BATTLE BEAST und ALPHA TIGER - Siegburg

13.12.2015 | 11:38

10.12.2015, Kubana

Erfolgreiche Feuertaufe für die finnische Kampfbestie!

Eine Tour als Bewährungsprobe für beide Headliner, genau das ist der aktuelle Europa-Trek von BATTLE BEAST und ALPHA TIGER. Zum einen wären da die Finnen um Frontfrau Noora Louhimo, die auf dieser Tour zum ersten Mal als Hauptact agieren. Zwar hat sich das Sextett in den letzten Jahren bereits als Supportband und vor allem auch auf Festivals einen Namen gemacht, doch der Sprung zum Headliner stellt immer ein Risko dar, denn nicht jede Band konnte diese Hürde am Ende bewältigen. Zum anderen wären da die Heavy-Metaller ALPHA TIGER, die ebenfalls erstmalig an einer Konzertreise dieser Größenordung teilnehmen. Zusätzlich stellen die Sachsen im Rahmen dieser Shows ihren neuen Sänger Benjamin Jaino vor, der erst seit wenigen Wochen den Mitte des Jahres ausgestiegenen Stephan Dietrich ersetzt und hier und heute beweisen muss, ob er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann. Alles in allem also eine sehr interessante Konstellation, die den Fans an diesem Donnerstagabend im Siegburger Kubana geboten wird.

Der Abend beginnt allerdings mit den Kanadiern THE ORDER OF CHAOS, die bereits auf der gesamten Tour als Opener fungieren. Pünktlich um 20:00 Uhr entert das Quintett die Bühne vor einer noch recht kleinen Zahl von Musikfans, denn trotz des relativ späten Beginns ist der Konzertsaal nur gut zur Hälfte gefüllt. Die Truppe um Sängerin Amanda Kiernan lässt sich davon allerdings nicht beirren und serviert ihre moderne Mischung aus Thrash und Power Metal mit grandioser Präzision. Dabei macht sich überraschenderweise auch das Fehlen von Bassist Barrett Klesko kaum bemerkbar, der kurzfristig wegen einer Hochzeit im engsten Familienkreis die Heimreise antreten musste. Damit die Kanadier die Tour trotzdem fortsetzen können, haben Dirk Frei und David Schleif, die zusammen eigentlich die Rhythmussektion von ALPHA TIGER bilden, kurzerhand das Set gelernt und teilen sich heute Abend die Aufgaben am Bass. Der Fokus liegt allerdings trotzdem auf Amanda, die sich stimmlich in perfekter Verfassung präsentiert, und den beiden Gitarristen John Simon Fallon und John Saturley. Letztere meistern trotz ihrer aktiven Bühnenpräsenz auch die verrücktesten Gitarrenpassagen fehlerfrei und demonstrieren gerade in Songs wie 'Sexwitch' oder 'Vicitim Of Circumstance', dass sie perfekt aufeinander eingespielt sind. So ist es dann auch kein Wunder, dass die Fünf im Laufe des Sets immer mehr Leute vor die Bühne locken können und auch von Song zu Song mehr Applaus ernten. Mit 'Darklord' endet dann nach guten 40 Minuten ein bärenstarker Auftritt, mit dem die Kanadier sicher einige neue Fans gewinnen konnten. Mich haben sie zumindest voll und ganz überzeugt.

