Anne Clark und Gäste - Chemnitz

28.07.2024 | 21:56

19.07.2024, Wasserschloss Klaffenbach

Mit 64 Jahren und nach Besiegen der Krebserkrankung wieder in Hochform!

Wasserschloss Klaffenbach Ins idyllische Wasserschloss Klaffenbach in Chemnitz hat ANNE CLARK, die britische Ikone in Sachen Poetry unterlegt mit Elektronik, geladen, um mit Freunden einen Querschnitt aus ihrem bisherigen Schaffen darzubringen. So versammeln sich auf dem geräumigen Platz im Innenhof an diesem heißen Freitag Abend Konzertbesucher aus ganz Deutschland, wie man an den Autokennzeichen der in der Umgebung geparkten Autos erkennen kann. Für Leib und Wohl ist mit mehreren Ständen gesorgt - selbst das Restaurant auf dem Schlossgelände bietet auf diesem Wege leckere Speisen an. So kann man sich bester Laune auf den Konzertabend einlassen.

Die Bühne ist vor dem Zugang zum Schloss aufgebaut, so dass diese leider ziemlich stark den Blick darauf versperrt. Doch das Schloss kenne ich bereits und wichtig ist im Moment, was sich auf der Bühne abspielt. LIVIA KOJO ALOUR betritt diese als Erste und zeigt keinerlei Scheu, füllt sie doch nicht zum ersten Mal das Vorprogramm für ANNE CLARK, wie mir von einem Freund erzählt wird. Sie offeriert in ihren Liedern ebenfalls Poetry größtenteils untermalt von Pianoklängen. Anderseits scheint sie aber auch Coversongs im Repertoire zu haben, zumindest bei einem der angebotenen Stücke bin ich mir insofern ziemlich sicher. Im Spätherbst soll ihre Debüt-EP "Black Feet" erscheinen. Der erste Eindruck heute Abend ist schon mal nicht schlecht, dennoch scheint mir bei der Aufführung noch etwas der Fokus und der berühmte rote Faden zu fehlen. Auch die Stimmfarbe könnte für meinen Geschmack bei mindestens einem der gesungenen Lieder etwas mehr Varianz vertragen. Dafür passt die Künstlerin wiederum sehr gut zum Hauptprogramm an diesem Abend.

SchlossplatzUngewöhnlicherweise gibt es keine Umbauphase und schon kurz darauf vereinnahmt ANNE CLARK mit ihrer Band die Bühne. Diese ist mit hervorragenden Musikern bestückt - aktuell mit Jeff Aug an der Gitarre, Murat Parlak am Piano, Jann Michael Engel am Cello, Justin Ciuche an der Violine sowie Sven von Samson an Drums und Percussion. Jeff Aug ist es dann auch, der, bewaffnet mit einer E-Gitarre und einer überraschend schönen Einleitung, einen großen Teil des Publikums sofort auf seine Seite zieht. Ein paar wenige tänzeln sogar bereits mit. Schon folgt eine flotte Nummer mit Streicherbegleitung, die noch mehr Bewegung in die Zuschauer bzw. Zuhörermenge bringt. Hierbei kommt es mir so vor, als handele es sich um einen sehr alten Song, der in ein fröhliches Outfit gepackt wurde, was wohlwollend mit Pfiffen und Rufen beantwortet wird. Der dritte Track wird dann wieder eher in von der Künstlerin gewohntem Klangbild und mit Klavierbegleitung präsentiert.

Persönlich freue ich mich besonders über 'This Be The Verse', welches durch die kecke Vortragsweise einem humoresken Einwurf gleichkommt. Schwere Violinen- und Cellotöne führen kurzzeitig zum Ernst zurück, doch schnell folgt eine Überleitung zum bekannten 'Heaven'. Danach kommt ein ruhiges Lied mit eingestreuten Aufweckparts und anschließend ein recht frisches, flottes Stück mit Stimmbeteiligung vom Pianisten. In einer kleinen Pause lässt sich ANNE CLARK zu den Worten hinreißen "Wie glücklich sind wir, hier zu sein." Nach dem bisher Gehörten will ich schon zustimmen, als Dance-Techno-Beats aus den Lautsprechern schallen und mich aus dem Konzept bringen. Zum Glück fängt mich die Band aber mit dem streichergestützten, drumgetriebenen Folgelied wieder ein. Leicht aggressiver im Ausdruck, ähnlich wie früher, doch unterstützt von experimentierfreudigen Instrumenten, die das Lied aktueller gestalten, erklingt 'Full Moon'. Hierbei stören lediglich frisch angereiste Hotelgäste, die leider mit ihren Rollkoffern über den gepflasterten Platz poltern.

Wasserschloss KlaffenbachFlink wird meine Aufmerksamkeit zurück zur Bühne gezogen, als ANNE CLARK ihre beteiligten, talentierten Gäste vorstellt und den Konzertbesuchern ihren Dank ausspricht. Schon spielen die Musiker ein perfektes, anregendes, instrumentales, Ceilidh-geeignetes Traditional auf. Unter anderem aufgrund der eingefügten Improvisationen erntet 'Morrison's Jig (The Stick Across the Hob)' verdientermaßen ob der Spielfreude sogar fast mehr Beifall als die vorherigen Songs. Experimentelle, fast beruhigende Klänge dienen als Intro zum nächsten Stück mit betörender Streichermelodie. ANNE CLARKs Poetry fließt darüber wie ein selbstgebasteltes Boot aus Borke, Laub und Zweiglein in einem kleinen Bach. Zwischendurch wird auch mal ein ambientes Stück mit Streicher- und Klavierklängen zum Besten gegeben. Zum Schluss gibt es als Höhepunkt des Abends die beiden Klassiker 'Sleeper In Metropolis' und 'Our Darkness', wodurch die Konzertbesucher zu Begeisterungsstürmen hingerissen werden.

Bestens gestimmt verlässt die Menge Stück für Stück das Schlossgelände. Beschließen möchte ich diesen Bericht mit den Worten eines Freundes, der schon einige Konzerte von ANNE CLARK besucht hatte und zu dem Heutigen anmerkt: "Das ist wirklich das beste Konzert, das ich je von ihr gehört habe!"

Redakteur:
Susanne Schaarschmidt

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