Arena - Karlsruhe
03.04.2003 | 06:1628.03.2003, Substage
Endlich wieder ein Prog-Konzert im kleinen, aber sehr feinen Substage zu Karlsruhe, das ich auch besuchen konnte. Um so besser, dass es sich bei der auftretenden Band auch noch um die momentan in ihrem Bereich nicht zu schlagenden ARENA handelte.
Als Vorband hatte man die Landsleute von PENDRAGON egnagiert, allerdings als lediglich als Unplugged-Duo, bestehend aus Sänger, Bandkopf und Gitarrist Nick Barrett sowie Basser Peter Gee an der zweiten Klampfe.
Die kleine Halle war mit schätzungsweise 150-200 zahlenden Nasen ziemlich gut besucht, und es sollte sich recht schnell herausstellen, dass der Stecker-Raus-Auftritt von PENDRAGON ein absoluter Glücksgriff war.
Neben bekannteren Songs wie "Paintbox" oder "Dark Summer Day" gaben die beiden Briten mit jeder Menge Spielfreude auch Rares wie "King Of The Castle" zum Besten. Die Mischung aus alten Evergreens und eher selten gehörtem Material erwies sich auf jeden Fall als ideal, das Publikum fraß Barrett bereits nach dem ersten Song willig aus der Hand. Löblich auch die Tatsache, dass die Songs zwar komplett auf zwei Gitarren umgeschrieben waren, dennoch aber den typischen PENDRAGON-Flair nicht missen ließen. Beide Daumen gehen ebenfalls für die makellose Gesangsleistung von Nick steil gestreckt nach oben. Als besonderes Dankeschön an die Fans gab's zum Abschluss einer sehr unterhaltsamen Dreiviertelstunde noch den BEATLES-Klassiker "All You Need Is Love" - well done!
ARENA ließen sich dann erwartungsgemäß noch ein wenig Zeit, als dann aber endlich die ersten Klänge des Intros von "Contagion" erklangen, war das für diesen Altersdurchschnitt (der ungefähr bei 35-40 gelegen haben dürfte) doch sehr ausgelassene Publikum kaum noch zu halten.
"Witch Hunt" schlug - wie auf Silikon - ein wie eine Granate. Im Anschluß daran gab's fast die komplette neue Scheibe zu hören, machte Sinn, schließlich handelt es sich um ein Konzeptalbum, dessen Sinn sich erst beim zusammenhängenden Hören voll erschließt.
Sänger Rob Sowden konnte sich an diesem Abend - ganz im Gegenteil zur 2000er-Tour - einige Bonuspunkte verdienen, so reduzierte er sein übertriebenes Stage-Acting auf ein Minimum (mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass der Hüne mit seinem Schädel fast bis an die niedrige Hallendecke stieß ;-)), ließ die Musik bzw. den Gesang deutlich im Vordergrund stehen und glänzte ganz nebenbei noch als guter Akustikklampfen-Spieler. In puncto Gesang gab es dieses Mal wirklich nichts zu mäkeln, Rob hatte seine Stimme und das Publikum fest im Griff, was insbesondere neue Kompositionen wie "Spectre At The Feast", "Salamander" oder "Ascension" (Gänsehaut!) zu neuen Perlen im ARENA-Repertoire veredelte.
Als Aktivposten neben Sänger Rob müssen, wie sollte es anders sein, auch dieses Mal wieder Basser Ian Salmon sowie Gitarrist John Mitchell gezählt werden, die oftmals wie von der Tarantel gestochen über die Bühne jagten, sich grandiose Solo-Duelle lieferten oder auch mal einen mit geschlossenen Augen posenden Rob veralberten.
Die Tatsache, dass John sich mit einer dicken Erkältung und ordentlichem Fieber auf die Bühne getraut hatte, trübte die Spielfreude sowie die unbändige Energie, die ARENA an den Tag bzw. auf die Bretter legten, nicht im Geringsten. Lediglich zum Ende des Sets hin wirkte Mitchell ein wenig müde und ausgepowert, weshalb auch die letzte Zugabe kurzerhand gestrichen wurde.
Dennoch finde ich es immer wieder beeindruckend, mit wie viel Spaß inne Backen sich diese Band präsentiert, wenn man bedenkt, dass alle Mitglieder bis auf den Sänger locker ihre 40 überschritten haben - abgesehen davon ist ausgelassenes Stage-Acting sicherlich kein Markenzeichen der Prog-Szene.
Zurück zur Musik: Mit "Chosen" und "The Butterfly Man" gab es noch Stücke vom letzten Output "Immortal?", das Hauptaugenmerk lag aber im regulären Set deutlich auf dem '98er-Meisterwerk "The Visitor", von dem es mit "Crack In The Ice", "The Hanging Tree", "(Don't Forget To) Breathe" oder dem genialen "Enemy Without" eben mal die besten Stücke in absoluter musikalischer Perfektion auf die Lauscher gab. Dafür ein fettes Dankeschön an die Band und ein dickes Lob an Rob, der es tatsächlich fertig brachte, dass ich mich nicht ein einziges Mal an diesem Abend nach Paul Wrightson sehnte und nebenbei noch bewies, dass er auch sehr gut mit dem Publikum kommunizieren kann. Wieso nicht eher?
Als Zugabe gab es noch richtig altes Material, "Solomon" und "Jericho" waren ebenso unerläßlich wie der obligatorische sechste Teil von "Crying".
Bleibt unterm' Strich ein beeindruckendes, gut zweistündiges Konzert, das ARENA in einer Form wie lange nicht mehr zeigte - mehr davon!
Übrigens: Auch ein älteres Publikum kann wahre Begeisterungsstürme entfachen...;-)
Setlist ARENA:
Witch Hunt
An Angel Falls
Painted Man
This Way Madness Lies
Spectre At The Feast
Never Ending Night
Skin Game
Salamander
Bitter Harvest
The City Of Laterns
Riding The Tide
Mea Culpa
Cutting The Cards
Ascension
Serenity
Chosen
Crack In The Ice
Double Vision
Hanging Tree
(Don't Forget To) Breathe
The Butterfly Man
Enemy Without
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Solomon
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Jericho
Crying VII
- Redakteur:
- Rouven Dorn