Arena - Stuttgart
29.10.2000 | 04:5702.10.2000, Röhre
Endlich wieder war es soweit. Ein wirklich ernstzunehmender Progressivact schickte sich an im Ländle vorbeizuschauen. Und mit progressiv meine ich nicht unbedingt die Fähigkeit in einen Song soviel Breaks, Soli und Tempowechsel wie möglich reinzuwurschteln, sondern eher eine stilistische temporäre Abgrenzung einer Rockmusikrichtung die in den letzten Jahren leider nicht allzuviel vorweisen konnte. Zu den absoluten Ausnahmen gehört da Arena, die Band in der unter anderem Prog-Urvater und Keyboardwizard Clive Nolan, sowie der ehemalige MARILLION-Drummer Mick Pointer mitwirken. Etwa gegen acht uhr öffnete die Röhre dann ihre Pforten um ein Handvoll interessierte Fans (Schande über Stuttgart) einzulassen.
Als Opener des Abends traten dann die Schweden PAIN OF SALVATION so gegen viertel vor neun die Bühne.
Ich hatte vorher nix von dieser Combo gehört. Auf die Frage was machen die denn so antwortete mir ein Freund im O-Ton, so ne Kreuzung aus DREAMTHEATER und FAITH NO MORE. Na das klingt ja spannend dachte ich mir, und in der Tat, bereits der Look von Rastatragenden Gitarristen und Tatto übersäten Schlagzeuger ließen mich die Jungs in Richtung Alternative einordnen. Doch die Musik überrachte mich dann doch noch sehr positiv. Teils gerappt, oder stakkatomäßig vorgetragene Verse, die plötzlich von Hymnenartigen Refrains abgelöst wurden. Insbesonders die Beweglichkeit und Spielfreude der Band taten ein weiteres um den anfangs gewöhnungsbedürftigen Sound beim Publikum gut ankommen zu lassen. Vor allem die Songs des neuen Albums (\"Ashes\" und \"Used\" als Beispiel)überzeugten mich, und ich denke ich werde mich mal bezüglich dieser Band weiter erkunden, die leider nach einer guten halben Stunde bereits die Bühne verlassen mußte.
Es folgete danach eine extrem lange Umbauphase ( das POLICEalbum Outlands d’amour lief fast am Stück durch) bis dann Arena mit einem bombastischen Intro die Bühne so gegen 22.00 Uhr betraten. Mutigerweise wählten die Engländer als Opener ein eher ungewöhnliches Stück, nämlich das 20-Minütige Moviedrama !. Dies beglückte die Die-Hard Progressiv Fraktion und verlangte dem straighter veranlagten Besucher etwas Konzentration ab. Umso mehr wurden dann die ersten Takte von \"Crack in the Ice\" bejubelt, welches der Opener des herrvoragenden Visitoralbum ist. Bei diesem Song zeigte sich aber auch der eigentliche Schwachpunkt der Band. Sänger Rob Sowden hat einfach nicht das Organ seines Vorgängers Paul Wrightson und muß bei den älteren Songs mit Schwierigkeiten kämpfen. Dies versuchten ARENA durch mehr Backgroundgesang zu kompensieren, was aber nicht bei allen Songs gelang. Der Gesamtsound kam allerdings so brillant rüber, vor allem die wunderschönen Gitarrensolis von John Mitchell unterlegt vom prägnanten Bass Ian Salmons, daß dieses Manko nicht zu sehr ins Gewicht fiel. Die Band schüttelte hauptsächlich die Hits von \"The Visitor\" und auch des neuen Album \"Immortal\" ? aus dem Ärmel. Ein dankbares Publikum ließ sich gerne mitreißen vom souverän auftretenden Bandkollektiv. Gut dargeboten wurden die Songs auch von Sänger Rob, der sich im laufe des Auftritts öfters jeweils zu den Songs passende Outfits anzog und sich außerdem stimmlich immer mehr dem Idealzustand näherte. Nach dem umjubelten Auftritt wurden die Jungs noch 2 mal auf die Bühne zurückgeholt. Besonders hervorzuheben ist hier das funky vorgetragene \"Cry for Help\", welches bereits vorher schon von den Fans lauthals gefordert und gesungen wurde.
Insgesamt also ein durchweg angenehmer Abend von 2 Bands die man auf jeden Fall weiterhin im Auge behalten sollte.
Vladimir Catalina
- Redakteur:
- Gastautor