BATTLE BEAST - Köln
11.11.2017 | 19:2309.11.2017, Essigfabrik
Das nächste Level für die Kampfbestie!
Die Finnen BATTLE BEAST befinden sich aktuell auf einem echten Höhenflug, der vor allem vom aktuellen Silberling "Bringer Of Pain" noch einmal so richtig befeuert wurde. Zu Beginn seiner Karriere war das Sextett aus Helsinki noch meist als Support für größere Bands unterwegs, doch inzwischen haben sich Fronterin Noora und ihre Jungs auch auf eigenen Headliner-Touren ihre Sporen verdient und zuletzt in kleineren Clubs immer wieder für ausverkaufte Häuser gesorgt. Motiviert von diesen Erfolgen hat man sich folgerichtig für den zweiten Teil der "Bringer Of Pain Over Europe"-Konzertreise auch dazu entschieden, in größere Locations umzuziehen, weshalb nun nicht mehr wie im März diesen Jahres im Kubana in Siegburg, sondern in der deutlich größeren Essigfabrik in der Rhein-Metropole Köln gerockt wird. Ein Risiko, das sich durchaus auszahlt, doch dazu später mehr.
Bevor es nämlich mit dem poppigen Heavy Metal des Hauptacts so richtig rund geht, dürfen erst einmal die Schweizer SILVER DUST versuchen, das Publikum mit ihrer eigentümlichen Mischung aus Gothic, Rock und Elektro-Elementen zu überzeugen. Die Aufgabe ist allerdings nicht gerade leicht, denn mit ihren Steampunk-Outfits und dem teilweise hohen Falsett-Gesang von Fronter Lord Campbell bietet die Truppe doch einen sehr großen Kontrast zu den Metal-Hymnen, wegen derer die meisten Zuhörer angereist sind. Dementsprechend verhalten fällt auch der Applaus nach den einzelnen Songs aus, auch wenn sich die Eidgenossen sichtlich Mühe geben, das Publikum mit einer ausgefeilten Show und großen Gesten auf ihre Seite zu ziehen. Der optische Aspekt ist dann auch der größte Pluspunkt, denn mit einem stimmigen Bühnenbild inklusive als Bilderrahmen getarntem Screen und den bereits erwähnten Outfits liefert der Vierer in dieser Hinsicht weit mehr, als man von einem Opener erwarten würde. Die Musik hingegen kann mich auch bis zum Ende des gut einstündigen Sets nicht vollständig überzeugen, dazu ist mir der mutige Stilmix doch oftmals zu konfus. Nicht selten muten die Ausflüge in Tribal-Drumming oder ein paar kurze Klassik-Zitate sogar eher so an, als ob man hier einem musikalischen Varieté-Programm ohne roten Faden lauschen würde. Am Ende ist das sicher auch bis zu einem gewissen Grad eine Geschmacksfrage, doch die Reaktionen der Zuhörer um mich herum lassen zumindest erahnen, dass ich mit meiner gedämpften Begeisterung heute Abend nicht alleine dastehe.
Damit ist dann aber auch Schluss mit eher verhaltenen Publikumsreaktionen, denn als BATTLE BEAST mit 'Straight To The Heart' die Bühne entert, steht die Essigfabrik Kopf. Fronterin Noora muss nur ihre Faust heben und der Rest der Halle folgt ihrem Beispiel, gesonderte Anfeuerungen sind einfach nicht nötig. Ein kurzer Blick über die Halle verrät dabei, dass es beim ersten Gastspiel noch nicht für einen Ausverkauf gereicht hat, trotzdem ist die Halle in der Nähe des Rheinufers für einen Donnerstagabend ordentlich gefüllt. Und die spärlicher besetzten hintern Reihen werden sowieso vom übrigen Publikum locker ausgeglichen, das sich bei Krachern wie 'Bringer Of Pain' oder 'Familiar Hell' äußerst textsicher präsentiert und teilweise sogar die Band übertönt. Das fällt natürlich auch Noora auf, die angesichts der Begeisterung nur attestiert, dass Köln doch einfach "crazy" sei. Die Anwesenden werden dadurch nur noch mehr angespornt und untermauern diese Feststellung postwendend beim Klassiker 'Into The Heart Of Danger', der nach drei Tracks vom aktuellen Silberling einen Blick in den beachtlichen Backkatalog der Finnen wirft.
