Armored Saint, Brainstorm - Hamburg
29.10.2000 | 04:4929.09.2000, Markthalle
Wie würden sich die Könige des diesjährigen Wacken Open Air auf ihrer Clubtour schlagen, dazu noch mit zwei astreinen Supportbands im Gepäck???? Fragen , die nicht nur ich mir stellte, sondern auch ca. 400 - 500 andere Headbanger, die, um das schon mal vorwegzunehmen, das Konzert des Jahres erlebten!!!!!! Aber der Reihe nach:
Als erste durften JACOBS DREAM auf die Bretter, die die Welt bedeuten, um endlich mal zu zeigen, dass sie ihr geniales Album auch live umsetzen können. Aber obwohl die Jungs schon besser als in Wacken waren, fehlte bei Songs wie dem Opener „Kinescope“, „Funambulism“, „Scapegoat“ und „Never Surrender“ doch noch das letzte Quentchen, es war trotz dreier Gitarristen zu wenig Action auf der Bühne. Dazu kam noch der extrem miese Sound und dass einem Gitarristen die Gitarrensaite riß und er erstmal anderthalb Songs zuschauen musste. Mit dem neuen „Theater Of War“ beendeten JACOBS DREAM ihren guten Gig, aber von dieser Band erwarte ich einfach mehr. Merkwürdig auch die Setlist auf der Bühne, auf der viel mehr als fünf Songs standen.
Naja, dann betraten BRAINSTORM die Bretter und man wunderte sich, warum Gitarrist Thorsten Ihlenfeld anstatt dem etatmäßigen Sänger Andy B. Franck am Mikro stand. Thorsten klärte die Fans darüber auf, dass Herr Franck mit Schlüsselbeinbruch im Krankenhaus läge, so dass er jetzt singen würde, was ihm auch verdammt gut gelang, obwohl Andy B. Franck eigentlich nicht zu ersetzen ist. Schon der Opener „ Crush Depth“ sorgte für ordentlich Stimmung und fliegende Mähnen , dazu kamen mit „Tear Down The Walls“, „Arena“ und Demonsion“ weitere Kracher des bärenstarken neuen Albums „Ambiguity“. Thorsten heizte der Meute vor der Bühne ordentlich ein und erwies sich als souveräner Frontmann, während der Rest der Band ordentlich bangte. Auch der Sound ballerte jetzt ordentlich und mit „Holy War“ und „The Lions Edge“ spielten BRAINSTORM auch Songs ihrer anderen Alben. Ein cooler Gig, trotzdem würde ich die Jungs gerne nochmal mit ihrem etatmäßigen Sänger sehen.
Was dann aber ARMORED SAINT zeigten, kann man nur noch mit Worten wie göttlich, genial, klasse oder ähnlichen Superlativen beschreiben. Ein astreiner Sound, dazu Götterhymnen wie „Aftermath“, der Opener „Can U Deliever“ , „Tribal Dance“, Nervous Man“, „March Of The Saint“, „Symbol Of Salvation“ und und und. John Bush sang wie ein junger Gott, war ständig in Bewegung und hatte mit seinen sympathischen Ansagen die Menge voll im Griff. Die Saitenfraktion um Basser Joey Vera und die beiden Gitarristen Jeff Duncan und Phil Sandoval, die beim Mittelteil von „Book Of Blood“ ihre Klasse demonstrierten, bangten entweder wie Hölle oder waren ständig am Bühnenrand zu finden, um den Fans einzuheizen. Dazu groovte Schlagzeuger Gonzo wie Hölle und trommelte alles in Grund und Boden. Die Fans dankten es der Band und tickten komplett aus. Schon nach dem zweiten Song brüllte die Halle minutenlang „ARMORED SAINT, ARMORED SAINT“, die Fans moshten was die Nackenmuskeln hergaben und sangen jeden Song mit. So unter Strom stand die Markthalle selten, da soll noch mal einer von kühlen Norddeutschen reden. Bei „Creepy Feelings“ sangen die Fans sogar die Gitarrenmelodie mit - unglaublich!!!!!!! Aber Armored Saint hatten auch eine göttliche Songauswahl, bei der auch die neuen Songs „Pay Dirt“ und „After Me, The Flood“ genauso frenetisch wie „Chemical Euphoria“ oder „Reign Of Fire“ abgefeiert wurden. Nach dem Ende des regulären Konzerts wollten die Fans mehr und brüllten ARMORED SAINT zu insgesamt drei Zugaben zurück. Mit einem Stück von ihrer ersten EP beendeten ARMORED SAINT dann ihren Gig, der eindrucksvoll zeigte, dass die Jungs zu den besten Livebands dieses Planeten gehören.
- Redakteur:
- Herbert Chwalek