ARCTIC MONKEYS und INHALER - München
01.05.2023 | 21:2425.04.2023, Zenith
Woo-Girls und Schlaftabletten
Zum Zeitpunkt meiner Ankunft ca. 17:30 Uhr, fast eine Stunde vor Einlass am Zenith, ist das Chaos bereits in vollem Gang. Menschen ohne Ende treiben sich auf dem Gelände rum. Nach verzweifelter Suche nach einem Parkplatz werde ich endlich fündig und mache mich auf den Weg in Richtung der Halle. Als ich die Schlange vor dem Eingang sehe, mache ich jedoch lieber nochmal kehrt und setze mich noch eine Weile auf einen Kaffee in die Motorworld nebenan.
Als ich mich einige Zeit nach Beginn des Einlasses wieder zur Halle begebe, ist die Schlange leider immer noch sehr lang. Nichtdestotrotz stelle ich mich endlich an und schaffe es tatsächlich rechtzeitig zur Vorband INHALER in den Saal. Das Zenith ist bereits gut gefüllt und der Andrang am Merch-Stand ist auch recht groß. 35 € für ein ARCTIC MONKEYS Tour-T-Shirt lasse ich dann auch springen.
Pünklich um 20:00 Uhr startet das Set von INHALER. Die Band um Elijah Hewson liefert guten Pop-Rock ab, der auch live funktioniert. Dazu kommt ein bisschen Publikumsansprache von Bonos Sohn in Englisch mit hin und wieder ein paar Fetzen Deutsch: "Make some noise!" und ähnliches. Nichts Außergewöhnliches soweit. Die beiden Videoscreens rechts und links der Bühne zeigen nur das Bandlogo und auch die Lichtshow ist klassisch gehalten.
Technisch passt hier ebenfalls alles. Der Sound ist akzeptabel, die Instrumente werden alle gut bespielt und der Gesang ist in Ordnung. Die Lieder sind aber auch nicht die anspruchsvollsten Stücke. Auf der Bühne passiert auch nicht viel, denn keiner der Künstler kann sich groß bewegen, da jeder einen Mikrofonständer vor sich stehen hat. Keine großen Überraschungen und somit eine perfekte Band, um sich auf die Monkeys einzustimmen.
Doch dann muss ich leider auch schon aus der Halle, um meine Kamera zu holen und verpasse so 'When It Breaks', den einzigen Song von INHALER, den ich gerne gehört hätte. Schade.
Setlist: These Are the Days; My Honest Face; Dublin in Ecstasy; Now You Got Me; When It Breaks; We Have to Move On; Who's Your Money On?; Cheer Up Baby; If You're Gonna Break My Heart; It Won't Always Be Like This
Während ich am Backstage-Eingang warte, unterhalte ich mich mit den (nach eigener Aussage) kompetenten, charismatischen und lustigen Securitys. Spaß bei der Arbeit haben sie auf jeden Fall. Um 21:20 Uhr startet etwas verspätet der Auftritt der ARCTIC MONKEYS, ich mache bei den ersten drei Liedern Fotos, kann die Kamera zum Glück vertrauensvoll bei der Security lassen und komme so recht schnell wieder in den Saal und verpasse nur 'Crying Lightning'.
Die Bühne wurde umgebaut. Über ihr schwebt nun eine große Diskokugel mit "Monkeys"-Schriftzug, denn die Band verlangt in 'There Better Be A Mirrorball' schließlich ausdrücklich eine solche und hat sie wohl für die Tour bekommen. Hinter der Band ist ein großer runder Videoscreen mit Lichttraversen-Auswüchsen. Diese sind beweglich, werden aber nur fürs Intro langsam abgesenkt. Die seitlichen Videoscreens übertragen das Livevideo von der Bühne. Das ist auch dringend nötig, von hinten würde man sonst kaum etwas erkennen, da das Zenith sehr langgezogen ist.
Die Soundqualität bleibt auch bei den Monkeys gut. Alex Turner singt sehr gut, nimmt einige Passagen aber tiefer als sie auf Platte sind. Leider nimmt er sich nicht nur bei der Tonhöhe, sondern auch beim Tempo einiges an künstlerischer Freiheit. Viele der tollen Songs von "AM" verlangsamt er in manchen Teilen und nimmt ihnen so die Schlagkraft. Da gab es wohl statt Koks vor dem Auftritt eine Schlaftablette. Das ist wirklich schade, denn mehr Tempo hätte der Auftritt auf jeden Fall vertragen können. Die vielen ruhigeren Songs der neueren Alben "Tranquility Base Hotel & Casino" und "The Car" hätten etwas "AM"- oder "Favorite Worst Nightmare"-Energie ruhig vertragen können. Leider läuft es genau andersrum: Die fetzigen Songs werden den niederenergetischeren angepasst. So schwingt das Publikum bei manchen Songs nur langsam mit, statt richtig abzugehen.
Im letzten Drittel des Auftritts kann die Band das zum Glück noch herumreißen. Ab 'Fluorescent Adolescent' folgt Hit auf Hit. Da kommt richtig Stimmung auf, denn das Publikum ist bei den Klassikern auch wirklich textsicher. Bei 'I Wanna Be Yours' macht das kreischende und grölende Publikum Alex Turner mit Lautsprecher-Unterstützung teils schon Konkurrenz. Das ist aber auch nicht schwer, denn der ARCTIC MONKEYS-Auftritt ist angenehm leise. So kann man leider auch die Woo-Girls, die verlässlich bei jedem Anfang und Ende eines Songs kreischen, umso besser hören. Aber das gehört halt auch zu einem ARCTIC MONKEYS-Konzert.
Die Songauswahl ist sehr durchmischt und reicht vom ältesten ARCTIC MONKEYS-Album ("Whatever People Say I Am, That's What I'm Not") bis zum neuesten ("The Car"). Die meisten und auch besten Songs kommen von "AM". Außerdem kommen viele Lieder von "The Car", hier hätte ich aber gerne auf das ein oder andere verzichtet und stattdessen einen Hit gehört. Trotzdem gefällt mir die Auswahl recht gut, bei den meisten Alben wurde das Beste herausgepickt und so taugt die Tour auch als kleines "ARCTIC MONKEYS-Best-Of".
Warum für München nur das Zenith mit seinen fast 6000 Plätzen gebucht wurde, ist mir unklar, denn bei manchen anderen Stationen auf der Tour wird sogar doppelt aufgetreten. Da hätte man bestimmt mehr Fans glücklich machen können.
Setlist: Sculptures Of Anything Goes; Brianstorm; Snap Out Of It, Crying Lightning, Don't Sit Down 'Cause I've Moved Your Chair; Why'd You Only Call Me When You're High; Four Out Of Five; Arabella; Pretty Visitor; From The Ritz To The Rubble; Suck It And See; Perfect Sense; Star Treatment; Flourescent Adolescent; Do I Wanna Know?; 505; I Wanna Be Yours; Body Paint; There'd Better Be A Mirrorball; I Bet You Look Good On The Dancefloor; R U Mine?
- Redakteur:
- Noah-Manuel Heim