Amon Amarth - Wien

03.04.2009 | 11:29

21.03.2009, Gasometer

"Full Of Hate" auch über Wien - und das Gasometer kocht!

Dass Touren langsam, aber sicher immer dümmere Namen führen, ist ja nichts Neues, und auch "Full Of Hate" reiht sich nicht gerade in die Serie der intelligenten Tournamen ein. Aber das macht nichts, denn wenn die Wikinger AMON AMARTH zum gefühlt tausendsten Mal in Wien aufgeigen, kommen auch deren zahlreich vorhandene Fans zum Trinkhorn-Schwenken ins Gasometer.

Den Anfang machen KEEP OF KALESSIN, die mit ihrem neuesten Werk "Kolossus" eigentlich ein Vorzeige-Album in Sachen epischem und progressiven Black Metal geschaffen haben. Doch so sauber und klar das Ganze auch auf Album klingt, so dreckig wird das Black-Metal-Gewitter dann live in die Halle geschmettert. Die Norweger verstecken sich bei einer minimalistischen Lichtshow meistens im Dunkeln, und weiter hinten hört man von den musikalischen Feinheiten nur noch einen rauen Soundmatsch. Irgendwie schade, denn so kommt auch das am Rücken gespielte Solo von Gitarrist Obsidian C klanglich nicht so ganz zur Geltung. Und was ein Drumsolo bei einer knapp vierzigminütigen Performance verloren hat, weiß ich auch nicht. KEEP OF KALESSIN hinterlassen trotz allem einen soliden Eindruck und bleiben an dem Abend wohl die innovativste Band des Tourtrosses.

LEGION OF THE DAMNED sind zwar nicht wirklich originell, dafür macht ihr Thrash mit viel SLAYER und SODOM-Einfluss zumindest den Genrefans eine Menge Spaß. Die Stimmung kocht schon jetzt, und die Fans bangen sich die Nackenmuskeln wund. Dabei wirkt Frontmann Maurice wie eine routinierte Frontsau, und er weiß, wie man die Fans animiert. Bei 'Son Of The Jackal' fragt er auch in die Runde, ob es denn auch "Daughters of the jackal" gäbe, doch die weiblichen Fans sind sichtlich in der Minderheit.

LEGION OF THE DAMNED bringen zwar absolut nichts Neues auf den musikalischen Speiseplan, und wer mit dieser Art Musik nichts anfangen kann, wird sich zu Tode langweilen, doch die meisten freuen sich über die unkomplizierte Thrash-Show.

Sind die Jungspunde noch mit LEGION OF THE DAMNED groß geworden, so kommt jetzt die Death-Metal-Vollbedienung für die älteren Fans! OBITUARY sind der Inbegriff für Groove und enttäuschen an dem Abend höchstens durch ihre leichte Lahmarschigkeit. Manch böse Zungen behaupten im Nachhinein, das wäre "Metal fürs Pensionistenheim", doch wenn's im Alter noch so groovig zugeht, habe ich keine Angst mehr davor.

John Tardy versteckt sich immer noch hinter seiner Lockenpracht und rülpst sich die Seele aus dem Leib, und das Posen übernimmt hier eindeutig Gitarrist Ralph Santolla, der mit seinem "Ich stell den Fuss auf die Monitorbox"-Gehabe sicher einige Generationen an Metalgitarristen beeinflusst hat - legendär! Der einzige wirkliche Minuspunkt der Show ist wohl das überkitschige Backdrop. Aber das ist zum Glück nur optischer Auf(ab)putz.

AMON AMARTH sind eben AMON AMARTH und als solche einfach immer wieder Garant für eine ordentliche Portion Wikinger-Death-Metal. Vorzeige-Wikinger Johan Hegg versteckt sein stattliches Bierbäuchlein heute hinter einem knackengen Shirt und hat stets das Trinkhorn zum Zuprosten parat. Vor einer gewaltigen Backdropkulisse lassen die Schweden keinen Wunsch offen und spielen sowohl alte Schinken als auch einige neue Songs, die ich leider nicht mehr mitverfolgt habe. Am meisten Spaß macht natürlich DER Klassiker schlechthin, 'Death In Fire', bei dem die Fans völlig ausflippen und bei dem bis in die hinteren Reihen getanzt, gebangt und gesungen wird. Natürlich kommen die Kracher ganz zum Schluss, und so dürfen auch 'Victorious March' und das eingängige 'Pursuit Of Vikings' nicht fehlen, bei dem Johan Hegg den Fans noch einmal ordentlich zuprostet und eine Menge hochgestreckter Pommesgabeln erntet.

Insgesamt ist das "Full Of Hate" wieder eine dieser Touren, bei denen man sich Abwechslung bei der Bandauswahl wünscht, aber immerhin waren mit KEEP OF KALESSIN auch mal progressivere Klänge am Start. Und das Konzept scheint aufzugehen, denn AMON AMARTH ziehen immer eine Horde an Fans an, die nie genug kriegen können, egal, wie oft die Band spielt, egal wie teuer der Eintritt ist. So was nennt man wohl Fantreue!

Redakteur:
Caroline Traitler

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