AXEL RUDI PELL / THUNDERSTONE - Ludwigsburg
09.05.2004 | 13:3528.04.2004, Rockfabrik
AXEL RUDI PELL ist seit Jahren ein Garant für gefühlvollen Melodic Metal. Nachdem ihm mit der neuen Scheibe "Kings And Queens" erneut ein Meisterwerk gelungen ist, begibt sich der Meister mit seinem Gefolge auf Tour. Ein Antrittsbesuch in der Ludwigsburger Rockfabrik gehört zu jeder Tour dazu, genauso wie die weiße Fender-Strat-Gitarre, auf der Axel seine Stücke zelebriert. Der Publikumszuspruch bei den bisherigen Shows war sehr gut und man konnte vielerorts vor ausverkauften Häusern aufspielen. Auch wenn sich die Tour nur auf Clubebene bewegt, ist es als Anerkennung für die Musik zu werten, außerdem ist mir diese Konstellation allemal lieber als halbvolle Hallen. Die umgebaute ROFA ist am heutigen Abend ebenfalls gut gefüllt und die positive Frühlingsstimmung schlägt sich auch bei den Besuchern nieder. Mit im Gepäck hat der Wattenscheider Gitarrenvirtuose den finnischen Geheimtipp THUNDERSTONE und die schwäbische Formation PUMP.
Pünktlich um 20 Uhr eröffnen PUMP den Abend. Die Schwaben haben fast ein Heimspiel und wissen diesen Vorteil auch zu nutzen. Die ROFA ist den Musikern nicht unbekannt, hat man hier und da schon den ein oder anderen feuchtfröhlichen Absturz geprobt. Die Formation um den ehemaligen BRAINSTORM-Sänger Marcus Jürgens brennt ein Feuerwerk ab. Ihr an den achtziger Jahren orientierter Hard Rock versetzt die Anwesenden schon zu recht früher Stunde in Verzückung. Was auch nicht verwunderlich ist, immerhin hat man mit Stücken wie 'Dangerous', 'Reckless' oder 'No Fight No Glory' einige Asse im Ärmel. Sänger Marcus ist heilfroh nach den bisherigen Auftritten außerhalb des Schwabenländles wieder in der Heimat zu sein und endlich wieder "schwäbisch zu schwätze". Dies sei ihm am heutigen Abend gegönnt. Seine Mitmusiker stehen dem blonden Shouter in nichts nach und gehen sehr engagiert voller Spielfreude zu Werke. Synchron-Banging ist angesagt. Diese Energie schlägt sich auch auf die ersten Reihen vor der Bühne nieder. Nach dem letzten Stück 'Waiting For The Moment' verlässt das Quintett unter Beifall die Bühne, um wenig später - dank der zahlreichen Aufforderungen von Seiten des Publikums - noch eine Zugabe in Form von 'Higher' zu präsentieren. Nach gut 45 Minuten war dann aber Schluss. Klasse Vorstellung.
PUMP Setliste:
Dangerous
Wasted
Reckless
No Fool Like You
Heaven Cries
No Fight No Glory
Shake
Waiting For The Moment
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Higher
Da beide Vorgruppen über die nahezu gleiche Backline spielen und auch der Soundmann von THUNDERSTONE bei beiden die Knöpfe am Pult bedient, fällt die Umbaupause erfreulicherweise kurz aus. Es reicht gerade einmal zum Besuch der Örtlichkeiten, für einen Zug an der Kippe und zum Ordern eines Bierchens. So könnte es immer sein. Dank dieser kurzen Pause ist auch die Stimmung im Publikum noch bestens und der Auftritt von THUNDERSTONE sollte sich zum Siegeszug entwickeln. Nach dem man mit dem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2002 und dem in diesem Jahr veröffentlichten Zweitwerk "The Burning" zwei herausragende Alben vorgelegt hatte, war ich im Vorfeld entsprechend auf den Auftritt der Finnen gespannt. Sänger Rasi Rantanen gehört zu den Meistern seines Faches und musikalische Vergleiche mit den Landsmännern STRATOVARIUS sind nicht von ungefähr. Da diese wohl mittlerweile das Zeitliche gesegnet haben dürften, sind THUNDERSTONE bereit, die hinterlassene Lücke zu schließen. Auch die Finnen strotzen vor Spielfreude und präsentieren sich in der knappen Stunde in einer sehr guten Verfassung. Eine gelungene Mixtur aus beiden Alben macht den Abend zum Erlebnis, zu dessen Höhepunkten die Stücke 'Until We Touch The Burning Sun', 'Me, My Enemy' oder 'Let The Demons Free' zu zählen sind. Die oft komplexen Songkonstruktionen werden auch livehaftig sauber umgesetzt und lassen nichts vermissen. Beinahe hätte ich ja noch die himmlische Ballade 'Sea Of Sorrow' vergessen, die so manchem weiblichen Gast das Glänzen in die Augen treibt und niemanden unberührt lässt. Das Publikum dankt der Band mit tosendem Applaus und verabschiedet THUNDERSTONE standesgemäß. Dieser Auftritt weckt die Lust nach mehr. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit bis THUNDERSTONE erstmals auf Headliner-Tour gehen werden. Klasse!
