Audio Massacre V1.0 - Göppingen
16.05.2001 | 14:3712.05.2001, Clinic OP
Im verschlafenen Industriegebiet Göppingens fand die Erstauflage des Audio Massacre statt. Man nehme hierzu sechs Bands, von denen lediglich BEHIND THE SCENERY mittlerweile deutschlandweit bekannt sein dürften.
Stilistisch fielen nur die Gothic-Rocker THE BLUE SEASON und die Fun-Metaller AFTERBURN um Chefredakteur Georg aus dem Rahmen, ansonsten gab’s hartgesottene metallische Kost.
Auch wenn die Clinic sehr klein ist, sie war zumeist bis zum Anschlag gefüllt und die Stimmung richtig gut - Thomas Lindberg, seines Zeichens Gitarrero bei BEHIND THE SCENERY, darf sich hiermit den Award des Tanzkaspers des Abends anheften.
IMMORTAL RITES aus dem Schwabeländle eröffneten das Audio Massacre mit einem Paukenschlag - schön aggressiven Melodic Death gab’s zu hören, und auch wenn die junge Truppe zu Beginn noch mit kleinen Soundproblemen und einer recht spärlich gefüllten Halle zu kämpfen hatten, so konnte man beides im weiteren Verlauf des Auftritts zum Positiven hin wenden.
Mir persönlich hat die musikalische Performance des Quartetts richtig gut gefallen, da hier keineswegs 08/15-Melodic Death geboten wurde, auch wenn viele verwendete Elemente aus der Göteborg-Schule bekannt sind. Bestechen konnte man durch nette Tempowechsel, gute Gitarrenarbeit und einer interessanten laut/leise-Dynamik. Die vielen Blast-Parts sowie der recht hohe Kreischgesang rückten die Chose zwar etwas in Richtung Black Metal, man fühlte sich auch öfters an das Debutalbum von BEHIND THE SCENERY erinnert, aber im Großen und Ganzen zogen IMMORTAL RITES schon ihr Ding durch.
Auf jeden Fall ein gelungener Auftakt für eine Band, von der ich gerne mehr hören würde.
Weiter im Programm ging es mit FINAL CRY, die sich zumindest auf regionaler Ebene einen gewissen Namen erspielt haben. Mit ihrer schmackhaften Mélange aus Old School Thrash, gewürzt mit ein wenig Speed und klassischem Heavy Metal vermochten es FINAL CRY zwar nicht, ein Feuerwerk an Innovation auf die Zuschauer abzufeuern, aber für gute Laune und Nackenschmerzen sorgte man dennoch hervorragend. Das inzwischen zahlreich vorhandene Publikum ging dementsprechend ab und sorgte für die nötige Stimmung. Leider wurde Lead-Gitarrero Eiko Opfer der PA, weswegen man insbesondere seine Soli nur vage erahnen konnte. Höhepunkt des Auftrittes war das Cover von DEATH\'s \"Evil Dead\". FINAL CRY absolvierten einen sehr ordentlichen Gig und konnten stolz darauf sein, ein zufriedenes Publikum zurückzulassen.
(Christian)
Nun war es Zeit für meinen persönlichen (musikalischen!) Höhepunkt des Abends, BEHIND THE SCENERY betraten die kleine Bühne, wobei es dann mit insgesamt sechs Leuten schon etwas Eng wurde. Bisher konnte ich die Lokalmatadoren (der Proberaum der Jungs befindet sich im gleichen Gebäude...) noch nicht live bewundern, und nach dem superben „...Of Honesty Forbidden\" war meine Erwartungshaltung entsprechend hoch.
Zunächst mal muss man sagen, dass die aktuelle Besetzung mit drei Gitarren richtig geil ist. Thomas und Simon spielten entweder die vielen zweistimmigen Leads oder duellierten sich, während Stefan und Uwe die äußerst druckvolle Rhythmusmaschine darstellten, Basser Guntram agierte als perfektes Bindeglied zwischen diesen beiden Abteilungen - klasse!
Mit ‘Another Stranger’ und ‘Kneel To Pray’, den beiden stärksten Songs des aktuellen Albums, hatte man einen idealen Einstieg gefunden und das massig versammelte Publikum in Rage versetzt. Soundtechnisch war alles bestens, und beim Medley aus ‘Apostle Of Greed’ und ‘Blinded By Abnormity’ wähnte ich mich bereits im siebten Himmel, dermaßen geil kamen die teilweise recht koplexen Kompositionen rüber.
Sänger „Holle\" Holger stellte dann noch einen brandneuen Song vor, der wohl „De-generation\" heissen wird und der sich wunderbar in das bekannte BTS-Strickmuster einfügte. Leider ist noch kein VÖ-Termin für das neue Album bekannt...
‘Compressed Individuality’ und ‘Pierce The Eyes’ beendeten den regulären Set, bevor die Göppinger Jungs noch ‘Innermost Emotions’ als leider einzige Zugabe draufpackten, aus Zeitgründen durfte man nicht länger auf den Brettern verweilen.
Danke für diesen genialen Gig!
