BATTLE BEAST, ALPHA TIGER, THE ORDER OF CHAOS - Mörlenbach-Weiher

24.01.2016 | 10:02

12.12.2015, Live-Music-Hall

Bandmitglieder ziehen sich mitten auf der Bühne um, spielen Karten, mutieren zu Toten und Untoten, flößen sich gegenseitig Bier ein und liefern trotzdem eine gnadenlos gute Show ab. Was ist passiert? Die Antwort ist ganz einfach: Tourabschlusskonzert. Ich hoffe, Text und Fotos können euch einen kleinen Einblick in einen gleichermaßen total verrrückten und total genialen Abend geben.

Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr., es ist Mitte Dezember. Ganz Deutschland bereitet sich schon auf die Weihnachtstage vor... Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Metallern heimgesuchter Ort im Odenwald hat andere Pläne. Er leistet sowohl dem weihnachtlichen Glöckchengeklingel als auch dem seit Jahrzehnten zu Herzen gehenden 'Last Christmas' erbitterten Widerstand. Das Leben in dieser vorweihnachtlichen Zeit ist wahrlich nicht leicht für diese Menschen. Und so haben sie sich mit mehreren Gleichgesinnten zusammengefunden, um auf ihre Art die Vorweihnachtstage zu feiern.

Spätestens ab hier sollte dem geneigten Leser klar werden, dass dies kein einfacher Konzertbericht ist. Den Bericht, der musikalisch gesehen auch diesen Abend treffend beschreibt, könnt ihr beim Kollegen Tobias Dahs nachlesen, der die drei Bands am 10.12.15 im Siegburger Kubana besucht hat.

Treffender hätte er den musikalischen Teil nicht beschreiben können, ich kann ihm da nur voll und ganz zustimmen. Wohlgemerkt: Den musikalischen Teil! In der schönen Live-Music-Hall in Mörlenbach-Weiher gibt es an diesem Abend einige unerwartetete - nun ja - Begebenheiten, nackte Tatsachen und jede Menge Spaß und Action auf der Bühne. Dieser Abend ist nämlich der Tourabschluss und da haben alle nur Blödsinn im Kopf. Mir ist schleierhaft, wie sie trotz allem noch so eine erstklassige Show hinlegen können, während sich das Publikum vor Lachen ausgeschüttet hat. Aber der Reihe nach. THE ORDER OF CHAOS – Nomen est Omen – darf zuerst auf die Bühne. Dabei läuft bei ihnen eigentlich fast alles normal. Powerfrau Amanda rockt mit ihrer Truppe das Haus und, obwohl ich diese Band vorher nicht kannte und demzufolge natürlich auch noch nicht live erlebt habe, bin ich schwer beeindruckt. Besonders von Amandas Stimme – einfach klasse! Zwischendurch erscheint zur allgemeinen Erheiterung ein päpstlich gewandeter Gitarrist auf der Bühne und ein gewisser Bruno, seines Zeichens Tourmanager, wie man später zu hören bekommt, lässt es sich auch nicht nehmen, Herrn Fallon liebevoll mit einem Handtuch die Schweißperlen vom Gesicht zu tupfen.

Soweit ist noch alles im grünen Bereich und THE ORDER OF CHAOS bekommt ordentlich Applaus, bevor sie die Bühne für ALPHA TIGER räumen. Auch diese Truppe kenne ich noch nicht und erlebe einen sehr kleinen, sehr jung aussehenden und sehr stimmgewaltigen Sänger. Wie Tobias schon geschrieben hat, muss er das mit den Ansagen noch ein bisschen üben, aber sonst macht er seine Sache, soweit ich das beurteilen kann, prima, wobei ich allerdings keinen Vegleich zum Vorgänger habe. Auch lässt er sich durch alle nun folgenden Einlagen nicht aus der Ruhe bringen. Anscheinend ist der nimmermüde Bruno der Meinung, dass Alexander ganz dringend eine Stärkung braucht – vorzugsweise zuerst in flüssiger Form, sprich: Bier. Und während der Ärmste ganz brav weiterspielt, wird er erst einmal abgefüllt. Etwas feste Nahrung muss natürlich auch sein – was gibt es da nahrhafteres als Hanuta? Also rein mit dem Keks. Nach dem x-ten Teil darf er auch wieder mit Bier nachspülen, danach verweigert er doch tatsächlich weitere Nahrung und so dürfen sich zwei Herrschaften in der ersten Reihe über die restlichen Kekse freuen. Und der Blödsinn geht weiter. Irgendwann erscheint Janne auf der Bühne, noch relativ züchtig mit einer schicken blauen, nennen wir es mal wohlwollend Retroshorts, bekleidet, einem orangefarbenen Schal (es kann auch ein Vorhang gewesen sein) um den Kopf, aber immerhin mit Keyboard und mischt auf der Bühne mit. Alsbald erscheint auch Juuso in einem ausgesprochen hübschen Ganzkörperkrokodilkostüm. Nein, keine Fragen... Auch Bruno zeigt sich wieder sehr besorgt und wuselt ständig um Alexander herum, damit er ja im Notfall mit einem Griff die zweite Gitarre greifen kann. Irgendwann hat er sein Ziel erreicht, auch wenn man zwischenzeitlich den Atem angehalten hat, ob da nicht doch ein Stolperer über die Kabel die gut gemeinte Hilfe zunichtemachen könnte. Aber Alexander grinst nur vor sich hin und bleibt völlig gelassen. Und dann kommt der Knüller des Abends. Während sich Amanda von hinten an Benjamin heranschleicht und ihn freundschaftlich umarmt, während Janne - immer noch blaubehost - ins Mikro singt, erscheinen Pyry und Juuso mit Köfferchen auf der Bühne, um sich für ihren Auftritt umziehen. Janne schließt sich den beiden an und er und Pyry lassen völlig ungeniert alle Hüllen fallen, wobei gewisse Teile auffällig-unauffällig eher weinger als mehr mit orangefarbenem Klebeband "verhüllt" sind. Mein erster Gedanke ist: "Das muss doch wehtun!" Der Spruch meines Begleiters wenig später: "Och, nicht beim Aufkleben!" Also Mädels, wer schon immer mal wissen wollte, wie denn der knackige Drummer von BATTLE BEAST so aussieht – hier hättet ihr die Chance gehabt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kann ich nur sagen: Er sieht verdammt gut aus! Da kann man sogar über die eher gewöhnungsbedürftige Kleinmädelsleggins hinwegsehen, in die er dann hineinschlüpft. Zum Schluss versucht er noch, Janne das Klebeband abzuziehen, aber der kann sich erfolgreich dagegen wehren. Vereinzelte Bekleidungsstücke zieren dann diverse Instrumente und Mikrofone, aber ALPHA TIGER kann den kurzen Rest des Sets dann relativ ungestört beenden.

