. So widmet Nergal den Titel 'Off The War!' der Ukraine. Leider bleibt keine Zeit für eine Zugabe und so haben wir den Eindruck als sei das Konzert wie im Fluge vorbeigerauscht. Einen oder zwei Songs hätten wir noch vertragen können. Aber wie dem auch sei, insgesamt ist es der Band heute Abend gut gelungen, ihre sinistre Musik zu unheilvollem Klang zu erheben und das Publikum in den Bann zu ziehen.

Langsam nähern wir uns nun dem Höhepunkt des Abends – zumindest nach meinem Dafürhalten. Die Umbaupause könnte man schön dazu nutzen, sich ein erquickendes Kaltgetränk zu beschaffen, aber da die Warteschlangen an dem einzigen Getränkestand in der Halle entmutigend sind, muss ein kurzer Schluck aus dem Wasserhahn reichen, um uns für ARCH ENEMY zu präparieren.

Pure Fucking Metal - unter ein rotes Banner mit diesem Leitspruch stellt das Melodic-Death-Metal-Geschoss um die energiegeladene Frontfrau Alissa White-Gluz seine Show an diesem Abend, die mit dem Titelsong des aktuellen Albums "Deceiver" eröffnet wird. Schnell wird deutlich, dass offensichtlich nicht nur für mich der Höhepunkt der Veranstaltung gekommen ist. Die Fans feiern ARCH ENEMY mit lauten Rufen ordentlich ab und vor der Bühne wird es endlich noch ein bisschen lebendiger. Die unglaublich lässig agierende Sängerin schwört die Menge dabei auch deutlich auf ein metalgerechtes Mitmachkonzert ein. So gibt es Passagen, bei denen wir unsere Handytaschenlampen in die Luft strecken sollen und auch das beliebte Mitsingspiel darf im weiteren Verlauf des Konzertes nicht fehlen. Wir klingen ganz gut. Auf der Bühne taucht die Band abwechselnd in rotes und tiefblaues Licht und die kraftvollen Gitarrenklänge schneiden sich durch die Nebelschwaden, die über der Band aufsteigen.

Leider ist auch diese Show nach etwas mehr als 65 Minuten schon wieder vorbei und ich habe erneut das Gefühl, dass ich noch mehr hätte vertragen können. Aus irgendwelchen Gründen reicht es auch hier nicht für eine Zugabe. Trotzdem sind Herr K. aus M. und ich uns einig, dass wir ein fettes Konzert gesehen haben. Das präzise Spiel der Schweden, Alissas Attitüde mit ihrer Mischung aus Explosivität und Lässigkeit sowie der kernige Sound der Band haben den Gig zu einem genussvollen Erlebnis gemacht.

Redakteur:
Erika Becker

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