BATTLE BEAST, ARION - Leipzig

20.04.2019 | 08:58

03.04.2019, Hellraiser

Die geballte Finnen-Power im Doppelpack!

The beast is in town! Vor wenigen Wochen erst wurde der fünfte Longplayer "No More Hollywood Endings" von BATTLE BEAST veröffentlicht, der nicht nur europaweit für Aufsehen sorgen, sondern auch viele gute Kritiken einheimsen und sogar in einigen Ländern die Charts entern konnte. In Deutschland wurde beispielsweise ein guter zwölfter Platz in der ersten Woche erreicht. Absolut naheliegend also, dass die Finnen geradezu heiß darauf sind, den Fans die neuen Songs auch endlich live zu präsentieren. Als Verstärkung wurde ARION rekrutiert, die mit ihrer zweiten Scheibe, welche auch erst Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde, ebenfalls einiges an Aufmerksamkeit generieren konnten.

Da ich BATTLE BEAST bereits mehrere Male live erleben durfte und jedes Mal begeistert war und mir zudem "No More Hollywood Endings" richtig gut gefällt, war es keine Frage, dass ich auch bei dieser Tour der Finnen wieder mit von der Partie sein muss. Der Termin in Leipzig im Hellraiser ist zwar an einem Mittwoch, aber auch das hält mich nicht ab. So fahre ich nach der Arbeit schnell nach Hause, schlüpfe in bequeme Klamotten und dann geht es auch schon ab auf die Autobahn in Richtung Leipzig. Das große Chaos im Berufsverkehr auf der Autobahn bleibt heute glücklicherweise aus, daher kann ich sogar unterwegs noch eine Kleinigkeit essen und treffe entspannt kurz nach Einlass am Hellraiser ein.

Pünktlich wie die Maurer betritt um 19.30 Uhr ARION die Bühne. Musikalisch sind mir die Finnen bisher nicht bekannt, muss ich zu meiner Schande gestehen. Ich habe es auch im Vorfeld der Veranstaltung vermieden, diese Lücke zu schließen, da ich mich einfach überraschen lassen wollte. Was ich da höre, gefällt mir aber ausgesprochen gut. ARION hat schönen, straighten Melodic Metal für das Leipziger Publikum parat, der dazu noch mit richtig gutem Gesang daherkommt. Das Hellraiser ist zwar "nur" zu schätzungsweise drei Vierteln gefüllt, was wohl dem an einem Werktag gelegenen Termin geschuldet ist, von der Stimmung her könnte man allerdings auch meinen, dass die Hütte ausverkauft ist. Es dauert auch gar nicht lange, bis ARION auch den letzten der Anwesenden in der Tasche hat, denn der Jubel wird von Song zu Song immer lauter. Das ist absolut berechtigt, denn von dem was die fünf Finnen da auf der Bühne abziehen, könnte sich so manche alteingesessene Combo noch die eine oder andere Scheibe abschneiden.

Sänger Lassi ist sichtlich überwältigt ob der großen Gegenliebe, auf die seine Musik hier in Leipzig stößt, und wird auch nicht müde, sich dafür immer wieder beim Publikum zu bedanken. Allein für seine Gesangsleistung ist der Beifall mehr als angemessen, denn so sehr man auch sucht, man kann nicht kleinsten Fehler oder Unsicherheit hören. Der Rest der Band gibt ebenfalls alles und sorgt durch eine energiegeladene Bühnenshow für gute Unterhaltung bei den Zuschauern. Auch für den Headliner BATTLE BEAST lässt Lassi die Fans applaudieren und merkt noch an, dass es für ARION eine große Ehre ist, mit einer der momentan besten Heavy-Metal-Bands weltweit auf Tour zu sein. Nach guten 45 Minuten ist der Auftritt dann schließlich zu Ende und ARION lässt sich ein letztes Mal an diesem Abend von den Zuschauern feiern. Ein Beweisfoto für Facebook wird ebenfalls noch geschossen, dann verabschieden sich die Finnen vom sichtlich zufriedenen Leipziger Publikum.

Setliste: End Of The Fall (Intro); No One Stands In My Way; I Am The Storm; Punish You; Seven; Iopetus; The Last Sacrifice; You're My Melody; Unforgivable; Huudatus; At The Break Of Dawn

Das war doch mal ein mehr als gelungener Einstieg, besonders die für einen Opener mittlerweile ungewöhnlich lange Spielzeit von einer Dreiviertelstunde hat mir sehr gut gefallen. Lieber sehe ich nur zwei Bands an einem Abend, die dann beide ausreichend lange spielen, als vier bis fünf Bands, bei denen die ersten beiden dann gerademal 20 oder 30 Minuten spielen dürfen. Bevor es jetzt mit BATTLE BEAST weiter geht, statte ich allerdings der Bar noch einen Besuch ab, denn Heavy Metal macht irgendwie immer durstig.

