Ashes Of Decay/Warchild - Kaiserslautern
25.03.2008 | 17:3722.02.2008, JuZ
Als ich vor einigen Monaten auf dem Konzert von SACRIFICIUM in Kaiserslautern war, sind mir dort relativ viele Leute mit einem T-Shirt der Band WARCHILD aufgefallen. Auf meine Nachfragen, was das denn für eine Band sei, kam immer dieselbe Antwort: "Das ist die Kaiserlauterer Underground-Metal-Institution!" Da muss ja was dran sein, dachte ich mir da und orderte mir bei Bassist Kalle Keller die beiden bisherigen WARCHILD-Scheiben "Open Fire" und "Frozen Dreams". Nachdem ich diese für gut befunden habe und gelesen hatte, dass die "Kriegskinder" einen Auftritt haben, schwang ich mich in mein Auto und in Richtung Kaiserlautern.
Angekommen im Jugendzentrum bin ich erstmal erstaunt über den relativ spärlichen Besuch an diesem Abend: Gerade einmal 30 eingefleischte Metalheads haben den Weg in die Kaiserlauterer Fußgängerzone gefunden. Wie ich dann noch von meinem POWERMETAL.de-Kollege und Veranstalter Stefan Lang erfahre, ist es durchaus möglich, dass uns das Ordnungsamt während des Gigs den Strom abdreht, weil sich anscheinend einige Anwohner beschweren wollen. Klasse, wenn das nicht Underground ist, weiß ich auch nicht!
Um 21.05 Uhr startet dann die Vorband ASHES OF DECAY mit ihren knapp 60-minütigen Auftritt. Das Quintett aus Bingen sieht auf den ersten Blick aus wie eine Hardcore-Band. Zum Glück habe ich mich da getäuscht, denn sie spielen eine ziemlich coole Mischung aus Melodischem Power Metal mit leichter PANTERA-Schlagseite, woran Sänger Frank einen relativ großen Anteil hat, denn teilweise erinnert seine Stimme stark an Phil Anselmo. Zwar sind die ersten zwei Songs deutlich zu leise, dieses Manko wird aber dann rasch behoben und der Sound knallt danach recht ordentlich aus den Boxen. Stimmung kommt aber leider trotz einer astreinen musikalischen Darbietung nicht auf, denn auch die Aufforderungen an das Publikum, es möge doch nach vorne an die Bühne kommen (die meisten stehen direkt an der Bar), bleiben unerhört. Die erfahrenen und routinierten Musiker lassen sich davon aber nicht negativ beeinflussen und spielen ein lupenreines Set. Gegen 22 Uhr ist dann Schluss. Schade, ich hätte die Pfälzer gerne mal vor einem größeren Publikum gesehen, denn an ihnen liegt die mangelnde Stimmung sicher am Wenigsten.
Setlist:
Intro
Dreaming
Who Watchs Me Now?
Idol
Closer To Me
You're Gone
The Darkness
My Warning
Until We Die
Blame
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Ashes Of Decay
War Of Conquest
Nach einer kurzen Umbauphase (was ist nur aus der gewerkschaftlich vorgeschriebenen halben Stunde geworden?) starten WARCHILD gegen 22.15 Uhr in ihr Set. Die Band sagt von sich selber, dass in ihrer 15-jährigen Geschichte irgendwie jeder schon einmal dort gespielt hat. So überwacht etwa WARCHILD-Gründer Henry heute Abend den Sound. Der stimmt jetzt auch von Anfang an, und auch die Stimmung wird gleich deutlich besser. Anscheinend hat man sich Kraft aufgespart ...
Allerdings haben auch WARCHILD großen Anteil daran, dass die Stimmung schlagartig steigt, denn Bassist Kalle Keller und Gitarrist Tillmann Ruby starten gelegentliche Ausflüge ins Publikum und posen zusammen mit den Zuschauern um die Wette. Die Songs und damit die Mischung aus Power, Progressive und Thrash Metal zündet Live sofort, auch Frontmann und Sänger Rouven überzeugt ebenso wie auf Platte. Der Fokus liegt zu Beginn eindeutig auf dem neuesten Silberling "Frozen Dreams", denn die ersten vier Songs 'Silent Cry', 'Struggle For Life', 'Queen Of Sin' sowie 'Die To Be' sind alle von der neuesten Veröffentlichung. Nachdem mit 'Psychodelic Mind' und 'Kick The Bucket' den alten Zeiten gehuldigt wird, kommt mit 'September Moaning' mein absoluter Höhepunkt des Abends, denn dieser Song würde so ziemlich jeder Band gut zu Gesicht stehen.
Sänger Rouven dazu: "Eigentlich haben wir schon überlegt, den Song rauszunehmen, denn der 11.September 2001 ist ja schon eine Weile her. Aber die nette Dame am Merchandise hat gesagt, sie kündigt, wenn wir den nicht mehr spielen!" Wohl dem, der so kompetente Mitarbeiter hat. Mit 'Alive Alone' folgt "ein alter Thasher, den wir nie Proben. Ich weiß auch nicht, warum wir den jedes mal Spielen!" (O-Ton Kalle Keller). Ich weiß es schon: Er knallt einfach sehr amtlich!
Nach 'Demons In The Mirror' ist dann vermeintlich Schluss, doch lassen sich die Kriegskinder zu einer Zugabe überreden. Und nicht nur das, denn Bandgründer Henry schnappt sich kurzerhand seine Gitarre, übergibt die Soundaufsicht an einen Kollegen, und zockt zusammen mit den anderen die Bandhymne 'Warchild' und 'Hope' als krönenden Abschluss. Kurz vor Mitternacht ist dann wirklich Schluss und der erwartete Übergriff der Ordnungshüter ist glücklicherweise ausgeblieben.
Fazit: Extrem spaßiger Abend mit zwei tollen Bands. So macht der Underground wirklich Spaß. Wären jetzt noch 50-100 Leute mehr da gewesen, würde ich von einem perfekten Abend sprechen.
Setlist:
Silent Cry
Struggle For Life
Queen Of Sin
Die To Be
Psychodelic Mind
Kick The Bucket
September Moaning
Alive Alone
Midsummernightsdream
Of Love & Pain
War In Heaven
Empire Of The Night
A Bleeding Mind
Demons In The Mirror
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Warchild
Hope
- Redakteur:
- Martin Schneider