Nach einer blitzschnellen Umbaupause ist es dann Zeit für den ersten Headliner des Abends: ALPHA TIGER. Beim Opener 'Lady Liberty' kämpfen die Sachsen zuerst noch mit ein paar kleineren Soundproblemen, gerade die Gitarren klingen anfangs blechern und haben wenig Druck, doch bereits beim folgenden 'Scripted Reality' hat der Techniker die Regler des Mischpults im Griff und verpasst dem Quintett ab hier einen druckvollen Livesound. Auch der noch extrem junge Frontmann Benjamin zeigt sich von Beginn an bestens aufgelegt und zögert nicht, spontan einen Herrn in der ersten Reihe aufs Korn zu nehmen, der sich sehr offensichtlich durchgehend mit seinem Smartphone beschäftigt, anstatt seine Aufmerksamkeit auf die Bühne zu richten. Überraschenderweise endet die Souveranität beim Frontmann aber, sobald die Musik endet, wobei er gerade bei den Ansagen zwischen den einzelnen Songs noch etwas schüchtern und unbeholfen wirkt. Das wird allerdings zu großen Teilen an seiner noch mangelnden Erfahrung liegen, immerhin ist er erst vor kurzem zur Band gestoßen und findet sich jetzt schon auf einer ausgedehnten Tour quer durch Europa wieder. Gesanglich macht Benjamin dafür heute Abend größtenteils eine gute Figur, inbesondere das Material von "Beneath The Surface" und "Man Or Machine" interpretiert er sogar teilweise besser als sein Vorgänger. Einzig bei den Songs des aktuellen Longplayers "Identity" hat er kräftig mit den Gesangspassagen von Stephan zu kämpfen. Immer wieder muss er bei Tracks wie 'Long Way Of Redemption' oder 'We Won't Take It Anymore' in andere Tonlagen ausweichen und überlässt auch gerne die eine oder andere Zeile den beiden Gitarristen Alexander Backasch und Peter Langforth an den Backing-Vocals. Zieht man hier als Referenz die Release-Show zum Album im Essener Turock heran, bei der noch Stephan am Mikrofon stand, dann liegen da schon Welten dazwischen. "Identity" enthält aber auch einfach einige wirklich komplizierte Gesangspassagen. Die  Fans im inzwischen gut gefüllten Kubana lassen sich davon allerdings nicht stören und feiern die Band über das gesamte Set hinweg. Für das immense Potential der Truppe spricht, dass sie inzwischen locker eine 45-minütiges Show mit den Highlights aus ihrem Backkatalog füllen können. Schwächere Songs sucht man heute Abend jedenfalls vergebens, wobei gerade die älteren Stücke wie 'Along The Rising Sun' oder 'Black Star Pariah' ganz besonders gut ankommen. Mit letztgenanntem Track endet dann auch die starke Show der Sachsen, deren einzige Schwäche die bereits erwähnten gesanglichen Probleme bleiben. Vielleicht wird es doch einfach Zeit für eine neue Platte, auf der Benjamin dann auch seinen eigenen Gesangsstil besser einbringen kann, auch wenn der aktuelle Longplayer erst gut ein dreiviertel Jahr alt ist. Trotz allem ist und bleibt der sympathische Fünfer eines der Juwelen der deutschen Metalszene und eine astreine Liveband.
Setlist ALPHA TIGER: Lady Liberty, Scripted Reality, Karma, Long Way Of Redemption, Against The Time, Along The Rising Sun, We Won't Take It Anymore, Black Star Pariah

Gegen 22:00 Uhr wird es dann aber endlich Zeit für BATTLE BEAST, das finnische Zugpferd der gesamten Tour. Die Truppe um die Rockröhre Noora Louhimo lässt sich nicht lange bitten und entert die Bühne mit einem Doppelschlag aus 'Far Far Away' und 'I Want The World ... And Everything In It', die beide aus dem aktuellen Longplayer "Unholy Savior" stammen. Im Publikum gibt es von den ersten Tönen an schon kein Halten mehr und sehr zur Freude von Noora und Bassist Eero Sipilä müssen die Zuschauer nicht erst zum Mitsingen animiert werden. Auf Verschnaufpausen legen die Finnen dabei heute Abend keinen Wert, hier wird aus allen Rohren gefeuert und das Sextett legt direkt mit einem Hit-Paket vom Vorgänger "Battle Beast" nach. 'Out On The Streets', 'Let It Roar' und vor allem die Single 'Black Ninja' bringen das Publikum endgültig auf Touren und beweisen eindrucksvoll, was für ein goldenes Händchen die Truppe inzwischen beim Songwriting entwickelt hat. Im Studio mag manches Keyboard kitschig und klischeebehaftet klingen, auf der Bühne funktioniert die Musik aber einfach perfekt. Unterstüzt wird der Effekt von der energetischen Bühnenshow der Musiker. Die gesamte Truppe ist fast durchgehend in Bewegung und man hat das Gefühl, dass sich die Band nahezu ausschließlich am vorderen Bühnenrand tummelt und den direkten Kontakt zum Publikum sucht. Selbst Keyboarder Janne Björkroth hat sich eine Keytar umgeschnallt und ist somit ebenso mobil wie alle anderen Instrumentalisten. Die Attraktion auf der Bühne bleibt bei all dem aber trotzdem Noora, die mit ihrem Organ sicher locker Wände zum Einsturz bringen könnte. Erstaunlich ist auch, wie gut ihre Stimme die bisher 24 Konzerte der Tour verkraftet hat, denn von Ermüdungserscheiungen ihrer Stimmbänder ist keine Spur zu hören.

