Anne Clark - Dresden

19.12.2008 | 17:24

28.11.2008, Reithalle

Die "Mutter" des Dark-Waves meldet sich eindrucksvoll mit neuem Album zurück.

Irgendwie ist es schon fast zu einer schlechten Tradition geworden, dass auf dem Weg zu einem Konzert nach Dresden immer irgendetwas passiert, das mich daran hindert, pünktlich zu sein - sei es dichter Nebel oder starker Schneefall, ja, sogar durch ein brennendes Auto wären schon einige Konzerte fast in die Hose gegangen. Doch heute läuft alles erstaunlich glatt, was auch wieder verdächtig ist. Hoffentlich entpuppt sich dafür das Konzert nicht als Reinfall.

Die Reithalle ist schon ordentlich gefüllt, und das zu so früher Stunde. Na gut, wenn sich die "Mutter" des Dark Wave angekündigt hat, ist natürlich das Durchschnittsalter im Publikum verhältnismäßig hoch. Und da alle schließlich nicht mehr die Jüngsten sind, soll es bereits um 21.00 Uhr losgehen. Für die meisten ist der Abend ein Ausflug in ihre Jungendzeit, da darf jeder in seinen persönlichen Erinnerungen schwelgen.

Es sind durchaus viele bunt gekleidete Besucher auszumachen - einige noch so jung, dass man ihnen nicht zutraut, ANNE CLARK überhaupt zu kennen und ihre Musik mögen. Aber wer wird denn schon Vorurteile haben? Wir sind ja wegen der Musik hier und nicht zum Bewerten irgendwelcher Outfits.

Pünktlich gegen neun betreten zunächst die Musiker Rainer von Vielen (Keyboard, Akkordeon), Jeff Aug (Gitarre), Murat Parlak (Klavier), Niko Lai (Schlagzeug) und Jann Michael Engel (E-Cello) die Bühne und werden freundlich vom Publikum empfangen. Die Begeisterung und der Beifall werden stärker, als endlich ANNE CLARK auf der Bühne erscheint. Ohne viel Aufhebens geht es auch gleich mit 'If' vom aktuellen Album "The Smallest Acts Of Kindness" los. Danach wird das Publikum mit wenigen Worten begrüßt, denn wie immer ist Frau Clark nicht sehr gesprächig. Jedoch wirkt sie dabei nie arrogant. Es ist vielmehr ihre Art, und den Fans ist im Moment eh die Musik wichtiger. Weiter geht es mit 'Homecoming', gefolgt von dem ruhigen 'Nightship'. Jeff Aug legt dafür die E-Gitarre zur Seite und wechselt zur Akustischen. Rainer von Vielen greift zum Akkordeon, und es erklingt eine wundervolle Ballade, die super bei den Zuschauern ankommt. In diesem Zusammenspiel werden später ebenfalls 'The Hardest Heart' und 'Know' präsentiert.

So sehr das Publikum die ruhigen Töne zu schätzen weiß, wartet es sehnsüchtig darauf, dass endlich ein schneller Klassiker erklingt. Ein paar neue Songs dauert es noch, bevor mit 'Wallies' und 'Sleeper In Metropolis' gleich zwei wohl bekannte Stücke losgelassen werden. Die Fans können nun erst einmal ordentlich tanzen und feiern, so dass die Stimmung wesentlich besser wird. In diese Party reiht sich 'Prayer Before Birth' ein, bevor ein Großteil der Mannschaft die Bühne verlässt.

Während sich ANNEE CLARK wahrscheinlich eine kleine Kaffeepause gönnt, ist Rainer von Vielen mit seiner Solo-Performance an der Reihe, die von Drummer Niko unterstützt wird. Es gibt einen ziemlich experimentellen Sound auf die Ohren, der nicht unbedingt jedermanns Sache ist, dennoch qualitativ überzeugen kann. Dabei wird Rainer zu einem lebenden Didgeridoo - zumindest was seine Stimme anbelangt. Mit einer wahnsinnigen Schnelligkeit geht sein Auftritt zu Ende, der von den Zuschauern mit viel Applaus belohnt wird. Dennoch sind nicht alle Anwesenden von der Einlage begeistert, denn die gute Konzertstimmung wurde dadurch abrupt gestoppt.

So steht der ein oder andere noch etwas hilflos da, als es mit 'Zest' weitergeht. Danach gibt es für die Feierwütigen als Entschädigung 'Full Moon' zu hören, und die Anwesenden im Saal finden zu ihrer Tanzlaune zurück. Nach gut anderthalb Stunden erklingt mit 'Now' der letzte reguläre Song des Abends. ANNE CLARK und die Band verabschieden sich von den Zuschauern, die die Musiker mit viel Beifall belohnen. Natürlich wird eine Zugabe gefordert, schließlich fehlt ja noch einer der Gassenhauer.

Es dauert nicht lange, und die Band kehrt zurück. Sie präsentiert vom aktuellen Album 'As Soon As I Get Home', bevor zum Ende 'Our Darkness' erklingt, auf das schon viele gewartet haben. Noch einmal läuft das Publikum zur Höchstform auf und kann bei elektronischen Klängen ordentlich abzappeln. Danach ist endgültig Schluss, und erneut bricht großer Jubel aus, unter dem sich die Musiker von ihren Fans in Dresden verabschieden.

So geht ein Konzert zu Ende, das die Masse vor allem durch seine super Qualität begeistern kann, denn sowohl ANNE CLARK als auch ihre Band verstehen ihr Handwerk wunderbar. Der musikalische Balanceakt zwischen ruhigen, melancholischen Stücken und treibenden, dumpfen Electro-Beats ist wie immer gut geglückt. Die Songs des neuen Albums hat das Publikum gut angenommen, und wie immer wird zu den alten Klassikern ordentlich gefeiert - was will man mehr. Mit spektakulären Aktionen kann das Konzert nicht aufwarten - was auch keiner erwartet. Dafür schätzen die Fans die Beständigkeit von ANNE CLARK, und sie selbst kann sich über eine treue Anhängerschar freuen, auf die Verlass ist.

Redakteur:
Swen Reuter

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