ASTERIUS sind wie FINAL CRY auch bereits regional eine größere Nummer. Wieso man allerdings auch immer „Bizarre Cosmic Black Metal\" als stilistische Beschreibung ausgewählt hat, weiss ich nicht, allerdings wohl, dass der sehr atmosphärische Düstermetall der Jungs zu begeistern wusste. Ich hatte ehrlich gesagt eher etwas leicht abgedrehtes in Richtung KOVENANT erwartet und war entsprechend positiv überrascht, insbesondere vom Frontmann und Sänger, der mit seinem angenehmen cleanen Gesang schöne Akzente setzen konnte. Große, epische Melodien hatte man auch zu bieten, hin und wieder setzte sich dann mal in Form von etwas Geknüppel und netten Kreischvocals ein nordisch angehauchter Deibel durch - interessante Mischung!
Die Gitarrensektion hatte weitaus mehr zu bieten als nur ein Wechselspiel aus ruhigen Melodien und schnellem Hasenfickerriffing, und auch das Drumming war sehr ansehnlich. ASTERIUS war die Band, von der ich am wenigsten erwartet hatte und die dann im Endeffekt musikalisch am meisten bot - Hut ab! Und unbedingt mal anchecken!
Als erste und einzige Band des Abends warteten THE BLUE SEASON mit einer Frau hinter dem Mikro auf, was angesichts des vorhergehenden, überwiegend durch Death- und Black Metal gestalteten Programms (Kreischen, Grunzen,..., das Übliche eben) (Banause! -R.), endlich mal eine willkommene Abwechslung darstellte. Auch stilistisch hob man sich deutlich von den anderen Formationen ab: Melodischer Gothic Rock, dessen Beeinflussung durch die frühen THE GATHERING und Elemente des 80er Goth Rock nicht zu überhören war, wurde geboten. Und allein die verblüffend ausdrucksstarke Stimme der Sängerin, die sich durchaus mit den Künsten von Anneke van Giersbergen messen kann, war der Beiwohnung des Auftritts von THE BLUE SEASON allemal wert, gemeinsam mit dem Keyboarder, der sich ebenfalls für die männlichen Vocals verantwortlich zeichnete, wusste sie das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Bei den einzelnen Songs wurde großer Wert auf Facettenreichtum gelegt, so wechselten sich harte Gitarrenriffs mit verspielten, teilweise ins Psychedelische abgleitenden Zwischenspielen ab und mystische Keyboardsounds sorgten für den richtigen magischen Touch - zusätzlich setzte der Percussionist, \"bewaffnet\" mit u.A. Congas und Windspiel, in Richtung Ethno tendierende Akzente.
Alles in Allem waren THE BLUE SEASON ein gelungener und wirklich sehens- bzw. hörenswerter Beitrag zum Audio Massacre. Man sollte die Band im Auge behalten.
(Kathy)
Gibt es eigentlich etwas schwierigeres, als über die Band seines Chefredakteurs zu schreiben ? Wohl kaum... Aber lasst uns die Sache objektiv angehen. AFTERBURN kamen, sahen und siegten !!! In imposanten Flammenhemden bestieg der Vierer die Bühne; bereit dem verbliebenen Publikum zu zeigen, wer der wahre Headliner im Hause ist. Für die, die es noch nicht wissen (schämt euch !): AFTERBURN haben sich die Verwurstung bekannter Pop-Songs zu Metal-Hymnen auf die Flagge geschrieben.
Gleich zu Beginn musste der Schweizer Resthirnakrobat DJ BOBO sein wohl bekanntestes Lied \"Pray\" hinhalten. Heraus kam ein flotter Metalkracher, der vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Ein klasse Einstand, der Lust auf mehr machte, war gegeben.
Weiter ging es mit \"Barbie Girl\" von AQUA, dem definitiven Höhepunkt des AFTERBURN-Auftrittes. Äußerst amüsant war hier die Rollenaufteilung von Bassist Vladimir als quiekender Ken und Sänger Georg als grunzende Barbie. Selten so gelacht...
Bei dem leicht dramatisch vorgetragenen \"Gib mir noch Zeit\" von BLÜMCHEN kamen auch gleich die ersten Feuerzeuge zum Einsatz und dem Publikum wurde eine Atempause gegönnt, bevor es mit \"Hit Me Baby One More Time\" von BRITNEY SPEARS nochmal richtig deftig zur Sache ging.
Thomas Gottschalks \"What Happened To Rock\'n\'Roll\" war der einzige Song, der praktisch prädestiniert für eine Metal-Version ist und bekam hier endlich mal das passende musikalische Gewand geschneidert - bleibt jedoch fraglich, ob man damit beim Grand Prix hätte teilnehmen können...
AFTERBURN kündigten danach das Ende ihrer Show an, doch die Zugabe-Rufe blieben nicht aus. Da die Combo jedoch erst seit relativ kurzer Zeit existiert und somit noch keine weiteren Songs im Repertoire hatte, mussten sie auf bereits gespieltes Material zurückgreifen. Die Wahl fiel auf den Publikumsliebling \"Barbie Girl\", der nachts um 2:30 Uhr nochmal richtig Dampf machte.
AFTERBURN sind ein Garant für gute Laune und dürften sich mit diesem Gig einen Namen gemacht haben.
(Christian)
Fazit: Das Audio Massacre V1.0 ist auf jeden Fall als Erfolg zu werten und wird bei einer Wiederholung sicherlich erneut viel Anklang finden - ein riesengroßes Dankeschön an alle beteiligten Bands und Organisatoren. Geil war’s!
- Redakteur:
- Rouven Dorn