In der Mitte des Sets bekommen die Anwesenden dann aber doch noch eine verdiente Verschaufpause, die mit einem Solo-Duell zwischen Keyboard, Gitarre und Schlagzeug gefüllt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen stehen hier allerdings nicht die technischen Fertigkeiten der Musiker im Vordergrund, sondern die gesamte Einlage arbeitet mehr mit Komik und insbesondere Janne gibt mit seiner Keytar den Pausenclown. Noora muss die heitere Slapstick-Einlage schließlich unterbrechen, damit sich die Finnen wieder der Musik und dem aktuellen Album "Unholy Savior" zuwenden können. Hier folgt dann auch die unvermeindliche Disco-Single 'Touch In The Night' von eben jenem Longplayer, die überraschenderweise auf der Bühne deutlich rockiger als in der Studioversion daherkommt. Selbst ich muss zugeben, dass der Track einfach einen wirklich eingängigen Refrain besitzt. Gegen Ende der Show widmet sich das Sextett dann aber wieder mehr seiner Frühphase und so gibt es mit einem Dreierpack aus 'Iron Hand', 'Show Me How To Die' und 'Enter The Metal World' auch endlich Material vom Debütalbum "Steel" zu hören, das bisher in der Setlist vollständig ignoriert wurde. Aber auch die beste Show kann nicht ewig dauern und so geht es nach eineinhalb Stunden dann unweigerlich dem Ende des Auftritts entgegen, doch die Finnen können die Bühne natürlich nicht ohne ihren Über-Hit 'Out Of Control' verlassen. Selbiger mobilisiert im Publikum noch einmal die letzten Kräfte, bevor sich das Sextett zu den Klängen des Soundtracks des Films "Top Gun" von den Fans verabschiedet und so eine mehr als würdige Headliner-Show beendet.
Setlist BATTLE BEAST: Far Far Away, I Want The World ... And Everything In It, Out On The Streets, Let It Roar, Into The Heart Of Danger, Neuromancer, Black Ninja, Madness, Touch In The Night, Sea Of Dreams, Unholy Savior, Iron Hand, Show Me How To Die, Enter The Metal World, Out Of Control

Abschließend kann man nur festhalten, dass BATTLE BEAST die Feuertaufe als Hauptact einer solch ausgedehnten Tour mit Bravour bestanden hat. In dieser Form haben die Finnen das Potential auch deutlich größere Hallen zu füllen. Aber auch THE ORDER OF CHAOS und ALPHA TIGER konnten heute überzeugen, auch wenn letztere sicher noch etwas Zeit brauchen, um sich in der neuen Besetzung vollständig einzuspielen. Ganz besonders positiv muss man auch die tolle Atmosphäre innerhalb des gesamten Line-Ups erwähnen. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Jungs von ALPHA TIGER so kurzfristig bei der Supportband einspringen, damit diese die Tour fortsetzen kann. Außerdem finden sich den kompletten Abend über regelmäßig einzelne Bandmitglieder in den vorderen Reihen ein, um sich die Shows der anderen Combos anzuschauen, was auch nicht unbedingt immer üblich ist. So bleibt unter dem Strich ein insgesamt gut besuchter Konzertabend mit grandioser Stimmung und drei starken Bands, der für relativ kleines Geld sehr viel Qualität geboten hat.

Redakteur:
Tobias Dahs

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