Anvil - Köln
05.08.2013 | 21:1201.08.2013, Underground
Die drei Kanadier geben bei heißen Temperaturen Vollgas!
Für eine auf Fannähe bedachte Band wie ANVIL ist das Underground wirklich prädestiniert. Klein und gemütlich, mit einer fast intimen Atmosphäre, steht es im Herzen des Kölner-Alternative-Viertels und darf sich heute auf die drei charismatischen Kanadier freuen. Mit dem im Mai erschienenden Album "Hope In Hell" machen Lips, Robb und Sal Italiano zunächst Halt in der Domstadt, ehe es einen Tag darauf zum großen Wacken Open Air in den Norden geht. Heute heizen sie also noch einmal das sympathische Underground ein und bringen es im wahrsten Sinne des Wortes zum Kochen.
Herrschen draußen bei entspannter Biergartenstimmung noch recht angenehme Temperaturen, ist es im Underground per se brütend heiß. Der Schweiß tropft, die T-Shirts kleben, perfekte Umstände also für eine intensiv spielende Band wie ANVIL. Apropos T-Shirts, denn ein großer Pluspunkt sollte an diesem Abend nicht unbemerkt bleiben: Die Preise. Bezahlt man bei anderen Konzerten und Bands noch Unsummen für Merchandise, die schon an Wucher grenzen, gibt es bei ANVIL hochwertiges Material für den "normal ausgestatteten" Geldbeutel: T-Shirts für 15€, gemeinsam mit CD für 20€ und auch wenn die Auswahl nicht die Größte ist, so atme ich erleichtert durch, dass es anscheinend doch noch normal denkende Menschen auf diesem Planeten gibt.
Doch widmen wir uns nun dem Wichtigsten: Der Musik. Und diese beginnt pünktlich um 21:15 Uhr, als Lips, Robb und Sal langsam die Bühne betreten und dies von einer wirklich beachtlichen Menge gefeiert wird. Lips steckt das Kabel in seine neue Klampfe, Robb nimmt an der Schießbude Platz, Sal hängt sich den wuchtigen Bass um und mit dem mächtigen Instrumental 'March Of The Crabs' beginnt das 90-minütige ANVIL-Fest, bei dem Lips für wenige Minuten sogar im Publikum die Axt schwingt. Bereits früh macht sich der gute Sound bemerkbar, mit dem folgend die genialen '666' und 'School Love' intoniert werden. Die unbändige Spielfreude des "Mannes mit den tausend Grimassen" übernimmt die Führung, Robb hämmert tight mit wahnsinniger und wuchtiger Präzision auf seine Drums ein und die Stimmung ist bombig.
Diesem grandiosen Beginn und einer kurzen Ansprache Lips' folgen das neue 'Badass Rock 'n' Roll', bei dem das Underground zum ersten Mal zum Klatschen und Mitsingen animiert wird, sowie der Doppelhammerschlag 'Winged Assassin' und 'On Fire'. Danach lässt Lips seine bis dato letzte Begegnung mit Ozzy im Rahmen des "13"-Releases Revue passieren und deutet dabei auf ANVIL's "This Is Thirteen"-Veröffentlichung. Mit dem gleichnamigen, zähen Titeltrack, 'Mothra', 'Through With You', unzähligen Mimik-Ausbrüchen, bei denen seine musikalische Leidenschaft und Hingabe zu Tragen kommt, sowie seinem obligatorischen Dildo-Spektakel, hält Lips mit seinen Mitstreitern die Stimmung weiter oben. Dieser Mann weiß eben trotz teils ausufernden Soli und zwischenzeitlich ausgefallener Gitarre, was ein tolles Konzertereignis ausmacht.
Und das bietet sich hier ohne Frage, denn mit dem Klassiker 'Thumb Hang', 'Swing Thing' und dem Titelstück des aktuellen Werkes kann man auch zukünftig live nichts falsch machen. Zwischenzeitlich zeigt Robb abermals in einem Solo, warum er zu den Besten seines Faches gehört. Die gesamte Bude kocht. Als dann direkt anschließend 'Eat Your Words' und eine große Danksagung seitens Lips an das "home, Mekka and foundation of music we love" geht, kennt die Begeisterung im Underground kein Halten mehr, was selbst den Frontmann kurzzeitig sprachlos stimmt. Grinsend und total begeistert setzt man mit 'Metal On Metal' schließlich zum Schlussakkord an, ehe das kanadische Dreigestirn schließlich von der Bühne geht. Da die "ANVIL"-Rufe jedoch nicht ausklingen, gibt es im Zugabenteil mit 'Running' noch einmal Speed-Metal der feinen Sorte. Hierbei kommt selbst der neue Saitenzupfer aus sich heraus, der sich die gesamte Show über doch merklich zurückhält und einen äußerst stillen Endruck macht. Als dann wirklich nach anderthalb Stunden der Vorhang fällt und ich mir den Schweiß vom Körper wische, blicke ich ausnahmslos in zufriedene Gesichter.
ANVIL haben es also immer noch drauf. Ungeheuer sympathisch, bodenständig und wie die Typen von nebenan erscheinend, zocken die Drei ihr Old-School-Metal-Set routiniert und charismatisch herunter. Ich persönlich freue mich, dass solch eine Band die Bude voll gemacht hat und den Fans dementsprechend viel geboten hat. Auch wenn es zwischenzeitlich nach einer One-Man-Show eines Steve "Lips" Kudlow ausgesehen hat, so standen doch stets die Fans im Vordergrund. Müde, schwitzend und glücklich ziehen nun alle von dannen und wissen, dass sich das Wacken Open Air und folgend Lichtenfels und Saarbrücken auf diese Jungs freuen kann. Beide Daumen hoch.
Setliste: March Of The Crabs, 666, School Love, Badass Rock’n’Roll, Winged Assassins, On Fire, This Is Thirteen, Mothra, Through With You, Thumb Hang, Swing Thing, Hope In Hell, Eat Your Words, Metal On Metal - Running
[Bilder: Wizards Promotion, Anvil]
- Redakteur:
- Marcel Rapp