Avenged Sevenfold, Disturbed - Düsseldorf
29.03.2017 | 09:3316.02.2017, Mitsubishi Electric Hall
Ein Abend der Superlative.
Eines schönen Februarnachmittags macht sich der Schreiber dieser Zeilen etwas früher auf den Heimweg, um einen kleinen, aber entscheidenden Schwenker nach Düsseldorf zu machen. Das Line-Up, was sich an diesem Abend in der Mitsubishi Electric Hall der Hauptstadt Nordrhein-Westfalens angekündigt hat, sollte alle Ketten sprengen, denn AVENGED SEVENFOLD und die wiedergekehrten DISTURBED-Schützlinge machen gemeinsam mit CHEVELLE die Straßen unsicher und landen heute quasi vor meiner Haustür. Ein Ereignis, was ich mir nicht entgehen lassen darf. Das dachten sich sicherlich auch alle anderen, denn die Konzerthalle ist bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Doch bevor sich die Elite der Alternative-Metal-Liga die Ehre gibt, kommen um 19 Uhr erst einmal die Amis CHEVELLE auf die Bühne, um den Appetizer abzugeben. Und das, was die drei Brüder aus Grayslake abliefern, ist durchaus amtlich. In etwas mehr als einer halben Stunde haut uns das Alternative-Trio ziemlich coole Kost vor den Latz. 'The Clincher', 'Face To The Floor' oder auch 'Door To Door Cannibals' machen Spaß und Lust auf mehr. Warum es diese Band nach all den Jahren – CHEVELLE hat schon neun Alben auf der Habenseite! – in Sachen Bekanntheitsgrad noch nicht nach Übersee geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Elan, Charisma und den nötigen Kick-Ass-Faktor haben die Jungs auf alle Fälle. Ob der Support-Slot ihnen auch nachhaltig etwas bringt, ist die große Frage. Keine Frage ist jedoch, ob es Düsseldorf Spaß gemacht hat, CHEVELLE zu sehen. Denn das hat es anhand der Publikumsreaktionen definitiv.
Und dann – wir schauen um kurz vor 20 Uhr noch einmal aufs Handy – kann man die Spannung förmlich spüren. Die große Frage ist, ob DISTURBED nach einigen Jahren der Abwesenheit wieder das Live-Level erreichen können, mit dem sie Ende des letzten Jahrzehnts so groß auftrumpfen konnten. Meiner Meinung nach lebt diese Band seit ihrer Gründung einzig und allein von der Stimme Draimans. Und auch heute weiß der herausragende Frontmann einmal mehr zu gefallen. Dazu gesellen sich ein paar fette Riffs, mit 'Another Way To Die', 'Stricken' sowie 'Ten Thousand Fists' und 'The Game' die üblichen Highlights einer DISTURBED-Show sowie eine tolle Live-Darbietung ihres verrückten Akzents. Eine passende Lichtshow sowie Titel neueren Datums dürfen natürlich auch nicht fehlen. Dass ich bei 'The Sound Of Silence' den Gähn-Drang schwer unterdrücken kann, fällt dabei nur nebensächlich ins Gewicht.
Den Fans jedenfalls gefällt es und sie erweisen sich auch bei 'The Vengeful One', 'The Light' und dem neuesten Titeltrack als äußerst textsicher. Im Zuge dessen fällt auf, wie gut sich die "Immortalized"-Songs mit den alten Gassenhauen vertragen und eine Einheit bilden. Diese Einheit bildet auch DISTURBED – eingespielt, energisch und voller Tatendrang – und beendet ihren durch und durch soliden Gig mit dem obligatorischen 'Down With The Sickness' sowie der Gewissheit, dass die Band wieder am Start ist. Ein gutes Gefühl.
Gut, für einige war DISTURBED der heimliche Headliner des heutigen Abends. Und dennoch ist die Vorfreude meinem Gefühl nach noch um einiges höher, als AVENGED SEVENFOLD die Bühne betritt. Um kurz nach halb zehn zeigen die Leinwände die ersten prachtvollen Bilder, die Lichteffekte tanzen Tango, der Vorhang ist eröffnet für eine wirklich denkwürdige Show. Mit dem überaus überraschend veröffentlichten "The Stage" im Gepäck sind die Kalifornien-Rocker gewappnet, um Düsseldorf und der ausverkauften Halle die Leviten zu lesen. Gleich zu Beginn feuern sie mit dem neuesten Titeltrack, 'Afterlife' und 'Hail To The King' sehnlichst erwartete Kost in die Menge, der Jubel ist groß, die Show mehr als eindrucksvoll – das Zusammenspiel aus Stage-Acting, Lichtshow und Leinwand-Kino ist atemberaubend – und die Mitsubishi Electric Hall dreht vollkommen im Rad.
Bei weiteren Brechern der Marke 'Buried Alive' und 'Nightmare' wird auch fleißig mitgesungen. Hand in Hand gehen alteingesessene Klassiker wie besagtes 'Buried Alive' und 'Planets' zusammen mit Neuankömmlinge im AVENGED SEVENFOLD-Diskographie-Universum der Marke 'God Damn' sowie 'Paradigm' stolz in den Sonnenuntergang. Klar ist, dass auf "The Stage" das Hauptaugenmerk liegt, doch auch Altfans kommen die Setliste betrachtend vollends auf ihre Kosten.
Die ausgewogene Mischung macht es eben. Doch so langsam neigt sich auch das coolste Konzert dem Ende. Mit 'Bat Country' sowie 'A Little Piece Of Heaven' und letztendlich auch 'Unholy Confessions' wird Düsseldorf von AVENGED SEVENFOLG in den wohlverdienten Feierabend entlassen. Die Rheinstadt erweist sich als toller Gastgeber, sodass die Kalifornier unter großem Jubel und Sprechchören dann auch die Bühne verlassen dürfen.
In Sachen Alternative Metal blieben also zusammenfassend keinerlei Wünsche offen. CHEVELLE hat sich als Appetizer par excellence erwiesen, DISTURBED hat gezeigt, dass sie nach der Ruhepause wieder zur alten Stärke gefunden hat, ohne sich nur auf 'Down With The Sickness' und das SIMON AND GARFUNKEL-Radio-Gedudel zu verlassen. Und AVENGED SEVENFOLD? Tja, die Jungs haben es einfach drauf. Eine tolle Performance, tolle Songs, ein neues, tolles Album im Gepäck, ein toller Abend. Vielen Dank hierfür, Freunde.
- Redakteur:
- Marcel Rapp