BALANCE AND COMPOSURE - Köln

19.11.2014 | 20:27

28.10.2014, MTC

Im Pop-Punk- und Emo-Revival nimmt BALANCE AND COMPOSURE mittlerweile eine recht prominente Rolle ein. Doch auch die Supportbands NOTHING, SEAHAVEN und MOOSE BLOOD gehören zur Speerspitze der Bewegung.

Ich habe BALANCE AND COMPOSURE 2010 als Vorband für TITLE FIGHT im Kölner Underground gesehen und war nicht wirklich von den Jungs begeistert. Dann habe ich letztes Jahr das neue Album "The Things We Think We're Missing" gehört und war angenehm überrascht. Vielleicht könnte die Band jetzt auch live bei mir zünden. Zudem ist MOOSE BLOOD dabei, deren Debütalbum "I'll Keep You In Mind, From Time To Time" mehr als herausragend ist.

Nur leider verpasse ich die britischen Newcomer, weil das Konzert scheinbar weit vor 20 Uhr, wie es auf der Homepage des MTCs angegeben ist, beginnt. Als ich um 19.59 am MTC in der Kölner Südstadt erscheine, kommen mir massenhaft Leute entgegen, die sich in der Umbaupause eine Zigarette anstecken wollen. Sehr schade und der absolute Tiefpunkt des Abends.

Weiter geht es mit SEAHAVEN, auf die ich mich im Vorfeld auch recht gefreut habe. Jedoch besteht bei der Band die Gefahr, dass der Gesang zu nasal und weinerlich klingt. Und genau das tritt live ein. Sänger/Gitarrist Kyle Sotos Organ klingt heute noch weinerlicher, noch nasaler, gar leicht nervig. Auf den letzten beiden Alben "Winter Forever" und dem neuen Werk "Reverie Lagoon: Music For Escapism Only" fiel mir der Gesang nicht so negativ auf. Musikalisch hingegen ist die Band sehr gut. Das Set wird tight gespielt und es kommt Stimmung auf. Die Soundsamples zwischen den Songs hätten zwar nicht sein müssen, sorgen aber für deprimierte Generation-X-Revival-Stimmung. Besonders die Konzertmitte kann mit ein paar flotteren Nummern überzeugen, wie etwa dem tollen 'Goodnight' oder 'It's Over'. Mit etwas weniger nervigem Gesang hätte die Show ein gutes Trostpflaster für MOOSE BLOOD sein können.

Im Anschluss daran steht NOTHING auf der Bühne. Deren Debütalbum "Guilty of Everything" konnte mich nicht so recht abholen. Auch der heutige Auftritt der Band kann meine Meinung nicht groß ändern. Die Mischung aus Post-Punk, Alternative Rock und Grunge trifft nicht meinen Geschmack, jedoch scheinen ein paar Nasen vor der Bühne dafür umso mehr Spaß zu haben. Live kommt der ohnehin schon kantige Sound der Truppe noch etwas druckvoller rüber, jedoch ist mir persönlich der Grunge-Einfluss zu groß. Dennoch kann man eine halbe Stunde sicherlich schlechter verbringen als mit NOTHING.

So wirklich Stimmung will aber erst beim Headliner BALANCE AND COMPOSURE aufkommen. Endlich kommt mehr Bewegung als Kopfnicken auf. 'Parachutes' vom aktuellen Album "The Things We Think We're Missing" eröffnet das Set der Amerikaner und sorgt direkt für Begeisterung bei den etwa 150 Fans im gut gefüllten MTC.

Der Großteil des Sets besteht glücklicherweise aus Songs des aktuellen Werks der Truppe, da ich mit dem Debüt "Seperation" noch immer nicht viel anfangen kann. Insgesamt macht die Gruppe einen besseren Eindruck als vor gut vier Jahren mit TITLE FIGHT. Jedoch ist das dreizehn Song starke Set etwas ermüdend zum letzten Drittel hin, da BALANCE AND COMPOSURE sich beinahe konsequent im Mid-Tempo-Bereich aufhält, um den geballten Weltschmerz auf die hungrigen Leute vor sich loszulassen.

Ein musikalisch recht depressiver Abend, den BALANCE AND COMPOSURE mit ihrem Song 'Cut Me Open' beendet. Ein atmosphärisch bedrückenderes Konzert habe ich 2014 noch nicht gesehen. Und deprimierend war es wegen MOOSE BLOOD.

Redakteur:
Sebastian Berning

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