Selbstverständlich kommt auch BATTLE BEAST nicht ungeschoren davon. Da erscheint dann schon einmal ein sehr, sehr kleiner Ninja-Krieger auf der Bühne und wird von Noora liebevoll in den Arm genommen, Pyry verlässt sein Schlagzeug und klimpert fröhlich auf Jannes Keytar herum, was letztendlich zu einem Duell zwischen Keyboard, Drums und Gitarre führt, wobei Janne einfach nicht ernst bleiben kann. Auch Amanda – diesmal mit einem schicken roten Stringtanga über ihrer schwarzen Hose – füllt erst Janne mit Bier ab und malträtiert dann ebenfalls das Keyboard. Inzwischen hat sich auf der Bühne eine gewisse Bierfeuchte ausgebreitet und als Bruno einen auf SABATONs Joakim Brodén machen will – angetan mit Brille, aufgemaltem Bart, aufgeklebten Aluteilen, Tarnshorts und Stiefeln – kommt, was kommen muss: Er legt sich gekonnt auf die Bretter wie in einem richtig guten Slapstick-Film. Aber was ein echter Tourmanager ist, dem kann sowas nichts anhaben (auch wenn ich gesehen habe, dass er sich hinterher mit schmerzverzerrtem Gesicht den Rücken gerieben hat). Vom Gitarristen wieder auf die Beine gestellt, wirft er einen leicht grimmigen Blick ins Publikum, sagt etwas, das ich leider wegen ders Gelächters nicht verstehe und sofort ertönt aus vielen Kehlen "Noch ein Bier!" Anschließend wischt er allerdings ganz brav die Bier-Schweinerei wieder auf (ein Sturz reicht) und die Show kann weitergehen. Zwischendurch noch schnell eine Schultermassage von Eero für Noora, die erst ein wenig irritiert ist, dann aber meint, daran könne sie sich gewöhnen. Es dauert nicht lange, da erscheint auf der Bühne schon wieder ein Trupp merkwürdig aussehender Gestalten, aber unsere finnischen Freunde lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, selbst dann nicht, als Dirk, Peter und der Merchmann sich zu einem gemütlichen Kartenspiel mitten auf der Bühne niederlassen. Und da irgendjemand etwas von der "Ultimativen-Battle-Beast-Bier Challenge" gemurmelt hat, wird selbiges noch einmal den einzelnen Herren mehr oder weniger zwangsweise einverleibt - ich tippe eher auf weniger, den grinsenden Gesichtern nach zu urteilen. Auch ein Mädel aus dem Publikum lässt sich nicht lange bitten und kann durchaus neben der männlichen Konkurrenz bestehen. Irgendwann kommt auch der Song, der irgendetwas mit "sterben" zu tun hat, was wiederum seltsame Gestalten auf die Bühne treibt, die sich pantomimisch auf diverse Arten vom Leben zum Tod befördern und schlussendlich als wandelnder Zombies wieder verschwinden. Dass sich die Show langsam dem Ende nähert, bemerken wir einmal an der Zeit und daran, dass Janne meint, er könne ja schon einmal mit dem Abbau des Schlagzeuges beginnen und fröhlich ein Becken durch die Gegend trägt. Aber Pyry sieht das ganz locker, lässt sich nicht wirklich beirren und trommelt einfach bis zum Schluss mit den Restbeständen weiter. Klar, dass als Zugabe der größte Hit der Finnen nicht fehlen darf und Band und Publikum geben noch einmal alles. Der Schluss gestaltet sich wie immer: Danke sagen, Hände schütteln, Setlisten verteilen und natürlich das obligatorische Gruppenfoto. Apropos Setliste: Ich stelle die hier mal in den Raum und wünsche frohes Raten! Wer es nicht herausfindet, kann ja bei Tobias "spicken". Ich möchte noch einmal betonen, dass es ein fantastischer Konzertabend war, mit drei tollen, bestens gelaunten Bands und einem Publikum, das sich über diese ungewöhnliche Show offenbar genauso amüsiert hat. Zumindest habe ich keine gegenteilige Meinungen gehört.

Die nicht ganz ernst zunehmende Setliste: Intro, Pretty, Pretty Close, I Want The Moon, Out On The Narrow Paths, Let It Purr, Into The Liver Of Danger, Eurodancer, African-American Ninja, Well Adjustedness, Couch In The Night, Small River Of Dreams, Well-behaved Saviour, Wooden Hand, Show Me How To Lie, Exit The Fetal World, Out On Patrol

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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