THUNDERSTONE Setliste:
Until We Touch The Burning Sun
Break The Emotion
Virus
Forth Into The Black
Spire
Sea Of Sorrow
Me, My Enemy
Eyes Of A Stranger
Mirror Never Lies
Let The Demons Free
Das Erklingen des Intros leitet den Siegeszug von AXEL RUDI PELL ein. Der Wattenscheider Blondschopf wird unter frenetischem Beifall vom Publikum empfangen und legt mit dem Opener 'Tear Down The Walls' gleich mächtig los. "The Voice" Johnny Gioeli erweist sich ebenfalls bei guter Stimme, obwohl er noch am Nachmittag ein wenig mit seiner Gesundheit zu kämpfen hatte und ein wenig angeschlagen ist. Was wäre das ARP-Projekt bloß ohne diesen Ausnahmesänger? Egal, diese Frage stellt sich eigentlich ja auch nicht und auch die übrigen Mitmusiker sind wahre Könner. Der Sound ist von Anbeginn klar und druckvoll, was zum einen der Gesangsarbeit aber auch dem Gitarrenspiel zuträglich ist. Auch die erneute Hinzunahme der beiden Backgroundsängerinnen ('Princesses') wirkt sich nicht nur optisch aus. Das erste Stück vom neuen Album 'Strong As A Rock' funktioniert auch live prächtig und bindet erstmals das Publikum mit in die Show ein. Johnny strahlt über beide Backen und man merkt ihm die Freude an diesem Abend an. Das folgende Medley aus Stücken des "Masquerade Ball"-Albums ist einer der ersten Höhepunkte der Show. Axel geht wie sehr konzentriert zu Werke und seine Mimik wirkt zumeist sehr ernst, lockert sich aber im Verlauf der Show immer mehr. Das sich anschließende 'Casbah' mit dem im Mittelteil enthaltenem Drumsolo von Mike Terrana toppt alles bislang Dagewesene. Über Mike Terrana braucht man eigentlich nicht mehr viele Worte zu verlieren. Sein kraftvolles Drumming sorgt immer wieder für offen stehende Münder und lässt die meisten Schlagzeuger wie kleine dumme Schuljungen dastehen. Durchtrainiert wie ein Leichtathlet prügelt der Amerikaner auf sein imposantes Drumkit ein und lockert die nahezu zehnminütige Orgie mit ein paar netten Einlagen auf. Das Finale des Solos läutet Mike mit seiner Erklärung "It's time to destroy the drumkit" selbst ein und verlangt seinem Equipment alles ab. Zeit zum Durchatmen gibt es nur wenig, denn mit 'Legions Of Hell' geht es gleich weiter.
Nach gut einer Stunde sorgt man für ein wenig Entspannung. Die Crew positioniert vier Barhocker auf der Bühne und Mike Terrana kommt ebenfalls hinter seinem Schlagzeug hervor gekrochen. Nach einer kurzen Abstimmung der Instrumente werden die Stücke 'Oceans Of Time' und 'Forever Angel' unplugged dargeboten. Unterstützt wird Axel von Keyboarder Ferdy Doernberg an der Steelgitarre, auch Mike Terrana gibt ein gutes Bild an der Percussion ab. Die beiden gefühlvollen Nummern wurden stilvoll umgesetzt und entsprechend groß erweist sich die Begeisterung des Publikums. Nach so vielen ruhigen Tönen war es wieder an der Zeit die Stecker einzustöpseln und elektrisch verstärkt das Konzert fortzusetzen. 'Follow The Sign' und 'Take The Crown' fügen sich nahtlos in das Konzept ein und gerade letztgenanntes Stück funktioniert auch live prächtig. In 'Temple Of The King' huldigt Axel seinem Idol Ritchie Blackmore und blüht bei seinem Gitarrenspiel förmlich auf. Nach gut anderthalb Stunden läutet das letzte Stück 'Carousel' das Finale ein. Ehe es jedoch soweit war, durfte Keyboarder Ferdy Doernberg im Mittelteil des Songs sein Können beweisen. Was der Verrückte mit seiner überdimensionalen Bontempi-Orgel vollführt, ist der Wahnsinn. Erst lädt er sich das Teil auf den Rücken und marschiert damit spielend über die Bühne. Nach allerlei Faxen und Publikumsspielchen liefert er sich wenig später, fast auf dem Boden liegend, ein Duell mit Axel. Auch Bassist Volker Krawczak darf kurz sein Können in einer kleinen Soloeinlage beweisen, ehe nach und nach die restlichen Mitmusiker wieder auf die Bühne kommen und 'Carousel' und den offiziellen Teil des Abends gemeinsam beenden.
So einfach wollte sich jedoch die Fanschar nicht geschlagen geben und fordert lautstark eine Zugabe ein. Diesem Wunsch wurde selbstredend in Form von 'Fool Fool' entsprochen, ehe der Abend mit 'Call Her Princess' und dem Erklingen des Outros sein Ende findet. Auch im Jahr 2004 präsentieren sich Axel Rudi Pell und seine Mannen in Höchstform und schenkten den Fans ein unvergessliches Konzerterlebnis. Vermisst habe ich nur die Hammernummer 'Sea Of Evil' vom neuen Album, aber man kann ja nicht alles spielen. Bis zum nächsten Mal!
Axel Rudi Pell Setliste:
Tear Down The Walls
Nasty Reputation
Strong As A Rock
Masquerade Ball/Casbah
(Drum Solo)
Legions Of Hell/Casbah
Oceans Of Time
Forever Angel
Follow The Sign
Take The Crown
Temple Of The King
Carousel
(Keyboard Solo)
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Fool Fool
Call Her Princess
- Redakteur:
- Frank Hameister