Als das Licht im Hellraiser erlischt, dauert es nicht lange, bis die einzelnen BATTLE BEAST-Mitglieder der Reihe nach zu den Klängen eines Intros die Bühne betreten. Brüllwürfel Noora lässt noch auf sich warten, die Band stimmt bereits den ersten Song 'Familiar Hell' an und kurz bevor ihr Gesang beginnt stürmt sie von lautem Beifall begleitet ebenfalls auf die Bühne und sichert sich sofort die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Denn obwohl sie nicht gerade groß gewachsen ist, verfügt sie über eine Bühnenpräsenz, von der die meisten Musiker nur träumen können. Doch auch ihre gesanglichen Fähigkeiten finde ich bei jedem BATTLE BEAST-Konzert erneut beeindruckend. Sie scheint einfach jeden Gesangsstil zu beherrschen und bringt das Ganze sogar absolut fehlerfrei auf die Bühne. Zur Unterstützung der Lyrics lässt sie zudem ausdrucksstarke Gesten vom Stapel und fordert die Zuschauer immer wieder zum Mitmachen auf, was diese natürlich liebend gerne tun. Die Frau ist einfach ein waschechtes Energiebündel und obwohl sie nicht von Beginn an in der Band war, fällt mir derzeit keine andere Sängerin ein, auf die der Bandname mehr zutreffen würde als auf Noora.

Angesichts der gewaltigen Bühnenpräsenz von Frontbiest Noora könnte man fast vergessen, dass bei BATTLE BEAST auch noch andere Musiker mitspielen, die live eine ebenso gute Figur machen und denen man den Spaß an den Songs und am Performen zu jeder Zeit ansieht. Besonders Basser Eero hat zwischen den Tracks gelegentlich einen lockeren Spruch für das Publikum auf Lager, womit er für so einige Lacher in den Zuschauerreihen sorgt. Dass die Jungs allesamt auch hervorragende Musiker sind, wird bei all dem Klamauk, den sie auf und außerhalb der Bühne veranstalten, auch gerne mal unter den Tisch gekehrt. Doch gerade die Gitarrensoli sind nicht von schlechten Eltern und brauchen sich keineswegs vor denen der etablierteren Bands verstecken. Auch klingen die Songs live nochmal deutlich heavier als auf Platte, vor allem die häufig kritisierten Popanleihen der Tracks kommen hier nicht ganz so stark durch.

Natürlich steht das gerade erschienene Album "No More Hollywood Endings" im Fokus der Setliste, doch auch die Fans der früheren Alben kommen nicht zu kurz. BATTLE BEAST veranstaltet ein wahres Feuerwerk der guten Laune, für welches die Finnen aus den fünf Alben auch absolut aus dem Vollen schöpfen können, denn Kracher finden sich auf jeder ihrer Scheiben. Ein Gitarren- und Keyboardsolo gibt es auch, welches Noora nutzt, um kurz hinter der Bühne zu verschwinden und dann mit neuem Outfit (welches sie im Video zu 'Eden' trägt) wiederzukommen. 'The Golden Horde' vom aktuellen Album schlägt live wie erwartet richtig ein und sorgt für einen Höhepunkt des Abends im Hellraiser. Zu 'Eden' und 'No More Hollywood Endings' packt Noora sogar die aus den offiziellen Musikvideos bekannten Tanzmoves aus, was dem Publikum natürlich sehr gefällt. Zum Abschluss gibt es noch die Kracher 'King For A Day' und 'Beyond The Burning Skies' vom letzten Album, danach verabschiedet sich BATTLES BEAST sichtlich erschöpft, aber zufrieden nach einer wieder einmal erstklassigen Show von den Zuschauern im Hellraiser.

Setliste: Unbroken (Intro); Familiar Hell; Straight To The Heart; Unfairy Tales; Black Ninja; Endless Summer; Guitar And Keyboard Solo; I Wish; Raise Your Fists; The Golden Horde; Out Of Control; Touch In The Night; Bastard Son Of Odin; The Hero; Eden; No More Hollywood Endings; King For A Day; Beyond The Burning Skies; Outro

Das war mal wieder ein sehr gelungener Konzertabend im Hellraiser, das leider nicht ausverkauft war (was an einem Freitag oder Samstag wohl ohne Zweifel der Fall gewesen wäre). Immerhin war somit auch das Gedränge vor der Bühne nicht so groß oder, besser gesagt, gar nicht vorhanden. Die Anwesenden sind auf jeden Fall voll auf ihre Kosten gekommen, mit ARION gab es einen Opener zu sehen, der sich mit seiner 45-minütigen Show sicher einige neue Fans erspielt haben dürfte. Der Headliner BATTLE BEAST konnte mit seiner energiegeladenen Show auch mehr als überzeugen, Noora in ihrer Rolle als Frontbiest ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Den (leider nicht wenigen) Kritikern der Band empfehle ich dringendst, sich BATTLE BEAST mal live anzuschauen. Denn auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt, aber dagegen können viele alteingesessene Bands (ja, auch aus den goldenen 80ern) einfach einpacken. Absolut großartig, was die Finnen auf der Bühne veranstalten. Zusammenfassend gab es an diesem Mittwochabend im Hellraiser in Leipzig also sozusagen die geballte Finnen-Power - im Doppelpack!

Redakteur:
Hermann Wunner

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