Das bringt mich auch direkt zum eigentlich einzigen Kritikpunkt am heutigen Abend, denn alles in allem ist die Setlist nahezu identisch mit dem ersten Teil der Tour im Frühjahr, was natürlich für Fans wie uns, die beide Abschnitte besuchen, nicht ganz optimal ist. Ich persönlich hätte mir zum Beispiel noch ein paar weitere Tracks vom Erstling "Steel" gewünscht, doch statt etwas tiefer in der Vergangenheit zu wühlen, hat das Sextett kurzerhand sogar 'Enter The Metal World' ersatzlos gestrichen. Gut, man kann eben nicht alles haben und natürlich hat auch der aktuelle Silberling, der heute erneut den Großteil der Songs stellt, mit 'Lost In Wars' oder 'We Will Fight' einige echte Hymnen im Gepäck. Ganz im Gegensatz zur statischen Setlist präsentiert sich die Bühnenshow der Kampfbestie heute Abend allerdings deutlich verbessert. Passend zu den größeren Bühnen auf dieser Tour ist auch der Bühnenaufbau und die Lichtshow inklusive Konfetti-Kanonen deutlich gewachsen, womit BATTLE BEAST nun auch optisch in einer Liga mit anderen Headlinern angekommen ist.
In Sachen Performance waren Noora und ihre Mitstreiter hier sowieso schon längst angekommen und so beweisen sie auch heute wieder, dass sich nicht nur eine unheimlich lustige, sondern auch musikalisch extrem tighte und schlagkräftige Band sind. Natürlich dürfen auch die üblichen Bier-Spielchen nicht fehlen, bei denen heute dank der lautstarken Anfeuerung des Publikums nicht nur Keyboarder Janne, sondern auch direkt Basser Eero und Gitarrist Juuso mit ranmüssen. Gelockert von ein wenig Alkohol macht sich dann auch Noora vor dem Disco-Track 'Touch In The Night' auf die Suche nach willigen Tanzpartnern in der ersten Reihe, woraufhin sich natürlich einige Freiwillige finden. Schließlich beendet 'Out Of Control' vom Zweitwerk "Battle Beast" nach gut einer Stunde die reguläre Show, was aber natürlich so vom Publikum nicht akzeptiert wird. Lautstarke Zugaben-Rufe holen die Band schließlich zurück auf die Bühne, wo mit 'King For A Day' und 'Beyond The Burning Skies' ein würdiges Finale für diesen Abend kredenzt wird.
Setliste: Straight To The Heart, Bringer Of Pain, Familiar Hell, Into The Heart Of Danger, We Will Fight, Let It Roar, Black Ninja, Far From Heaven, Lost In Wars, Iron Hand, Bastard Son Of Odin, Touch In The Night, Out Of Control, King For A Day, Beyond The Burning Skies
Um dann abschließend noch einmal auf den Titel dieses Berichts einzugehen, kann man nach dem heutigen Abend nur festhalten, dass die Finnen mit dieser Tour endgültig das nächste Level erreicht haben. Innerhalb von knapp vier Jahren hat sich die Truppe aus Helsinki damit vom Support über ausverkaufte kleine Clubs hinweg zum Headliner in großen Hallen entwickelt. Das Ende der Reise ist damit aber sicher noch lange nicht erreicht, denn bei der Konstanz, mit der die Kampfbestie aktuell Heavy-Metal-Hits aus dem Ärmel schüttelt, geht es auch bald in die ganz großen Arenen der Metal-Welt!
- Redakteur:
- Tobias Dahs